John Etter

JOHN ETTER - Korrupt


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      Anton sah sie fragend an.

      Doch Caroline ging auf diesen ihr bekannten Blick nicht ein.

      „Hopp hopp, wir müssen bald abfahren.“

      „Reicht‘s noch zum Duschen?“, fragte Anton, was Caroline mit einem Blick auf die Uhr und einer drehenden Armbewegung bejahte.

      „Aber mach vorwärts.“

      Eine halbe Stunde später setzte er sich auf den Beifahrersitz und ließ sich von Caroline in Richtung Zug fahren. Sie fuhr ins Parkhaus gleich oberhalb des Casinos und Anton konnte sich nun ausrechnen, was auf ihn wartete. Ein feines Essen, danach irgendeine Theatervorstellung, dann ein Absacker in einer Bar.

      Anton bemerkte bereits auf der Hinfahrt, dass seine Gedanken an die Vorkommnisse des gestrigen Tages etwas in den Hintergrund gerieten und er konnte den Abend mit seiner Frau genießen.

      Als sie gemeinsam in einer Bar sassen, musste Caroline einsehen, dass es keine Lösung war, nicht darüber zu reden und sie lenkte mit einer Frage gezielt auf das Thema.

      „Willst du dort aussteigen?“

      Anton war sofort klar, was sie ansprach.

      „Wollen schon lange, aber können ist das Problem. Wir leben seit mehr als zehn Jahren von dieser, sagen wir mal, Gemeinschaft, und ich habe mich strafbar gemacht. Mehrfach. Es ist nicht wie ein Austritt aus einem Verein, dem man nicht mehr angehören will.“

      Nach einer kurzen Pause setzte er wieder an, während Caroline ihren Drink leerte.

      „Ich habe mich heute den ganzen Tag gefragt, was geschehen würde, wenn ich sozusagen als Zeuge der Anklage auftreten würde und diese korrupte Gemeinschaft auffliegen lassen würde. Ich weiß nicht, ob es das nur in Fernsehkrimis gibt oder ob es so was wie Kronzeugen überhaupt gibt.“

      Caroline bestellte sich nochmals einen Drink, während Anton vor dem immer noch vollen Glas Rotwein sass.

      „Ich bin auf deiner Seite, komme was wolle. Vielleicht ist es das Beste, wenn wir rechtlichen Rat einholen.“

      Sie machte eine kurze Pause, während der Barmann ihr den Drink hinstellte.

      „Du weißt doch, dass mein Anwalt, den ich bei meiner Scheidung damals hatte, einen guten Eindruck gemacht hat und auch dir schon geholfen hat.“

      „Ewald Iten?“, fragte Anton.

      „Genau, oder spricht etwas gegen ihn?“

      „Nun, eine Scheidung oder ein Korruptionsfall sind schon zwei verschiedene Dinge ...“

      „Ja, ich weiß“, unterbrach ihn Caroline. „Aber dort arbeiten ja noch einige Anwälte mehr und von diesen ist einer sicherlich der Richtige für uns.“

      Anton fiel auf, wie Caroline für uns sagte. Er dachte daran, dass er vor einigen Jahren schon einmal eine lange, schwierige Zeit mit Caroline durchgestanden hatte. Sie war die richtige Frau für ihn. Und sie bewies es ihm nur schon mit dieser Wortwahl wieder.

      Er nahm ihre Hand.

      „Ja, ich weiß. Ich muss etwas tun. Ich halte das alles nicht mehr aus. Es kann so nicht mehr weitergehen. Ich rufe ihn gleich am Montag an und frage ihn um Rat.“

      Nun nahm auch er sein Glas zur Hand, schaute Caroline tief in die Augen, prostete ihr zu und sagte: „Ich liebe Dich!“

      Caroline hob beide Schultern hoch und fühlte, wie wahr Antons Worte waren.

      „Ich dich auch, mein Liebster. Ich dich auch. Lass uns dieses Wochenende genießen und uns dann Sorgen machen, wenn wir müssen.“

      Anton setzte das Glas ab, umrahmte mit seinen Händen Carolines Gesicht, zog sie sanft etwas an sich und küsste sie.

