John Etter

JOHN ETTER - Korrupt


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und ich kann mir vorstellen, dass wir die letzten paar Minuten noch für unsere Verabschiedung brauchen.“

      Die brauchten Sie.

      "Heute? Heute Abend?“, fragte Palmina.

      „Gerne. Darf ich dich zum Essen einladen?“

      „Gute Idee, dann kommen wir auch mal zum Reden. Ich melde mich per WhatsApp, wann ich fertig bin. Kommst du direkt hierher? Ich müsste dann nur kurz nach Hause, duschen, mich umziehen und wäre dann wieder bereit.“

      „Ja ja, du und duschen und schnell bereit“, lächelte Jorge sie an.

      „Bestimmt, du wirst sehen, ich kann das. Und du kannst betteln, wie du willst, ich dusche alleine und bin schneller fertig, als du es dir vorstellen kannst.“

      „Das will ich sehen.“

      „Du Voyeur“, lachte Palmina, küsste Jorge und verließ lachend den Wagen.

      Jorge machte sich auf den Weg in die Agentur, wo er, wie immer von Susanne begrüßt wurde.

      „Aha, das selbe an wie gestern. Etwas leicht gerötete Augen. Ich nehme an, dir geht es gut.“

      Ertappt begrüßte Jorge Susanne und lächelte nur.

      „Schön, gönn ich dir. Hör mal Jorge, ich habe den Account dieser Petra angeschaut. Da läuft in der Zwischenzeit einiges. Sie hat sich bei Parship angemeldet, und hat schon damit begonnen, sich mit einigen Typen zu unterhalten. Merkwürdig, wenn man bedenkt, was sie und dieser Edi sich so schreiben und im Hotel gemacht haben.“

      „Ja, wundert mich auch. So notgeil sah sie gar nicht aus“, meinte Jorge und bemerkte den Blick, den Susanne ihm jetzt zuwarf.

      „Entschuldige die Wortwahl, kam jetzt gerade etwas krass rüber, aber wie nennst du es?“

      „Anerkennung suchend vielleicht“, meinte Susanne und wusste, dass ihre Wortwahl bei Jorge gut ankam.

      „Ja, aber die hat sie doch von diesem Edi.“

      „Ja, Jorge, du musst noch viel lernen über die Frauenwelt. Dieser Edi ist verheiratet und will wohl seine Frau nicht verlassen. Also ist er für die Petra nur ein Abenteuer, das keine große Zukunft hat. Aber, da ihr jetzt Ex-Partner Simon ihr schon lange keinen Schmus mehr bringt, holt sie diesen anderswo. Ganz einfach. Und Petra und Edi ahnen ja nicht, dass seine Frau uns engagiert hat. Und was sie dann daraus macht, wissen wir auch nicht.“

      „Nicht?“, fragte Jorge.

      „Ja. Du gehst davon aus, dass sich Ulla Schneider von ihrem Edi scheiden lassen will. Davon bin ich nicht überzeugt. Vielleicht will sie einfach Gewissheit und ihren Mann dann zur Rede stellen.“

      „Frauen …“, schüttelte Jorge den Kopf und zog sich in sein Büro zurück.

      Eine Stunde später stellte er sich neben Susanne auf.

      „Du hast recht, ich habe keine Ahnung, wie Frauen funktionieren. Auf alle Fälle nicht, wie diese Petra funktioniert. Ich habe in der Zwischenzeit die Chats, E-Mails und auch die Skype-Chats durchforstet und für Ulla Schneider eine kurze Zusammenfassung gemacht. Du hast wirklich recht, es gibt Frauen, die verstehe ich nicht. Sie lügt einerseits diesem Edi die große Liebe vor, heult sogar und eine Stunde später chattet sie mit dem nächsten, als wäre nichts gewesen.“

      „Wie ihr Männer“, meinte Susanne lakonisch.

      „Richtig, wie ein Teil der Männer“, ergänzte Jorge. „Ich bin da nicht so. Ich könnte mein Herz und meine Seele nicht aufteilen und an Mehrere verteilen.“

      „Wie heißt sie denn?“

      „Palmina“, antwortete Jorge kurz.

      „Aha. Und?“

      „Mal schauen, hat mich schon arg erwischt. Wir kennen uns erst ein paar Tage. Sie arbeitet im Hotel, in dem die Überwachung stattfand und ist die Frau, die mir schon einmal bei einer Installation geholfen hat.“

      „O-oh“, meinte Susanne.

