Jörg Müller

Manni, kannst Du uns das mal erklären?


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zweite Problem löst sich am nächsten Tag von selbst. Es stellt sich nämlich heraus, dass im Labor die Leberwerte von Frau Huhlke mit alten Leberwerten von Harald Juhnke aus dem Archiv versehentlich vertauscht worden waren. Die Leber von Frau Huhlke wird locker noch 20 Jahre halten.

      Um das erste Problem zumindest teilweise in den Griff zu bekommen, sucht der Chefarzt am nächsten Tag die ihm sympathische Frau Huhlke auf, um ihr die freudige Nachricht zu überbringen, dass sie Schwein gehabt hat und keine neue Leber benötigt. Anschließend gibt er der überaus glücklichen und dankbaren Frau die 200.000€ zurück.

      Nach vier Wochen sieht sich der Schwiegersohn und Profikuhhändler mit zwei eng zusammenhängenden Problemen konfrontiert:

      1 Die alte Kuh lebt immer noch und grinst ihn jedes Mal, wenn sie sich treffen, blöde an.

      2 Der Bankdirektor hat ihm mit der Post zwei genau passende Daumenschrauben und einen Prospekt des ersten Bestatters am Ort zukommen lassen.

      Der Schwiegersohn besucht daraufhin umgehend den Kuhhandelspartner seines Vertrauens, den Chefarzt Dr. Saubermann.

      Der empfängt ihn ganz entspannt.

      „Ich muss Ihnen gratulieren, Herr Schwiegersohn, Sie hatten recht. Frau Huhlke sieht nicht nur aus wie ein Schwein, sie hat es auch in einem Umfang, der auf keine Kuhhaut geht. Sie wird mindestens 100 Jahre alt.“

      Der Schwiegersohn, nun eine ganz arme Sau, fasst spontan den Entschluss, zukünftig alle Milchprodukte und Schweinefleischvariationen zu meiden, denn er kann die beiden Worte Kuh und Schwein einfach nicht mehr hören.

      Dr. Saubermann sucht den Vermögensberater seines Vertrauens auf, um mit ihm über die Anlage der 400.000€, die er vom Schwiegersohn schwarz bekommen hat, zu sprechen. Dieser schlägt ihm einen Kuhhandel vor:

      „Als erstes geben Sie mir die 400.000€ Schwarzgeld. Dann schreiben Sie mir für eine erfolgreiche Operation, die Sie an mir vorgenommen haben, eine Rechnung über 200.000€, die ich Ihnen umgehend von den 400.000€, die Sie mir geben haben, bezahle. Sie besitzen dann legal 200.000€. Die restlichen 200.000€ müssen Sie als „Waschgeld“ betrachten und abschreiben.“

      Dr. Saubermann ist begeistert, holt den Koffer mit den 400.000€ aus seinem neuen, aber noch nicht bezahlten, S-Klasse-Mercedes und übergibt dem Vermögensberater seines Vertrauens den Koffer.

      Wieder in seiner Praxis angekommen, setzt er sich an seinen Schreibtisch und schreibt dem Vermögensberater seines Vertrauens vereinbarungsgemäß eine Rechnung über 200.000€ für eine erfolgreiche Operation.

      Eine Woche später bekommt Dr. Saubermann ein Schreiben vom Anwalt des Vertrauens des Vermögensberaters seines Vertrauens.

       Sehr geehrter Herr Dr. Saubermann, im Auftrag meines Mandanten, des Ihnen bestens bekannten und sehr seriösen Vermögensverwalters, möchte ich Ihnen mitteilen, dass mein Mandat es als eine Unverschämtheit empfindet, dass Sie ihm eine Rechnung für eine Operation zusenden, die Sie nachweislich nie durchgeführt haben. Mein Mandant ist auf das Tiefste von Ihnen enttäuscht und lehnt jeglichen weiteren Kontakt, gleich welcher Art, mit Ihnen ab. Die Rechnung sende ich Ihnen zur Entlastung meines Mandanten wieder zurück. Sollten Sie weiterhin auf der Begleichung der Rechnung bestehen, so werden wir den Fall zur Anzeige bringen.

       Hochachtungsvoll

       Der Anwalt des Vertrauens des Vermögensverwalters

      Dem Chefarzt Dr. Saubermann wird mit einem Schlag klar, dass er ein selten dummes Schwein ist und er nun das Problem hat, dem Mercedeshändler seines Vertrauens klar zu machen, dass er kein Geld hat, um den neuen Benz zu bezahlen.

