Kerstin Steiner

Hollywood Hills - Sex, Laughs & Rock 'n' Roll


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und Taschen wieder auf und schlängelte sich ins übervolle Café.

      Währenddessen hatte Tom seine Fahrstunde bereits beendet.

      Zum wiederholten Mal hatte er Jimmy in den Wahnsinn getrieben, da er trotz des Automatikgetriebes hoppelnd und mit quietschenden Reifen durch Hollywood gefahren war.

      Er bekam es einfach noch nicht richtig hin; dauernd überholten ihn laut hupende Autofahrer, die ihm ausweichen mussten, weil er über den Mittelstreifen fuhr. Schließlich hatte Jimmy die Fahrstunde abgebrochen, da Tom sich nicht mehr konzentrieren konnte und nur noch alberne Bemerkungen und dumme Witze über die anderen Verkehrsteilnehmer machte.

      Das war seine Art, die Verlegenheit zu überspielen, die sich breitmachte, als ihm klar wurde, dass er noch kein Genie am Steuer war. Er hatte Jimmy zu einem genießbaren Espresso ins Café eingeladen und als dieser dann gehen musste, hatte Tom entschieden, noch sitzen zu bleiben und später mit dem Taxi zurückzufahren.

      So saß er nun in dem blauen Clubsessel, den er ergattert hatte und beobachtete die Leute um sich herum.

      An der Melrose Avenue trieb sich wie immer ein bunt gemischtes Völkchen herum, die reinste Fundgrube für einen neugierigen Beobachter.

      In seinen Beobachtungen durch ein plötzliches Geräusch aufgeschreckt, sah er zum Eingang und sein Herz tat einen Satz.

      Eine junge Frau, bepackt mit Tüten und Taschen, versuchte sich durch den Eingang zu schlängeln und sich einen Weg zwischen den Tischen zu bahnen. Dabei blieb sie ständig irgendwo hängen, bis sie es schließlich geschafft hatte und im Café stand.

      Das war Jennifer!

      Sie blickte sich suchend nach einem freien Platz um.

      Am liebsten wäre er sofort aufgesprungen, aber er konnte sich gerade noch zurückhalten, da steuerte Jennifer schon auf die Verkaufstheke zu.

      Aus den Augenwinkeln entdeckte sie eine ihr inzwischen nur allzu bekannte Silhouette.

      Jetzt nur nichts falsch machen, dachte sie mit pochendem Herzen. Ich gehe einfach hin und sage „Hallo“ und bedanke mich für den Brief.

      Schwungvoll drehte sie sich in seine Richtung, vergaß dabei jedoch, dass sie wegen der vielen Einkäufe weit ausladender war als sonst und fegte mit ihren Taschen sämtliche Becher und Tassen vom Tisch neben ihr.

      Es schepperte lautstark und alles rollte klirrend und klappernd über den Boden.

      Sämtliche Augen ruhten auf ihr, sie wäre mal wieder am liebsten im Boden versunken.

      Was mochte Tom nun von ihr denken? Sie fühlte, wie eine verräterische Röte in ihrem Gesicht hochstieg.

      Oh nein, da stand sie nun in ihren weißen Sachen, über und über mit Kaffee besprenkelt, die tollen High Heels in einer Kaffeepfütze und um sich herum all ihre Einkäufe auf dem Boden verteilt. Sie schaute kläglich drein.

      Tom hatte diese Szene ungläubig beobachtet.

      So etwas gab es doch gar nicht. Diese Frau hatte das Missgeschick wirklich für sich gepachtet.

      Warum fand er sie dann trotzdem nur so verdammt sexy, wie sie dort so hilflos stand? Eine Spur von geschäumter Milch lief langsam zwischen ihren Brüsten herunter, er konnte den Blick nicht abwenden. Ihm schoss durch den Kopf, dass er eine gute Idee hätte, wie sie die Milch wieder loswerden könnte, dabei leckte er sich über seine Lippen und starrte sie gebannt an. Dank des vielen Kaffees wurde ihre weiße Kleidung immer durchsichtiger und seine Tagträume gleichzeitig immer wilder. Schließlich erhob er sich langsam aus dem Clubsessel und ging auf sie zu.

      Jennifer sah erschrocken, wie Tom zielstrebig näher kam.

      Ihr Herz schlug bis zum Hals.

      Er sah einfach umwerfend aus in dem engen dunklen T-Shirt, die Haare leicht verwuschelt und dieses unwiderstehliche Lächeln im Gesicht.

      Was für eine peinliche Situation dabei hatte sie sich ihr Wiedersehen ganz anders ausgemalt.

      Ihr Blick glitt zu einer der Tüten am Boden und sie fühlte ein leises Kribbeln in der Bauchgegend.

      Als sie wieder hochsah, stand er direkt vor ihr.

      Mit seinem Daumen zog er den Bogen ihrer Oberlippe langsam nach und ihr wurden die Knie weich.

      „Du hast da noch Milchreste“, sagte er, während er diese am liebsten sanft weggeküsst hätte. Beide schauten sich an und rührten sich nicht.

      Die Reinigungsfrau unterbrach die seltsame Szene, indem sie der Pfütze am Boden mit einem Tuch energisch zu Leibe rücken wollte.

      „Ich helfe dir“, sagte Tom nur, sammelte einen Teil der Taschen ein und stapelte sie auf und unter dem freien Stuhl an seinem Tisch. Jennifer folgte ihm betreten und ließ sich auf den freien Sessel fallen.

      Verzweifelt überlegte sie, was sie nun Kluges oder Witziges sagen sollte, aber in ihrem Kopf herrschte gähnende Leere.

      „Ich … ich wollte dich anrufen“, stammelt sie hochrot. „Du weißt schon … wegen des Briefes.“

      Tom legte den Kopf leicht schief und sah sie an. Dann hob er den Zeigefinger und legte ihn über ihren Mund.

      „Pst, sag jetzt besser nichts“, bat er eindringlich. „Lass uns einfach noch mal von vorn anfangen, okay?“

      Verwirrt nickte sie und hätte seinen Finger am liebsten geküsst.

      „Also, ich bin Tom. Möchtest du vielleicht einen Kaffee mit mir trinken?“, fragte er und überlegte dabei, wie er die ganze verfahrene Situation entschärfen könnte.

      Jennifer war erleichtert und strahlte ihn an.

      Sie hatte ein entwaffnendes Lächeln, stellte er fest.

      „Danke fürs Helfen. Ich bin Jennifer und würde gerne einen Cappuccino mit dir trinken“, antwortete sie monoton und dachte stumm: Ich würde gerne noch etwas ganz anderes mit dir machen.

      Schon wieder machten sich ihre Gedanken selbständig, sobald sie ihn vor sich sah. Wenn er sie nur nicht immer so ansehen würde, er verwirrte sie vollkommen und der wortgewandten Journalistin fehlten die Worte. Was er wohl von ihr dachte? Er musste sie doch für eine komplette Idiotin halten, die den Mund in seiner Gegenwart nicht auf bekam.

      Hätte sie gewusst, worum seine Gedanken gerade kreisten, hätte sie den Mund vermutlich gar nicht mehr zu bekommen.

      Während er den Cappuccino und einen weiteren Espresso bestellte, hatte er ihre ziemlich durchnässten Sachen fest im Blick. Er malte sich aus, wie er ihr das nasse Hemd abstreifen würde und dann ganz langsam seine Hände unter das durchsichtige Baumwolltop schieben würde. Seine Finger würden hoch gleiten und ihre Brüste wie zufällig steifen und dann …

      „So, bitte, hier ist Ihre Bestellung“, unterbrach die Frau hinter dem Tresen seine Fantasien.

      Er räusperte sich und zahlte. Dann atmete er tief durch und stellte die Getränke auf den Tisch.

      „Hier, ich glaube Sammy schuldet dir auch noch etwas“, sagte er und legte ein Croissant vor Jennifer auf den Tisch.

      „Tom, vielen Dank. Es tut mir so leid, dass ich so unfreundlich zu dir war. Ich bin dir wirklich eine Entschuldigung schuldig, weil … “

      „Ist schon gut“, beruhigte er sie. „Julia hat mir erzählt, was mit dir los war. Entschuldigung angenommen.“

      „Du, ich wollte mich für den Brief mit den Bildern bedanken, das war eine ganz süße Idee.“

      „Und welches Foto gefiel dir nun besser?“, fragte er verschmitzt. Jennifer musste lachen.

      „Sammy ist eindeutig süßer als du“, antwortete sie und dachte, dass zwischen süß und sinnlich ein himmelweiter Unterschied bestand.

      Tom fiel eindeutig in die letztere Kategorie. Seinem Gesicht nach zu urteilen, spiegelten ihre Augen