Denise Devillard

Die Magier von Stonehenge Teil II.


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gehabt? Matthew stieg abrupt aufs Gaspedal. Er wollte so schnell wie möglich nach Hause, um der Sache auf den Grund zu gehen. Noch nie hatte er an diese einfache aber logische Möglichkeit gedacht. Er musste jeder Chance nachgehen, um das für ihn so wichtige Buch zu finden. Mit quietschenden Reifen bog der Wagen in die Einfahrt von Mangeniohood. Matthew sprang aus dem Auto und lief ins Haus.

      Elisabeth sah ihn erschrocken an, als er die Tür aufriss und sagte: „Vielleicht ist es hier!“ „Was meinst du?“ „Na, das schwarze Buch!“ „Du denkst, dass es hier auf Mangeniohood versteckt ist? Aber das wäre doch…“

      „Ja, ich weiß“, antwortete er, „aber darin liegt doch aber auch vielleicht der Sinn. Niemand würde doch vermuten, dass es hier ist. Jeder würde doch denken, dass es in Myrddins Versteck ist, aber nicht hier, vor aller Augen.“ Elisabeth sah ihn an, überlegte und sagte dann: „Wenn man es so betrachtet, könntest du vielleicht sogar recht haben. Aber wo könnte es hier sein? Hier gibt es doch keine Möglichkeit für ein Versteck. Oder doch?“ Sie sah ihn etwas ratlos an. „Das dachte ich zuerst auch, aber vielleicht haben wir auch etwas übersehen“, gab er nachdenklich zurück. Ich bin mir trotzdem ziemlich sicher, dass es hier irgendwo verborgen ist. Es muss einfach hier sein!“

      „Na dann hoffen wir mal, dass du recht hast“, antwortete sie ein wenig zweifelnd. „Ich werde mich heute einmal ganz genau umsehen. Vielleicht ist mir auch manches noch gar nie aufgefallen, weil ich daran auch noch nie gedacht habe. Bestimmt gibt es auch hier irgendetwas, wo man so ein Buch verstecken könnte. Ein Buch braucht ja nicht so viel Platz. Und wenn man bedenkt, dass ihm dieses Buch wohl sehr wichtig war, könnte ich mir gut vorstellen, dass er es lieber in seiner Nähe wusste. Dann hätte er sofort reagieren können, wenn jemand versucht hätte, es zu stehlen. Insofern, könntest du vielleicht sogar recht haben.“

      Nach dem Abendessen trieb es ihn förmlich in den Garten. Er hatte so ein unbestimmtes Gefühl... Dieser war allerdings extrem groß, und reichte fast bis an die umliegenden Wälder. Die Möglichkeiten waren schier unbegrenzt. Unter jedem Baum, jedem Strauch… es konnte wirklich überall sein. Wie sollte er es hier nur je finden?? Die ganze Situation schien hoffnungslos.

      Matthew durchstreifte langsam und hoch konzentriert, den üppig mit Büschen und Hecken verwachsenen Garten. Seine blauen Augen schweiften umher, wie die eines Löwen auf der Jagd. Er drehte sich langsam im Kreis um sich selbst und überlegte fieberhaft. Irgendetwas hatte er bis jetzt übersehen, dessen war er sich sicher. Wo hätte Myrddin ein solches Buch wohl am ehesten versteckt? Es musste dort besonders gut geschützt sein, sodass niemand vermuten würde….

      Stunde um Stunde verging. Matthew wanderte langsam durch den hinteren Teil des Gartens. Alles war hier schon sehr dicht verwachsen, sodass kaum noch ein Durchkommen war. Nein, hier konnte es nicht sein! Es war auch einfach schon zu weit weg vom Haus. Er überlegte intensiv. Was gab es hier noch? Im Garten standen viele römische Statuen und große Blumenkübel aus Stein. Aber würde er es in so etwas versteckt haben? Kopfschüttelnd ging er zurück in Richtung des Hauses und sah sich immer wieder genau um. Außer den üblichen Gartenzierden gab es hier nichts, was darauf schließen ließ, dass es hier sein könnte. Und er wusste ja nicht einmal, wie lange diese Dinge hier überhaupt schon standen. Bestimmt wurden sie erst sehr viel später angeschafft. Plötzlich kam ihm eine Idee. Es gab doch diese alten Pläne vom Haus, die er damals kaum beachtet hatte, als er das Gut dann übernahm. Vielleicht konnten sie ihm dabei helfen, herauszufinden, was es schon sehr viel länger hier gab. Er konnte ja schlecht jede Figur untergraben. Das wäre zudem viel zu auffällig. Die Angestellten würden unangenehme Fragen stellen. Das kam nicht infrage. Also musste er einen anderen Weg suchen.

      Er ging zurück zum Haus und suchte im Büro nach den alten Plänen. Viele davon waren aus den Fünfzigern, in denen man anscheinend einiges verändert hatte. Aus dieser Zeit stammten wohl auch die zahlreichen Statuen. Matthew verglich zahllose alte Pläne, bis er auf einen stieß, auf dem kein Datum eingetragen war. Die Zeichnung war noch mit Tinte ausgeführt und auch die Überschrift war anders. „MAGICIS TERRA“ stand darüber in großen Buchstaben. Das musste es sein! Aufgeregt begutachtete Matthew ganz genau den Plan und verglich ihn mit den restlichen. Jedes neuere Detail kreuzte er rot an, bis nur noch zwei davon übrig blieben, die auf beiden Plänen vorhanden waren. Worum es sich hierbei handelte, musste er jedoch erst herausfinden.

