Jasmin Koch

Dämonenweib


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links ab in einen anderen Flur und folgte Ihrem Geruch. Er hatte schon vermutet, dass sich dieser Schwerenöter an sie ranmachen würde. Dieser Vampir stand auf Werwölfe, vor allem auf weibliche.

      Dies hatte er ihm schnell anvertraut, nachdem die beiden um ihre gemeinsame Berufliche Verbindung gefeilscht hatten. Beide wollten ehrlich sein, so hatte er ihm von seiner Vorliebe für Lykanerinnen erzählt und dem Wunsch eine zu erobern. Dies war auch Teil der Abmachung. Blake würde eine mögliche Kandidatin mitbringen, dafür bekämen sie freies Geleit auf ihrer Reise. Kein hoher Preis, denn Blake hatte die wiederstandsfährigste Frau seines Clans mitgenommen. Angst vor Vampiren, in einer Beziehung und psychisch stabil.

      Einfach wollte er es diesem Vampir nicht machen, Abmachung wurde gehalten.

      „Nachdem du jetzt alles wieder hochgewürgt hast, reden wir. Ehrlich und offen!“ sagte Viktoria in einem gespielt strengen Ton zu Evilin. Ihre Angst vor diesem Wesen war allgegenwärtig, doch ihr Neugier noch größer.

      „Ok, was willst du wissen? Ich sage dir etwas und du mir!“

      „Gut. Warum tötest du auf Anweisung?“

      „Ich darf keine Spuren hinterlassen. Du weißt, ich bin nicht normal, noch nicht mal für unsere Welt. Warum bist du sauer auf mich?“

      „Weil du uns jagst. Auch wenn ich das nicht gerne sage, du gehörst mit zu dieser Welt, du stehst über niemanden. Warum meinst du darfst du andere Vernichten?“

      „Klever von dir… ich wurde dazu ausgebildet, von meiner Familie, zumindest denen, die noch da sind…“

      „Wieso!“

      „Hey ich war dran…Meine…“

      „Du redest nicht oft mit deinen Opfern, wa?“

      Sie musste schmunzeln. Tat sie wirklich nicht, aber doch hier mir ihr, warum?

      Was hatte dieser kleine Vampir an sich, das sie auch das Bedürfnis hatte, mit ihr zu sprechen. Sich ihr anzuvertrauen. Mittlerweile waren beide geduscht, sie hatte sie gelassen. Ohne Worte ihre Fesseln gelöst und sie unter die Dusche gestellt.

      Dann hatte sie das Bad mit einem verdutzten Vampir zurückgelassen und sich auf das Bett gesetzt. Dort hatte sie gewartet. Solange, bis sich Viktoria einfach neben sie gesetzt hatte, um mir ihr zu reden, statt abzuhauen. Warum? Wusste sie auch nicht.

      „Ganz schön scheiße, wa? Du hättest mich doch auch gleich töten können, ich verstehe nicht, dass du das nicht getan hast.“

      „Und ich weiß nicht, wieso ich dich am Leben ließ. Wir sind so verschieden.“

      „Stimmt. Ich bin hübscher.“ Beide kicherten los.

      „Es ist echt nicht einfach, hier mit … ich bin eine gute Soldatin, eine gute Kämpferin…“

      „Gut ?! Du bist das schlimmste, was rumläuft. Du wirst von allen gefürchtet. Und dabei gibt es dich noch gar nicht lange als offizielles Schreckgespenst…“

      „Stimmt. Ich jage erst seit gut einem Jahr.“

      „Wie alt bist du?“

      „21.“

      „Moment… ich werde hier von einem Säugling festgehalten? Ich bin 89 Jahre alt, in Vampirjahren. Gestorben bin ich mit 26. Selbst da war ich älter.“

      Evilin musste lachen.

      „Ich kämpfe seit meinem neunten Lebensjahr. Schwertkampf kam mit ca. 11 dazu.“

      „Das kann nicht sein. Selbst Dämonen sind als Kinder zu jung für sowas, teilweise noch nicht mal vollständig entwickelt. Wie machst du das?“

      „Gute Gene ?!“

      „Hm, deine Gene, sind alt, was? Wie kommt dann deine Menschenmutter an einen Dämon?“

      „Ich glaube sie hat nicht wirklich gewusst was er war, als er…“

      „Was, sie hat nicht erkannt das er einer war. Cleverer Kerl, aber was hat er? Sie doch offensichtlich geschwängert, irgendwie. Das ist äußerst selten.“

