Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


Скачать книгу

in's Uferfeld,

       »Ach, H a s ' f o r t ! « seufzt der fromme Held.

       Zum Denkmal für dies große Wort

       Das Städtlein H a ß f u r t baut' er dort.

       Und wie er schier den Muth verlor,

       Da blicken plötzlich halb hervor

       Zwei Hasenlöffel hinter'm Kraut,

       »Ha, d e r i s ! « ruft der Bischof laut.

       Zum Denkmal für dies große Wort

       Das Kloster T h e r e s baut' er dort.

       Der Has vergoß sein junges Blut.

       Da sprach der Bischof wohlgemuth:

       »Auf Pirschen bürsten, heißt der Reim;

       Drum, habt ihr Jäger Durst, g e h t h e i m ! «

       Zum Denkmal für dies große Wort

       Das Dörflein G ä d h e i m baut' er dort.

       O Vorzeit, die in Stein und Erz

       Verkörpert fürstlich frommen Scherz!

       Wo Stadt und Dorf und Kloster flugs

       Aus der Geschichte Boden wuchs!

       O Zeit, wir weckten dich so gern;

       Doch ach! du schläfst den Schlaf des Herrn.

       217. Der wandelnde Prior.

       Von F . J . F r e i h o l z .

       In Ebrachs Klosterhallen

       Geht oft ein Geist umher

       Im Grab zwar darf er liegen,

       Doch ruhen nimmermehr.

       Er war in Ebrach Prior,

       Doch hielt er nichts aus Pflicht,

       Drum darf er nimmer sterben,

       Bis zu dem Weltgericht.

       So oft ein ander Schicksal

       Dem Kloster steht bevor,

       Steigt er zur Geisterstunde

       Aus seinem Sarg empor.

       Er geht durch alle Säle

       Bis hin zum Gotteshaus,

       Dort spricht er dann mit Beben

       Die Unglücksmähre aus.

       Und weithin in die Runde

       Hört jedermann den Geist

       Der Kloster Ebrach Unglück

       Und Mißgeschick verheißt.

       Zweimal ist er erschienen,

       Kömmt er zum drittenmal,

       Dann droht dem alten Kloster

       Wohl gänzlicher Verfall.

       Und stürzen Ebrach's Mauern

       In Trümmer und in Graus,

       Dann darf er ruhig liegen

       In seinem Bretterhaus.

       Doch sterben darf er nimmer,

       Wenn Alles auch zerbricht,

       Sein Geist darf nicht vom Leibe,

       Ob der verletzten Pflicht.

       218. Vom Götzen Lollus in Franken.

       F a l k e n s t e i n Thuring. Chronik I., K. 4.

       Am Main, in der Gegend, wo nach der Zeit Schweinfurt

       erbaut worden, wurde zur Zeit des Heidenthums

       ein Götze verehrt, der L o l l u s hieß. Sein Bild war

       von Erz, einem Jünglinge gleichend. Auf dem Haupte

       trug er ein krauses, gelbes Haar. Um den Hals über

       die Brust herunter, hieng ein Kranz von Mag- oder

       Mohnsaamenköpfen. Mit der rechten Hand griff er

       nach dem Munde, und faßte mit dem Daumen und

       Zeigefinger die Zunge; mit der linken aber hielt er

       einen Becher Wein, in welchem Kornähren lagen. Er

       war ganz nackend und hatte um den Leib einen

       Schurz. Das Bildniß stand in einem nächst dem Main

       gelegenen Hain, der mit einem Zaun umgeben, wo

       ihm das Volk zu gewissen Zeiten Trauben und Kornähren

       zu opfern pflegte. Ein Strich Landes wird noch

       heutigen Tages das »Löhle« oder »Lölle« genannt.

       219. Die Jungfrauen der Petersstirn.

       L. B e c h s t e i n , die Sagen des Rhöngeb. und des

       Grabfeldes S. 156. H ä n l e u. S p r u n e r Handb. für

       Mainreisende S. 51.

       Das Jungfrauenkloster auf der P e t e r s s t i r n wurde

       später in ein Mönchskloster verwandelt und 1283, als

       es schon ganz verfallen war, an den Deutschherrenorden

       abgetreten, der ein Ordenshaus daraus machte.

       Auf dem Berge, wo das Kloster stand, der jetzt ganz

       mit Rebenpflanzungen überdeckt ist, soll ein großer

       Schatz vergraben liegen. Viele haben schon zu verschiedener

       Zeit und Stunde drei Jungfrauen in schneeweißen

       Kleidern auf diesen Mauertrümmern sitzen

       sehen. – Einer Frau aus Schweinfurt erschienen einst

       diese drei Jungfrauen im Traume und sagten ihr an,

       sie möge auf die Petersstirn gehen und dort einen

       Schatz heben. Sehr frühzeitig erwachte die Frau, kleidete

       sich an und ward von einer wahren Sehnsucht

       nach jenem Orte erfüllt, dem sie unverweilt zueilte.

       Schon stand sie am Fuße des Berges, als die ersten

       Strahlen der Morgensonne jene Mauertrümmer und

       das kleine Häuschen vergoldeten, welches daneben

       für die Weinbergshüter erbaut ist; da erblickte sie

       droben die drei Jungfrauen gerade so, wie sie ihr im

       Traume erschienen waren, freundlich winkend. Aber

       der wunderbare Anblick dieser geisterhaften Wesen

       erschreckte die Frau auf den Tod, so daß sie bewußtlos

       niedersank. Andere Weinbergsleute fanden sie und

       brachten sie wieder zum Bewußtsein. Hastig blickte

       sie nach den drei Jungfrauen, doch diese waren verschwunden.

       Als die Frau zu ihrem Mann zurückgeführt

       wurde, schmälte dieser sie aus, daß sie nicht

       mehr Muth an den Tag gelegt, sie würde ihr und sein

       Glück gemacht haben. Auch einem Bürger aus

       Schweinfurt sind auf der Mainleite, dicht über der Petersstirn,

       da er auf der alten Straße fuhr, in einer stürmischen

       Novembernacht die drei Jungfrauen, schleierweiß

       auf der Mauer stehend, erschienen. Und es

       schauerte ihn, daß er eilend vorüberfuhr.

       220. Die goldgekrönte Schlange.

       Die vor. Schriften.

       Auf der Petersstirn ist schon oftmals eine Schlange erblickt

       worden, die trägt auf ihrem Haupte ein goldenes

       Krönlein. Einst ging ein Häcker (Weinbergsmann)

       den Berg hinauf,