Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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Dann steht auch die St. Jakobskapelle in ihrer alten

       Gestalt wieder da, und man sieht Schaaren von gespenstigen

       Männern und Frauen in dieselbe zum Gottesdienst

       eilen.

       198. Die Altensteiner.

       Von M. J o h . E p i s k o p i u s . –

       A l t e n s t e i n Burgruine beim Markt A l t e n s t e i n

       Ldgr. Ebern. – Nach F r i e s , G r o p p , B r u s c h in

       F . N . W o l f . Beschreib. d. Burgruinen und Schlösser

       d. Ldgr. Eltmann I., 48. F. H o h n bei G o t t s c h a l k

       V., 105.

       Eyring von Reinstein vom Adel gut

       Zum Bischof man erwehlen thut,

       Da nach der Geburt Christi man schrieb

       Zwölf 100 Jahr und 50 blieb.

       Dieser wohl 16 ganze Jahr

       Im bischöflichen Amt auch war,

       Er hat aber gräulich auferlegt,

       Wie man den ungehorsamen pflegt,

       Würzburg und Rotenburg den Städten

       Hat große Geldbuß, sie's kaum hätten.

       Dieser ohn' all' Mittel war,

       Ein grausamer Tyrann führwahr,

       Er konnt auch seine Tyrannei

       Treiben ohn all Furcht und Scheu,

       Weil damals im Reich, wie man ließt,

       Kein Haupt noch Kaiser gewesen ist.

       Auch die von Altenstein das seyn

       Gnug innen worden ingemein,

       Ihr 12 aus ihren Geschlecht er hat

       Heimlich erwürgt an einer Statt,

       Welches sich also zutrug, nun hör,

       Hernach nicht unrecht judicir.

       Als Eyring einsmals auf ihr Schloß

       (Nach Altenstein genennt wird das)

       Da zwischen ihnen viel Hader war,

       Kam, und sie hett vertragen gar,

       Auch alls nun war in vergessen gstellt,

       Bischof Eyring selbst böslich hält.

       Dann als er war von ihnen tractirt

       Aufs beste, wie sich dann gebührt,

       Und ihm war alle Ehr erzeigt,

       Sondern er thät wider alle Lehr

       Freundlicher Wirtschaft, schwecht die sehr,

       Auch wider seine Ehr und Treu,

       Die er ihnen hat gelobet frey.

       Da ward das Abendmahl vollendt,

       Einen jeden fordert er behend

       Insonderheit in sein Gemach,

       Als wollt er mit ihnen halten Sprach,

       Sobald aber einer zu ihm kam,

       Ließ er denselben stracks halten an

       Und niederhauen ohne Gnad.

       Noch heutig's Tags weißt man die Statt

       Im schönen adelichen Hauß,

       Welches vor der Burg gebaut ist heraus.

       Also geschah den eilfen all,

       Der zwölfte aber merkt diesen Fall.

       Herdegen mit nahm, der ein Ritter war,

       Der wehrt sich fleisig der Gefahr,

       Den Bischof er in Winkel trieb,

       Und ihm im Grimm die Naß abhieb,

       Er mußt aber sobald gleichwohl

       Herhalten als die andern all.

       Und wurden die zwölf entleibte Herrn

       Von Altenstein mit großen trauren

       Gen Lankheim in das Kloster geführt,

       Allda begraben, wie sich's gebührt.

       Wär nicht gewesen in Frankenland

       Einer diß Geschlecht Seyfried genannt,

       So war der ganze Stamm fürwahr

       In einer Stund vertilget gar.

       Es starb aber Bischoff Eyering,

       Als Rudolph noch nicht allerding

       Zum Kaiserthum bestättigt war,

       Welchs ledig stand 17 Jahr,

       Als nach des Herrn Christi Geburt

       Tausend 266 gezehlet wurd.

       199. Der Haß im Grabe.

       Von F r a n z S c h m i d t .

       Man sagt, der Tod versühne

       Der Herzen alten Groll,

       Doch sucht man über Gräbern

       Auch noch der Rache Zoll.

       Einst wollte man versenken

       Des Herrn von Reinstein Sarg

       Nächst einem Domherrngrabe,

       Das einen Steiner barg.

       Da hat von Stein Herr Endres

       In altem Haß gemeint,

       Sein Bruder könne schlafen

       Nicht bei des Hauses Feind.

       Man hat gelegt Herrn Heinrich

       An einen fernen Ort,

       Als ob auch über'm Grabe

       Der Zwist noch wuchre fort.

       Eiring von Reinstein pflanzte

       So gift'gen Haders Kraut,

       Dem Edle elf vom Steine

       Sich blindlings anvertraut.

       Mit sanftem Hirtenstabe

       Stieg er zum Altenstein,

       Um den entzweiten Brüdern

       Ein Friedenshort zu sein.

       Er hat sie wohl vereinet,

       Denn er erschlug sie all:

       Ein Grab im Kloster Langheim

       Zeugt von der Brüder Fall.

       200. Der alte Fuhrmann.

       Von L. B r a u n f e l s . – Auf einer Anhöhe bei

       B a u n a c h liegt die M a g d a l e n e n k a p e l l e ,

       1473 von dem Fuhrmann U e b e r k u m (Victor) zu

       seiner Begräbnißstätte gestiftet. – G r o p p Wirtzb.

       Chronik I., 191.

       »So manches Jahr ist's, daß ich zog

       Mit dem Gespann thalein, thalaus;

       Nur wo ich Luft der Alpen sog,

       Im fremden Land war ich zu Haus.

       Nun sind die Pferde blind und matt;

       Krank lieg ich auf der Lagerstatt.

       O daß mich bindet Todes Band

       In enger Heimath, zwiefach Weh!

       O läg' ich hoch an Bergeswand,

       Bestattet im Lawinenschnee,

       Daß meine Seel' aus leichter Gruft

       Vernähm' den Gruß der Alpenluft.

       Wenn still mein Herz, mein Körper kalt,

       Lad' ihn, mein Knecht, dem Wagen auf;

       Spann vor die Rosse, blind und alt,

       Laß ihren Hufen freien Lauf: