Sabine Hentschel

Kind der Drachen - Vergangenheit oder Zukunft?


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erwiderte Marces entsetzt.

      »Das ist genau das, was ich mir gerade vorgestellt habe.«, antwortete Garushin und sah in auffordernd an.

      »Eurer Hoheit ... Ich«, stotterte Marces daraufhin.

      »Wenn wir sie finden, werden wir sie ein für alle Mal aus dem Weg räumen«, fügte Garushin zornig an. »Und ich verlange von dir, dass du sie eigenhändig tötest. Als Beweis für deine Loyalität. Habe ich mich klar ausgedrückt?«

      Marces schluckte. Er vermochte Garushin nicht zu antworten. Was er von ihm verlangte war Wahnsinn.

      Glücklicherweise kam im selben Moment eine Nachricht herein, die dafür sorgte, dass Garushins Aufmerksamkeit von Marces abgelenkt wurde. Wara trat erneut zu ihnen und übergab die Nachricht an Garushin: »Vielleicht haben sie die Drei schon gefunden.«

      Garushin nahm die Nachricht an sich und überflog sie. Mit jeder Minute, die verging, wurde sein Gesichtsausdruck finsterer.

      »Vater?«, fragte Tamilia vorsichtig.

      Im selben Moment schlug Garushin mit der Faust auf die Seitenlehne des Sitzes. Das ganze Flugzeug begann zu wackeln. Tamilia hatte Mühe sich in ihrem Sitz zu halten. Während Marces sich mit der einen Hand an dessen Lehne krallte und mit der anderen Wara Halt bot. Die schließlich in den Sitz neben Garushin fiel und ihn verunsichert ansah. Alle Drei ahnten, dass seine Reaktion nichts Gutes bedeuten konnte. Die Nachricht schien nicht den gewünschten Inhalt zu haben.

      »Dieses kleine Biest! Ich zerquetsche dich höchstpersönlich!«, rief Garushin brodelnd, während er das Papier zerknüllte und einmal quer durch das Flugzeug warf. Die anderen sahen ihn fragend an. Keiner vermochte etwas zu sagen. Was war passiert? Was stand in der Nachricht?

      Wara berührte Garushin vorsichtig am Arm: »Mein König? Was ist passiert?«

      »Dieses kleine ...«, Garushin brüllte sie an: » Ich habe dir gesagt, sie ist nicht einfach nur naiv.«

      Dann wandte er sich an Marces und Tamilia: »Ruft alle eure Männer zurück. Sofort. Wir sammeln uns in unserem Anwesen.« Marces folgte Garushins Anweisung ohne zu zögern. Er wollte auf keinen Fall mehr negativ auffallen.

      Wara und Tamilia blickten sich verdutzt an.

      »Vater?«, hakte Tamilia nach. »Was stand auf dem Zettel? Was hat sie getan?«

      »Sie sind auf der Insel!«, antwortete Garushin zornig. »Sie wagt es mich herauszufordern. Ich zermalme dich, du kleines ...«

      »Sie?«, wollte Wara wissen. »Wen meinst du? Ich dachte, Daamien führt sie an.«

      »Scheinbar nicht ...«, grummelte Garushin. »Sie steckt tatsächlich allein hinter der ganzen Sache. Ich hätte doch dafür sorgen sollen, dass sie unser Haustier wird.«

      »Cara?«, fragte Tamilia ihn daraufhin. »Allein?«

      »Der Versorgungsflieger, der gerade zur Insel Gough unterwegs war, hat sie entdeckt. Er ist sofort wieder umgedreht. So wie es aussieht, haben sie unsere Wachen überwältig und alle aus den Kerkern befreit. Er konnte ganz klar Zephus, Cara und die anderen Drachenkinder erkennen.«, erwiderte Garushin. »Aber kein Wort von Daamien.«

      »Und der ist eigentlich nicht zu übersehen.«, murmelte Wara.

      »Das denke ich auch.«, fügte Garushin an. »Summa Summarum müssen wir davon ausgehen, dass dieses kleine Drachenbiest die ganze Sache allein eingefädelt hat. Die Hochzeit und die Suche nach Daamien war ein Ablenkungsmanöver, damit sie ihren Geliebten aus dem Kerker holen konnte.«

      »Und jetzt?«, hakte Tamilia nach. »Wir sollten ihnen sofort eine Lektion erteilen. Wieso erst alle zusammenrufen? Ich töte sie mit links.«

      »Nein. Du bleibst im Anwesen!«, forderte Garushin sie auf. » Das kommt noch, dass ich meine besten Kämpfer losschicke, um diese Kinder umzubringen. Was sollen die anderen Unsterblichen von uns denken. Diesen Triumph werde ich ihr nicht gewähren. Schick deine schwarzen Männer. Sie sollen die Sache ein für alle Mal beenden.«

      »Wie du wünschst, Vater.«, antwortete Tamilia trotzig und zog sich zähneknirschend zurück. Nicht ohne jedoch der Lehne ihres Sitzplatzes einen ordentlichen Schlag zu verpassen.

