Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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Ritter seine

       Waffen und Rüstung ab und trat als Mönch in einen

       der strengsten Orden.

       224. Wolfsgasse und Wolfsbrunnen.

       B e c h s t e i n S. 161. N o r k Mythol. der Volkssagen,

       S. 482.

       Vor mehreren hundert Jahren trug sich's zu in einem

       sehr harten und strengen Winter, daß zum oberen

       Thore zu Schweinfurt ein Wolf hereinkam, der sich

       alsbald von einer großen Menschenmenge gehetzt und

       verfolgt sah. Er nahm seinen Weg in die erste beste

       Gasse und sprang, als er sich von allen Seiten umringt

       sah, aus Angst in einen Brunnen. Zum Gedächtniß erhielten

       Straße und Brunnen die Benennung Wolfsgasse

       und Wolfsbrunnen, und über letzterem wurde bildlich

       ein Wolf in Stein gehauen aufgestellt, so noch zu

       sehen ist.

       225. Die Alte mit dem Krüglein.

       B e c h s t e i n S. 161.

       Bei Schweinfurt ist eine Wiese, heißt die Grafenrheinfelder

       Wiese. Ein Mann, der mit seiner Tochter über

       Land gewesen war, ging eines Abends in der Dämmerung

       über diese Wiese nach Hause. Sie mußten über

       einen Steg gehen; der Vater hatte diesen bereits betreten,

       die Tochter war einige Schritte zurück, da vertrat

       ihr ein altes Mütterlein den Weg, die hielt ein wunderlich

       geformtes Trinkkrüglein in ihrer Hand und

       hob es zum Munde der Maid, mit dem Bedeuten, daß

       sie trinken solle. Das Mädchen wehrte ab, da ihr solch

       Begehren nicht anstand, aber die Alte bot immer von

       neuem an, und schien ihr gewaltsam den Trank aufdringen

       zu wollen. Da wurde das Mädchen unwillig

       und rief: »Laßt mich, ich habe keinen Durst!« und im

       Moment war die Alte mit dem Krüglein verschwunden.

       Erschrocken eilte die Jungfer ihrem Vater nach

       und erzählte ihm, was ihr begegnet, fragte auch, ob er

       die Alte nicht gesehen und ob er sie nicht kenne? Der

       Vater hatte nichts gesehen, tadelte aber seine Tochter,

       daß sie nicht einen Tropfen mindestens gekostet,

       damit habe sie ihr Glück machen, entweder die Alte

       erlösen, die wohl als Geist umwandeln müsse und

       dazu verwünscht sei, oder einen Schatz finden können;

       denn es sei auf der Wiese nicht geheuer, und

       möge wohl ein großer Schatz auf ihr vergraben sein.

       Dabei zeigte er nach einem alten Baume ohnweit des

       Stegs, und sagte ihr, daß um diesen die Irrlichter zum

       Oeftern zu tanzen pflegten.

       226. Die drei Wasserfrauen.

       Von L. B r a u n f e l s . – Zwischen Sennfeld (bei

       S c h w e i n f u r t ) und dem Main hieß ein stehendes

       Wasser vor Zeiten das s c h w a r z e L o c h . H ä n l e

       u. S p r u n e r Handb. für Mainreisende S. 47.

       Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih,

       Sagt, wo kann es lust'ger sein?

       Flöten klingen, Pfeifen gellen;

       Heisa! tanzen die Gesellen

       Mit den blonden Mägdelein.

       Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih

       Blinkt der Abendstern herein;

       In den Saal, den kerzenhellen,

       Treten zu den Tanzgesellen

       Grünen Haar's drei Mägdelein.

       Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih

       Braust der Tanz wie stürm'sche See;

       Mit den fremden Frau'n in Reigen,

       Welch ein Fliegen, Wiegen, Neigen!

       Wilde Wonne, wildes Weib!

       Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih

       Flüstert's leise dort und hier:

       Mägdlein mit dem grünen Haare

       Kehrst du auch zum nächsten Jahre?

       – »Ja, ich komm' zum Tanz mit dir« –

       Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih

       Braust der Tanz wie stürm'sche See;

       Und die fremden Mägdlein bangen:

       »Vollmond schon hinabgegangen!

       Unsere Zeit ist um! ade!«

       Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih

       Wer hat wohl der Stunden Acht?

       Die Gesellen fleh'n: o bleibe!

       Noch ist hell des Mondes Scheibe!

       Noch ist fern die Mitternacht!

       Dort zu Sennfeld auf der Kirchweih,

       Heisa! geht's in Saus und Braus!

       Und die fremden Mägdlein bangen:

       »Weh! die Sonn' heraufgegangen!

       Und der Vater ist zu Haus!«

       Dort von Sennfeld von der Kirchweih,

       Eilen sie zum schwarzen See;

       »Lebewohl und ew'ges Schweigen!

       Nimmer Wiederkehr zum Reigen!

       Vaters Zorn, der thut uns weh.«

       Dort von Sennfeld von der Kirchweih,

       Stehn die Burschen still am See;

       Schauen aus den dunklen Wellen

       Tropfen Blutes dreifach quellen;

       Schöne Wasserfrau'n, ade!

       227. Das wilde Heer bei Wipfeld.

       Fr. Panzer a.a.O. S. 164.

       Wipfeld liegt nahe an dem Main. Der verstorbene

       Ueberführer Mitesser hörte bei Sturm und Regen von

       dem jenseitigen Ufer herüber ein Gewinsel, und

       glaubte, es wolle Jemand übergefahren sein. Er fuhr

       hinüber, und das wilde Heer bestieg die Fähre. Das

       waren große und kleine Geister durcheinander; er

       hatte aber so große Furcht, daß er sie nicht zu betrachten

       wagte. Wie nun das wilde Heer übergefahren

       war, fragte einer, was sie schuldig seien? Aber der

       Fährmann getraute sich nicht, den Lohn zu bestimmen,

       und schwieg; darauf wurde ein Knochen auf den

       Ständer der Fähre gelegt. Wie sie die Fähre verlassen

       hatten, rief ein zurückgebliebener Geist nach: »Wäre

       ich geschürzt und gegürtet, so könnte ich auch mit!«

       Das hörte ein Mann, der oben an dem Haidgäßchen

       den Waizen hütete; er band dem Geist ein Strohseil

       um den Leib, und sprach: nun kannst du nach! Der

       Geist gab dem Gerstenhüter eine Hand