Sabine Horn

Willi


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wieder ab und die beiden Kinder hatten kaum Zeit ihm zu zuwinken. Waren doch so viele neue Eindrücke zu verarbeiten. Isi und Madie waren in der Zwischenzeit rausgekommen und führten die beiden jetzt über den Hof.

      Wieder in der Küche angekommen Telefonierte Dirk gerade und nachdem er aufgelegt hatte sagte er zu Iris, „Das war der Pferdehändler er hat noch zwei tolle Pferde für uns. Bei der Gästemenge brauchen wir die unbedingt. Es geht ja auch nicht dass wir ständig die Ponys der Mädchen einsetzten. Ab und zu ist das im Moment noch ok aber auf Dauer sollen es doch ihre Pferde sein. Der Dirksen kommt in einer Stunde dann kann ich noch schnell die Boxen herrichten.“

      Nach gut einer Stunde knatterte der Pferdehändler mit seinen uralt Transporter dann tatsächlich auf den Hof. Auf den ist immerhin Verlass dachte Dirk. Der Pferdehändler hatte wie immer einen kalten Zigarrenstumpen im Mundwinkel klemmen und begrüßte Dirk mit seiner knorrigen Stimme. Nachdem er die Transportertür geöffnet hatte konnte Dirk die beiden Pferde sehen. Es waren ein dickerer Haflinger und ein sehr schlanker Fliegenschimmel.

      „Der dicke ist Xaver und die hübsche Kaja“, raunzte er, „zwei sehr liebe Tiere. Xaver geht auch vor der Kutsche und ist Longe gewöhnt. Kaja ist Turniere gegangen und springt sehr schön. Beide sind 10 Jahre alt, also in den besten Jahren.“

      Dirk war sofort von beiden Tieren begeistert und so luden sie die Pferde aus und brachten sie in die Boxen. Heute sollten die Tiere erst einmal ihren Stall kennen lernen und Morgen würde für sie dann der Ernst des Lebens beginnen.

      Gerade als der Pferdehändler wieder vom Hof fuhr kam ein junges Paar die Hofeinfahrt herauf.

      „Guten Tag, wir haben gesehen hier ist ein Reiterhof, vermieten sie auch Zimmer?“

      „In der Regel schon, aber ich weiß nicht ob noch etwas frei ist. Warten sie doch bitte einen Moment ich hole gleich meine Frau. Hier auf der Terrasse können sie sich setzten bis sie kommt.“

      Als Iris aus der Tür trat saßen die beiden mit Blick auf die Pferdeställe auf der Terrasse.

      „Hallo, mein Mann sagte sie suchen ein Zimmer? Ich habe im Augenblick gerade noch ein Doppelzimmer frei. Wenn sie es sich anschauen wollen.“

      Die beiden wollten und fanden das Zimmer gut, nachdem auch die Preisfrage geklärt war sagten sie, dass sie gerne zwei Wochen bleiben würden und ob sie wohl auch ohne Reiten dieses Zimmer bekämen. Iris war ganz froh über Nichtreiter, hatten die Pferde doch auch so für den Anfang schon genug zu tun.

      Als um 15.00 Uhr die erste Ladung Stroh kam standen die vier Schüttes in Arbeitsklamotten und mit Handschuhen ausgerüstet auf dem Hof. Gerade war der Bauer mit dem Stroh gekommen. Bianca und Thore wollten beim Strohabladen helfen mussten sich aber noch rasch ein paar lange Hosen anziehen, damit sie nicht hinterher mit total zerkratzten Beinen rumlaufen mussten. Nachdem die Ladeluke am Strohboden geöffnet war konnte es losgehen. Nach 15 Minuten war das erste Fuder verstaut. „Ich bring gleich noch zwei Fuder und heut Abend kommen dann noch einmal zwei. Der Rest kommt dann so in 14 Tagen dann ist der Sommerweizen auch so weit. Heu holen wir wahrscheinlich nächste Woche rein, wenn es nicht regnet.“ Kaum ausgesprochen knatterte er auch schon vom Hof.

      „Man das war aber für den Schneider eine lange Rede“, Dirk staunte über den hastigen Aufbruch seines Nachbarn.

      Als die Kinder aus dem Freibad zurück waren halfen sie beim Strohabladen und auch beim letzten Fuder nach dem Reiten halfen sie wieder. Dirk war froh so viele eifrige Helfer zu haben denn mit jedem Ballen wurde der Strohboden voller und das Stapeln des Strohs anstrengender.

      An diesem Abend fielen alle wie Steine in ihre Betten und schliefen sofort ein. Nur Willi strich noch eine Weile über den Strohboden, erinnerte ihn der volle Boden doch an die Zeit als sein Vater den Hof noch bewirtschaftet hatte und wie froh sie immer waren das Stroh trocken auf den Boden bekommen zu haben. Gerade als Willi beschloss sich jetzt auch schlafen zu legen bemerkte er eine Bewegung auf dem Hof.

