K.B. Stock

Kampf um SANTOR - Testfall HATHOR 2


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über die MHORA-X mal ’ne Zeitlang übernehmen zu dürfen.

      Außerdem haben Michael und Anna Wagner ja mit Annas Bruder Max Baur und den unzähligen Logistikoffizieren aus den europäischen Streitkräften sicher ebenfalls mehr als genug Stellvertreter zum Betrieb unserer zentralen LogBasis in Erding zur Verfügung.

      So – und jetzt hör’ auf so zickig zu gucken, weil ich nämlich Anna und Micha schon vor Tagen in deine italienische Villa eingeladen habe“, erwiderte Alexander Kranz, als sich die erste Besichtigungstour durch die lemurische Werft allmählich dem Ende zuneigte.

      „Es ist immer wieder ein Vergnügen, euch beiden beim Streiten zusehen zu dürfen“, meinte Bart Blackhorse spontan, wobei er sich ein hintergründiges Schmunzeln nicht verkneifen konnte.

      „Aber zurück zum Geschäft. Ich bitte darum, dass ihr euch alle bis morgen früh überlegt, ob wir noch etwas bezüglich unserer anschließenden Vorgehensweise abändern oder ergänzen müssen.

      Wir treffen uns deswegen morgen gleich nach dem Frühstück zu einer kurzen Besprechung in unserem provisorischen Lagezentrum.

      Danach schauen wir uns zusammen mit Brigid, Thure und unserem neuen Freund Astor 1 einmal das Innenleben der FREYA genauer an und besuchen anschließend die Patienten in den Medostationen der THIKAL-X und der KIMBAL. Außerdem steht später ja auch noch die Erkundung der im See liegenden Pyramide auf unserer To-Do-Liste.

      Für heute danke ich euch allen für eure prima Arbeit. So, und jetzt geh’ ich duschen und anschließend zum Dinner. Kommt jemand mit?“

      „Sicher, keine Frage – nur Duschen musst du leider alleine, General“, meinte Mora Kranz trocken, womit sie die Lacher der übrigen Anwesenden, darunter auch der gerade angesprochene General Blackhorse, wieder einmal auf ihrer Seite hatte.

      Sofort nach dem Abendessen in dem provisorisch eingerichteten Verpflegungszelt erhob sich Brigid-Thor, um nach draußen zu gehen.

      „Ich brauch’ ein bisschen frische Luft zum Nachdenken. Bitte entschuldigt mich – wir sehen uns morgen früh.“

      „Und ich begleite dich, falls du nichts dagegen hast. Schließlich bin ich ja immer noch als dein Personenschützer eingeteilt“, meinte Nick Carter lächelnd, als er seiner zustimmend nickenden Freundin ins Freie folgte.

      Kurz darauf standen die beiden am Rand des in den letzten Tagen am Fuß des Mount Hope angelegten provisorischen Flugfelds, auf dem neben der THIKAL-X inzwischen auch die KIMBAL und die MHORA-X gelandet waren.

      Von dort blickten sie noch einmal zurück auf das Camp, das von den Seabees5 der US-Navy in Rekordzeit am Rand der Landefläche unmittelbar am nördlichen Seeufer aufgebaut worden war.

      „Es ist schön hier – auch wenn das vielleicht für die meisten nur eine öde Wüstengegend ist“, meinte Brigid-Thor, als sie sich wenig später mit angezogenen Knien am Seeufer des nahegelegenen Pyramid Lake auf dem grobkörnigen Sandboden niederließ.

      „Das finde ich auch. Vor allem, weil ich ganz in der Nähe in Nixon am südlichen Seeufer aufgewachsen bin. Das gebirgige Land um uns herum und die gesamte Umgebung des Sees gehören zum Pyramid Lake Indianerreservat, musst du wissen.

      Schon als Kind bin ich genau in diesem See mit meinen indianischen Schulfreundinnen und Schulfreunden nackt zum Baden gegangen. Badeanzüge hatten wir damals nämlich nicht, vor allem, weil unsere Eltern dafür kein Geld hatten.

      Ehe du fragst, ja – ich und mein Bruder Bill sind väterlicherseits Amerikaner vom stolzen Volk der Paiute-Indianer. Unsere Mutter hingegen stammt aus Irland.

      Sie hatte sich bei einem Besuch des Reservats unsterblich in unseren Vater verliebt und ist deswegen bis zum frühen Unfalltod der beiden, hier an diesem schönen See inmitten dieser Wüstengegend geblieben.

      Deshalb fühle ich mich hier in meiner heimatlichen Region auch so wohl. Denn hier bin ich meinen beim Bergsteigen verunglückten Eltern noch immer sehr nahe. Daheim ist es trotz – oder gerade wegen all dieser Erinnerungen doch noch immer am Schönsten.

