Uwe Plesotzky

Kleine Gedanken zur Welt


Скачать книгу

klingen immer so vielversprechend. Da wird von einem Topzustand geredet. Von einer tollen Ausstattung, es wird als Zusatzausstattung angepriesen, wenn ein Wagen auch nur Kopfstützen vorne hat, oder gar serienmäßig zwei Reifen an jeder Achse. Von den Nachteilen wird meistens nicht so viel erzählt. Davon, dass der Blechwurm schon ein paar mehr oder weniger große Löcher in die Karosserie gefressen hat, davon, dass die Windschutzscheibe einen Riss hat, oder auch von der Türverkleidung, die beim bloßen Anfassen schon herunterfällt.

      Es ist wahrscheinlich eine kluge Taktik der Verkäufer, dies nicht zu erwähnen, denn wenn jemand schon mehrere hundert Kilometer fährt, nur um sich einen Gebrauchtwagen anzuschauen, wird er wahrscheinlich auch eher dazu bereit sein ein Fahrzeug zu erwerben, nur damit der Weg nicht umsonst war.

      Oft findet man ein Auto vor, das in einen so erbärmlichen Zustand ist, dass man es sofort kaufen möchte, nur um es auf dem Autofriedhof zu bringen, und um dieses von seinem Leiden zu erlösen.

      Wahrscheinlich rechnen die Verkäufer damit, dass man eine so weite Strecke nicht umsonst fahren möchte. Was für eine gemeine Methode. Eigentlich ist es schon erstaunlich, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, eine Internetseite einzurichten, auf der man vor solchen Gebrauchtwagenhändlern warnen könnte. So bleibt einem als Gebrauchtwagenkäufer nichts anderes übrig, als sich schon vorher am Telefon genauestens zu informieren, wie der tatsächliche Zustand ist. Ob man dann allerdings auch die komplette Wahrheit erfährt, ist auch wieder eher fraglich.

      Besonders beliebt ist es auch, sich als Privatperson vorzugeben, und tatsächlich ein professioneller Händler zu sein. Sehr oft kann man aber auch nur den Kopf schütteln, wenn man liest, was die Leute so von ihren Autos schreiben. Da wird der Wagen in vollen Zügen gelobt, alle Vorzüge werden groß herausgehoben, und ganz zuletzt am Ende des Textes, ganz kleingeschrieben, steht dann dort zu lesen, der Motor macht leider Geräusche.

      Oder aber auch sehr gern benutzt, der Motor klappert etwas, aber das geht allen Fahrern der Marke so.

      Sehr oft kann man auch lesen, dass der Wagen vorne links, gern auch rechts oder an einer anderen Stelle, leider eine kleine Delle hat, die sich aber für wenige Euros problemlos entfernen lassen. Wenn man sich dann die Fotos von diesem Fahrzeug anschaut, kann man sehr schnell entdecken, dass diese kleine Delle sich über den gesamten Kotflügel ausdehnt, und Zeichen eines mehr oder weniger kleinen Unfalls sein muss. Diese kleine Delle zu entfernen wird dann letztendlich auch sicher mehr als nur ein paar Euros kosten.

      Viele vermeintliche Schnäppchen kann man im Internet finden, bei dem man sich als Erstes über den super günstigen Preis freut. Dann staunt man über die tolle Ausstattung, und ganz zum Schluss muss man dann leider feststellen, dass den Motor nicht mehr startet. Dies lässt sich aber problemlos mit etwa fünfzig Euro reparieren, haben sie in der Fachwerkstatt jedenfalls gesagt. Merkwürdig nur, dass man den genauen Namen dieser Werkstatt nicht erfahren kann, denn der ist gerade im Augenblick entfallen oder die Werkstatt gibt es nicht mehr!

      Kurz und gut, die Leute fahren ihre Motoren kaputt, weil sie sich nicht darum kümmern, und wollen sie dann für möglichst viel Geld an den Nächsten weiterverkaufen. Nur damit sie sich von dem Erlös des Wagens einen neuen fahrbaren Untersatz kaufen können. Dass der neue Autobesitzer mit diesem Wagen, für den er oftmals sehr viel Geld bezahlt hat, einen sehr großen Verlust hat, und sein sauer erspartes Geld futsch ist, das interessiert diese Leute nicht.

