Lotta Liebich

Von Nacktschnecken und anderen Katastrophen


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seine Schenkel erbrechen würde. Darum konzentrierte sie sich auf ihre Atmung, lauschte auf ihren Herzschlag und schaffte es tatsächlich, sich wieder etwas zu beruhigen. Für einige Momente zumindest.

      Sie sah ihm ins Gesicht, als er seine Aufmerksamkeit auf die Arbeitskollegen am Tisch richtete und entdeckte dabei die feinen Fältchen, die ihm einen spitzbübischen und ungemein einnehmenden Charme verliehen. An ein Stillsitzen war nun kaum noch zu denken und ihre Kleidung schien plötzlich zu eng zu sein. Es fühlte sich fast so an, als würde sie sich um ihren Brustkorb und um den Bauch spannen, nur um ihr den Raum zum Atmen zu rauben, gerade jetzt, wo Isabelle den Sauerstoff so dringend benötigte.

      Was für ein Mann schallte es dabei unentwegt durch ihren Kopf und sie war kaum noch zu einem klaren Gedanken fähig.

      Kapitel 2:

      Gerade die Anfangszeiten des sukzessiven Herantastens und ungeduldigen Wartens auf ein Lebenszeichen des Angebeteten sollte sehr viel länger anhalten, als es für gewöhnlich vonstattenging, da waren sich die Freundinnen einig.

      Emma jedoch konnte es generell nicht schnell genug gehen, den Kontakt zu knüpfen und sich die Nächte im Gespräch mit einem potenziellen Partner um die Ohren zu hauen, um alles aus ihm herauszuquetschen, was sie interessierte. Natürlich wollte sie auch nicht warten müssen, bis sie die körperliche Nähe zu ihrem neuen Freund fand, damit sie ihn fortan mit Haut und Haaren ihr Eigen nennen konnte.

      Der Alltag aber kehrte jedes Mal bereits nach wenigen Wochen ein und machte die frischgebackene Anbandelung zu einem zähen Beziehungseinerlei, dem schnell der Reiz am Neuen fehlte.

      Zum ersten Mal jedoch schaffte es Emma, sich ein wenig zurückzuhalten, um nicht wie ein Sturm über Paul hinweg zu fegen und ihn mit einer unerwartet intensiven Nähe abzuschrecken. Viel mehr war er es, der den Kontakt zwischen vorantrieb und dies war für Emma ungewohnt und zugleich sehr schön.

      Paul: Hallo hübsche Frau :)

      Emma: Hallo Paul :) Jetzt auch auf WannaZapp unterwegs?

      Paul: Wenn es was kostenlos gibt sind wir Männer doch immer gern dabei.

      Emma: Klingt fast so begeistert, als wenn es Freibier gäbe.

      Paul: Fast, ja! :) Obwohl ich hiervon mehr habe.

      Emma: So?

      Paul: Aber sicher! Wir können jetzt Endlosgespräche führen. Ich gehe mal davon aus, dass Sie das auch gern möchten.

      Emma: Was wollen Sie tun, um mich dafür zu begeistern?

      Paul: Man kann hier Bilder verschicken :)

      Emma: Ja und?

      Emma: Achso

      Emma: Ja, stimmt, kann man … :) Aber nein, das lassen wir mal besser. Fürs Erste zumindest.

      Paul: Wie Sie wollen, Emma. Aber vielleicht können wir das mal endlich bleibenlassen?

      Emma: Was?

      Paul: Dieses Siezen?!

      Emma: Gern.

      Paul: Okay, darauf müssen wir jetzt aber anstoßen.

      Emma: Ein anderes Mal.

      Paul: Wann?

      Emma: Wenn sich die Gelegenheit bietet ;)

      Paul: Ich hoffe doch bald. Wie war dein Tag?

      Emma: Ganz in Ordnung bisher.

      Mein Plan war ja zunächst, mich morgens aus dem Bett zu quälen. Dann den Tag mit einem bevorstehenden sehr unangenehmen Termin zu überleben, um abends völlig fertig ins Bett zu fallen.

      Paul: Aber?

      Emma: Aber überraschenderweise kam es doch anders. Nachdem dieser Termin abgesagt worden war, konnte ich mich zu Mittag mit meinen Freundinnen zum Essen treffen. Jetzt mache ich mich in Ruhe über liegengebliebenen Schreibkram her. Nachher fahre ich nach Hause und lege mich erst einmal in die Wanne.

