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brauchen unseren Privatjet.«

      »Ihr habt einen Privatjet?«, fragte Partu ihn verwundert. »Ja«, antwortete Daamien. »Haben das nicht mittlerweile alle Unsterblichen. Es kommt doch keiner mehr von uns durch die normalen Einreisekontrollen.«

      »Und wo steht euer Flieger?«, hakte Partu nach.

      »Moment mal! Was ist mit Aura und Nerifteri?«, grummelte Andal. »Willst du wirklich deine schwangere Frau in so eine Gefahr bringen?«

      »Von wollen kann nicht die Rede sein«, versuchte Daamien ihn zu beruhigen. »Aber Partu hat recht, wenn sie die Insel tatsächlich eingenommen haben, ist sie der sicherste Ort, den es für uns gibt.«

      »Soll das bedeuten, dass du nun ganz offen gegen Garushin kämpfen willst? Nach all den Jahren?«, hakte Andal aufgebracht nach: »Du hast so viel getan, damit wir dieses Leben führen konnten. Willst du deine ganze harte Arbeit über den Haufen werfen?«

      »Wer sagt denn, dass ich nicht hierfür gearbeitet habe?«, ermahnte Daamien ihn. »Ja, ich weiß. Es ist verrückt. Aber überleg doch mal. Wenn sie es tatsächlich geschafft haben, die Insel einzunehmen, was sie mit unserer Hilfe noch alles erreichen können? Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich eine echte Chance für uns sehe, meinen Vater zu rächen.«

      »Ich hoffe für dich, dass du sie nicht überschätzt«, murmelte Andal.

      »Das tut er nicht«, erklärte ihm Partu daraufhin. »Also, wo steht euer Flugzeug und wie kommen wir dahin?« Daamien grübelte einen Moment: »Das Flugzeug ist in Prag. Wir mussten ja irgendwie zur Hochzeit kommen.« »Das heißt, wir müssen zurück. Wie kommen wir jetzt nach Prag, ohne dass einer uns bemerkt?«, wollte Andal wissen. Seine Stimme triefte vor Sarkasmus. Man konnte ihm seinen Ärger an der Nasenspitze ablesen. »Vielleicht haben sie unser Flugzeug auch schon umzingelt.«

      Partu machte eine kurze Handbewegung, als wollte er sagen Moment, dann lief er aus dem Zimmer und blieb eine Weile verschwunden. Daamien und Andal nutzten die Zeit, um noch einmal unter vier Augen zu reden.

      »Du hältst das ganze wirklich für eine gute Idee?«, fragte

      Andal Daamien leise.

      »Gut nicht. Aber wir werden sie nicht mehr aufhalten können. Das einzige, was wir also noch tun können, ist ihnen zu helfen« antwortete Daamien. »Außerdem sind Chris und Varush bei ihr. Ich werde nicht noch einmal zu sehen, wie Garushin ein Familienmitglied tötet.«

      »Das kannst du nicht beweisen!«, wisperte Andal. »Deshalb solltest du das vielleicht auch nicht so laut aussprechen.«

      »Ich weiß, was ich an dem Tag gesehen habe«, rügte Daamien ihn. »Er hat meinen Vater hinterrücks ermordet und es so aussehen lassen, als wäre es Notwehr gewesen. Dieses Biest wird mich noch kennenlernen. Das schwöre ich dir, so wahr ich Anzuls Sohn bin, werde ich ihn rächen und unsere Ehre wiederherstellen.«

      Andal vermochte für den Moment nichts weiter zu sagen. Er spürte, wie die Wut in Daamien aufstieg, als er sich an jenen Tag erinnerte. Was kaum einer wusste, Daamien stand am Fuße der Burg und konnte die gesamte absurde Szene mitansehen. Er sah, wie sein Vater starb und er sah das höllische Grinsen in Garushins Gesicht. Er würde es nie wieder soweit kommen lassen, dass dieses Monster ihm oder seiner Familie Schaden zu fügen könnte. Einen Augenblick später trat Partu zurück ins Zimmer. Er konnte die seltsame Anspannung spüren, aber er wollte nicht unhöflich sein und beließ es dabei.

      »Und wie sieht es aus?«, wandte sich Daamien daraufhin an ihn, um von der Anspannung abzulenken. Partu breitete erneut die Karte auf dem Bett aus und deutete auf ein kleines Dorf Namens Ohrobec.