      Wer schleicht denn da nachts rum, dachte er, mal sehen ob das kein Einbrecher ist. Völlig lautlos schwebte Willi auf die schleichende Gestalt zu und wäre beinahe mit einer zweiten Person zusammen gestoßen. Jetzt erkannte er das junge Pärchen das heute Nachmittag angekommen war. Was machen die denn so spät in der Nacht noch hier draußen, wunderte er sich. Das Pärchen verließ zielstrebig den Hof und Willi folgte ihnen.

      Direkt neben dem Hof standen zwei Fahrräder die sich die beiden jetzt griffen. Willi konnte sich gerade noch auf den Gepäckträger des Mannes setzen und dann ging die Fahrt auch schon los.

      Die beiden fuhren in das nächstgelegene Dorf, stellten ihre Fahrräder an eine Hauswand und gingen von Haus zu Haus. Sie blieben vor jedem Haus einen Moment stehen und manchmal umrundeten sie auch eines der Häuser. merkwürdiges Treiben, dachte Willi und folgte ihnen stets auf dem Fuß. Dann ging es weiter in das nächste Dorf. Hier wiederholte sich die Prozedur. Weitere drei Dörfer folgten und dann war man wieder in Weiler. Zurück ging es auf den Hof, diesmal wurden die Fahrräder mit genommen und an der Terrasse abgestellt.

      Nachdem die beiden im Gästehaus verschwunden waren, ging Willi auch endlich schlafen. Er lag noch lange wach und dachte über das merkwürdige Verhalten der beiden nach.

      Unheimliche Nächte

      Am nächsten Morgen war früh Trubel auf dem Hof, wegen des warmen Wetters wollte Dirk so früh wie möglich mit dem Reitunterricht beginnen und so machte er schon eine Bahnstunde vor dem Frühstück. Nach dem Frühstück brauchte er dann nur noch den Longenunterricht zu machen und die Pferde auf die Koppel zu bringen. Um 10.00 Uhr fuhr er dann mit seinen beiden Töchtern nach Waddeweitz um Hühner zu kaufen.

      Am Dorfkrug stand der Lastwagen mit den Hühnern schon bereit ein Mann mit krebsrotem Gesicht begrüßte die drei sehr freundlich und nachdem man sich alle Tiere angesehen hatte kamen Dirk und seine Töchter nicht nur mit sechs Hühnern zurück sondern sie hatten auch noch je fünf Enten und Gänseküken dabei.

      Der Geflügelhändler hatte ihnen erklärt sie müssten die Hühner und die Küken die erste Zeit getrennt halten da die Hühner die kleineren Küken sonst picken und ernsthaft verletzen könnten. Später könnten dann alle in einem Stall leben.

      Dirk und die Mädchen machten daher in einer freistehenden Box erst einmal ein provisorisches Lager für die Baby Vögel. Die Hühner kamen in den Hühnerstall und schon morgen sollten sie das erste Mal in den Außenkäfig.

      Hingebungsvoll saßen alle Kinder im Stall und beobachteten die kleinen Vögel. „Die sind noch so gelb und kuschelig“, meinte Maike und ihre Schwester nickte zustimmend. Keins der Kinder konnte sich vorstellen, dass aus diesen kleinen Flaumbällchen einmal so große Vögel wie Enten und Gänse werden konnten. Nachdem sie eine Weile gesessen und über Tiere im Allgemeinen gefachsimpelt hatten rief Iris sie zum Essen.

      Die Meiers aßen heute mit nur das junge Pärchen verzichtete auf das Mittagessen, waren sie doch sehr spät zum Frühstück erschienen.

      „Die liegen hinten auf der Liegewiese und schlafen, “ wusste Madie ihren Eltern zu berichten, „möchte mal wissen was die in der Nacht machen, wenn man am Tag so müde ist.“ Ihre Eltern lächelten sich vielsagend an.

      Am Nachmittag gingen alle zum Baden auch Madie und Isi schlossen sich den anderen an. Es wurde ein sehr fröhlicher Nachmittag. Die Kinder warfen sich gegenseitig ins Wasser, spielten Ball oder sausten die riesen Rutsche runter. Die vier Erwachsenen schwammen und tranken dann im Kiosk Kaffee. Viel zu schnell gingen die Stunden vorbei und sie mussten wieder zurück auf den Hof.

      Iris und Dirk hatten den Nachmittag auf dem Hof verbracht und die Stille genossen. Iris war froh über die Ruhe musste sie sich doch erst einmal an den ständigen Trubel um sie herum gewöhnen.

      Am Abendlichen Reitunterricht nahm nur Herr Meier teil seine Frau hatte immer noch Kreuzschmerzen von ihrem Sturz wie sie immer wieder betonte. Das Fehlen von Frau Meier tat dem Spaß aber keinen Abbruch im Gegenteil es wurde gelacht und Späße beim Reiten gemacht. Saß ein Kind zwischendurch, mit vor Anstrengung verkniffenem