      Zumal, wenn man – so, wie heute – auf solch angenehm warmes Frühlingswetter trifft. Das Beste ist aber der Sonnenuntergang, den wir gleich dort im Westen erleben werden. Sei froh, dass es noch Frühjahr ist. Im Sommer wären wir jetzt nämlich schon längst in den nächst erreichbaren Schatten geflohen.“

      Als Nick in diesem Moment zu seiner neben ihm sitzenden Freundin blickte, sah er sofort Brigids Tränen, die bei seinen letzten Sätzen erneut über ihre Wangen kullerten und die sie jetzt erfolglos mit dem Ärmel ihrer Bordkombination wegzuwischen versuchte.

      „Meine Güte! Was ist denn los mit dir?“, rief Nick Carter spontan, ehe er nach kurzem Überlegen gegenüber seiner sichtbar traurigen und nach wie vor schweigenden Begleiterin fortfuhr:

      „Es tut mir leid, Brigid. Entschuldige bitte. Das war wohl gerade ziemlich dämlich von mir. Ich wollte dich nicht an deine verlorene Heimat erinnern, indem ich meine alten Heimatgeschichten hervorkrame.

      Aber das, was du anscheinend gerade denkst, stimmt nicht – denn das hier, nein der ganze Planet, war und ist auch deine Heimat, selbst wenn es hier inzwischen ein wenig anders aussieht, als du das vielleicht noch in Erinnerung hast.

      Sei also bitte nicht mehr traurig, ich wollte dir wirklich nicht wehtun. Aber ich sehe schon, seit wir uns hier an den Strand gesetzt haben, erneut deine unsägliche Trauer über alles, was du verloren hast. Willst du mit mir darüber reden?“

      Noch im selben Moment zog Nick seine lemurische Freundin eng an sich und bettete ihren Kopf an seiner Schulter. Der sonst so taffen Brigid-Thor, die jetzt zum ersten Mal hemmungslos um ihre erlittenen Verluste weinte, fuhr er dabei beruhigend über den zu einem Zopf gebundenen weizenblonden Haarschopf.

      „So ist es richtig! Lass alles raus! Hier darfst du dich ausweinen. Und es sieht dich auch niemand. Ich werde keinem verraten, dass meine kühle nordische Kriegerin gar nicht die Eiskönigin ist, für die sie immer gehalten wird. Großes Indianerehrenwort!“

      In der nächsten Stunde öffnete sich Kommodore Brigid-Thor erstmals einem ihr offensichtlich wohlgesonnenen Menschen. Sie berichtete über ihr früheres Leben auf dem Kontinent LEMURIA und ihre fulminante Karriere in der phaetonischen Flotte.

      Wobei sie auch das Kapitel, das sich mit ihrem, im Kampf mit den STYXX bei der Verteidigung von PHAETON gefallenen Verlobten beschäftigte, nicht ausließ.

      „Das muss furchtbar gewesen sein, liebe Brigid. Ich verstehe deinen unglaublichen Schmerz und deine Gefühle jetzt sehr viel besser. Glaub’ mir das bitte.

      Aber vergiss bei all deinem Leid eines nicht – du bist sehr tapfer und hast viel mehr Mut, als ich das bei meinen früheren Stammesschwestern jemals bemerkt habe. Und ich bin so froh, eine so überraschend feinfühlige und äußerst liebenswerte Frau wie dich getroffen zu haben.

      So, wie du jetzt in meinen Armen liegst, würde ich gerne noch bis zum Morgengrauen mit dir an diesem Seeufer sitzenbleiben. Aber jetzt, wo die Sonne schon hinter den Bergen im Westen untergegangen ist, wird’s an diesem Ort schon bald ziemlich kalt werden. Und deshalb bringe ich dich jetzt in dein Quartier.“

      Noch ehe die noch immer leise weinende Lemurerin widersprechen konnte, nahm Nick Carter sie im selben Augenblick auf seine starken Arme und trug sie in Richtung der ODIN.

      „Alles wieder gut?“, fragte er sie leise, nachdem Brigids Schluchzen auf dem Weg zum Schiff langsam verebbte.

      „Ja, alles okay“, schniefte Brigid-Thor, die ihre Arme inzwischen um Nicks Hals geschlungen hatte. „Aber jetzt lass’ mich wieder runter. Ich kann alleine gehen.“

      „Daraus wird nichts, liebe Brigid. Was ich versprochen habe, halte ich auch. Ich bringe dich lediglich zu Bett. Keine Angst, ich werde dir dabei nicht an die Wäsche gehen. Auch wenn ich ... auch wenn ich dich ...“

      „Auch, wenn