Sabine Horn

Willi


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bringt er sie uns rüber. Hühner kriegen wir übermorgen dann kommt der Hühnerzüchter ins Dorf unser Vater hat das in der Zeitung gelesen. Einmal im Monat fährt er hier vorbei und verkauft Hühner, Enten und Gänse.“

      „Ja“, ergänzte Isi ihre Schwester, “ einen Hühnerstall hat mein Vater da vorne schon gebaut seht ihr. Sogar mit einem großen Netz über dem Auslauf, sonst müssten die Hühner ein paar Monate im Jahr im Stall bleiben, wegen der Geflügelgrippe das ist so Vorschrift.“

      Weiter ging die Führung auf den riesigen Heuboden. „Man hier is ja noch allet leer, hab ihr ja ken Stroh?“

      „Das kommt morgen“, erklärte Isi den Kindern, “da könnt ihr gleich mal zeigen ob ihr Mumm in den Knochen habt. Der Bauer der uns das Stroh bringt fährt vom Feld direkt zu uns, dann braucht er es nirgends zwischen lagern. Das wird billiger und geht auch schneller. Er lagert natürlich noch einen Teil für uns ein. Hier passt für so viele Pferde ja nicht genug rauf und Heu muss auch noch kommen.“

      Auf dem Hof wurde es plötzlich laut und die Kinder raunten in Windeseile die steile Treppe runter. Fallt bloß nicht, dachte Willi der die ganze Zeit dicht neben den Kindern war, das kann böse enden, ha, ha, ha.

      Gerade fuhr ein altes Auto laut knatternd auf den Hof. Es hatte ein Paderborner kennzeichnen und brachte Lara wie die Kinder bereits wussten.

      Lara war ein lustiges Mädchen 11 Jahre alt Rothaarig und hatte das ganze Gesicht voller Sommersprossen. Die ist bestimmt lustig dachten Isi und Madie, mit der werden wir viel Spaß haben. Auch Willi fand das neue Mädchen auf Anhieb nett. Mal sehen was man mit der anfangen kann, dachte er,

      Am späten Nachmittag versammelten sich alle Gäste auf der Terrasse. Hier standen zwei runde Tische und jede Menge Gartenstühle. Auf den Tischen flatterten bunte Tischdecken. Die Terrasse war vor Regen durch ein großes Überdach geschützt. Ursprünglich waren hier die Erntewagen untergestellt. Die Terrasse wurde eingebunden durch das Haupthaus und das Gästehaus so dass sie nur zu zwei Seiten hin offen war. Dirk hatte sie noch mit einem Holzfußboden und einem Holzgeländer ausgestattet so, dass es ein wenig Westernatmosphäre hatte. Willi fand die neue Terrasse toll. Er fand Western schon immer super und hätte gern im Wilden Westen gelebt. Als er noch ein Mensch war hatten er und seine Freunde immer Cowboy und Indianer gespielt. Er war immer der große Häuptling gewesen, weise und edel.

      Dirk hatte sich zu seinen Gästen in die Runde gesetzt. Er hatte einen Block dabei und fragte jeden nach seiner Erfahrung mit Pferden und beim Reiten.

      Franzi und Lara konnten noch überhaupt nicht reiten und sollten daher erst einmal an die Longe. Maike und Eveline nahmen seit drei Jahren Reitunterricht in Bad Segeberg und ihr Bruder seit zwei Jahren.

      Maries Eltern hatten Iris erzählt sie wäre die perfekte Reiterin, sie würde an Turnieren teilnehmen und wäre das Talent schlechthin. Frau Meier die Mutter von Marie, teilte Dirk mit sie wäre auch eine ganz passable Reiterin und ihrem Man würde nur noch ein wenig Schliff fehlen.

      Dirk betrachtete diese Aussage eher skeptisch. Er hatte schon genügend Unfälle gesehen von Reitern die sich einfach überschätzten. Auf dem Hof auf dem sie vorher Ihre Pferde stehen hatten war erst vor kurzem eine Reiterin so schwer gestürzt, dass sie für immer im Rollstuhl sitzen musste.

      Nachdem Dirk alle Pferde zugeteilt hatte gingen Isi und Madie mit den beiden Longen Kindern und holten Odett aus dem Stall um sie zu putzen.

      Sie erklärten den beiden genau worauf es ankam damit dem Pferd beim Reiten nichts passierte. „Wenn du nicht ordentlich putzt, dann scheuert es beim Reiten und im schlimmsten Fall wirft das Pferd dich dann ab oder das Tier bekommt Satteldruck. Das ist sehr schmerzhaft und das Pferd kann dann lange nicht mehr geritten werden.“

      Beim Satteln und Trensen zeigte Isi ihnen dann wie die Trense geschlossen wurde und wo der Sattel zu liegen hatte. „Und immer daran denken, den Sattel nie gegen den Strich verrücken sonst seid ihr eher wieder unten wie ihr aufgestiegen seid. In der ersten Zeit werden wir euch noch helfen denn man kann das nicht alles auf Anhieb behalten.“

      Franzi und Lara nickten dankbar, flößte ihnen das große Tier von so nahem doch einen gewaltigen Respekt ein.

