Jasmin Koch

Dämonenweib


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Der Vampir würde sie nicht gehen lassen. Er fühlte sich noch immer schuldig, dass Blake ihn davor gewarnt hatte, das Dämonenblutgeschäft einzusteigen. Eine Gruppierung namens -Die Reiniger- war dabei, die Deals platzen zu lassen, indem sie alle Beteiligten eliminierten.

      „Wenn du uns gerne hier hast, damit wir euch auf die Nerven gehen können, gerne!“ schmunzelte Blake.

      „Es ist doch schon alles vorbereitet! Geht, holt eure Sachen. Rainard, würdest du in der Küche Bescheid sagen, es soll gedeckt werden, für unsere Gäste.“

      „Schon geschehen, Herr. Die Gemächer sind auch bereitet, ich werde sie nachher dorthin führen.“

      „Sehr gut, Rainard, wenn ich dich nicht hätte…“

      „Hätten Sie Jemand anderen, Sir.“ Darauf hin schenkte Leon einem sehr alten, aber nicht allzu starken Vampir ein schallendes Lachen. Der arme Kerl zuckte merklich zusammen. Er war hellblond mit einem vernarbten Gesicht. Die Augen von tiefsten Braun. Er war schmächtig gebaut, aber nicht weniger elegant angezogen wie sein Herr.

      „Du bist wahrlich ehrlich, Rainard.“ Damit drehte sich Leon um und trat durch eine verborgene Tür links neben dem Kamin.

      Nachdem die vier ihre Habseligkeiten aus dem Wagen geholt hatte, war es ihnen äußerst gut ergangen. Extra für sie wurde ein opulentes Mahl bereitet, welches sie sich nie erträumt hatten. Leon hatte mit Abwesenheit geglänzt. Vermutlich nahm er sein Mahl lieber allein zu sich. Danach hatte Rainard wie vorhergesagt die Vier in das obere Stockwerk geleitet und ihnen je ein eigenes Zimmer am Ende des Korridors zugewiesen. Da die Reise hierher sehr anstrengend gewesen war, vor allem da Tom über alles zu meckern hatte, waren sie ohne weitere Worte ins Bett gegangen.

       In einem kleinen Motel

      „Du hast sie alle enthauptet?“ erschrocken ließ der gefesselte Vampir seine Gesichtszüge entgleisen. Konnten Vampire schwitzen, fragte sich das Dämonenweib. Sie kratzte sich beiläufig den Arm.

      „Warum sollte ich das nicht? Sie sind nur bedeutungslose Parasiten. Ich muss mich vor dir auch nicht rechtfertigen, Blutsauger!“ schnauzte sie.

      „Warum hast du mich dann nicht getötet, nachdem ich dir unseren Treffpunkt verraten habe? Nur deswegen habe ich dir doch geantwortet. Ich dachte, das wars…“

      „Das kann auch noch werden.“ Fauchte sie die Vampirin an und biss genüsslich in ihren Burger.

      „Wie kann man diesen Fraß eigentlich essen?“

      „Mit den Zähnen! Wie kann man anderen das Blut aussaugen und seine Beute verrecken lassen?“

      „Das tue ich nicht… habe ich noch nie, deswegen deale ich, du Wahnsinnige!“

      „Hm, das ergibt sogar irgendwie Sinn… Ernähren sich viele deiner Freunde von Tetra Pack Blut?“

      Die Vampirin schnaufte hörbar. Sie war eine Schönheit. Blonde lange Haare, geflochten zu einem Zopf, aus welchem einzelne Strähnen heraushingen. Ein herzförmiges Gesicht mit kleinen Grübchen. Männer konnten ihrem Körper nur sehr selten widerstehen. Lange Beine endeten an einem großen runden Po und ihre schönen Brüste wurden auch nicht durch die arg mitgenommene Kleidung in schlechtes Licht gerückt.

      „Ist jedenfalls sicherer, als durch die Gegend zu laufen und jeden Abend einen Menschen anzusaugen. Die mögen das nicht so besonders, jedenfalls die meisten.“

      „Kann ich mir denken. Mal im Ernst, ich weiß nicht, warum ich dich in meiner Handtasche mit mir rumtrage, aber du kommst mir wichtig vor.“

      „Bin ich aber eigentlich nicht.“

      „Ihr habt doch alle eure Clans mit deren Meister? Wo ist deiner?“

      „Ehrlich ? Hab keinen. Mein Erzeuger wurde von den Irren gepfählt vor einigen Jahren, drei glaube ich. Seit dem bin ich auf mich allein gestellt.“