      „Er hat sie vergewaltigt!“

      Leon hielt Jeanine eine Tasse entgegen. Nachdem die beiden einige Zeit durchs Haus geschlendert waren, in der Hoffnung Blake nicht über den Weg zu laufen, hatte sie es sich in der geräumigen Küche an den Tresen gesetzt. Es war eine schöne Küche mit weißen Möbeln im Landhausstil, die nicht wirklich zu den Bewohnern des Hauses passen wollte. Der Tresen zog sich, als Raumteiler durch die Mitte und bot Platz für mindestens vier lange, gemütliche Barhocker. Auf dem einen saß nun die nervöse Jeanine, völlig überwältigt davon, wie nett Leon zu ihr war. Ganz anders als andere Vampire.

      „Bitte schön, ich hoffe der Kaffe ist nicht zu stark. Ich habe ihn gemacht, wie du es mir beschrieben hast.“

      Vorsichtig nippte sie an der heißen Tasse und rang sich ein Lächeln ab.

      „Gar nicht schlecht. Für Jemanden, der noch nie Kaffee gekocht hat, ist er ganz passabel.“

      „Du kratzt mein Ego stark an, meine Liebe.“ Leon schmunzelte, er merkte wie er das Eis gebrochen hatte. Sie hatte so eine starke Abneigung den Vampiren dargelegt, die nun allmählich verflog. Sie lächelte schüchtern zurück. Dies war so neu für die wachsame Wölfin.

      „Da du nun etwas entspannter erscheinst, zerstöre ich gleich das Bild des netten Vampirs von Nebenan. Ich möchte ehrlich zu dir sein.“ Dramatisch griff er nach ihrer Hand und streichelte über ihre langen weichen Finger. Sie wollte sie ihm entziehen. Unfähig zu sprechen, ging ihr Atem in schweren Zügen. Was würde er tun.

      Leon ließ ihre Hand nicht los, während er leichthin um den Tresen schlenderte und in die ängstlichen Augen eines von Panik ergriffenen Wolfes sah.

      „Ich habe darum gebeten, dass Blake dich zu mir führt, sei nicht sauer auf deinen pelzigen Freund.“

      Frustriert versuchte sich Jeanine aus seinem Griff zu entziehen, was ihn dazu veranlasste sie in seine Arme zu schließen. Sie knurrte bedrohlich.

      „Ruhig kleiner Wolf. Ich habe nicht vor etwas zu tun, was du nicht willst. Ich bitte dich nur um die Möglichkeit dich zu umwerben.“

      Sie erstarrte in der Bewegung. Fand ihre brüchige Stimme wieder.

      „Was?“ flüsterte sie „Um mich werben…Blake hat mich…verkauft?“ Zorn nahm ihr das hilflose Gefühl. Sie stellte sich wutentbrannt dem verführerischen Vampir entgegen.

      „Was war denn der Einsatz? Wie viel bin ich wert?“ knurrte sie.

      „Es gab kein Versprechen zum Austausch von Geldmittel, falls du das meinst. Nur einen Gefallen, der eure gefahrenlose Reise betrifft. Und ich habe es nicht nötig, Frauen egal welcher Art zu kaufen.“

      „Ach nein, aber ich nenne das so!“

      „Ich habe ehrlich zugegeben, was mein Bestreben ist… Ich möchte lediglich eine Chance, dies war meine Bedingung, eure Einreise zu gestatten. Eine Chance, mir eine Belohnung zu verdienen.“

      Sie stutze. Ihr war schon alles an den Kopf geworfen worden. Sie war kein Kind von Traurigkeit gewesen, vor allem nach der Wandlung. Doch dies hatte noch nie ein Mann als Grund für Avancen angegeben. Sie…eine Belohnung.

      In diesem Moment, unpassender konnte er nicht sein, platzte Blake in die Küche.

      Auf der Burg Talons leben die letzten der Rador. Eine der ältesten Dämonenrassen. Viele der anderen Clans mieden diese Ebene und deren Bewohner, da es als Weg ohne Wiederkehr betitelt wird. Die Wut und Zerstörungslust dieser Dämonen kommt keiner anderen gleich.

      Die Tore des großen Saales wurden schwungvoll aufgestoßen. Durch die Öffnung schritt ein beeindruckender Dämon. Seine perlmutartig geschwungenen Hörner glänzten schweißnass und verschwammen mit den dunkelblonden Haaren. Die strahlendblauen Augen mit der katzenartigen Iris funkelten kampfeslustig.