Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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Mitesser hinab, um den

       Knochen zu holen, fand ihn aber nicht mehr. Das

       wilde Heer kam von Altach, einem vormaligen Wald,

       und zog, nachdem es über den Main gefahren war,

       das Haidgäßl hinauf.

       228. Der Lindwurm in Volkach.

       Fr. P a n z e r S. 164.

       An der westlichen Seite der an dem Maine liegenden

       Stadt Volkach ist noch ein Theil der alten Befestigung,

       nämlich die Ringmauer, Thürme, Wall und

       Gräben, erhalten. Dabei steht eine steinerne Martyrsäule,

       auf der einen Seite Christus am Kreuze mit

       knieendem Ritter, Frau und Kindern, dann auf der anderen

       Seite St. Georg darstellend, wie er den Drachen

       tödtet. Der Ritter St. Georg ist Schutzpatron der

       Stadt. In diesem Graben, weiß die Sage, war sonst ein

       See, in welchem sich ein L i n g w u r m (nach der

       Aussprache des Volkes) aufhielt, der Menschen und

       Thiere vergiftete. Da aber der See abgelassen und der

       Graben ausgetrocknet wurde, so konnte sich das Thier

       nicht mehr aufhalten, und seit dieser Zeit ist Ruhe.

       Alle Jahre, am Samstag Abends nach Fronleichnam

       geht wegen dieses Ereignisses eine große Wallfahrt

       nach Burgwindheim.

       229. Huya.

       Mündlich.

       Als einmal einige Handelsleute auf den Volkacher

       Markt gehen wollten, führte sie ihr Weg durch das

       Volkacher Wäldchen. Es war beim ersten Morgengrauen,

       als sie in der Ferne ein Licht bemerkten, und

       beständig den Ruf: Huya, Huya! hörten. Dieser Ruf

       kommt von einem Gespenst, welches die Fremden, oft

       auch Einheimische, dadurch an sich lockt und irre

       führt. Als sie unweit des Wäldchens an den See und

       in seine Nähe kamen, fuhr es plötzlich in den See, daß

       es plätscherte, und verschwand.

       230. Steinklopfer bei Dettelbach.

       Mündlich.

       Mehrere Handelsleute gingen einmal mit einander

       nach Mitternacht von Dettelbach nach Würzburg zur

       Messe. Unterwegs gewahrten sie in der Ferne ein

       Licht, und hörten nach und nach ein Klopfen. Da

       sagte einer aus ihnen: Das ist der Steinklopferle, der

       sich oft sehen läßt. Als sie näher kamen, erblickten sie

       einen Mann, der auf einem Steinhaufen saß und klopfte.

       Er hatte einen dreieckigen Hut so tief in's Gesicht

       herabgedrückt, daß man dies nicht sehen konnte, und

       ihm zur Seite befand sich eine Laterne. Als sie an ihm

       vorübergehen wollten, zerbarst die Laterne und er

       selbst verschwand mit einem Geschwirre, wie von

       einem Trupp aufgescheuchter Vögel. Es soll dies ein

       verwünschter Siebener (Feldgeschworner) sein, welcher

       unredlich Marktsteine setzte oder sie verrückte.

       231. Wie Kitzingen seinen Ursprung nahm.

       L a d i s l a u s S u n t h e m . monast. Franc. ap.

       O e f e l e II., 611.

       Hadalagia war eine Tochter Karl Martells geheißen.

       Um diese versammelten sich Könige und Königssöhne

       von allen Landen, denn der Ruf ihrer Schönheit

       war weithin gedrungen. Sie aber gedachte, Gott allein

       zu dienen, in welchem Vorsatze ein frommer Beichtvater

       sie bekräftigte. Darob ergrimmte ihr Vater gar

       sehr und jagte sie mit sammt dem Kaplan aus seinem

       Schlosse. Da wanderten nun beide des Weges fürbaß

       und kamen durch einen dichten Wald. Das schien

       ihnen ein rechter Ort, ein Kloster zu bauen und Gott

       zu dienen. Also versammelte Hadalagia noch andere

       Jungfrauen um sich und errichtete das Kloster. Dieses

       hat nachmals den Namen Kitzingen erhalten, von

       einem Hirten Kitz, welcher seine Heerde in der Gegend

       weidete. Einmal brach ein Wolf aus dem Walde

       hervor und ergriff eine seiner Ziegen. Der Hirtenknabe

       rief zur Mutter des Herrn um Hilfe und entriß dem

       Raubthiere die Beute.

       Wie nun Karl Martell hörte, daß seine Tochter in

       der Einsamkeit wohne und dem Herrn diene, ward

       sein Herz von Reue erfüllt, sie verstoßen zu haben.

       Also machte er sich auf, bat sie unter Thränen um

       Verzeihung und beschenkte das Kloster mit reichen

       Gaben. Und Hadalagia betete für den Vater bei Tag

       und bei Nacht.

       232. Kitzingen.

       Mündlich. – Die Ableit. von K i t z bestätigt F . A .

       R e u ß Chron. Abriß. d. Gesch des vormal.

       Frauenklosters zu Kitzingen S. 5.

       Auf dem Schwanberger Hofe bei Kitzingen soll der

       König Pipin Hof gehalten haben. Da geschah es eines

       Tages, daß ihn seine Tochter Hadeloga bat, ihr ein

       Stück Landes in der Gegend zu schenken, um ein

       Kloster zu bauen. Pipin erfüllte ihren Wunsch. Da

       zog Hadeloga ihren Handschuh aus, um dem Könige

       die Hand zum Danke zu reichen. So ergriff der Wind

       den Handschuh und führte ihn durch die Lüfte über

       den Main hinüber. An dem Ufer des Flusses weidete

       Kitz, ein Hirt des Königs, seine Heerde. Der hob den

       Handschuh auf und brachte ihn der Königstochter.

       Hadeloga erkannte dieses für einen Wink des Himmels,

       an der Stelle, wo der Handschuh niedergefallen

       war, ein Kloster zu bauen, wie Solches denn geschehen

       im Jahre des Herrn 745.

       233. Die Gründung der Stadt Kitzingen.

       Var. d. vor. Sage, erzählt von Dr. Z ö l l n e r .

       Es war im Jahre des Heils 746. Da saß in einer

       schwülen Septembernacht Adelheid, des Herzogs

       Pipin Töchterlein, an einem Fenster ihres Schlosses

       auf dem Schwanenberge, die Blicke gegen Süden gerichtet

       zu dem vollen Monde, der hinter düstern Gewitterwolken

       spärlich hervorblickte, und zuweilen den

       Weg mit ihren Blicken verfolgend, der zu dem Städtchen

       Pipinhofen, jetzt Iphofen, führte, welches schon

       freundlich aus der Wildniß