Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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Da sinnen Ludwigs Schranzen auf einen schlauen

       Rat,

       Der Mainzer Bischof Hatto erfand die schnöde That.

       Als Friedensherold wandelt in's Schloß der fromme

       Mann

       Und trägt dem Babenberger die Huld des Königs an:

       »Kommt mit mir, edler Ritter! versucht der Gnade

       Glück,

       Ich führ' euch schlimmen Falles auf eure Burg

       zurück.«

       Der Ritter treu und bieder vertraut dem falschen

       Mann,

       Sie gehn, doch halben Weges der Erzbischof begann:

       »Das Fasten mag beschwerlich bis zu dem Lager sein,

       Beliebt es euch, so nehmen wir erst ein Frühstück

       ein.«

       »Ihr ehret mich, Herr Bischof,« versetzt der Graf

       darauf,

       »Begebt ihr Euch zum Imbiß auf meine Burg hinauf.«

       So kehren sie noch einmal auf Babenberg zurück,

       Nicht ahnt der edle Ritter sein trauriges Geschick,

       Sie gehn zum zweiten Male, gelabt mit Speis und

       Trank,

       Ach! edler Babenberger, es ist dein letzter Gang!

       Kaum tritt er in das Lager, da hält man sein Gericht,

       Der König ihm das Urteil des Hochverrates spricht.

       Und wie der Graf den Bischof des schnöden Truges

       schilt,

       Entgegnet dieser höhnend: »Ich hab' mein Wort

       erfüllt,

       Ich führt' zurück euch wieder!« – Der Mainzer

       sprach's und lacht.

       So ward der Babenberger darauf zum Tod gebracht.

       206. Die Feuerprobe der heiligen Kunigund.

       Nach L o h e n g r i n Nr. 754 u. P o m a r i u s S. 181

       bei G r i m m d.S. II., 174. L u d e w i g script. Bamb.

       I., 346. C r a n z Saxon. l. IV., c. 32 H o f f m a n n p.

       52.

       Kaiser Heinrich II. und Kunigund, die blieben beide

       unbefleckt bis an ihren Tod. Der Teufel wollte sie da

       unehren, daß sie der Kaiser zieh von eines Herzogen

       wegen, mit dem sollte sie in Ungebühr stehen. Die

       Fraue bot dafür ihr Recht, dazu kam manich Bischöfe

       und Fürsten. Da wurden sieben glühende Eisenschaaren

       gelegt, die sollte die Fraue treten. Sie hub auf ihre

       Hände zu Gott und sprach: »Gott, du weißt wohl allein

       meine Unschuld; ledige mich von dieser Noth, als

       du thätest der guten Susanne von der ungerechten Bezeugniß!

       « Sie trat die Schaar kecklich und sprach:

       »sieh Kaiser, so schuldig ich deiner bin, bin ich aller

       Männer.« Da ward die Fraue gereinigt mit großen

       Ehren. Der König fiel ihr zu Füßen und die Herren

       alle.

       207. Der Gang nach dem Kalkofen.

       Sage von der Gertraudenkapelle zu B a m b e r g . –

       N . H a a s Geschichte der Pfarrei St. Martin zu

       Bamberg S. 93. Vgl. S c h i l l e r s Gang zum

       Eisenhammer.

       Es war ein Edelknabe der Kaiserin, welchen man des

       sträflichen Umgangs mit ihr verdächtigt hatte. Diesen

       befahl der Kaiser im Kalkofen jenseits des Maines zu

       verbrennen. Also gab man den Arbeitern die Weisung,

       den Ersten, welcher kommen und fragen würde,

       ob des Kaisers Befehl vollzogen, ohne Weiteres zu ergreifen

       und in den Kalkofen zu werfen. Diesen Befehl

       bewirkte ein gottloser Kämmerling Kunigundens,

       indem er den unschuldigen Edelknaben beim Kaiser

       verläumdete. Als nun der Jüngling, das Gebot seines

       Herrn zu vollziehen, des Weges nach dem Kalkofen

       wandelte, kam er an der Kapelle der heiligen Gertraud

       vorüber, wo der Priester so eben das h. Meßopfer verrichtete.

       Da gedachte der Edelknabe frommen Sinnes,

       dem h. Opfer beizuwohnen und sodann seinen Gang

       nach dem Kalkofen fortzusetzen. Unterdessen war

       auch der Kämmerling herausgegangen, Nachfrage zu

       thun, ob des Kaisers Gebot vollzogen. Da ergriffen

       ihn die Knechte und warfen ihn in die Glut des Ofens.

       Gott hatte gerichtet. Der Kaiser erkannte seinen Irr-

       thum und dankte Gott, daß er der Unschuld Zeugniß

       gegeben.

       208. Der Truppacher Fluch.

       T r u p p a c h Dorf, Ldg. B a i r e u t h , mit dem

       Stammschlosse der von T r u p p a c h . – J .

       H e l l e r Muggendorf S. 200.

       Ein Truppacher soll es gewesen sein, welcher als

       Kämmerling der heiligen Kaiserin Kunigundis, diese

       bei ihrem Gemahl des Ehebruchs bezüchtigte. Sie

       mußte, um ihre Unschuld zu beweisen, sich der Feuerprobe

       durch das Gehen auf glühenden Pflugschaaren

       unterwerfen. Nachdem sie dieses gethan, soll sie dem

       Truppacher geflucht haben, daß seines Geschlechtes

       nie über drei auf einmal den Harnisch tragen würden.

       Und so geschah es; denn über 600 Jahre von jener

       Zeit an sollen nie vier Truppacher den Harnisch getragen

       haben.

       209. Bamberger Wage.

       Von K. S i m r o c k . – M a n l i i loci comm. coll.

       p. 46. Vita S. Henrici ap. L u d e w i g I., 307.

       H o f f m a n n p. 70. G r i m m deutsche Sagen I., 382.

       H o r m a y r Taschenb. 1838, S. 144.

       Zu Bamberg auf des Kaisers Grab,

       Der einst der Welt gebot,

       Der ihr Gesetz und Rechte gab

       Und hielt bis in den Tod,

       Ein Denkmal hat man ihm geweiht,

       Das Denkmal ist von Stein –

       Da thronet hoch Gerechtigkeit,

       Die soll auch steinern sein.

       Die Wage hält sie in der Hand

       Und so geziemt's der Frau,

       Und gleiches Recht ertheilt dem Land

       Und allem Volk genau.

       Nur eins befremdet euch zu seh'n,

       Daß, wie sich deutlich zeigt,

       Die Zunge, statt gradein zu steh'n

       Sich einer Seite neigt.

       Und eine alte Sage spricht,