Nina Michalitsch

Mein Herz schlägt nur für dich


Скачать книгу

kichert meine Tochter hinter mir.

      Im Golf läuft extrem laute Musik, die ich sogar durch meine geschlossenen Fenster hören kann. Keine schlechte Musik, aber meine Familie weiß nicht, was ich so höre. Trotzdem mache ich meinen Radio jetzt aus und lausche. Caro sieht mich verwirrt an.

      „Kannst du die Musik nicht wieder anmachen? Ich will den Mist da drüben nicht hören" Sie zeigt auf das Auto neben mir. Ich grinse. Ich kann ihr doch jetzt nicht sagen, dass ich die Musik sehr gerne höre. Stattdessen seufze ich leise.

      „Wir sind ohnehin gleich da", brumme ich nur und konzentriere mich wieder auf die Straße vor mir.

      Ich suche mir einen Parkplatz und stelle den Motor aus. Er ist mir wirklich gefolgt, denn der Gti Fahrer parkt jetzt neben mir. Ich traue mich kaum auszusteigen. Was will er überhaupt hier? Dennoch muss ich irgendwann hier raus. Ich schnalle mich also ab und steige langsam aus dem Wagen. Ich versuche ihn zu ignorieren und befreie zuerst den schlafenden Luke aus seinem Sitz. Ich hole den Buggy aus dem Kofferraum und schnalle den Jungen darin fest. Endlich geht auch die Tür des Golf Fahrers auf. Mit lautem Geklirr schlägt er die Tür zu und kommt mit einem breiten Grinsen auf mich zu. Er sagt kein Wort, wartet nur. Ich seufze ergeben. Er hat meine ganze Tarnung auffliegen lassen. Jetzt gibt es wohl kein zurück mehr. Ich schließe kurz die Augen, dann breite ich meine Arme aus. Wolfi versteht die Geste richtig und umarmt mich schließlich. Caro starrt mich mit großen Augen an. Klar sie kennt ihn nicht. Wieder seufze ich.

      „Darf ich vorstellen? Mein bester Freund Wolfi"

      „Wolfi? Meine Familie" Er grinst und reicht jedem die Hand.

      „Wieso wissen wir nichts von ihm?", fragt Caro mich schließlich. Ich denke sie bekommt mit, wie wenig sie eigentlich von mir weiß. Ich weiß nicht, was ich jetzt sagen soll. Da rettet mich Miyuki.

      „Der Wagen ist verdammt geil", bewundert sie Wolfis Golf. Mein bester Freund lacht laut auf.

      „Ganz wie der Papa. Vielleicht lasse ich dich ja später mitfahren. Der kleine hat 139 Ps" Er dreht sich zu mir um und grinst dümmlich.

      „Ich habe gar nicht gewusst, dass deine Familienkutsche so schnell geht" Verarscht er mich jetzt? Ich brumme nur unzufrieden. Caro meldet sich wieder zu Wort und fragt mich noch einmal, wieso ich ihnen meinen besten Freund nie vorgestellt habe. Ich seufze ergeben.

      „Ich will euch keine Angst machen, dass habe ich dir gester schon gesagt"

      „Aber du hast mir versprochen, du zeigst es mir heute"

      „Willst du streiten oder gehen wir erst einmal da rein?", knurre ich. Ich bin wütend auf Wolfi. Wieso ist er überhaupt hier und wieso hat er gerade jetzt meine Tarnung auffliegen lassen?

      Keiner hat mehr Lust auf diesen Ausflug, trotzdem bringen wir ihn hinter uns. Wolfi ist beim Wagen geblieben, um uns nicht zu stören. Nach zwei langen Stunden kommen wir wieder zurück. Er hat mir gehörig den Spaß verdorben, Wütend trete ich auf ihn zu. Er lehnt lässig am Wagen und scheint auf mich gewartet zu haben,

      „Du solltest gar nicht hier sein. Du hast alles kaputt gemacht. Alles was ich mir aufgebaut habe", brülle ich so laut ich kann. Er starrt mich mit offenen Mund an und kann nicht glauben, dass ich ihn wirklich anschreie. Das habe ich noch nie getan. Es tut allerdings gut. Caro sieht mich mit ihren unschuldigen Kulleraugen an.

      „Wenn du uns zeigst, was du mir schon so lange verheimlichst, dann könnten wir aufhören zu steiten" Ich seufze.

      „Das bezweifle ich. Das würde alles nur noch schlimmer machen, aber wenn du es unbedingt sehen willst" Wolfi grinst, als hat er das alles so geplant. Ich stecke den Autoschlüssel in die Jeanshose und mache mich am Saum meines Shirts zu schaffen. Mit einem Ruck ziehe ich mir das lange Sweatshirt über den Kopf. Ich sehe niemanden an. Mein Blick ist zu Boden gerichtet und ich wage es nicht, ihre Reaktion zu sehen. Keiner sagt ein Wort. Eine Zeit verstreicht, ehe sich Wolfi schließlich zu Wort meldet.

