John Etter

JOHN ETTER - Korrupt


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Wand im Hintergrund.

      „Ich… ich… ich habe gedacht…“, antwortete Anton Hübel.

      „Einen Scheiß hast du. Auf alle Fälle hast du nicht nachgedacht, Dummkopf. Brauchst du die Aufträge nicht mehr? Bist du schon fett und reich genug?“

      „Es… es… tut mir leid, Emil, ich habe das in der Sitzung falsch verstanden und wollte gar nicht …“

      „Halt die Schnauze, Dummkopf. Du hast Glück, dass der von den Grünen krank war, sonst wäre die Überbauung bachab gegangen und wir hätten dort noch jahrelang eine grüne Wiese. Kannst du dir vorstellen, was das heißen würde?“

      „Es tut mir wirklich leid. Ich wollte nicht dagegen stimmen, war einfach unkonzentriert und habe falsch abgestimmt. Ehrlich ich bin auf eurer Seite. Ich brauche doch die Aufträge auch!“

      „Eben, mit uns gewinnen oder gegen uns untergehen. Verstanden?“

      „Ja, habe ich. Darf ich jetzt gehen?“

      „Ja, und lass es dir eine Warnung sein! Nie wieder, verstehst du, nie wieder. Sonst bist du weg vom Fenster. Definitiv. Und jetzt geh, ich muss zum Gemeindepräsidenten, dort wartet bereits der nächste Auftrag.“

      Der hochrote Kopf von Emil Schuler bekam bald wieder seine normale Farbe, weil er sich etwas beruhigte. Die größte Wut war raus.

      „Danke, und sag Sebastian Ritter auch, dass es mir leidtut.“

      „Ja, schon gut, geh jetzt und schreib es dir nochmals hinter die Ohren. Verstanden?“

      „Ja, danke und bis nächste Woche.“

      Er atmete tief durch. Glück gehabt. So wurde Anton Hübel noch nie in den Senkel gestellt. Und das nur, weil er eine Fragestellung zu einem Bauprojekt falsch verstanden hatte. Das hätte man auch in einem anderen Ton sagen können, zumal das Projekt durchgewunken wurde. Die Baukommission bestand aus neun Personen, eine davon war er. Die meisten der anderen Personen hatte der Bürgermeister im Sack und damit waren sie auch im Sack des Architekten. Alle hatten ihre Vorteile und die restlichen drei, die nicht in diese Gesellschaft involviert waren, bemerkten es nicht.

      Zu Hause angekommen, sah ihm seine Frau Caroline sofort an, dass etwas nicht stimmen konnte. So hatte sie ihren Mann noch nie gesehen.

      „Was ist los, ist etwas auf der Baustelle schiefgegangen?“

      „Nein, alles gut, alles gut.“

      „Komm schon, so habe ich dich noch nie zur Türe reinschleichen gesehen. Erzähl, was war los?“

      „Ich kann jetzt nicht, lass mich einfach in Ruhe. Ich muss mir einige grundlegende Gedanken machen.“

      „Und warum lässt du mich Außen vor? Gehören wir nicht mehr zusammen?“

      Nach einer kurzen Pause setzte sich Anton zu Caroline an den Küchentisch.

      „Es tut mir leid. Natürlich sind wir ein Team und natürlich darfst du wissen, was läuft. Aber es ist etwas kompliziert. Ich glaube, ich habe Scheiße gebaut.“

      Caroline nahm Antons Hand.

      „Komm, so schlimm kann es doch nicht sein, oder?“

      „Ich weiß nicht genau. Aber ich glaube, ich bin in einem System gefangen, aus dem ich nicht mehr rauskomme.“

      Caroline schaute ihn ungläubig an.

      „System“, fragte sie nach.

      „Du weißt doch, ich bin in der unabhängigen Baukommission und habe dort sei Jahren mitgemacht.“

      „Ja, aber was ist daran falsch?“

      „Wir, also einige von uns, haben andere Anbieter für gemeindeeigene Bauprojekte übervorteilt und bei Submissionen beschissen. Verstehst du, beschissen. Wir haben die Eingaben von allen angesehen und je nachdem, um welches Projekt es ging, haben wir den am tiefsten Anbietenden preislich unterboten und so den Auftrag erhalten. Selbstverständlich haben wir danach immer wieder Gründe gefunden, die eine Verteuerung des Projekts nachvollziehbar gemacht haben. Wir alle haben gewonnen.“

      Caroline zog ihre Hand zurück.