      Paul: Hört sich verführerisch an. Leider kann ich mir nicht vorstellen, wie du dich in der Badewanne räkelst, wo ich noch nicht einmal weiß, wie du aussiehst.

      Emma: Längeres, braunes Haar. Glatt. Dunkelbraune Augen. 1,69 und 56 kg. Reicht das fürs Erste?

      Paul: Hört sich gut an.

      Emma: Naja, ich bin nicht perfekt, aber trotzdem verdammt gut gelungen.

      Paul: *lach*, das war gut!

      Emma: Und verdammt wahr! :)

      Paul: Wie wäre es mit einem Bild von dir?

      Emma: Sind wir jetzt wieder bei den Bildern? Sollen wir uns damit um die ganze Überraschung bringen?

      Paul: Das wäre es mir wert!

      Emma: Ne ne, keines von mir. Erst mal eines von dir!

      Paul: Das geht nicht.

      Emma: Und warum nicht?

      Paul: Vermutlich würdest du vor Scham erblassen, ich bin nämlich nicht im Besitz anständiger Fotografien von mir.

      Paul: Emma?

      Paul: Bist du noch da? Hallo?!

      Paul: Hat es dir die Sprache verschlagen? Ich wollte dich nicht schockieren!

      Emma: Für wie prüde hältst du mich? Ich hatte eben nur einen Kunden am Telefon. Einer, wie soll ich sagen, der etwas schwierigen Art ;)

      Paul: Soll ich dich auf der Geschäftsleitung anrufen? Vielleicht bekomme ich dann auch deine ungeteilte Aufmerksamkeit :D

      Emma: Hahahaha, wäre möglich.

      Paul: Ich muss jetzt leider los. Wir Hören/Lesen heute Abend voneinander?

      Emma: Gern :)

      ***

      »Mit Ausnahme von meinen Mädels, kann ich mich nur noch auf den eigenen Arsch verlassen. Der steht wenigstens mein ganzes, verfluchtes Leben hinter mir, auch wenn er mir irgendwann bis zu den Kniekehlen runterhängen wird!« Jeznas Gesicht glühte förmlich vor Zorn. Sie griff in den Putzeimer, zog einen triefend nassen Lappen heraus und warf ihn nach Patrick. Es spritzte in alle Richtungen und der überraschte Mann konnte sich gerade noch rechtzeitig bücken, um dem Wurfgeschoss auszuweichen. Es flog über ihn hinweg und klatschte gegen den Plasmabildschirm.

      »Ich glaub, du bist nicht mehr ganz normal, Jezz!« Patrick stürzte entsetzt zum Fernsehgerät.

      »Ach irre bin ich jetzt auch? Wieso muss ich mir ständig von dir anhören, dass ich gestört bin, völlig versaut und keine Treue kenne? Woher willst du denn wissen, dass ich dich bescheiße, wenn du immer nur vor deinem PC sitzt und nichts um dich herum mitkriegst?«

      »Was bleibt mir anderes übrig? Normale Gespräche gibt’s zwischen uns schon lange nicht. Wir verstehen uns einfach nicht mehr!« Schrie Patrick, als er den nassen Lumpen aufgehoben hatte und triefend zum Putzeimer zurücktrug. »Dummes Stück! Du bist wieder nur am Rumkreischen! Wie deine Alte bist du.«

      »Ja, weil du zu blöd bist, was zu kapieren. Immerhin hörst du mir dann zu, wenn ich schreie.«

      »Brüll so viel du willst, aber ohne mich!« Auch Patricks Kopf war inzwischen blutrot angelaufen. Stampfend ging er aus dem Wohnzimmer und stieß im Gang die Tür zu seinem Zimmer auf. Jezna marschierte hinterher und stichelte keifend weiter. »Bleibt mir doch nix übrig, damit du mal zuhörst!« Herausfordernd blieb sie vor ihm stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und tippte mit der Fußspitze auf den Boden. Ganz plötzlich aber entschied sie sich dazu, die Lautstärke zu drosseln, schließlich wollte sie etwas von ihm und das würde mit diesem Geschrei so sicherlich nicht klappen. »Was ist jetzt mit dem Renovieren?«

      Verdutzt sah sie Patrick an: »Das kannst halten wie der aufm Dach, Jezz, ich hab darauf bestimmt keinen Bock mehr!« Er ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl plumpsen und schaute frustriert