Ingo M. Schaefer

ARTIR - Krieger der Wahrheit


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und in meine Brust. Der Stich fraß sich weiter in meinen Hals und den linken Arm.

      Die Blätter wirbelten plötzlich um mich herum. Das Wesen hüllte mich ein. Meine Beine brannten. Ich schien von Kopf bis zu den Zehen aus Flammen zu bestehen. Ein Feuer, das die Luft fraß. Ich konnte nicht schreien. Es gab keine Luft, um meine Lungen zu füllen. Ich stand an Land und konnte nicht atmen, als ob ich tief im Belt tauchte.

      Das Wesen wollte mich töten.

      6

      Die Luft anhaltend ruderte ich mit den Armen, um die Blätter weg zu schlagen. Der Schleier riss mich zu Boden. Dort war wieder Luft zum Atmen. Ich hustete und keuchte. So übermächtig wie der Armowass schien das Blattwesen nicht zu sein. Die durchsichtigen Blätter konnten Luft fort kräfftern, besaßen aber nicht die Ausdauer, mich zu töten. Ich hatte Mitleid.

      Ich hauchte die Blätter an. Meinem Atem konnten sie nicht entkommen. Das Zittern verebbte. Ich blies es wieder an. Das Wesen wölbte sich. Ich atmete kräftiger ein und aus. Es blieb dabei, egal, wie oft ich pustete.

      „Ich bin Artir. Wie heißt du?“, fragte ich die glotzenden Blätter. „Warum willst du mich umbringen? Was habe ich dir getan?“ Ich erwartete keine Antworten und bekam auch keine. Ich beobachtete. Das Zittern begann wieder und einzelne Blätter zerfielen. Ich konnte dem Wesen nicht helfen. Ich sah zu den Naveren. Drei Männchen und drei Weibchen, zwei Babies. Ich ging zu ihnen hin und tastete die Körper ab, suchte Lebenszeichen. Ein Mauzen. Ich hechtete zu einer Navere, meiner Navere. Zwischen ihren Beinen regte sich ein Knäuel, das abermals miaute. Das Junge war lang wie meine Elle, vielleicht fünf Monate alt. Ich befreite es aus den toten Hinterbeinen und hielt es hoch. Es schien unversehrt, bis ich den tiefen Kratzer im vorderen Bein sah. Ich riss einige Gräser ab, umwickelte das Bein, bis die Blutung aufhörte und knotete die zähen Halme zusammen. Das Baby blieb liegen und schnüffelte an meiner Hand. Starre Augen der Mutter klagten mich an. Da konnte ich nichts mehr tun.

      Ein tausend blättriges Wesen, dass mich töten wollte, und ein verletztes Naverenbaby, das den Tag ohne mich nicht überleben würde. Das hatte ich ja prächtig hin bekommen.

      7

      Ich sah nach oben. Es konnte nur wenig Zeit vergangen sein, aber über mir und um mich herum braute sich etwas zusammen. Meine Ohren hörten Krallen, die im Laufschritt die Erde zerfurchten, und Flügel, die im Sturzflug auf mich zu hielten. Mein Stock war fort. Ich griff das Junge, nahm aus seinem Maul Spucke und rieb mich ein. Es leckte zum Dank mein Gesicht wund. Das Junge setzte ich ab. Der kleine Naveren fauchte das Blatt an. Sein Garma schien einen Feind zu erkennen. Dann humpelte es umher, nicht weit weg von mir.

      Wenn das Blattwesen die Luft beherrschte, sodass mir die Luft weg blieb und Schwarzfedern unnatürliche Sturzflüge ermöglichte, dann musste es sich auf irgendeine Weise verständigen. Dass sich über mir Vögel aller Größen sammelten, wie ich nie gesehen hatte, ließ mich keinen Augenblick daran zweifeln, dass das Blattwesen für die Ansammlung verantwortlich war.

