Jörg Müller

Manni, kannst Du uns das mal erklären?


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Kranke, weil er von diesem hervorragenden Krankenhaus schon so früh ein Bett zugewiesen bekommt (um 8.04 Uhr wird er schon an die ersten Geräte angeschlossen).

       Der Betreiber des Krankenhauses, weil er gerade völlig legal den Umsatz für ein Krankenhausbett mit einem minimalen Aufwand (3,5 Minuten Putzkolonne) verdoppelt hat.

       Der Chefarzt, weil er eine Prämie bekommt, weil er dieses (miese und für uns Krankenversicherte sehr teure) Spiel mitmacht.

      Das funktioniert auf Dauer natürlich nur, wenn jederzeit so viele Kranke zum Gesundwerden im Krankenhaus sind, dass die Kosten, die das Krankenhaus jeden Tag verursacht, mindestens gedeckt sind.

      Um das sicherzustellen, bauen die Krankenhausbetreiber auf eine zwei-Säulen-Strategie:

      1 Sie weisen uns Gesunde eindringlich darauf hin, dass wir nur dann eine optimale Versorgung als Kranke erwarten können, wenn es gute Krankenhäuser gibt. Und gute (und profitable) Krankenhäuser gibt es nur, wenn genügend Kranke zum Gesundmachen zur Verfügung stehen. Deshalb lautet die klare Botschaft der Krankenhäuser an die Gesunden:

      Liebe Gesunde, wenn nicht genug Gesunde krank werden, müssen wir dicht machen. Und wenn wir dicht machen müssen, habt ihr ein Problem, wenn ihr mal krank seid und schnell wieder gesund gepflegt werden wollt. Also überprüft euch dauernd, ob ihr wirklich 100%ig gesund seid. Wenn ihr unsicher seid, kommt schnell zu uns.

      1 Darauf aufbauend werden wir Gesunde täglich darauf hingewiesen, welches Krankheitspotenzial sich in unseren Körpern befindet, und welche tollen Geräte Tag für Tag entwickelt und teuer an die Krankenhäuser verkauft werden, um uns unsere bis dato nicht bekannten Zipperlein wegzuoperieren.

      Da sind wir natürlich beruhigt und gehen neugierig gerne in das Krankenhaus unseres Vertrauens, um uns überraschen zu lassen, was uns unser Stammkrankenhaus an Neuigkeiten auf dem Gerätesektor zu bieten hat.

      Und so gibt es in einem Krankenhaus nur Gewinner:

       Die Hersteller der medizinischen Wundergeräte, die immer neue Maschinen für immer neue Krankheiten mit atemberaubenden Gewinnmargen auf den Markt schmeißen, und dann für viel Geld den Verantwortlichen (Krankenhausbetreiber und Ärzte) bei Seminaren auf den Seychellen den Kauf dieser Geräte schmackhaft machen.

       Die Krankenhausbetreiber, weil sie mit der Angst von uns Gesunden vor dem Krankwerden spielen, uns zum Operieren mit supermodernen Geräten an bisher von uns unbeachteten Stellen unseres Körpers in ihre Häuser locken, und dann unsere Krankenkassen mit immer höheren Rechnungen überraschen. Hierbei werden sie tatkräftig von den Hausärzten unseres Vertrauens unterstützt, die immer wieder neue Krankheiten bei uns Gesunden entdecken, die unbedingt schnell operiert werden müssen, am besten im Krankenhaus, das das volle Vertrauen unseres Hausarztes genießt. Der finanzielle Dank des Krankenhausbetreibers ist dem Hausarzt gewiss.

       Uns ehemals Gesunde und jetzt Dauerkranke, die wir das Gefühl haben, dass wir uns durch die vielen Operationen dem Idealzustand des optimalen Wohlbefindens immer mehr nähern, ohne ihn wegen der immer wieder neuen notwendigen Operationen jemals zu erreichen.

      So weit, so gut.

      Gibt es auch Verlierer bei diesem Gewinnspiel?

      Die Antwort wird euch nicht wirklich überraschen.

      Krank sein und im Krankenhaus gepflegt zu werden, kostet Geld, sehr viel Geld. Und da die Behandlungskosten zum Beispiel für Operationen im Krankenhaus die Krankenkassenbeiträge des Einzelnen um ein Vielfaches überschreiten, legen unsere Krankenkassen die in Richtung unendlich steigenden Krankenhausbehandlungskosten auf uns alle um. Wir alle, ob gesund oder krank, jung oder alt, sorgen heute und in Zukunft mit steigenden Krankenkassenbeiträgen dafür, dass wir für den Fall, dass wir vielleicht einmal im Leben Gast in dem Krankenhaus unseres Vertrauens sind, die vielfältigen Behandlungsmethoden ausprobieren dürfen.