      „Ich bin stolz auf dich" Wieder Stille. Ich halte das nicht mehr aus und wage es, meinen Kopf etwas zu heben. Caro löst sich gerade aus ihrer Starre. Ihre Augen sind leicht geweitet und ihre Lippen einen Spalt breit geöffnet. Sie streckt die Hand nach meinen Brustmuskeln aus und fährt mit den Fingern leicht darüber. Sie schluckt deutlich hörbar.

      „Du trainierst viel" Sie formuliert das als Frage, weil sie ziemlich überrascht ist, mich so zu sehen. Ich nicke.

      „Ich habe auch den härtesten Trainer überhaupt", merke ich mit zittriger Stimme an. Mein Blick fällt auf Wolfi, der mich breit angrinst.

      „Wie oft trainierst du in der Woche?", fragt Caro mich verblüfft. Ich antworte ihr nicht, stattdessen forme ich mit den Fingern eine vier. Sie hat mich sehr wohl verstanden und nickt anerkennend. Sie schweigt wieder einen Moment.

      „Da fehlt noch etwas", meint mein bester Freund schließlich und reicht mir meine Snakebites, die ich meiner Familie zuliebe nicht immer trage. Ich stecke mir die Piercings wieder in die Lippe und setze einen treuen Dackelblick auf. Wolfi starrt mich an und wird plötzlich ernst. Er streckt die Hand nach mir aus, als wolle er mich anfassen. Er tut es jedoch nicht.

      „Du stehst auf Piercings und Tattoos", merkt Miyuki an. Ich nicke zaghaft. Mein ganzer Arm ist tättowiert. Ich finde mich so recht ansehlich. Meiner Frau scheint das weniger zu gefallen. Sie weicht sogar einen Schritt zurück.

      „Sind das die einzigen Piercings, die du hast?", fragt Miyu mich jetzt interessiert. Ich sehe sie leicht verwirrt an, doch dann lasse ich die Katze doch aus dem Sack.

      „Ich habe mir vor zirka einem Jahr eine Guiche Ladder stechen lassen" Nun sind alle Augen auf mich gerichtet. Caro hat kein Ahnung, was das sein soll. Miyuki grinst belustigt. Sakura schlägt sich auf Caros Seite und Wolfi starrt mich mit offenen Mund an. Ja, selbst er hat das noch nicht gewusst.

      „Wie kannst du mir so etwas verschweigen", beschwert er sich entrüstet. Ich seufze und verdrehe genervt die Augen.

      „Glaubst du wirklich ich binde jedem mein Intimpiercing auf die Nase?" Jetzt macht auch Caro große Augen. Sie hat wohl endlich verstanden, worum es hier geht. Miyuki grinst. Sie kommt langsam auf mich zu und legt ihren Kopf auf meine Schulter.

      „Ich hab dich lieb Papa, egal wie du aussiehst" Caro schnaubt nur wütend.

      „Danke", murmle ich und nehme meine Tochter kurz in den Arm. Meine Frau braucht etwas Zeit sich an meinen Anblick zu gewohnen.

      „Was hältst du von einem erneuten Geschwindigkeitsrausch?" Er richtet den Blick wieder auf mich und dann auf Miyuki.

      „Das ist das einzige, was mich jetzt noch aufmuntern kann. Ich bring meine Familie schnell nach Hause und wechsle das Auto", schlage ich vor und fische den Schlüssel wieder aus der Hose. Ich lasse mich gerade hinters Steuer fallen, als ich von draußen etwas höre.

      „Steig ein!", brüllt Wolfi meiner Tochter zu, als diese gerade in den Wagen steigen will. Sie grinst, springt davon und dann höre ich nur noch die Türen des Golfs knallen. Caro blickt mich stumm an, dann mache ich den Radio an und fahre langsam und vorsichtig nach Hause. Ich setze die drei Verbliebenen dort ab und mache mich nun auf den Weg in die Werkstatt. Ich muss das Auto wechseln, wenn ich mich wirklich in den Rausch fahren will. Wolfi hat schon recht. Ich habe auch nicht gewusst, dass die Karre so schnell geht. Matt lächelnd schließe ich den Wagen in der Werkstatt ein und rausche dann mit dem Opel davon. Wie so oft bin ich auf dem Weg zu Wolfi nach Hause. Die zwei stehn bereits draußen und warten auf mich. Ich parke den Wagen vor dem Haus und stelle den Motor kurz ab. Ich muss erst einmal tief durchatmen. Ich steige aus, um die frische Luft besser einatmen zu können. Wolfi lehnt am Wagen und unterhält sich gerade mit meiner Tochter über sein tolles Tuning.

      „Können wir los?", fragt er mich schließlich. Ich schüttle nur den Kopf.

      „Lass mich erst einmal eine rauchen" Ich fische Zigarette und Feuerzeug aus der Hosentasche und zünde mir eine an. Ich lehne mit dem Rücken am Fahrzeug und schließe für einen Moment die Augen.