      Die Dämmerung war schon hereingebrochen, als sich Matthew auf den Weg machte, um die erste der beiden markierten Stellen zu suchen. Ungefähr an der Stelle, die im Plan eingezeichnet war, stand eine uralte große Eiche. Unter dieser fand er einen offensichtlich sehr alten Bildstock. Matthew betrachtete eingehend die Malerei, auf der man nur noch schwach einen Mann erkennen konnte, der auf einem Pferd saß und eine Rüstung trug. Da die Malerei schon sehr verwittert war, konnte er nicht erkennen, was der Mann in der Hand hielt. Aber auf der Rüstung selbst konnte er noch ein rotes Kreuz erahnen, das teilweise noch erhalten war. Unter dem Bild war ein Löwenkopf aus Stein, der einen verwitterten Eisenring im Maul trug. Matthew zog die Augenbrauen hoch. Schon wieder ein Abbild der Templer? Aber warum? Und warum ausgerechnet auf Myrddins Land? Verwundert suchte er den Boden rund um den Bildstock ab, fand aber keinerlei Hinweise darauf, dass sich hier etwas finden ließe. Entweder war er hier an der falschen Stelle oder es war wirklich gut versteckt. So beschloss er, nach der zweiten Markierung auf dem Plan zu suchen, die wohl etwas weiter nördlich zu liegen schien. Also ging er ein ganzes Stück zurück und verglich den Plan mit dem heutigen Garten.

      Da er kaum noch etwas sehen konnte, weil es schon ziemlich dunkel geworden war, gestaltete sich die Suche zunehmend schwieriger. Er kämpfte sich durch dichtes Buschwerk und blieb mehrmals an den Dornen der vielen Rosenstöcke hängen, die hier überall zwischen dem Gestrüpp wuchsen. Ihr intensiver betörender Geruch, lag schwer über der noch warmen Sommerluft. Ratlos lehnte er sich an einen alten Ahornbaum, der eigentlich schon ganz in der Nähe der Stelle sein musste. Doch er konnte nichts sehen außer Bäume und Gestrüpp. Müde von der langen Suche, setzte er sich ins weiche Moos, das den dicken Baum umgab. Den Plan in der Hand versuchte er, herauszufinden, ob er vielleicht falsch lag, was die Markierung betraf. Da bemerkte er erst, dass oberhalb der Markierung zusätzlich noch ein Buchstabe eingezeichnet war. In der Hektik musste er es völlig übersehen haben. Ein großes M, allerdings winzig klein geschrieben. Da fiel ihm wieder ein, dass er diesen Buchstaben schon einmal gesehen hatte, in einem Buch in der Bibliothek auf Cardiff Castle. Aber auch da war es nur als Anmerkung erwähnt worden, ohne weitere Hinweise. Was hatte dieses M nur zu bedeuten? Stand es für Myrddin? Er nahm an, dass dies wohl so sein musste.

      Ein wenig frustriert darüber, dass er noch nichts herausgefunden hatte, machte er sich auf den Rückweg zum Haus. In dieser Dunkelheit hatte er keine Chance, etwas zu sehen, was so verborgen lag. Und da die Gefahr gesehen zu werden zu groß war, konnte er sein Magica Lux hier nicht verwenden. Das würde bei den Angestellten nur zu Gerede führen und das wollte er vermeiden. Als er zurückkam, sah er, dass Elisabeth schon zu Bett gegangen war. Er machte es sich auf der Couch gemütlich und ließ seine Gedanken schweifen.

      Warum war auf dem Land Myrddins eine Abbildung eines Templers? Was hatte diese hier zu suchen? Matthew wusste, dass Myrddin in der Mitte des fünften Jahrhunderts gelebt hatte, und die Templer hatte es seines Wissens nach erst sehr viel später gegeben. War das alles nur Zufall? Vielleicht war das Land aber auch einem der hier ansässigen Grafen oder Barone zugefallen, der auf die eine oder andere Weise, zu dem Orden der Templer eine Verbindung hatte. Vermutlich war es so. Sonst hatte er keine Erklärung dafür.

      Es ärgerte ihn, dass er seine Suche hatte abbrechen müssen. Die Zeit schritt voran und er brauchte dringend Antworten. Jeder Tag, der ohne neue Erkenntnisse verging, war ein verlorener. Er beschloss, am nächsten Morgen, wenn alle noch schliefen, sich erneut auf die Suche zu machen.

      Schon vor dem ersten Hahnenschrei erwachte er. Die Sonne warf ihre ersten Sonnenstrahlen über das Land und tauchte den Himmel in ein zartgoldenes Rosa. Noch in der Kleidung vom Vorabend, lag er auf der Couch und erhob sich leise, um Elisabeth nicht zu wecken. Matthew nahm seinen Plan mit und ging wieder in den Garten hinaus.

      Der jähe Schrei des Adlers, der abermals über seinem Haupt zu kreisen schien, ließ ihn zusammenzucken. Das bestätigte seinen Verdacht, dass Paymon ihn beobachten ließ. Matthew hatte kein gutes Gefühl dabei. Wenn er