Anita Egger

Das schmutzige Mädchen


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dieser Jahreszeit wäre es für die Pflanzen auch nicht so schlimm. Ich überlegte, einfach liegen zu bleiben. Ich war schon immer ein Mensch, der schummelt wenn es sich anbot.

      Außerdem hatte ich heute Nacht einen Kreislaufzusammenbruch, weshalb also musste ich jetzt schon wieder hundertprozentig funktionieren?

      Ich blieb liegen, dachte über Koffner nach. Er passte auf mich auf, der große starke Bulle. Er versicherte mir, dass mir nichts passieren würde. Vielleicht sollte ich ihm einfach glauben was er sagt. Schließlich ist er der Chef einer Spezialeinheit. Wahrscheinlich hat er eine akademische Ausbildung hinter sich. Nachdem er wohl eingeweiht ist in diese hoch geheime politische Affäre, wird er ein hohes Tier sein, so etwas wie ein Geheimagent, James Bond in Deutsch. Er ist viel bedeutender als ich es jemals war und sein werde. Ich für meinen Teil bin Hilfskraft in einer Gärtnerei, eingestellt als ungelernter Arbeiter, unterstes Niveau. Und ich schaffe es nicht einmal, diesen Job gut zu machen. Ich kann mich mit Schnittblumen nicht anfreunden, komme aus der Mittagspause zu spät zurück und vermassle meine Frühschicht.

      Plötzlich sprang ich auf, lief aus dem Haus ohne mich zu waschen, schwang mich aufs Fahrrad und kümmerte mich um die Nachtaggregate. Wenigstens dies wollte ich machen.

      Trotz all der Müdigkeit, ging es mir ganz gut am heutigen Tag in der Arbeit. Dieser plötzliche Impuls von Verantwortungsbewusstsein hatte mir einen Kick in den Tag gegeben, der mir einen gewissen Schwung mitgab. Was mir ebenfalls gut bekam, war die Arbeit auf den Feldern. Ich musste Pflänzchen setzen, Salat, Kohlrabi, Bohnen. Es war sieben Uhr morgens, in einer halben Stunde würde die Chefin kommen, um acht Uhr dann all die anderen. Ich fing schon mal an mit den Pflänzchen, denn ich wollte die Morgensonne erleben. Der Tag würde wieder heiß werden, doch noch war es angenehm kühl, alles war feucht vom Tau. Diese frische frühe Luft war gut für mich und auch die Aufgabe. Ich wusste, dass es diesen zarten Setzlingen gut gehen würde unter meiner Obhut. Sie würden zu großen gesunden Pflanzen heranwachsen. Ich werde sie täglich sehen, gießen, pflegen. Ich werde mich sorgen, wenn es hagelt, sie abdecken, aufdecken, schützen. Doch dann, wenn sie die Blüte hinter sich haben, wenn ihre Frucht gereift ist, werden sie geerntet, sie werden getötet. Doch sie hatten wenigstens ein schönes Leben, hatten ihren Sinn erfüllt.

      Und was ist mit mir? Hätte ich meinen Sinn erfüllt, wenn mich der Kerl, der mir immer wieder diese schrecklichen Dinge androht, in die Finger bekommt, um mich zu quälen, um mich zu töten? Ergibt das irgendeinen Sinn?

      Ich hatte in meinem Leben noch nichts Sinnvolles getan. Früher war mir das egal. Ich hielt den Menschen an und für sich für etwas Sinnloses. Es gibt genug Menschen auf der Welt, was spiele ich für eine Rolle?

      Meine Eltern brauchten mich, um ihre Vorstellung von Familie zu vollenden. Doch jetzt ist meine Kindheit vorbei und niemand braucht mich mehr. Ich richte doch mehr Unheil an, als dass ich Nutzen bringen würde.

      Wenn es doch so egal ist, weshalb es mich gibt oder nicht, warum macht sich Koffner überhaupt die Mühe mich zu schützen? Weil die Polizei dazu verpflichtet ist, Menschen vor Verbrechen zu bewahren, deshalb. Ich sollte ihn von dieser Pflicht entbinden, denn ich bin es gar nicht wert. Weshalb bringe ich mich nicht selbst in Sicherheit? Ich könnte verschwinden aus dem Land. Mein Widersacher wird mich vermutlich nicht verfolgen, wozu die Mühe? Oder doch? Weshalb ist er denn so erpicht auf mich? Unsere erste Begegnung konnte nur Zufall gewesen sein. Ich wüsste nicht, woher er mich gekannt haben hätte sollen. Und jetzt? Er hat sich hineingesteigert in etwas Verrücktes. Durch meinen Sprung von der Brücke bin ich ihm entwischt. Das hat ihn wütend gemacht; das wird der Grund sein, weshalb er mich bedroht. Er will sich holen, was ihm damals durch die Lappen ging. Und er will seine Wut über das Misslingen des Überfalls an mir auslassen. Ich soll spüren wer der Stärkere ist, das sagte er mir immer und immer wieder am Telefon. Er möchte Rache nehmen an mir. Würde er mich tatsächlich ins Ausland verfolgen? Konnte er das denn so einfach? Wenn er so wichtig war für die Regierung, dann würden sie ihn doch nicht einfach gehen lassen. Aber konnten sie ihn überhaupt aufhalten? In der EU gibt es genug Grenzübergänge ohne Ausweiskontrollen. Wenn ihn die Polizei bisher nicht gefunden hat, dann auch nicht wenn er das Land verlässt.

      Vielleicht aber ging es Koffner genau darum: Wenn der Mann mich verfolgt oder aufsucht, wenn er seine Drohungen wahr machen wollte, mich in seine Gewalt brachte, dann könnte die Polizei ihn fassen. Und was dann? Es sitzt derzeit ein Unschuldiger hinter Gittern, dem ein Verbrechen zugeschoben wurde von Staat und Polizei. Was macht die Staatsmacht mit dem echten Täter?

      Ich konnte darüber nachdenken so lange ich wollte, ich verstand einfach gar nichts von den Zusammenhängen, vom Sinn des Ganzen, von der Handlungsweise der Polizei. Wer verdammt war dieser Mann?

      Dies würde ich sicherlich erfahren, wenn er mich wieder in seine Gewalt bekam, die Frage ist nur, ob ich danach noch am Leben wäre. Diesen Angriff auf mich würde es geben, das war für mich so sicher wie das Amen in der Kirche, egal wie oft mir Koffner versicherte, dem sei nicht so. Der wollte doch nur, dass sein Lockvogel die Sache nicht vermasselt. Ja, er wollte nicht, dass ich ihn alarmiere, sobald es eine Bedrohung gibt, denn er wollte erst dann zuschlagen, wenn der Täter in der Situation ist, dass er nicht mehr flüchten würde können. Ich hatte aber nur eine Chance zu überleben, wenn Koffner zu rechter Zeit an rechter Stelle wäre. Bei diesem Katz- und Maus-Spiel, welches die großen starken Männer miteinander spielen, war der Schutz meines Lebens völlig zweitrangig. Dennoch spielte ich einen absolut bedeutenden Teil des Ganzen, aber eben nur solange ich am Leben war.

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