      Aber da Dr. Saubermann weiß, wie es um die Leber des Mercedeshändlers seines Vertrauens steht, beschließt er spontan, demselben einen Kuhhandel vorzuschlagen.

      Und die Moral von (in) der Geschicht‘?

      Es gibt keine!

      Uli, machen mal zehn Pils auf meinen Deckel.

      Prost!

      4 Rateagenturen

       Unser Thema des heutigen Abends:

       Was genau machen eigentlich die amerikanischen Rate-Agenturen?

      Unterstellen wir, dass auch heute noch die alte Hausfrauenweisheit gilt: Du kannst nicht mehr Geld ausgeben als du in deiner Haushaltskasse hast.

      Unterstellen wir weiterhin, dass es bis heute keine Hausfrau geschafft hat, aufgrund ihres Wissens und ihrer Erfahrung in irgendeinem Land dieser wunderschönen Erde Finanzministerin zu werden.

      Gestehen wir den vielen Absolventen der Elite-Universitäten in den USA zu, dass sie ihr während des Studiums angehäuftes, überragendes Wissen dazu nutzen, ihr Vermögen und das ihrer Klienten zu Lasten aller anderen Menschen dieser wunderschönen Welt zu mehren.

      Mit diesen Unterstellungen und dem Zugeständnis ausgestattet, nähern wir uns dem Geschäftsmodell der amerikanischen Rate-Agenturen.

      Wir sind heute bei unserem Stammtisch zehn Personen. Stellt euch einmal vor, wir hätten gemeinsam 100.000€ übrig, für die wir kurzfristig keine Verwendung haben. Wir fassen gemeinsam den Beschluss:

      „Wir lassen unser hart erarbeitetes Geld zukünftig für uns arbeiten.“

      Sofort tauchen mindestens zwei Fragen auf:

      Erstens: Wem überlassen wir unser Geld, damit es möglichst risikolos für uns arbeitet?

      Zweitens: Welche Rendite soll unser Geld für uns erarbeiten?

      Sehen wir uns in unserem Stammlokal um. Wir kennen jeden, der in diesem Augenblick an der Theke steht, ganz genau.

      Albert Schmidt, Spitzname die „Spritdrossel“, würden wir das Geld nicht anvertrauen. Denn unsere Chance, unser Geld nebst Verzinsung von Albert zurückzubekommen, ist gleich Null.

      Daneben steht der Lehrer Hermann. Er ist beamtet und bekommt bald, wenn er keine goldenen Löffel mehr klaut, eine sehr gute Pension. Ihm unser Geld anzuvertrauen, bedeutet kein großes Risiko.

      Ihr seht also, Geld zu verleihen, ist in erster Linie Vertrauenssache. Wir kennen Albert und Hermann und treffen unsere Entscheidung, wem von beiden wir das Geld zum Arbeiten anvertrauen.

      Stellt euch nun die unendlich schwierigere Aufgabe vor, einem Land Geld zu leihen. Die Regierenden des Landes, die dringend Geld benötigen, um während ihrer kurzen Regierungszeit ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen und/oder für ihre Wiederwahl Wahlgeschenke zu verteilen, werden alles tun, um uns, die wir unser sauer verdientes Geld zu unserem Vorteil arbeiten lassen wollen, davon zu überzeugen, dass sie die erste Adresse für unsere Geldanlage sind. Das können wir nun glauben oder auch nicht. Uns wird schnell klar, dass wir externe Hilfe benötigen. Und so kommen die professionellen amerikanischen Rate-Agenturen ins Rennen. Diese Rate-Agenturen versuchen professionell zu erraten, in welchem Land unser Geld am besten für uns arbeitet.

      Aber da das Raten, auch wenn es von anerkannten Profis gemacht wird, immer ein großes Risikopotenzial beinhaltet, haben hochqualifizierte Absolventen der amerikanischen Elite-Universitäten nach Alternativen gesucht, die beim Raten jedes Risiko ausschlossen. Und so suchten sie eine Antwort auf folgende Frage:

      „Wie können wir, die amerikanischen Rateprofis, risikolos und mit einer sensationell hohen Rendite das Vermögen unserer Auftraggeber vermehren?“

      Um die Kreditwürdigkeit der einzelnen Länder vergleichbar zu machen, besannen sie sich auf die alte Hausfrauenweisheit:

      „Du kannst nicht mehr ausgeben, als du in deiner Haushaltskasse hast.“

      Diese alte Hausfrauenweisheit zugrunde gelegt, begannen die amerikanischen Rateprofis zuerst einen Musterhaushalt für ein Musterland aufzustellen. Dann