      „Ja, ich weiß. Aber sie ist auf alle Fälle sauber. Ich weiß, dass man mit solchen Kontakten keine näheren Beziehungen haben sollte, wegen möglicher Komplikationen in Zukunft, aber das Risiko nehme ich. Einfach John nichts sagen. Ich halte dich auf dem Laufenden, was Palmina betrifft. Aber glaube mir, sie ist auf alle Fälle sauber.“

      „Hast du noch was für mich? Ladendiebstahl oder Ähnliches. Zurzeit läuft bei diesem Edi nichts. Sie hat erst nach dem Urlaub mit ihrer Freundinnengruppe wieder Zeit für ihn.“

      „Schon wieder Urlaub?“

      „Ja, mit einer Freundinnengruppe, die sie zum Teil eingeweiht hat, was läuft. Aber nur den Teil, den sie will. Von den neuesten Entwicklungen hat sie kaum was mitgeteilt. Das weiß ich aber aus einer E-Mail an ihren Ex-Freund, den sie zurzeit wohl ziemlich fertigmacht.“

      „Wohnt der immer noch dort?“

      „Ja, sie hat ihm die Wohnung auf Ende Oktober gekündigt“.

      „Eine lange Zeit, wenn es nicht gut läuft.“

      „Ja, aber er sucht Lösungen für sich.“

      „Woher weißt du das?

      „Du bist nicht die Einzige, die sich EDV-mäßig auskennt. Einen Account, jenen, den er am meisten braucht, habe ich auch knacken können.“

      Susanne schaute ihn an.

      „Ja, schon dank deiner Malware. Aber immerhin.“

      „Immerhin“, lächelte Susanne. „Und, nein, was anderes habe ich zurzeit nicht. Mach dir einen schönen Tag. Es werden wieder stressigere Tage kommen, an denen du dir wünschst, dass ich dich nach Hause schicke.“

      „O ja, davon bin ich überzeugt. Eine Mütze voll Schlaf kann nicht schaden. Ich melde mich morgen früh mal telefonisch und schaue von zu Hause aus, was ich wann tun kann.“

      „Schlaf gut, Jorge“, lächelte Susanne ihm hinterher und schwang ihre langen, roten Haare über die Schulter.

      Jorges Smartphone piepste.

      17:30 Uhr okay?

      Mit verschlafenem Blick schaute sich Jorge die Mitteilung an und schaute zur Uhr.

      Zwei Stunden noch, in denen er sich bereitmachen konnte. Und diese Zeit nutzte er.

      Etwas zu früh stand er vor dem Hotel und überprüfte auf dem Handy, ob Palmina das Equipment hatte entfernen können.

      Erstaunt schaute er auf den Bildschirm.

      Zwei Männer diskutierten aufgeregt. Die Stimmung schien ziemlich aufgeheizt und instinktiv drückte Jorge den Aufnahmebutton.

      Er schaute auf die Uhr. Noch zehn Minuten

      Vermutlich waren diese Männer zu Unzeiten in dieses Zimmer gekommen und Palmina hatte keine Chance, die Elektronik zu entfernen.

      Und Jorge wäre kein Privatdetektiv gewesen, wenn er jetzt nicht zugehört hätte.

      „Wir müssen ihn zum Schweigen bringen. Was meinst du, was geschieht, wenn der auspackt,“ meinte der größere der beiden Männer.

      „Du steigerst dich da in etwas rein, Sebi. Der hat doch in den letzten Jahren so viel von uns profitiert, der kann doch nicht alles aufs Spiel setzen. Der kommt doch dann selbst auch unter die Räder“, meinte der kleinere der Beiden.

      „Und auf diese Ahnung willst du dich verlassen, Kurt? Und was, wenn du dich täuschst? Was dann? Willst du im Gefängnis landen? Und stell dir mal die Schlagzeilen vor. Nein. Nein und nochmals nein. Wir müssen etwas unternehmen.“

      „Ja. Warte jetzt mal ab, was Beat und Luciano dazu meinen. Die kommen doch auch bald.“

      „Ja, diesen Abend hätte ich mir auch anders vorgestellt. Ich hatte mir eigentlich, wie immer, einmal im Monat eine tolle Frau bestellt. Und jetzt sitze