null Guamo

Gruselige Kurzgeschichten - ein Band mit 8 Erzählungen


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nichts.

      So langsam reichte es mir gewaltig. Jetzt war es aus, sobald ich ihn sehen würde, würde ich ihn zur Rede stellen und dann gab es nur zwei Möglichkeiten: Er oder ich.

      Ich bereitete mich mit schlagkräftigen Fragen und Antworten vor. Überlegte einige Dinge, wie ich ihn drankriegen könnte. Aber im Endeffekt machte ich mir viel zu viele Gedanken, denn…er kam nicht. Ich blieb extra bis kurz vor 24Uhr wach, um ihn zur Rede zu stellen, doch er war nicht da. Dann schlief ich ein und wie es nun einmal so ist, werden alle Probleme im Schlaf verarbeitet. Nur das sie bei mir nicht im Schlaf, sondern vor meinem Bett standen.

      „Hallo Earl.“ sagte ich finster.

      Dachte er vielleicht ich bin saublöd. Wenn er schon einmal in mein Zimmer kommen konnte, dann schaffte er es sicherlich auch ein zweites Mal. Ich schloss also am Abend meine Tür ab und legte mich „schlafen“. Wenn man wußte, dass jemand in der Nacht in dein Zimmer kommt, dann schlief man einfach nicht. Ich hörte genau, wie er an meinem Schloss rumfummelte und nach kurzer Zeit meine Tür aufbekam. An dieser Stelle ein Hoch auf das sog. „Sicherheitsschloss“. Auf diesen Moment hatte ich mich vorbereitet. Ich zückte meine Kamera und knipste im Serienmodus. Das bedeutete, dass bei meiner Panasonic aller 1,5s ein Bild mit Blitzlicht geschossen wurde. Aufgeschreckt versuchte Earl aus dem Blitzlichtgewitter zu türmen, was ihm nur mäßig gelang. Er stolperte bleiern über meinen Stuhl und landete bäuchlings auf dem harten Parkett. Das hinderte ihn aber nicht, schnell wieder aufzustehen und zu verschwinden. Ich blieb kurz in meinem Bett und schaute die geschossenen Fotos an. Sie waren alle scharf und zeigten den verstörten Earl mit einem Gegenstand in der Hand, was das war konnte ich noch nicht erkennen. Dann sprang ich von meinem Bett auf, eilte in die Küche. Dort angekommen schnappte ich mir für jede Hand ein schönes Küchenmesser. Mit einer verzerrten Grimasse und den Messern in den Händen, klopfte ich vorsichtig an Earl’s Tür.

      „Hallo Earl, hier ist dein Freund und Helfer. Ich komme jetzt rein und werde dich ausquetschen.“ sagte nicht meine Stimme, jedenfalls klang sie gar nicht wie meine eigene. Ich ging einen kleinen Schritt zurück und trat mit voller Wut an die Tür. Sogleich sprang diese auf und schepperte gegen den Kleiderschrank. Ich hatte hierbei noch Glück, dass a) überhaupt die Tür aufgegangen und b) nicht der Rahmen bzw. das Schloss mit rausgeknallt war. Nun stand ich im Eingang, der Wind pfiff mir durch mein struppiges Haar. Ein Fenster im Zimmer war vollständig geöffnet oder…nein es war eingeschlagen. Die Klinke zeigte nach unten, was „zu“ bedeutete. Dennoch schaute ich mich vorsichtig im Zimmer um. Ein Schatten huschte im Augenwinkel hinter dem Kleiderschrank hervor. Sofort drehte ich mich in Richtung der Bewegung, immer noch mit den beiden Messern in den Händen.

      „EARL.“ schrie ich.

      Der Schatten blieb abrupt stehen.

      „Wir müssen reden von Mann zu Mann.“ dabei ging ich mit kleinen Schritten (und den Messern) auf ihn zu.

      Earl ging mit jedem meiner Schritte auch ein Schritt zurück.

      „Bleib stehen, du Hurensohn. Ich werde dir schon nicht wehtun.“ wobei ich mit den Messern rasselte. Eigentlich waren die Messer nur zu meiner Verteidigung gedacht bzw. um bei ihm Druck aufzubauen, mir endlich mal die Wahrheit zu sagen, was er in meinem Zimmer wollte. Aber das Gegenteil passiere, er schritt immer weiter in Richtung des Fensters. Als ich dann das vermeintlich unausweichbare sah, rief ich schnell:

      „Vorsicht. Hinter dir ist das offene Fenster.“

      Darauf drehte er sich um, erkannte die Situation, schaute mich noch einmal mit einem bösen Grinsen an und sprang. Schockiert ließ ich die Messer auf den Boden fallen. Dann rannte ich quer durch das Zimmer zu dem Fenster. Unbehaglich lehnte ich mich hinaus und schaute nach unten. Da lag er in seinem schwarz-weiß karierten Schlafanzug auf den nassen Erdboden. Eigentlich sah es aus, als würde er schlafen, zumindest gaukelte das seine Körperhaltung vor.

