Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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Heil'genschein umweht.

       58. Die stoaner' Agnes bei Reichenhall.

       Erzählt von F . v . K o b e l l .

       Wann d' vo' Reichehall auf Hallthurn hi' gehst, da

       sichst 'es Lattngebirg mit 'n Dreisesselberg. Da drobn

       ist vor alti Zeitn a' wunderbari G'schicht' gschegn und

       die will 'Enk verzähln, wier i' s' g'hört ho'.

       Es is selm a jungi Sennderinn auf der Alm gwest, a'

       gar a' sauberni und frumm und brav aa' dabei, wie's es

       nit allewei' geit. In aller Frua wann d' Sunn aufganga

       is und hat der Luft frisch abagwaht vo' die Boifn, na'

       hat ma s' wandln segn durch dees thauigi Gras und hi'

       auf an' Eck, wo ma' weit hat 'rumschaugn kinnt, und

       selm is a' Kreuzl gstandn und da hat s' na' 'bet't. Und

       wie dees gschegn gwest is, hat s' a'fanga singa und

       juchezn und is fröhli' der Arbeit nachganga, bis 's

       Nacht worn is, da hat s' wieder bei'n Kreuz betn

       mögn. Es is halt scho' a' recht a' guats Diendl g'wen,

       dees d' Leut all' gern ghabt hamm. Schau, just auf selleni

       macht der Teufi am liebstn sei' Jagd und grad bei

       die probirt er zum erschtn seini Künstn, denn die andern,

       die koan' frumma Wandl führn, die arbetn ihm

       scho' selm in d' Händ', da braucht er ihm nit viel

       plagn. Und drum is er auf die Sennderinn scho' b'sunders

       verpicht' gwest und hat g'moant, wann er d i e

       fanget, so hätt' er aar amal ebbas Fei's dawischt für

       sei' Hofhaltung, wo ihm die grausinga Schlangen und

       Gaankerln und sei' andri loadigi Gsellschaft leicht an

       diem zwider worn is. Na hat er allerhand probirt und

       is bald als a' junga Hüatabua in ihra Hüttn kemma

       und hat gsagt, er hätt' ihm bei'n Schafsuacha verirrt,

       oder als a' Wurzngraber, der geign kinnt hat und Winterszeit

       bei die Hochzetn aufgspielt und hat d' Fidl aa'

       bein ihm ghabt, daß er sei' Kunst nit vergißt und hat

       ihr halt a so fürgschwatzt, und geigt und Gschpaßln

       gmacht und recht o'draaht tho', daß se si' verliebn

       sollt in ihm und a so furt. Aber 's Diendl hat aus sein'

       Redn bald g'mirkt, daß er nix Guats nit in Sinn hat,

       und hat ihm nit viel Aacht gebn und z'letzt hat 's allzeit,

       wann a so oana kemma is, vo' die andern Sennderinna

       oani herg'ruafa und is nit alloa dabei 'bliebn.

       Jetz is der Teufi no' fuchtiger wor'n und hat ihm a'

       Stückl ausdenkt, daß er s' weglocket auf an' oa'sama

       Platz. Na hat er ihr a' weißi Kua wegtriebn und allewei

       furt bis auf an Alm, die mar Almgartn hoaßt, sie

       g'hört auf St. Zeno. Jetz' hat halt 's Diendl um sei'

       Kua g'suacht und sicht s' endli' weit weg auf derselln

       Alm, wo niem'd drobn gwest is. Ganz verwundert,

       wie die Kua dort hi' kemma ko', schleunt se si' auf den

       Platz und wie s' na' dazua kimmt, steht der Teufi in an

       grean' Jaagagwand vor ihra und hat feurigi Augn

       g'macht und g'sagt, wann s' nit mit ihm geht, so

       z'reißt er s' auf'n Fleck. Da hat 's Diendl an' Schroa

       tho' und is in größtn Schricka davo g'loffa und aber

       der Teufi nach und hat s' auf a' Gwänd von' Rothofa

       hi'triebn, wo s' g'segn hat, daß s' ninderscht mehr aus

       ko. Da hat s' laut aufg'schrien. »O heiligi Muatta Gottes

       hilf! hilf!« und da hat si' die ganz' Wand ausenanda

       tho' und sie is durchg'rennt in die oa' Seit'. Aber

       der Teufi hat oanaweg nit auslassn und sie hat 'n

       nachkeucha hörn durch die Schlucht. Da hat s' no' zu

       unsern Herrgott bitt' und is auf d' Knie hi'g'falln und

       da san zwoa weißi Engl daherg'flogn und hamm s' in

       'Himmi aufitragn. Und wie der Teufi auf den Platz

       hi'kemma is, hat er statt ihra a' s t o a n e r n i Sennderinn

       g'fundn und die is heunt no' da und hoaßt die stoanern

       A g n e s , weil sie aar a so ghoaßn hat.

       Dees is g'schegn um Johanni am Sunnwend und

       daß 's dem Diendl dabei guat ganga is und no' guat

       geht, da hat mar a' bsunderin Zoagschaft dafür wann

       mar oani bräucht', denn alli Jahr' hört ma' s' juchezn,

       wann's gschicht, daß d' Sunna grad durch denselln

       Felsnspalt, der 's Teufisloch hoaßt, durchscheint und

       dees is am Sunnwend um die Zeit, wo s' der Teufi verfolgt

       hat und wo ihr unser Herrgott und unser liebi

       Frau g'holfa hamm.

       59. Die drei Jungfrauen auf dem Kirnberg bei

       Berchtesgaden.

       F r . P a n z e r , Beitrag zur deutschen Myth. S. 10.

       Auf dem Kirnberg bei Berchtesgaden sind drei Felsenspitzen,

       welche man die drei Jungfrauen heißt.

       Diese flochten einander die Haare, als zur Wandlung

       geläutet wurde; sie bekreuzten sich nicht und eine

       sagte: »Wandlung hin, Wandlung her!« drauf sind

       alle drei zu Stein geworden.

       60. Die stoanern Jager.

       Von F . v . K o b e l l . – Sage vom S t a u f e n bei

       R e i c h e n h a l l .

       Zwoa Jager steig'n in an Gwänd',

       'S red't koana nit a Wort,

       Sie steig'n langsam nach der Höh',

       Es is a schiecher Ort.

       Und wie s' jetz kemma gegen d' Schneid,

       Da rastn s' auf an Eck,

       Sie segn schier zum Ferchtn aus,

       So barti, wild und keck.

       Just graut der Tag, der Nebi liegt

       No' tief herunt' in Thal,

       Von selln Platz, da sicht ma schö'

       Viel' Dörfer aufamal.

       Und wie s' a weil so rast'n thien,

       So hörn s' Kirche'gläut,

       In d' Fruhmeß ruft a Glöckl' zamm,

       Dees Läute hört man weit.

       Da stopft der oa a Pfeif' Tabak,

       Der ander putzt sei' Bix

       Und Branntwein trinkn s' aar an Schluck,

       Aber betn thien s' nix.

       Und wieder üb'r a kloani Weil,

       Da läut't dees Glöckl drunt,

       »Jetz wandeln s' erscht, lacht da der oa,