      Und welche Rolle bleibt uns in diesem Spiel?

      1 Wenn wir gesund sind, sollten wir Gott täglich dankbar sein und die höheren Krankenkassenbeiträge zum Wohl der Krankenhausbetreiber weltmännisch schlucken und bezahlen, oder

      2 Uns regelmäßig operieren zu lassen, um einen Großteil der hohen Krankenkassenbeiträge über moderne Ersatzteile für unseren Körper wieder reinzuholen.

      Und die Moral von (in) der Geschicht‘?

      Es gibt keine!

      Uli, mach mal zehn Pils auf meinen Deckel.

      Prost!

      3 Kuhhandel

       Unser Thema des heutigen Abends:

       Was ist eigentlich ein Kuhhandel?

      Unterstellen wir, dass zu einem Handelsgeschäft mindestens zwei Parteien gehören.

      Unterstellen wir weiterhin, dass Kühe bis heute noch nicht als erfolgreiche Händler in Erscheinung getreten sind.

      Gestehen wir den Händlern zu, dass sie für den Fall, dass sie ihr Handelsziel nicht auf dem direkten (legalen) Weg realisieren können, Phantasie entwickeln, um ihr Ziel doch noch zu erreichen.

      Mit diesen Unterstellungen und dem Zugeständnis ausgestattet, nähern wir uns dem heutigen Thema.

      Der Begriff Kuhhandel setzt sich aus den beiden Worten Kuh und Handel zusammen.

      Beginnen wir mit Kuh: Eine Kuh ist ein vierbeiniges Tier aus der Familie der Rindviecher. Um eine echte Kuh zu sein, muss ein weibliches Rindvieh mindestens ein Kalb gesund zur Welt gebracht haben.

      Unter Handel versteht man den Austausch von Waren und Gütern mit dem vordergründigen Ziel, die Bevölkerung mit allem Nötigen und Unnötigen zu versorgen und dem hintergründigen Ziel, viel Geld zu verdienen.

      Ein Kuhhandel beschreibt nicht, wie man meinen könnte, den offiziellen Handel mit Kühen, sondern eine besondere Tauschvariante. Er zeichnet sich durch undurchsichtige Tauschabläufe mit vielen Neben- und Zusatzvereinbarungen aus, die nur ein Ziel haben, dasselbe mit allen, selten legalen und moralisch vertretbaren, Mitteln und Tricks zu erreichen. Dabei ist es von besonderer Bedeutung, den eigentlichen Tauschvorgang nachhaltig so zu verschleiern, dass er für Dritte nicht mehr nachvollziehbar und somit auch nicht angreifbar ist.

      Dazu ein Beispiel aus dem täglichen Leben.

      Die vermögende 80-jährige Witwe Frau Janna Huhlke möchte gerne mindestens 100 Jahre alt werden. Anlässlich der jährlichen Routineuntersuchung erfährt sie, dass sie eine Säuferleber hat und deshalb dringend und schnellstens eine neue Leber benötigt. Sie wendet sich auf Anraten ihres Hausarztes an den Chefarzt für Organtransplantation Dr. Saubermann und bietet ihm 200.000€ für eine neue Leber, auf Wunsch auch ohne Quittung.

      Ihr 60-jähriger Schwiegersohn, der schon lange darauf wartet, dass die Alte endlich himmelt, bekommt davon Wind, nimmt bei seiner Hausbank einen Kredit in Höhe von 400.000€ auf, den er nach dem Ableben von Frau Huhlke von der Erbschaft, die dann seiner Ehefrau zusteht, zurückzahlen will. Dann sucht er den Chefarzt Dr. Saubermann auf, um ihm folgenden Kuhhandel vorzuschlagen.

      „Ich gebe Ihnen, sehr geehrter Herr Dr. Saubermann, 400.000€ in bar und ohne Quittung dafür, dass Sie meiner über alles geliebten Schwiegermutter als Gegenleistung eine vergammelte Schweineleber einsetzen. Begründung: Die Alte sieht nicht nur aus wie ein Schwein, sie benimmt sich auch so. Und da sie schon alt ist, ist eine alte Schweineleber genau das Richtige für sie.“

      Nachdem der unsympathische Schwiegersohn (ohne Geld, aber voller Vorfreude auf das baldige Ableben seiner über alles geliebten Schwiegermutter) endlich das Büro des Chefarztes Dr. Saubermann verlassen hat, sieht sich Dr. Saubermann mit zwei Problemen konfrontiert:

      1 Er verfügt jetzt über 600.000€ Schwarzgeld.

      2 Er