      „Und was ist jetzt anders?“

      „Ich habe letzte Woche bei einer Abstimmung etwas falsch verstanden und, da ich der Erste war, der gefragt wurde, habe ich mit Nein geantwortet und damit ein Projekt gefährdet. Zum Glück war einer, der üblicherweise Anwesenden, krank und so kam das Projekt mit einer Stimme mehr trotzdem durch.“

      „Und da hast du immer mitgemacht?“, fragte Caroline ungläubig. „So kenne ich dich gar nicht“.

      „Du erinnerst dich an die Zeit, wo ich gezwungen war, sieben Leute zu entlassen, weil wir zu wenig Arbeit hatten?“

      „Ja, aber dann kam es trotzdem noch gut für diese Leute und …“. Caroline unterbrach den Satz, denn jetzt verstand sie.

      „Seit dieser Zeit läuft das schon so?“ Ungläubig schaute sie ihren Mann an.

      Anton nickte nur.

      „Und was ist jetzt anders?“

      „Sie vertrauen mir vielleicht nicht mehr und ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob ich bei dieser Sache noch länger mitmachen will. Aber ich kann nicht einfach aussteigen. Ab dann ginge es mir an den Kragen. Ich bekäme viel weniger öffentliche Aufträge und auch das jetzt im Raum stehende Projekt von Sebastian Ritter, der sein Landwirtschaftszonenland endlich in Bauland umzonen konnte, werde ich dann kaum erhalten.“

      „Das lief alles auch so?“

      „Ja, in etwa. Da haben noch ein paar andere die Hand aufgehalten und werden zu Tiefstpreisen seine Häuser bauen und dafür lukrative öffentliche Bauarbeiten erhalten. Langfristig gesehen eine Win-Win-Situation für alle, die daran beteiligt sind.“

      „Und jetzt, was gedenkst du zu tun?“

      „Ich habe keine Ahnung.“

      Verzweifelt legte er den Kopf auf seine Arme. Caroline setzte sich nahe zu ihm hin und streichelte über sein Haar.

      „Wir schaffen das, ich bin bei und mit dir.“

      Ferienzeit für John

      Dunkelheit war das Einzige, was John aus dem kleinen Bullauge des Jets sah. Zu dicht waren die Wolken um das Flugzeug und obwohl das kleine Flugzeug schon etwas älter war, bot es allen erdenklichen Komfort. Dennoch bestand die einzige Beschäftigung für John darin, ein wenig Musik aus seinem Smartphone zu hören. Die anderen Passagiere im Flugzeug, seine erweiterte Familie, schliefen und außer dem leisen Brummen der Motoren war es vollkommen still. Während den letzten fünf Stunden, die der Flug bisher gedauert hatte, hatte er kaum geschlafen. Und es würde noch einige Stunden dauern, bis er sich hinlegen konnte.

      Er drehte sich um und sah in lauter schlafende Gesichter, die er liebte. Allen voran natürlich Alina, die das Versprechen, für die Beziehung das Geschäft etwas in den Hintergrund zu stellen, in allen Belangen gehalten hatte. Dann waren da seine Adoptivtochter mit ihren Kindern und ihrem Mann.

      John hatte somit sein Versprechen, eine gemeinsame Reise mit allen zu genießen, ebenfalls gehalten.

      Ein paar Stunden später landete der Jet in New York, dem Ort, den er von seinen Weiterbildungen beim FBI gut kannte. Aber diesmal würde er es unterlassen, sich mit Arbeit einzudecken. Er würde für seine Familie da sein und vor allem für Alina.

      Eine Stunde später checkten sie in einem Luxushotel ein, welches Alina von geschäftlichen Aufenthalten kannte.

      Sie verabredeten, dass jedes Paar für sich die Stadt tagsüber erkundigen konnte und man sich zum Nachtessen im Hotelrestaurant, welches einen tadellosen Ruf genoss, treffen würde.

      Mit vielen Tipps von Alina ausgestattet, verabschiedete man sich.

      Als der Page das Zimmer verlassen hatte, nahm Alina John