Elmar Weihsmann

The New York City Moviegoers


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ist eigentlich logisch, dass ein Texasgirl in der Houston Street wohnen muss.

      Und ich schaffe es von Suzie Q. abgeschleppt zu werden.

      Oh du heiliger Strohsack. Das Luder hat was drauf und bringt mich Grünschnabel ordentlich auf Touren. Die Kleine schlingt mit großer Meisterschaft ihre schönen, langen Beine um meine Hüften und hängt sich an meine Lippen. Es gelingt mir doch tatsächlich die ersten fünf Nummern meines Liebens mit der heißesten Braut der Stadt zu schieben.

      Wow!

      Der Dime gehört mir!

      Kapitel 6: Oktober in Brooklyn

      Dann und wann bin ich bei meinen Mentor Galvin in seinem Atelier in Brooklyn. Galvin ist Maler, ich habe ihn, den Ehemaligen der Morgan High School, als Kontaktschüler begleitet, seit dem kennen wir uns und wir halten noch immer Kontakt.

      Es ist mehr als nur eine oberflächliche New York City Beziehung. Wir schreiben uns regelmäßig Mails und so alle sechs Wochen bin ich bei ihm im Atelier und wir malen zusammen.

      Galvin ist ein echter Freund, aber kein Meister, weil er selbst noch auf der Suche nach seinem eigenen Stil als Künstler ist.

      „Ich finde es gut, dass du dich für Filme interessierst, aber ich an deiner Stelle würde mir sehr genau überlegen, ob das wirklich mein, sprich dein Ding ist“, beginnt Galvin.

      „Was?“

      „Filme zu drehen ist ein langwieriger und kostenintensiver Prozess. Filme, das bedeutet einen großen Mitarbeiterstab und sehr viel Risiko. Auch für einen sehr kleinen Indiefilm sind oft schon ziemlich große Summen im Spiel, die du kaum selbst stemmen kannst, das heißt, du brauchst potente Partner und Leute, die sich in der Branche auskennen, denen die Geldgeber vertrauen, damit sie sich sicher fühlen, dass ihr Investment nicht den Bach runter geht. Einem Greenhorn vertraut keiner“, sagt Galvin.

      Peng. Das sitzt.

      „Und was soll ich deiner Meinung nach tun?“

      „Wieso malst du nicht weiter?“

      Hm?

      „Oder du schreibst ein paar Shortstorys?“

      Hm?

      „Für beides brauchst du sehr wenig Geld und noch weniger Mitarbeiter, du bist im kreativen Prozess ziemlich alleine und dann und wann holst du ein paar Freunde und diskutierst mit ihnen das Ergebnis. Das ist simpel. Für ein Bild brauchst du höchstens zwei Wochen, manchmal bist du schneller, manchmal geht es etwas langsamer, aber du hast was Fertiges auf der Leinwand.“

      Hm?

      „Für einen Film brauchst du Jahre, und wenn der Streifen endlich fertig ist, heißt das noch lange nicht, dass der Film irgendwo läuft oder ausgestrahlt wird und wenn ja, dann dauert es wieder Jahre, bis du den nächsten Film machen kannst.“

      „Du redest wie meine Mom“, sage ich.

      Hm?

      „Na ja, Mom und Dad sind zwar happy, dass ich überhaupt was mache und ich mich für die Uni interessiere, aber so überzeugt sind sie von meinem Studium nicht.“

      „Kann ich mir vorstellen. Habt ihr schon was gedreht?“

      „Nein. Noch nicht. Alles bisher nur Theorie.“

      „Das ist gut so. Um einen guten Film zu machen, muss man sehr viel über Filme wissen“, sagt Galvin, wie der letzte Spießer von Manhattan.

      Hm?

      „Leuchtet das ein?“

      Hm?

      „Ich an deiner Stelle weiter als Mahler und Jungautor künstlerisch umtun, ohne natürlich das Endziel Film aus den Augen zu verliefen.“

      Hm?

