John Etter

JOHN ETTER - Korrupt


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einmal einen speziellen Urlaub gönnen. Oder steckte eine Frau dahinter?

      Susanne war sich nicht sicher und fragte geradeaus: „Wie heißt sie?“

      „Sobald sich wirklich was daraus ergibt, werde ich es dir erzählen. Gib uns Zeit, uns kennenzulernen.“

      „Okay“, antwortete Susanne und gab Jorge die Adresse der zu überwachenden Läden durch.

      „Ich melde dein Erscheinen bei den Läden an. Einen schönen Tag wünsch ich dir“, verabschiedete Susanne den sichtlich aufgewühlt wirkenden Jorge, den sie in den letzten Jahren nicht mehr so gesehen hatte.

      „Liebe muss schön sein“, schickte sie ihm hinterher und er warf ihr eine Kusshand zurück.

      Jorge war froh, dass er diesen Tagesjob übernehmen konnte. So flog die Zeit schneller dahin und er konnte sich den ganzen Tag schon auf das nächste Treffen mit Palmina freuen.

      Offiziell würde sie ihm das Equipment aus Zimmer 325 zurückbringen, doch beide wussten, als sie das vereinbarten, dass dieser Abend viel angenehmer enden würde als nur eine Übergabe von Abhörmaterial.

      Der Tag verlief wie fast alle anderen, an denen er diese Art von Job ausübte. Teenager vor Billigschmuckauslagen und Schminkwaren beobachten, beim Ausgang auf sie warten und mit den gesammelten Waren ins Büro führen, wo man dann auf die Eltern und je nach Randalierbereitschaft auch auf die Polizei wartete.

      Nach sechs Stunden Arbeit in zwei unterschiedlichen Warenhäusern fuhr Jorge nach Hause, putzte die Wohnung, räumte auf und machte sich für den Abend bereit.

      Um siebzehn Uhr holte er Palmina direkt vor dem Hotel ab. Sie fuhren gemeinsam an den See, wo sie sich tief in die Augen sahen und so die Aussicht auf den tiefblauen See verpassten.

      Beide genossen diesen gemeinsamen und unbeschreiblich schönen Abend.

      „Jorge, leider muss ich dir sagen, dass heute die Arbeitspläne geändert wurden, weil wir einen Grossanlass haben. Ich wurde vom Zimmerdienst abgezogen, musste die Karte meiner Vertretung abgeben und kann leider erst morgen vor Feierabend, wenn ich die Karte zurückerhalte, das Zeug aus dem Zimmer holen. Tagsüber bin ich noch beim Grossanlass engagiert.“

      „Kein Problem, Palmina“, antwortete Jorge. „Dann holst du es eben morgen raus. Die Kamera im Lüftungsschlitz wird sie nicht entdeckt haben und das Mikro ist ebenfalls nicht als solches identifizierbar. Wirklich kein Problem.“

      „Ist es üblich, dass ihr solches Equipment für eure Arbeit braucht?“, fragte Palmina nach.

      „Nun ja, je nach Auftrag ist es mal aufwändiger oder wie in diesem Fall eher rudimentär. Je nach Budget und Fall-Lage passen wir uns an.“

      „Tönt spannend“, fügte Palmina bei.

      „…ist es aber meist nicht. Wir warten häufig einfach darauf, dass etwas geschieht. Und sehr oft passiert nichts. Diese Arbeit wird, wie auch Polizeiarbeit, häufig falsch interpretiert. Ein großer Teil unseres Jobs besteht aus warten auf ...“

      „Verstehe. Aber du könntest jetzt zum Beispiel nachsehen, was im Zimmer geschieht?“

      „Ja, das könnte ich. Aber ich würde mich jetzt viel lieber weiter mit dir unterhalten und den Beruf Beruf sein lassen.“

      Sie bestellten sich etwas zu essen und machten sich erst vier Stunden später auf den Nachhauseweg zu Jorge. Sie genossen die anschließenden erotischen Stunden, ohne auf die Uhr zu schauen.

      Frühschicht

      „Mist“, bemerkte Palmina. „Ich komme zu spät.“

      Sie hatte den Wecker neben dem Bett entdeckt und hörte auf, Jorge überall mit Küssen zu überschütten.

