Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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Ein Bäuerlein, dem ich Unrecht gethan,

       Und sagte: ›Dein Schoos sei mein Bette,‹

       So schlief ich so ruhig, so sicher und kühl,

       Als ständen zehn Wächter um meinen Pfühl.«

       So sprach er mit inniger Herrscherlust;

       »Ihr Herrn, nun wollet entscheiden;«

       Und warf sich stolz und so frei in die Brust,

       Wohl bist du, mein Fürst, zu beneiden.

       Da nahm der Würzburger d'rauf das Wort,

       Und fuhr dermassen zu prunken fort:

       »Das ist wohl schön, doch das Seltenste nicht,

       Das ist noch, und war schon gewesen;

       So könnt Ihr, wenn Euch die Neugier sticht,

       Wohl oft in der Chronika lesen,

       Und glaubt nur, mein volkgeliebter Mann,

       Daß kecklich der Würzburger auch das kann.

       Doch sehet, es gibt was Seltneres noch,

       Das stehet bei Würzburg am Maine;

       Wie, freundliche Herren, ei sagt mir doch,

       Habt Ihr nichts noch gehöret vom Steine?

       Vom Steine bei Würzburg, der gibt mir im Jahr

       Acht Fuder voll Weines, perlend und klar.

       Denn solch ein Stein wohl das Seltenste ist,

       Das jemals die Erde gezeuget;

       D'rum wohl bedacht, was ihr thun jetzt müßt,

       Ihr Herrn, Euch gehörig verneiget.

       Das Volk in der Wüste hatt' auch 'nen Stein;

       Doch gab er nur Wasser statt goldenen Wein.«

       So sprach der von Würzburg; der Bamberger jetzt

       Streicht lächelnd den Bart sich und trinket,

       Und als er vom Zuge abgesetzt,

       Da verläßt er den Sessel und winket:

       »Ihr Herrn, nur gemach, so lang man denkt

       Das Beste ward immer zuletzt geschenkt.

       Ihr Wittenberger habt schon Eu'r Theil,

       Das hat Euch mein Nachbar gereichet,

       Bei Euch, Würzburger, hat's auch nicht Eil',

       Daß man sich verbeuget und neiget,

       Eu'r Steinlein ist doch nur ein winziger Zwerg

       Gen den Riesen, den edlen Johannesberg.

       Doch wollt Ihr seh'n in den deutschen Gau'n,

       So Selt'nes, als nie Ihr gewähnet,

       So müßt Ihr den Garten in Bamberg schau'n,

       Der hoch auf der Brücke sich dehnet;

       Und zeigt Ihr mir das an der Elbe, am Rhein,

       So soll mein Stückfaß verloren sein.«

       »Auf der Brück' ein Garten? – Das ist fürwahr

       Ein Werk, so selten erkühnet!

       Und was noch seltner – das ganze Jahr

       Der Garten blühet und grünet;

       Und kommt Ihr im Winter, und kommt Ihr im Mai,

       Dem Gärtner ist's immer einerlei.«

       Das Pärchen schüttelt das Haupt und schweigt,

       Den Garten müssen sie schauen.

       Und als sie die obere Brücke erreicht –

       Kaum konnten den Augen sie trauen –

       Vom Brückenkopf an bis zur Rathhaus-Thür,

       Da grünte der Garten für und für.

       Von der Thür bis zum anderen Brückenkopf

       Zeigt Alles ein fröhlich Gedeihen,

       Da blühten die Rosen, die Nelken im Topf,

       Da lagen in zierlichen Reihen

       Der Spargel, das Süßholz, das Kraut und der Kohl,

       Sie lächelten zwar, doch bemerken sie's wohl.

       Und drückten dem Fürsten die wackere Hand,

       Die mild dem Drucke begegnet,

       Wohl war kein einzig deutsches Land

       An Früchten so reichlich gesegnet.

       Und lächelten heiter, und schlugen ein:

       »Dein, Bamberger, soll das Stückfaß sein.«

       Fußnoten

       1 In der Ballade: »Der reichste Fürst«: W ü r t e m -

       b e r g .

       215. Der Schäfer von Haid.

       Mündlich.

       Am Ufer des Maines erglänzet ein schönes Kirchlein

       zu Ehren der Muttergottes. Wie das erbaut worden,

       erzählet die Sage. Es war ein heißer Sommertag, da

       ruhte ein Schäfer bei seinen Schafen unter dem Schatten

       eines Baumes, der hatte einen schönen Traum,

       denn es war ihm, als sähe er einen lichten Engel zu

       ihm niederschweben. Der Engel aber sprach: Geh'

       hinauf auf jenen Berg, dort liegen Steine, davon fülle

       deine Hirtentasche siebenmal und trage sie zu dieser

       Stelle, alsdann hast du Steine genug, um eine Kirche

       zu bauen. Das klang dem Hirten seltsam in die Ohren,

       dennoch machte er sich auf, bestieg den Berg und trug

       siebenmal seine Hirtentasche voll Steine an die Stelle,

       wo ihm der Engel im Traume erschienen war. Als er

       nun damit fertig war, ging er hin, Maurer und Werkleute

       zu holen. Wie diese kamen und das winzige

       Häuflein kleiner Steine erblickten, schlugen sie ein

       helles Gelächter auf. Aber das währte nicht lange,

       denn ehe sie sich's versahen, waren die Steinchen

       große Steine und Quadern geworden, auch wollte der

       Haufen Steine, als sie zu bauen anfingen, gar nicht

       abnehmen, so daß eine ganze Kirche mit sammt dem

       Thurme davon erbaut werden konnte. Und als nun das

       Kirchlein fertig stand und die Glocken hell erklangen,

       zogen die frommen Waller von weit und breit zur

       Mutter des Herrn nach Maria-Haid.

       216. Des Bischofs Jagd.

       Von L u d w i g B r a u n f e l s . – Die Volkssage liebt

       es, schalkhaft zu werden, vorab in Deutung der

       Ortsnamen. H o f f m a n n ann. Bamb. p. 19.

       S p r u n e r Handb. für Mainreisende S. 39. L.

       B r a u n f e l s Mainufer S. 158. Franken von G.v.

       H e e r i n g e n S. 74.

       'S war in der guten alten Zeit;

       Der Bischof und sein Jagdgeleit,

       Die thäten mal auf's Pirschen gehn.

       Er sprach: »Heut muß was Rechts geschehn!

       Mir schwant's fürwahr, daß diese Jagd

       Noch unsern Enkeln baß beklagt.«

       Nun treibt der Bischof im Revier

       Ein Häslein