      Fliehen oder Kämpfen

      Das plötzliche Auftauchen des Flugzeuges hatte uns allen einen riesigen Schrecken eingejagt. Wir waren verunsichert. Was sollten wir jetzt tun? Fliehen und uns verstecken? Oder bleiben und uns Garushins Macht entgegenstellen?

      Ich lief gedankenversunken in den großen Saal. Hier hatten wir uns einst für unsere Taten vor dem großen Konzil zu erklären versucht. Nun waren wir wieder hier. Aber dieses Mal waren wir allein. Der Raum wirkte kalt und düster. Ohne die Unsterblichen waren die Ränge nur stumme Zuschauer. Die Stühle der Richter prangten wie Statuen auf ihrer Tribüne über mir. Bei dem Gedanken an Garushin auf seinem Thron lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Dieser Mann würde alles, was er liebte, und dass wahr vor allem seine Macht, mit Gewalt verteidigen. Koste es, was es wolle. Ich trat in die Ränge der Vampire und setzte mich auf die oberste Bank.

      Tara kam mir schnellen Schrittes nachgeeilt und gesellte sich zu mir: »Cara, was machen wir jetzt?«

      Ich blickte sie an und seufzte leise: »Ich habe keine Ahnung.«

      »Wir müssen hier weg! Sofort! Die werden wiederkommen!«, rief Varush, der Tara gefolgt war, mir aufgeregt zu, während er versuchte mich mit einer Handbewegung dazu zu bringen, wieder herunterzukommen.

      »Sollen sie doch. Wir machen sie fertig, einen nach dem anderen.«, erwiderte Thylion siegessicher.

      Er trat geradewegs durch die Tür in den Saal. Ihm folgten mit einigem Abstand Danny, Niel, Osiris und Chris.

      »Du weißt doch überhaupt nicht, wie viele sie schicken! Du bringst uns alle um!«, konterte Varush.

      Thylion wollte etwas erwidern, aber Danny unterbrach ihn: »Es bringt nichts euch gegenseitig an zu pöbeln. Was wir brauchen ist einen Plan.«

      »Ich bin dafür zu kämpfen«, unterstützte Chris Thylion.

      Niel und Osiris schüttelten fast gleichzeitig mit dem Kopf.

      »So einfach ist das nicht!«, erklärte Niel ihr und sah sie mit einem strafenden Blick an: »Thylion und du gehen zu hitzköpfig an die Sache heran.«

      Chris schüttelte trotzig den Kopf und kam zu mir: »Sag doch auch mal etwas.« Ich bat ihr an, sich neben mich zu setzen, aber Chris lief lieber neben mir auf und ab.

      »Wo sind die anderen?«, fragte ich daraufhin in die Runde.

      »Die Daniels Brüder hocken noch immer im Haus der Kobolde. Sie versuchen über eine alte Telefonleitung eine sichere Verbindung zu ihrer Familie zu bekommen.«, antwortete Thylion genervt. »Meine Schwestern versuchen gerade meine Mutter und die Luftrolle zu beruhigen. Ich habe ihnen gesagt, dass wir uns verteidigen werden und nicht einfach fliehen!«

      »Le ist mit Feru zum Flugzeug gelaufen. Er will es bereitmachen, falls wir schnell verschwinden müssen.«, ergänzte Danny ihn. »Kira und Elen?«, hakte ich nach.

      »Das letzte Mal habe ich sie auf der Mauer gesehen!«, antwortete Osiris. »Ich gehe sie suchen.«

      »Wieso?«, fragte Thylion erbost nach. »Was soll das?«

      »Sie haben ein Recht mitzureden, wenn es um unsere Zukunft geht. Schließlich ist es auch ihr Leben!«, entgegnete Danny.

      »Ich versteh überhaupt nicht, wo das Problem ist. Wir werden doch kämpfen und nicht die Mädchen. Wir haben die Entscheidung zu treffen.«, konterte Thylion.

      »Hallo? Was ist mit mir?«, protestierte Chris. »Ich werde hier nicht rumsitzen.«

      »Was willst du denn anrichten?«, wollte Thylion daraufhin von ihr wissen.

      Chris grinste: »Deinen dicken Po beschützen.«

      Thylion