      „Earl, Earl. Geht es dir gut?“ rief ich in den strömenden Regen hinaus.

      Aber er verharrte in der gleichen Position und antwortete nicht.

      Ich rannte wie Indiana Jones, der von der übergroßen Steinkugel verfolgt wurde, die Treppen hinab und eilte ins Freie. In nur wenigen Sekunden war ich durchnässt, aber das war mir egal. Anfangs erkannte ich nicht viel, da es sehr dunkel war und der Regen ständig ins Gesicht prasselte. Dann ging ich vorsichtig zu der Stelle, wo Earl aus dem Fenster gesprungen war. Aber ich fand ihn nicht. Es muss doch hier irgendwo sein, dachte ich. Oben erkannte ich das offene Fenster und dann sah ich, dass ich inmitten eines großen Menschenabdruckes stand.

      Earl war weg.

      Unglaubwürdig und völlig verständnislos schaute ich in die Dunkelheit hinaus. Nichts als Dunkelheit und Regen, da war nichts, außer…Earl.

       Scheiße.

      Wieder rannte ich, mit der Steinkugel im Nacken, die Treppen hinauf und stürmte ihn die Wohnung. Kurze zwei Minuten später hatte ich alles durchsucht, Earl war nicht da. Ich ging wieder zu dem zerbrochenen Fenster und schaute hinaus. Aber da war nichts. Ich nahm mir ein Buch und las die ganze Nacht, in der Hoffnung Earl würde wieder kommen.

      Er kam nicht wieder.

      Nach zwei Wochen erzählte ich dem Vermieter, dass ich meinen Mitbewohner lange nicht mehr gesehen hätte. Daraufhin meinte dieser, dass er sowieso noch offen stehende Rechnungen von ihm hätte. Kurzerhand bestellte er ein Entsorgungsteam, welches die Möbel abholte und die Bude säuberte. Das zerbrochene Fenster wurde dann auch repariert. Nun war ich ganz allein in der 60qm Wohnung. Lieber alleine, als mit so einem Psychopathen zusammen, dachte ich mir. Weitere zwei Wochen vergingen ins Land, als sich urplötzlich mein Vermieter meldete und mir sagte, dass ein seriöser junger Autoverkäufer nächsten Samstag in das leer stehende Zimmer einziehen würde. Etwas schockiert nahm ich die Nachricht auf, denn das schöne Leben im Einsiedlerstil gefiel mir mittlerweile sehr gut. Dennoch, sagte ich mir, lernt man ev. einen sehr interessanten Menschen kennen.

      Samstag.

      Ich kam von einer langen Feier wieder in meine schöne Wohnung zurück. Vom Flur bemerkte ich das Licht in der Wohnung und freute mich sogleich Hans-Peter, den Autoverkäufer, kennen zu lernen. Ich schloss die Tür auf und… der Weg ebnete sich durch zahlreiche Kartons auf dem Boden. Ein dumpfes Pochen im Hinterkopf machte sich breit. Irgendwoher kannte ich dieses Szenario, verschob aber aus gutem Grunde, den aufkeimenden Gedanken und mit ihm das Pochen. Geduldig bahnte ich mir einen Weg durch die Kartonwüste und traf in der Küche auf Hans-Peter.

      „Hallo. Du musst Hans-Peter sein.“ sagte ich freundlich.

      „Ja hallo. Tschuldige für das Chaos, wird dann sofort weggeräumt und du bist sicherlich Henk?“

      Ich nickte aufrichtig. So muss also ein echter Hamburger aussehen und der norddeutsche Akzent, wahnsinn, dachte ich mir. Wir gaben uns die Hände und den normalen Sitten gerecht, schaute ich ihm in die Augen. Erschrocken wich ich ein paar Schritte zurück. Mein Mund stand offen und meine Augen waren geweitet.

       Das kann nicht sein. Träume ich oder ist das eine Fata Morgana. Diese Augen kenn ich doch, diesen stechenden Blick habe ich zuletzt bei…bei…bei Earl gesehen. Wie kann das…

      „Henk, geht es dir gut?“ fragte er freundlich, aber die danach folgende Grimasse lies mich der Ohnmacht nahe werden.

      Er war es.

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