      „Du hast keinen Meister? Glaube ich nicht…“ sie packte Viktoria am Hals und zog sie an ihr Gesicht heran. „Nochmal… “

      „W-wirklich… Bin allein…“

      Schnell ließ sie den Vampir los. Gibt’s nicht, dachte sie sich. Es gibt immer einen der die Fäden in den Klauen hält, hatten ihre Tanten gesagt. Wieder biss sie in ihren Burger und leckte sich über einen ihrer kleinen Fänge. Ihr Haar war beinahe trocken, weshalb jetzt überall kleine Löckchen die Oberhand gewannen. Sie atmete schnaubend aus und legte den Burger beiseite. Dann ging sie an ihren kleinen Koffer und griff ein paar T-Shirts.

      „Ich glaube jetzt selbst nicht, was ich hier vorhabe… Ich werde dich jetzt losbinden. Dann nimmst du eines der Shirts und verschwindest im Bad zum Duschen. Keine Angst, kein Fenster zum Abhauen für dich und ich komme dir auch nicht den Rücken schrubben. Dann kommst du hierher und wir unterhalten uns wie Schulfreundinnen auf dem ersten Klassentreffen nach hundert Jahren, oder so.“

      Viktoria schluckte und überlegte nicht lange.

      „Willst du nicht auch Duschen?“

      „Ist das ein Angebot?“

      „Nein, ich meine… wenn du nett spielen willst, kann ich das auch.“

      „Klar, und kaum dreh ich mich weg, rennst du raus und klaust mir meine Luxuskarrosse, was?“

      Wieder schluckte Viktoria. War sie so naiv, zu denken, sie könnte diesem Weib entkommen? Nach dem, was sie mit den anderen Dämonen angestellt hatte, wäre sie doch nur ein Schulterzucken wert.

      „Ok, d-dann du zuerst. Ich warte dann hier. Was auch sonst…“

      „Braver kleiner Blutsauger“ zu ihrer eigenen Überraschung tätschelte sie diesem Mädchen auch noch die Haare und ging ins Bad.

      Wie konnte ich nur so blöd sein, und sie mitnehmen? dacht sie sich. Ich sollte ihr einfach ein Ende machen. Frustriert zog sie sich die engen nassen Sachen aus, was gar nicht so einfach war. Die Korsage war zwar vorne mit Haken versehen, aber auch darüber geschnürt und nasse Schnüre waren scheiße. Die Hose machte weniger Probleme. Ihre Klauenfüße waren dreckverkrustet.

      Als sie in den Spiegel sah, blickte sie ein merkwürdiges Geschöpft zurück an, dessen sie am liebsten auch den Kopf abgeschlagen hätte. Aber sie hatte eine Mission zu erfüllen.

      Sie drehte sich zur Dusche und stellte das Wasser an, um die Temperatur einzustellen. Dann stieg sie hinein und ließ das Wasser auf sich niederprasseln. Tränen rannen ihr ungesehen und ungebremst die Wangen hinab, doch kein Geräusch drang dabei aus ihrer Kehle. Stumm zu weinen hatte sie in all den Jahren perfektioniert.

      Ein Monster…das war sie wirklich…

      Nachdem sie sich abgetrocknet und ein weites rotes T-Shirt angezogen hatte, verließ sie das Bad. In dem Moment als sie sich dem auf dem Boden kauernden Geschöpf näherte, dämmerte ihr das hier etwas völlig falsch lief.

      Viktoria fauchte sie bedrohlich an und wand sich in den Handschellen. Dann trat sie wie ein kleines Mädchen nach ihr aus.

      „Jetzt weiß ich wer du bist…“ knurrte der gefesselte Vampir, was sie total aus der Fassung brachte.

      „Du bist diese Evilin, diese Bestie vor der sich alle fürchten!“ kreischte Viktoria beinahe.

      „Ja.“ War die einfache und erschreckende Antwort, die ihr immer so einfach von den Lippen kam.

      „Klar, und du nennt andere Parasiten, is klar!“

      Erneut packte sie grob Viktoria an beiden Schultern und zwang sie dazu ihr direkt in die leuchtend grünen Augen zu sehen. Ihre Pupillen verengten sich wieder zu kleinen Schlitzen.

      „Ich bin vielleicht eine Bestie, aber nicht freiwillig!“

      Dabei hielt Viktoria inne. „Was du nicht sagst…“ fauchte sie „ bring mich doch einfach um. Das kannst du doch so gut!“ sie spuckte ihr förmlich die Worte ins Gesicht.

      Da