Alexander Schöppner

Sagenbuch der Bayrischen Lande


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Da grab' mich ein, du treuer Knecht.«

       Des alten Fuhrmanns Herze brach,

       Hat von den Alpen ausgeträumt.

       Und was der Alte sterbend sprach,

       Der treue Knecht hat's nicht versäumt;

       Es zieh'n die Rosse, blind und matt,

       Den todten Herrn zur Ruhestatt.

       Durch Wald und Flur sie schleichen sacht,

       Bis zu dem Berg, der einsam steht:

       Da ist die alte Kraft erwacht;

       Hinauf geht's, wie vom Sturm geweht,

       Da hält hoch oben das Gespann;

       Da gräbt ein Grab der treue Mann.

       Wo still nun die Kapelle ragt,

       Vom Athem des Gebirgs umkreist,

       Wenn's durch die Nächte klingt und klagt,

       Das ist des Alten trüber Geist;

       Das ist von ferner Alpenluft

       Der Gruß in eines Wandrers Gruft.

      Kapitel 11

      201. Der Dombau zu Bamberg.

       Von A u g u s t K o p i s c h . – P o m a r i u s p.

       185. M ü n s t e r cosmogr. l. III. bei G r i m m d.S.

       II., 175.

       Beim Dombau zu Bamberg ging es zu langsam her,

       Da betete Frau Baba, auf daß es anders wär'!

       Nun schenkt' ihr Gott ein Wunder. Damit war's so

       bestellt:

       Sie bracht an jedem Abend eine große Schüssel Geld.

       Die setzt' sie an die Pforte und jeder Werkmann nahm

       Sich selber seine Löhnung, wie er vorüber kam.

       Doch mehr als er verdiente, konnt' er nicht nehmen

       dort,

       Und wollt' er mehr sich langen, so rollt' es wieder

       fort.

       Den Fleißigen schmeckt es süße, wie lauter

       Honigseim,

       Gewaltig griffen die Faulen, doch brachten sie wenig

       heim.

       Da wurden sie endlich wacker: nun bauten sie den

       Chor,

       Nun setzten sie Stein auf Stein da, nun stieg der Dom

       empor!

       Es blieb Frau Baba's Schüssel fast bis zur Hälfte voll,

       Tagtäglich war sie leichter, nun ging es, wie es soll!

       Tagtäglich blieb ein Groschen, nun war's der rechte

       Zug!

       Am Groschen war zu merken, es hab' ein Jeder g'nug.

       Frau Baba sprach: »Das Wunder ist Bild vom

       Himmelreich:

       Da gibt es keinen Faulen, da schafft ein Jeder gleich;

       Was Gott sie heißt vollbringen die Engel in schnellem

       Flug,

       Und wessen Jeder werth ist, deß hat ein Jeder genug.«

       202. Die Schale der heiligen Kunigund.

       H o f f m a n n ann. Bamb. p. 47.

       Im Dom zu Bamberg befindet sich das Grab des heiligen

       Paares Heinrich und Kunigunde. Ein Bildwerk

       dieses Grabmales zeigt die Kaiserin, wie sie die Bauleute

       der Stephanskirche bezahlt. Es war nämlich

       unter den Werkleuten ein bösartiger, unzufriedener

       Mann, der bestahl den Schaffner des Baues beim Ausbezahlen,

       so daß die bestimmte Summe niemals zureichen

       wollte. Man konnte dem Diebe lange nicht auf

       die Spur kommen. Da begab sich die heilige Kunigundis

       eines Tages selbst unter die Werkleute, und

       hielt eine Schale dar, aus welcher sich jeder seinen

       Pfennig nahm. Auch der Dieb griff in die Schale,

       nahm aber, wie früher, unvermerkt mehrere Pfennige.

       Kaum hatte er sie ergriffen, als ihm die Hände entsetzlich

       brannten, so daß er heulend davonlief, und als

       er nach Hause kam, nur noch Einen Pfennig in der

       Hand hatte.

       203. Der Hahn im Dom zu Bamberg.

       B e r t h o l d , Geschichte von Rügen und Pommern I.,

       230. bei N o r k Mythol. d. Volkssagen S. 568.

       Im Dom zu Bamberg befindet sich ein Hahn, von dessen

       Bedeutung man sich Folgendes erzählt: Die alten

       Pommern verehrten den Hahn. Dieß benutzte der Bischof

       Otto, als er zu ihrer Bekehrung auszog. Denn

       indem er in einen silbernen Arm die Gebeine des heiligen

       Veit einfassen, und an demselben zugleich das

       Bild eines Hahns anbringen ließ, bewirkte er, daß die

       heidnischen Pommern, weil sie vor dem Hahne niederfielen,

       zugleich den Reliquien des Heiligen Verehrung

       erwiesen. Dieses letztere geschah zwar unwissend

       von ihnen, aber sie wurden dadurch doch der

       gnadenreichen Einwirkung der heiligen Gebeine theilhaftig,

       und um desto leichter waren sie zum Christenthum

       zu bekehren.

       204. Domkröten zu Bamberg.

       C.v. F a l k e n s t e i n S. 105. Bericht des hist. Ver. zu

       Bamberg 1840. S. 16. L. B r a u n f e l s Mainufer, S.

       118.

       Am Eingang des Doms zu Bamberg liegen zwei große

       steinerne Thiere, welche der Sage nach Kröten sind.

       Das Volk erzählt, zur Zeit des Dombaues habe der

       Teufel aus besonderem Neid über den Fortgang des

       christlichen Werkes zwei Thiere geschickt, halb Kröten,

       halb Löwen, welche zur Nachtszeit den Bau untergruben

       und beinahe zum Einsturze brachten. Wie

       man der teuflischen Thiere Herr geworden, verschweigt

       die Sage.

       205. Adalbert von Babenberg.

       Von S c h ö p p n e r . – L i u t p r a n d II. c. 3.

       L a m b e r t . S c h a f n . ad. a. 907. O t t o

       F r i s i n g . VI., 15. M a r i a n . S c o t . ad a. 908.

       u.A. bei F a l k e n s t e i n Nordg. Alterth. II., 272.

       A y r e r s Reimchronik, Bamberg 1838 S. 19.

       Dem Babenberger dräuet umsonst des Königs

       Schwert,

       Auf seiner Veste spottet des Feindes Adalbert;

       Herr Konrad, Ludwigs Bruder, erlag des Grafen Arm,

       Der König fordert Rache mit seiner Mannen

       Schwarm.

       Doch stark auf seinem Schlosse, ein Aar im

       Felsennest,