      „Ich meine du stehst noch ganz am Anfang deiner Karriere. Gönn dir ein Probejahr an der Uni und entscheide dann ganz objektiv ob der Studienzweig der richtige für dich ist.“

      Hm?

      „Das erste Jahr an der Kunstuni ist immer für’n Arsch, das weiß jeder!“

      Hm? Schöne Aussichten.

      „Was ist übrigens mit deiner Kleinen?“

      Hm?

      „Hm? Hm? Hm? Spiel nicht den Dummen. Ich meine die fesche Suzie Q. die ist doch auch mit dir im Filmkurs.“

      „Wow. Woher weißt du das schon wieder?“

      „Sie war gestern hier und hat mich angelabert, dass sie in der Krise ist und überhaupt nicht an der Uni zu Recht kommt.“

      „Ach so, hat sie das?“

      „Ja, die Kleine spinnt, also bleib ihr fern, die nützt dich nur aus, wenn sie was braucht, bei mir tut sie es nicht anders.“

      „Hm? Sie ist also keine Freundin?“

      „Nein. Sie ist auf der Suche wie du, nur ihre Mittel sind skrupelloser, wenn sie was findet das nimmt sie, das einzige was sie anzubieten hat ist Sex. Damit kennt sich die Zicke sehr gut aus und wenn sie so weiter macht, wird sie in New York City in der Medienbranche sicher sehr schnell ganz hoch hinauf kommen. Natürlich nur bis zu einem gewissen Label. Solche Weiber wie Suzie Q. gibt es viele.“

      „Hast du sie gevögelt?“

      „Klar. Was sonst? Ist ja das einzige, was die Kuh anzubieten hat.“

      Peng. Das sitzt noch tiefer.

      Kapitel 7: Ein Samstagabend Anfang Oktober

      Keine Spur von Suzie Q. Weder im Filmkurs noch sonst irgendwo an der Uni habe ich sie schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen und ich muss sagen, trotz aller Bedenken, Warnungen Dritter und Zweifel, dass Suzie Q. die schlimmste Zicke vor dem lieben Gott in Washington D.C. ist, geht mir meine kleine Muse irgendwie ab.

      Ich habe Galvin ein bisschen unter Verdacht, dass er mit dem mysteriösen Verschwinden von Suzie Q. was zu tun hat, denn

      a) vögelt er sie, b) hat er gerade eine Ausstellung in Boston, sehr leicht möglich, dass er den steilen Zahn überredet hat ihn nach Massachusetts zu begleiten, mit so einem heißen Feger, wie Suzie Q. im Schlepptau macht so ein Jungkünstler einfach mehr her in der Szene.

      Erfreulicher Weise sind Grafikbestellungen diverser Clubs eingelangt, die alle coole Halloweenszenen für ihre Poster und Flyer haben wollen.

      Da das Wetter noch schön und sehr warm ist mische ich mich am Washington Square Park unter die Künstler und mache mich ans Werk.

      Es dauert nicht lange und ich werde von Marcus und Stella angesprochen, die auch mit mir im Kurs sind, mit denen ich aber bisher nur wenig zu tun hatte.

      „Hi.“

      „Hi.“

      „Du bist doch mit uns im Kurs. Du bist auch Grafiker?“ fragt mich Stella, die eindeutig Italoamerikanerin ist.

      „Na ja. Nicht so richtig. Ich mache nur manchmal die Posters und Flyers für ein paar Clubs im Village und in Chelsea. Vor Halloween ist da immer Bedarf und auch für Neujahr, aber das ist es auch schon, die nächsten Aufträge gibt es dann erst für den 4. Juli“, antworte ich.

      Wie sich herausstellt ist Marcus ebenfalls New Yorker, kommt aber aus Queens und Stella wohnt in Little Italy, hier in Manhattan, dort hat ihr Dad die übliche Pizzeria.

      Die beiden haben sich im letzten Sommer auf einem Italientrip kennen gelernt.

      Herzlichen Glückwunsch euch beiden.

      Stella und Marcus beäugen neugierig meine Arbeitsmappe.

      „Das ist echt cool, was du da machst“, sind sich beide unisono einig.

      „Danke.“