      „Das tun wir, mein Schatz, das tun wir.“

      Indiskretionen

      „Hallo Jorge. Na, gut gefunden?“, begrüßte die überraschend aufreizend geschminkte Palmina Jorge. Er hatte kaum die Klingel betätigt, als sich die Türe schon öffnete.

      Jorge bejahte..

      „Schön, dass du schon da bist, Jorge“, fuhr sie fort, packte ihn energisch an beiden Armen, zog diese hinter ihren Körper und küsste Jorge leidenschaftlich. Während dieser Begrüßung fiel ihr Bademantel zu Boden, sie zog Jorge in die Wohnung, dann drehte sie sich um und stieß mit dem Fuß die Türe hinter sich zu.

      „So mein Lieber, jetzt möchte ich dich zur Vorspeise und keine Angst, ich brauche definitiv mehr, als nur eine kleine Vorspeise.“

      Jorge wehrte sich die nächste Stunde gegen nichts, war jedoch froh, dass sich Palmina kurz von ihm löste und fragte: „Na, durstig?“

      „Ja, gerne. Mit so viel Hitze habe ich heute nicht gerechnet“, lächelte Jorge sie an.

      „Bin gleich zurück, lauf nicht weg!“

      „Wieso sollte ich, so eine Begrüßung habe ich nicht erwartet und bin überzeugt, dass sie noch nicht zu Ende ist“, antwortete er.

      „Darauf kannst du Gift nehmen, oder noch besser mich nochmals“.

      Jorge bekam sein Grinsen kaum mehr aus seinem Gesicht.

      Palmina kam mit zwei Gläsern und einer offenen Flasche Rotwein zurück.

      Jorge nahm ihr die Flasche ab, schaute sie sich an und nickte zustimmend.

      „Wow, ein Battonage Red Scorpion. Eine tolle Wahl. Woher kennst du diesen Wein?“

      „Wir hatten im Hotel mal eine Weinverkostung von österreichischen Cuvées und dieser hier hat mir sehr gut gemundet. Aber, wenn du magst, können wir mal in den Keller runter, habe noch die eine oder andere spezielle Flasche für uns bereit.“

      „Ich liebe diese Cuvées. Volltreffer Palmina.“

      Draußen war es längst dunkel, als sie sich aus dem Schlafzimmer in die Küche bewegten.

      „Eine kleine Stärkung tut uns jetzt bestimmt gut“, meinte Palmina, nahm eines der bereitstehenden Kanapées und streckte es Jorge hin, der genussvoll einen Biss davon nahm.

      Sie nahm sich den Rest in den Mund und holte eine Flasche Champagner aus dem Kühlschrank.

      „Wir wollen ja nicht verdursten.“

      „Auf keinen Fall“, lächelte Jorge Palmina an.

      „Bleibst du über Nacht?“

      Ein leichtes Nicken reichte.

      Der folgende Morgen begann, wie der Abend endete und als sie dann gemeinsam geduscht hatten, fragte Palmina Jorge, ob er sie wieder zur Arbeit bringen würde. Sie hätten so noch etwas mehr gemeinsame Zeit.

      Jorge nickte und genoss die nächsten Minuten.

      Eine Stunde später standen sie etwas zu früh vor dem Hotel.

      „Kannst du heute das Equipment aus dem Zimmer holen“, fragte Jorge.

      „Ich hoffe es. Ich habe gestern, weil ich so schnell wie möglich nach Hause wollte, um mich für dich zurechtzumachen, den Plan nicht angesehen. Aber ich denke schon, dass es heute klappen wird.“

      „Gut und sonst halt morgen. Kein Problem. Du hast die Dinger ja so gut installiert, dass sie nicht auffallen.“

      „Stimmt. Und du meinst, die funktionieren noch?“

      „Bestimmt“, meinte Jorge und holte sein Handy hervor.

      Er drückte auf eine App und schon sah man das leere Zimmer.

      „Wow, so scharf hätte ich die Bilder nicht erwartet.“

      Jorge nickte.

      „Scheint diese Nacht nicht gebucht zu sein. Sonst wären wir jetzt so richtig als Voyeure unterwegs.“

      „Irgendwie