      Nachdem Odett fertig gesattelt war ging Dirk mit den beiden Kindern auf den Reitplatz. Vorher hatte er den anderen Reitern gesagt er würde 40 Minuten brauchen und sie sollten selber sehen wann sie anfingen ihre Pferde fertig zu machen.

      „Wieso fertig machen“, fragte Frau Meier mit lauter, nörgelnder Stimme, “bei uns im Stall bekommen wir die Pferde fix und fertig hingestellt. Das sind wir so gewohnt.“

      „Bei uns wird geritten“, antwortete Dirk ihr, „und Reiten beinhaltet auch die Pflege der Tiere, sonst kann man keinen intensiven Kontakt zu Ihnen aufbauen und das braucht man um ein guter Reiter zu werden. Wer das nicht will kann hier nicht Reiten. Isi und Madie helfen gerne bei denen die nicht wissen wie es geht. Aber Pferde fertig machen müsst ihr selbst.“

      Auf der Terrasse nörgelten Frau Meier und ihre Tochter noch eine ganze Weile vor sich hin, Herr Meier versuchte zwar die Wogen zu glätten aber irgendwie machte er alles nur noch schlimmer.

      Als es ans Putzen ging schafften es die drei noch nicht einmal den Pferden ein Halfter anzulegen. Bei Frau Meier war der Nasenriemen unten und Herr Meier hatte das Halfter von vorne herein verkehrt herum. Marie versuchte es gar nicht erst sondern stellte sich weinend neben die Box. Na das kann ja noch was werden dachte Isi und half Marie beim herausholen des Pferdes. Madie hatte unterdessen Herrn und Frau Meier geholfen und ihnen das Putzzeug in die Hand gedrückt. „Von oben nach unten und von vorne nach hinten putzen. Hufe-auskratzen nicht vergessen, “ erklärte sie gerade als Iris dazu kam. Hinter dem Rücken von Frau Meier verdrehte Madie die Augen und ihre Mutter musste sich auf die Zunge beißen um nicht laut loszulachen.

      Gerade als alle Pferde fertig waren kam Dirk zurück von der Bahn. „So, dann wollen wir mal. Sind alle fertig oder braucht noch jemand Hilfe.“ Als alle bestätigt hatten dass sie fertig seien gingen sie gemeinsam auf die Reitbahn. Dirk schickte Eveline noch einmal zurück damit sie ihre Reitkappe holen konnte, die sie auf der Terrasse liegen gelassen hatte.

      In der Zwischenzeit nahmen die anderen Reiter Aufstellung und stiegen auf ihre Pferde.

      „Noch einmal ein wenig Nachgurten, den Rest Gurten wir dann in ein paar Minuten nach. So und jetzt durcheinander Reiten, aber vorsichtig die Pferde kennen sich noch nicht so gut untereinander.“ Beim durcheinander Reiten beobachtete Dirk die Reiter genau. Konnte er doch hierbei schon Stärken und Schwächen jedes einzelnen sehen.

      Willi hatte sich auf die Umzäunung der Reitbahn gesetzt. Neben ihm standen Isi und Madie und sahen angestrengt auf die Reiter. Sie fanden, dass die drei Schirmmacher Kinder gar keine so schlechte Figur machten. Bei den Meiers konnte man noch nicht viel sagen, durcheinander Reiten im Schritt war ja noch recht einfach.

      Als es jedoch ans Traben ging hoppelte Herr Meier wie ein Flummiball auf dem Pferd herum. Er zappelte mit den Händen und Geronimo, auf dem er saß, fing an mit dem Kopf zu Schütteln. Dadurch wurde die Sache nicht besser. Herr Meier fing an von rechts nach links zu hüpfen und als Geronimo abrupt stehen blieb wäre er fast herunter gefallen. Gerade noch rechtzeitig klammerte er sich an der Mähne fest und hing nun seitlich am Pferd. Dirk, der den beiden am nächsten stand half ihm wieder hoch. Da Herr Meier der letzte in der Reihe war waren alle anderen weiter getrabt und blieben jetzt direkt hinter Geronimo stehen. „Warum stehst du denn da so dusselig rum, “ fauchte seine Frau, “ Trab doch weiter.“

      Herr Meier machte ein überaus zerknirschtes Gesicht und Dirk schickte ihn wieder nach hinten in die Reihe.

      „Da ihr ja alle im Gelände Reiten wollt müsst ihr Leicht traben können. Kann einer nicht Leicht-traben.“ Dirk sah die Reiter der Reihe nach an. Nur Herr Meier hob zaghaft seinen Arm. „Gut, Herr Meier dann werden wir beide das ein wenig üben. Sie müssen beim Traben immer wenn das innere Bein des Pferdes nach vorne geht aufstehen und wenn es nach hinten geht wieder hinsetzen. Aber nicht Plumpsen lassen. Das innere Bein ist in diesem Fall das Rechte, weil es zur Mitte der Reitbahn zeigt. Im Gelände