      »Ich habe einen guten alten Freund angerufen, der versprochen hat, uns zu helfen. Ihm gehört ein großes Stück Land in der kleinen Stadt Ohrobec. Das ist ein paar Kilometer außerhalb von Prag. Auf einem seiner Felder gibt es eine alte Landebahn. Er wird euer Flugzeug in Prag abholen und es zu sich bringen.«

      »Und du bist dir sicher, dass man ihn nicht aufhalten wird?«, fragte Andal misstrauisch: »Was ist, wenn ihm jemand folgt.«

      »Keine Sorge. Er ist kein geselliger Typ. Wenn man sich auf keinem Fall mit jemand anlegen sollte, dann mit ihm. Er kennt die Arbeiter des Prager Flughafens von früher. Es sollte ihm also keine Schwierigkeiten bereiten. Was die Verfolgung angeht, sollte jedem geraten sein, Ohrobec nicht ohne Erlaubnis zu betreten. Die Einwohner sind nicht gerade zimperlich«, antwortete Partu schmunzelnd. Daamien nickte zustimmend: »Dann hoffe ich, dass dein Freund uns angemeldet hat.«

      Partu lachte: »Das hoffe ich auch.«

      Die eiserne Festung

      Nachdem wir uns dafür entschieden hatten, auf der Insel zu bleiben, trafen wir erste Vorbereitungen für unsere Verteidigung. Le, Varush und Thylion versteckten das Flugzeug und verriegelten den Hangar. Trease und Isma erhöhten die Wolkenschleier. Feru sorgte für ein paar ordentliche Wellenbildungen vor der Mauer. Zephus beobachtete sie mit Argusaugen und gab Anweisungen. Danny, Osiris, Kira, Niel, Chris und Aruna schlossen die Häuser der Familien ab und positionierten Pappfiguren in den Räumen, die man teilweise durch das Fenster sehen konnte. Es sollte den Anschein erregen, als hielten wir uns dort auf. Das sollte uns ein wenig Zeit verschaffen. Die Daniels versteckten sich im Keller der Festung. Auch wenn sie gerne mit uns gekämpft hätten, warne wir alle der Meinung, dass es besser war sie nicht zu gefährden. Tara, Elen, Udara und ich richteten in den vier Türmen Schlafecken ein. Uns allen war bewusst, dass wir den Fehler, die Tamilias Wachen gemacht hatten, nicht ebenfalls tun durften. Wir mussten die gesamte Insel jederzeit im Blick haben. Es durfte keinen Schlupfwinkel für unsere Angreifer geben.

      »Hat Thylion gesagt, wieso wir die Betten hier hochholen sollen?«, fragte Elen mich. »Ich finde es ja schon ein bisschen kalt hier oben.«

      »Wir müssen die Insel Tag und Nacht im Auge behalten, hat er gesagt. Garushin wird sicherlich bald einen Erkundungstrupp schicken. Darauf sollten wir vorbereitet sein«, antwortete ich. »Wir werden uns

      aufteilen müssen.«

      »Ich bleibe bei dir!«, erklang es von der anderen Seite des Raumes von Tara.

      »Ich auch!«, fügte Elen lächelnd an. »Und Danny natürlich auch.«

      Ich schmunzelte: »Das wäre schön. Aber ich vermute, die Jungs sind der Ansicht, dass wir die Stärken und Schwächen besser verteilen sollten.«

      »Das ist unfair«, erwiderte Tara.

      »Das ist zu unser aller Sicherheit«, flüsterte Udara. Wir drehten uns alle drei erschrocken zu ihr um. Es war so selten, dass Udara sprach, dass es mir jedes Mal eine Gänsehaut bereitete, obwohl sie eine wundervolle, sanfte Stimme hatte. Irgendwie beruhigend, aber dennoch so unwirklich.

      »Aber du würdest doch bestimmt auch lieber bei deiner Schwester sein«, antwortete ich und lächelte sie an: »Wir wissen, dass die Entscheidung der Jungs richtig sein wird, aber fühlst du dich nicht auch wohler, wenn jemand bei dir ist, dem du zu einhundert Prozent vertraust?«

      Udara grübelte eine Weile. Ich glaubte, sie wollte uns nicht verärgern, aber grundsätzlich hatte ich recht und das war auch ihr klar.

      »Ich mag euch«, erwiderte sie schließlich. »Ich vertraue euch zu neunzig Prozent. Aber ihr könnt euch den Rest erarbeiten.« Dann lief sie mit einem geheimnisvollen und nicht zu deutenden Grinsen davon. Tara, Elen und ich blickten uns fragend an.

      »Damit hätte ich nicht gerechnet«, sagte Elen, als würde

      sie mit sich selbst reden. »Ich entdecke immer mehr neue

      Seiten an ihr.«

      »Sie kann ja richtig witzig sein«, kicherte Tara. »Unglaublich. Wir tauen sie langsam auf, Mädels«, grinste ich. Elen und Tara stimmten mir nickend zu.

      Nachdem wir die Betten in den Türmen hergerichtet hatten, versammelten sich alle im Hof. Gemeinsam verschlossen wir das große Tor und blockierten es mit Holzbalken. Zephus zog sich in eins der Nester auf einem der Türme zurück und blickte in die Ferne.