Kristian Winter

Stalking II


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ist es gerade das, was uns trennt. Wir leben die Religion. Sie liegt in unserem Blut. Etwas anderes ist unmöglich, selbst wenn wir manchmal zweifeln“, antwortete sie in einem eigentümlich gedämpften Ton, als spräche sie mit sich selbst.

      „Nun gut, das ist dein Recht und da hat niemand was dagegen. Nur sollte die Religion nicht deine Entwicklung behindern. Sonst wäre sie wirklich der Shaitan. “

      „Das tut sie nicht! Im Gegenteil, sie gibt den einzig richtigen Weg vor. Und darüber bin ich dankbar.“

      Das verstand ich zwar nicht, verzichtete aber auf erneuten Widerspruch. Vielmehr interessierte mich, wie es jetzt weitergehen sollte, und fragte nach ihren Vorstellungen.

      „Das weiß ich nicht“, antwortete sie. „Vielleicht muss ich erstmal etwas Abstand gewinnen und mir über einiges klar werden. Ich werde Ihnen aber nicht lange zur Last fallen. Das verspreche ich.“

      „Unsinn! So war das nicht gemeint! Du kannst natürlich bleiben, solange es nötig ist. Anderenfalls begäbst du dich in Lebensgefahr. Ich werde schon etwas für dich finden.“

      „Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll!“

      „Nicht nötig. Vielleicht habe ich damit nur etwas gutzumachen.“

      Das verstand sie sehr genau, besaß jedoch den Takt, nicht weiter daran zu rühren. Dafür war ich dankbar.

      Die nächsten Tage vergingen qualvoll. In ständiger Erwartung irgendeiner unliebsamen Überraschung, wagte ich mir die Konsequenzen meiner Eigenmächtigkeit nicht auszumalen. Immerhin dauerte dieser Zustand jetzt schon fast eine Woche, ohne dass ich zu einer Entscheidung kam. Da aber nichts geschah und man meinen Gast offenbar auch nirgendwo vermisste, lullte mich das allmählich ein. Es folgte eine Alltagsroutine, die mir bald so vertraut wurde, als wäre dieser Trott niemals anders gewesen, und es wäre gelogen, würde ich behaupten, dass sie mir nicht gefiel.

      Wenn ich morgens aus dem Haus ging, schlief Halime meistens noch. Kehrte ich nachmittags zurück, empfing sie mich mit ihrem unnachahmlichen, stillen Lächeln. Manchmal umarmte sie mich sogar und ich wiederum fand Gelegenheit, mich auszusprechen. Nicht selten lachten wir dabei und alle Probleme waren wie weggeblasen. Damit hatte meine Einsamkeit ein überraschendes Ende gefunden. Schon deshalb wies ich jeden Gedanken an eine Trennung von mir. Vielmehr ertappte ich mich bei der Vorstellung, sie dauerhaft bei mir zu behalten, notfalls sogar als ihre Betreuerin. Es gab da gewisse Möglichkeiten und ich hatte mich bereits erkundigt.

      Umso mehr überraschte mich eines morgens die gedrückte Atmosphäre in unserem Büro. Es herrschte eine geradezu beunruhigende Schweigsamkeit. Die Baderhof beachtete mich kaum und selbst die sonst so schnatterhafte Ermel wirkte erstaunlich unterkühlt. Und als ich dann ein beiläufig unter meine Tastatur geklemmtes Schriftstück entdeckte – ein amtliches Schreiben aus irgendeiner Kanzlei –, dämmerte mir etwas. Dabei handelte es um die Vermisstenmeldung einer jungen Frau, welche ein Anwalt als Vertreter der islamischen Gemeinde im Namen einer Familie El Jeries aufgegeben hatte und um Beachtung bei unserer Arbeit bat.

      Damit nicht genug. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei diesem Anwalt um niemand anderen als einen gewissen Herrn Ahmet S. und er war sogar persönlich erschienen, angeblich um sich über die Frage der Zuständigkeiten zu informieren. Das war natürlich Unsinn, denn so etwas war bekannt. Wenn dieser Kerl hier aufschlug, dann aus anderen Gründen. Natürlich konnten das diese Weiber nicht wissen. Woher auch. Sie glaubten ohnehin alles, was ihnen ein Anwalt erzählte.

      Mir wurde mir sofort klar, welche Masche er dabei abgezogen hatte und wie überrascht er tat, in einem geschickt provozierten Gespräch meinen Namen zu hören. Das war sozusagen seine Spezialität, aus einer gespielten Naivität heraus die Arglosigkeit seines Gegenübers zu wecken, um dann über scheinbare Nebensächlichkeiten sich dieser Vermutung zu vergewissern.

      Ich konnte förmlich sein erstauntes Gesicht sehen, als er fragte: „Frau Möller? Doch nicht etwa die Frau Möller, welche … Nein, ich fasse es nicht … Ja, wir kennen uns. Wir sind alte Bekannte. Hat sie noch nicht von mir erzählt? Wie schade. Grüßen Sie sie von Herrn Selimgüler. Sie weiß dann schon Bescheid.“

      Mit welcher Finesse wird er seinen Nachfragen den Anstrich der Belanglosigkeit gegeben haben, natürlich ohne weiteres zu erklären! Schließlich durfte er nicht gegen die Schweigepflicht verstoßen. Aber gerade das genügte, um mehr anzudeuten, als es konkret zu benennen. Hierdurch wurde wiederum der Klatsch befeuert, und wie wird man sich die Mäuler zerrissen haben über so weniges, was so vieles sagte. Nun wusste man also Bescheid. Die Reaktion der beiden war eindeutig. Mein Schatten hatte mich eingeholt und ich sollte künftig noch vorsichtiger sein, was ich wem gegenüber äußerte.

      Es ist schwer, sich etwas Skrupelloseres vorzustellen als einen Anwalt dieses Schlages. Solche Typen haben keinerlei Bedenken, ihr Opfer zugrunde zu richten und danach mit kaltschnäuziger Unschuld auch noch ihre Hilfe anzubieten. Aber was tut man nicht alles für Geld. Da wechselt man schon mal die Fronten, wenn es nur einträglich genug erscheint. Dabei sieht man ihm das gar nicht an. Es ist vor allem die erstaunliche Wärme seiner Augen, die selbst in Momenten höchster Erregung ihre sanfte Treuherzigkeit bewahren. Aber das ist Bestandteil seines Wesens, was ihn als aalglatten Schmierenkomödianten entlarvt, der für seine Ziele über Leichen geht.

      So hatte er auch den Termin mit Bedacht gewählt und meine Abwesenheit einkalkuliert. Sein Glück auch. Bloß woher wusste er, dass ich hier beschäftigt war? Mir wurde von den verantwortlichen Stellen Diskretion zugesichert und dieser Kerl war der Letzte, der davon erfahren durfte! Und überhaupt – warum ausgerechnet er? Es gab genügend Anwälte, die sich mit einer solchen Sache befassen konnten. Vor allem aber - warum wurde ich plötzlich das Gefühl nicht los, dass mehr dahinter steckte?

      Was sollte jetzt werden? Ich konnte doch unmöglich die Karten auf den Tisch legen, nachdem ich Halime bereits eine gute Woche beherbergte? Wie stünde ich dann da? Es musste eine andere Lösung her.

      *****

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