      „Was, du musst schon jetzt arbeiten gehen?“

      „Ja, leider, ich muss …“.

      Schon stand sie nackt neben dem Bett. „Darf ich schnell unter die Dusche?“

      „Ja, klar, ich bringe dir gleich ein Handtuch. Dann bringe ich dich zur Arbeit. Wann musst du dort sein?“

      „Um halb sieben“, rief sie aus dem Bad.

      „Kein Problem, das schaffen wir leicht“, beruhigte Jorge Palmina.

      „Danke!“

      Schon hörte er das Wasser in der Dusche, holte ein Handtuch aus dem Wandschrank und brachte es ins Badezimmer.

      „Ich lege es dir hier auf den Stuhl.“

      Der Duschvorhang wurde etwas zur Seite gezogen und Palmina packte den überraschten Jorge am Arm und zog in unter die Dusche.

      „Diesen Job möchte ich noch fertigmachen. Ordnung muss sein“, meinte sie mit unschuldigen Blick und kniete sich vor Jorge hin.

      Eine halbe Stunde später sassen sie in Jorges Wagen und fuhren zum Hotel.

      „Noch zehn Minuten. Du bist wirklich ein toller Mann. Hast du heute Abend etwas vor?“

      „Mit Freude werde ich dich heute abholen. Wieder um siebzehn Uhr?“

      „Ja, gerne, aber dann gehen wir zu mir. Meine Blumen brauchen Wasser und ich brauche auch frische Kleider.“

      „Kein Problem. Dann kannst du das Equipment gleich mitbringen.“

      „Ja, falls noch kein anderer Gast das Zimmer bezogen hat. Ich bekomme die Karte erst nach dem Zimmerservice meiner Kollegin und hoffe, dass ich dann noch dazu komme. Ein Problem, wenn es morgen wird?“

      „Nein, aktuell brauche ich diese Sachen nicht. “

      Die restlichen Minuten bis zu Palminas Arbeitsbeginn verbrachten sie in inniger Umarmung.

      „Ich freue mich auf dich“, rief Jorge ihr nach, als sie den Wagen verlassen hatte.

      Dreißig Minuten später traf er wieder in der Agentur ein.

      „Um Himmelswillen“, wurde er von Susanne begrüßt. Es wird immer früher mit dir. Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist mit dir?

      „Und wie, Susanne. Und wie.“

      „Verstehe, Jorge. Kaffee?“

      Jetzt war er gefangen. Susanne würde nicht lockerlassen, bevor sie wusste, wie er die letzten Stunden verbracht hatte. Hartnäckigkeit war eines ihrer Hauptattribute, welches sie schon oft zum Vorteil der Agentur genutzt hatte. Und zum Eigenen.

      „Gerne, aber nur kurz. Danach muss ich mal nachsehen, was mit unseren Fremdgängern läuft“.

      „Ja ja“, war Susannes lapidar tönende Antwort, während sie in der kleinen Küche zwei Tassen Kaffee holte.

      Als Jorge Susanne fragte, wo sie ihre Partnerin kennengelernt hatte, klingelte das Telefon und sie konnte die Antwort auf diese Frage elegant umgehen.

      Zehn Minuten später zog sich Jorge in sein Büro zurück. Er hatte alles von sich preisgegeben, was es zu erzählen gab und Susanne schien damit zufrieden. Etwas anderes hätte auch keinen Zweck gehabt. Sie hätte in den nächsten Tagen ständig nachgebohrt.

      Nachdem der Computer hochgefahren war, loggte sich Jorge in die verschiedenen Programme ein, auf denen die beiden zu Überwachenden kommunizierten.

      Und schon bald saß er kopfschüttelnd vor dem PC.

      Ausweglos?

      Caroline hatte sich hübsch gemacht. Sie war einige Jahre jünger als Anton und freute sich auf diesen Abend. Den heutigen Abend wollte sie für ihren geliebten Mann zu etwas Außergewöhnlichem werden zu lassen. Sie wollte, dass er nach einem langen Tag voller Zweifel seine Gedanken in eine andere Bahn lenken konnte.

      Heute Abend sollte er sich einfach nur wohlfühlen. Sie hatte für eine Vorstellung eines Comedy-Duos Karten besorgt und vor der Vorstellung einen Platz für ein Nachtessen reserviert.

      „Ohlala“,