      „Was hast du gegen mich?“, dachte ich.

      Die Blätter drehten sich aufgeregt. Ein Windstoß wollte mich umwerfen. Ich stand.

      Der Wind wurde stärker und kam nicht vom Blatt. Das wurde mir schlagartig klar. Das Junge miaute. Als ich sah, dass eine ganze Schar Schwarzfedern mich und den kleinen Naveren angriff, wurde ich zornig. Ich war wütend, weil ich nicht verstand, was vor sich ging, weil ich keine Lösung fand, wie ich gegen diese Kräfte ankommen sollte. Bestimmt wussten alle in Gurwass, was sie jetzt machen würden.

      Fliegende Jäger rissen zahme Vögel. Laufende Jäger fraßen zahme Tiere. Selten jagten sie sich gegenseitig.

      DAL glühte in allen möglichen Farben. Der Wind nahm zu. Mein weißes Haar wehte wie eine Fahne im Wind. Ich war wütend auf den Schleier, auf die Jäger, die ein kleines Junges angriffen und vor allem wütend auf mich, weil ich nichts begriff.

      Meine Hand griff in den Boden, packte einen Haufen Erde mit Steinen darin und warf ihn gegen den größten Vogel, der direkt auf mich zuflog. Steine und Erde trafen das heran sausende Leder-Feder-Paket und durchlöcherten die Flügel. Ich sah es staunend. Das Gekreische ähnelte dem schrillen Ton, als ich mit dem Stock getroffen hatte. Jeder seiner Flügel war bestimmt viermal länger als meine beiden ausgebreiteten Arme. Er konnte sich abfangen, um nicht auf den Boden zu prallen. Ich sprang ihn an wie eine Navere. Mein Angriff überraschte ihn. Seine Krallen waren nicht ausgefahren, und ich war schnelles, direktes Handeln gewohnt. Nie zögern, nie warten.

      Im Sprung warf ich eine Tasche in den aufgerissenen Schnabel, und hielt den Riemen fest. Er biss in die Tasche und ich hatte einen Zügel. Meine linke Hand griff den Hals. Der Schwung des Fluges zog mich hoch. Meine Beine warf ich nach oben und saß auf dem Halsansatz. Von oben sah ich nun denselben durchsichtigen Schleier auf allen sechs Flügeln liegen.

      Ich zog am Riemen und riss damit den Schnabel hoch. Der Jäger der Lüfte landete nicht, sondern schlug die Flügel aus und wollte in die Luft steigen, um mich dann abzuwerfen. Mein DAL leuchtete wieder in allen Farben. Der Schleier wechselte ebenfalls Farben. Hier kämpften zwei Kräfte miteinander.

      Ich legte die Hand auf den Kopf und drückte ihn nach unten. Der Körper unter mir schüttelte sich, wollte sich drehen und mich abwerfen. Dabei berührte mein Armband seinen Hals und leuchtete weiß auf und schließlich auch der Schleier. Stocksteif verhielt sich jetzt der Luftriese, ließ die Flügel ausgebreitet und mein DAL und der Schleier wechselten zu Farbenschlieren wie in der Decke im Hort.

      Mit der linken Hand zog ich den Riemen und mit der Rechten drückte ich den Riesen nach unten. Er gab nicht auf. Er drehte sich um seine Achse, aber ich war vorbereitet. Ich klemmte meine Beine um seinen Hals, würgte ihn.

      „Wenn du willst, sterben wir beide“, dachte ich instinktiv, „oder wir leben ein langes Leben. Entscheide dich!“

      Zittern, Schütteln. Er gab auf.

      „Ich werde deine Wunden versorgen“, dachte ich. Nutzte der Schleier allgemein Vögel, oder waren er und die Schwarzfeder vereint wie ich und DAL?

      Er landete und zog seine Flügel ein. Meine Tasche war mittlerweile zerfetzt. Das Blattwesen am Boden zitterte.

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