Konstantin Müller

JAMES HARRISON


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      Konstantin Müller

      JAMES HARRISON

      Das Geheimnis der fünften Dimension

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Die Auswahl

       Der Kobruswolf

       Flugzeuge sind nicht Jedermanns Sache

       Flughafenkrankenhausessen

       Lesar

       Kangaroo Island

       Gefahren Der Nacht

       Die Kolibripflanze

       Die Ruhe vor dem Sturm

       Der Plan

       New York City

       Die Bank der Vereinigten Staaten von Amerika

       Die Prophezeiung

       Ein steinernes Gefängnis

       Paul

       Die fünfte Dimension

       Der Angriff

       Ein neuer Freund

       Impressum neobooks

      Die Auswahl

      Auflage 2

      Alle deutschen Rechte liegen bei Konstantin Müller

      Text copyright © 2016 Konstantin Müller

      James Harrison, Namen, Charaktere und Inhalte stehen unter dem deutschen Urheberrechtsgesetze.

      Printed in Germany

      Konstantin Müller

      JAMES HARRISON

      Das Geheimnis der fünften Dimension

      Ich schlug meine Augen auf. Der Geruch von saftigen Moos und feuchter Rinde drang in meine Nase. Der Wald hatte seinen ganz eigenen Charakter. Anders als die Stadt oder das Meer. Anders als Felder oder Wiesen. Er war unverwechselbar. Sein Klang, sein Temperament, sein Geruch. Dunkel und undurchschaubar, ein Meer aus Ästen, Blättern und Tieren. Beschützer und Verfolger zugleich.

      Ich stütze mich auf meine Ellenbogen. Der Boden war von Moos bedeckt, feucht aber warm. Die Tautropfen glänzten im Sonnenlicht wie tausend kleine Kristalle. Ich atmete tief durch und zog die kühle Luft in meine Lungen. Ein Rascheln hinter mir, als ich aufstand. Gelbgefiedert flatterte ein Vogel aus dem Gebüsch, landete auf einem Ast einer Kiefer hoch über mir und stimmte in das Gezwitscher der anderen Vögel ein. Doch die Nacht im Freien hatte ihre Tribute gefordert. Bei jedem Stritt verspürte ich ein Stechen an meiner Hüfte und mein linker Arm, der mir als Kopfkissen gedient hatte, war verspannt.

      Langsam schritt ich den Pfad entlang. Das herbstliche Laub knisterte unter meinen Füßen. Ich kannte diesen Teil des Waldes. Er war mir vertraut … Schnell hatte ich die Waldgrenze erreicht. Vor mir erstreckte sich nun eine weitläufige Wiese, die von einem kleinen Bach durchkreuzt wurde. Trotz des fernen Lärms der hupenden und brummenden Autos der Hauptstraße, die sich nur wenige hundert Meter weiter einen Weg durch die bergige Landschaft bahnte, konnte ich deutlich das fröhliche Plätschern des Gewässers hören. Ich rannte über die Wiese, übersprang den Bach und erreichte einen mit hellem Kies geschotterten Fußweg. Diesem folgte ich bis hinter die Terrasse eines Hauses. Die Schlüssel klimperten, als ich vorsichtig die Hintertür aufschloss. Niemand war zu hören. Auf Zehenspitzen ging ich den breiten Gang entlang und lugte um die Ecke. Die Küche war noch dunkel. Meine Eltern mussten noch schlafen. Umso besser.

      Lautlos huschte ich eine gläserne Treppe hinauf und schloss die Badezimmertür hinter mir. Aus dem Spiegel heraus starrte mich ein vierzehnjähriger Junge mit glänzend dunklen Augen an. Seine schwarzen Haare waren kurz und zerzaust, Blätter hatten sich darin verfangen. Alles in allem unscheinbar. Ein ganz normaler Teenager: Hager, zuweilen etwas aufbrausend und den Funken der Tatendrangs in den Augen.

      Aus der Küche im Erdgeschoss konnte ich Geschirr klappern hören. Mina musste schon aufgestanden sein. Mein Vater dagegen hatte immer so ein Problem mit dem Wachwerden. Ich war mir sicher, dass er noch immer in den Federn lag.

      Tatsächlich stand in der Küche Mina. Meine Mutter war eine schlanke Frau mit langen roten Haaren, einer geraden Nase und Sommersprossen auf den mit Grübchen versehenen Wangen. Ja, Mina lachte sehr gern und sehr oft. Hätte man einen Bekannten gefragt, was an ihr am auffälligsten sei, hätte er ihr unverschämt nettes Lächeln erwähnt.

      »Morgen Mom«, begrüßte ich sie und schenkte ihr eine Umarmung. Sie blickte mich mit hochgezogenen Augenbraun an.

      »Ich frage jetzt lieber nicht, wo du dich schon wieder herumgetrieben hast, James. Ich habe dir schon…«

      »Wann fahren wir?“, unterbrach ich sie und setzte mich an den Tisch.

      »Sobald Phillip da ist.«

      Ich blickte mich um. Das Esszimmer, das sich an die Küche anschloss, war ein großer Raum, der größte im Hause der Harrisons, mit einer Glasveranda, durch die die herbstliche Morgensonne lange Schatten der Fichten hineinwarf. Auf dem Kaminsims standen dicke Wälzer über „viele wissenswerte Dinge“, wie mir Mina immer erklären wollte. Ein Bild irgendeines berühmten Malers – ich hatte mich noch nie für Malerei interessiert – hing an der gegenüberliegenden Wand.

      Der Geruch von gebratenem Speck und Gemüse wehte vom Herd herüber. Mein Magen knurrte geräuschvoll.

      »Wie hast du geschlafen?«, fragte meine Mutter in einem ironischen Ton.

      Ich zögerte. »Nicht schlecht. Warum?«

      »Du siehst recht müde aus.« Mina musterte für einen Moment mein Gesicht.

      Als ich keine Antwort gab fuhr sie fort. »Du weißt, dass es uns wirklich nichts ausmacht, wenn du eine Nacht lang bei deinen Freunden bleibst, doch wir wollen darüber informiert werden.«

      »Ich konnte nicht einschlafen… Wegen der Aufregung. Deshalb wollte ich kurz frische Luft schnappen«,