      Es bleibt nur eine Möglichkeit zum Schluss. Man sollte sich nur Fahrzeuge anschauen, die in einem näheren Umkreis von seinem Heimatort stehen. Denn dann bleibt wenigstens noch ein schwacher Trost. Man hat nicht so viel Geld für die Anfahrt zum Fenster hinausgeworfen, wie wenn man eine wirklich weite Strecke gefahren ist, nur um sich ein Auto anzuschauen, das nicht mehr verkauft werden sollte, sondern seinen letzten Frieden auf dem Autofriedhof finden sollte!

      Das Geheimnis des geschlossenen Garagentors

      Letztens war ich mit meiner Frau geschäftlich unterwegs, und da es draußen anfing zu regnen, rief meine Frau über ihr Handy unsere Kinder an und bat sie darum, das Garagentor in zwanzig Minuten zu öffnen.

      Wir fuhren also nach Hause, und hätte ich mich darauf verlassen, dass das Tor offen ist, so wären wir ganz sicherlich durch das geschlossene Stahltor gedonnert. Denn an unserem Hause angekommen, musste wir zu unserem Erstaunen feststellen, dass weder das Tor geöffnet, noch eines unserer Kinder zu sehen war. Meine Frau stieg also aus, und rannte die drei Meter zu dem Tor, um es schnell zu öffnen, bevor sie pitschnass wurde. Denn mittlerweile goss es aus Strömen, und jeder der es wagen sollte, sich mehr als ein paar Sekunden draußen aufzuhalten, würde innerhalb von Sekunden klatschnass werden. Nachdem wir unsere Wohnung betreten hatten, rief meine Frau unsere Kinder, und fragte sie verwundert, warum sie das Tor nicht geöffnet hätten. Diese antworteten zu unserer großen Verwunderung, dass das Garagentor doch offen war. Nun hatte ich aber genau gesehen, dass meine Frau das Tor selbst aufgeschlossen und auch geöffnet hatte. Unsere Kinder hatten aber auch ein perfektes Alibi, waren sie doch auch zu zweit, und waren sich eben genauso sicher wie wir auch, das Tor geöffnet zu haben. Wie war dies bloß möglich?

      Die Lösung war so einfach, aber wir haben sie nicht sehen können, weil wir davon überzeugt waren, es konnte nur diese zwei Möglichkeiten geben. Tatsächlich war es so, dass unser Nachbar vor unserem Haus vorübergegangen war und bemerkt hatte, dass das Regenwasser unsere steile Garageneinfahrt so stark hinunterlief, dass unsere Garage voll Wasser gelaufen wäre. Um dies zu verhindern, hatte er kurzerhand das Garagentor geschlossen.

      Da es bei uns schon seit geraumer Zeit wie aus Eimern gießt, sodass man sich vorkommt wie in einem tropischen Regenwald, wo sich alle fünfzehn Minuten ein warmer Regen ergießt, auch wenn der Regen bei uns nicht als unbedingt warm anzusehen ist, hatten wir uns nichts weiter dabei gedacht. Tatsächlich hätten wir in der Garage höchstwahrscheinlich nasse Füße bekommen.

      Man sollte eben immer daran denken, dass für die meisten Probleme mehr als nur zwei Lösungen existieren. Wenn man diese simple Tatsache vergisst, dann kann es leicht passieren, dass man sich den Kopf darüber zerbrechen kann, warum ein Garagentor verschlossen ist, obwohl es doch auf sein sollte. Aber am meisten haben wir uns im Nachhinein über die Tatsache gefreut, dass es unserem Nachbarn nicht egal war, ob es bei uns in die Garage hinein regnet.

       Denn eines ist ja mal ganz sicher, gute Nachbarn wachsen nicht auf den Bäumen, und sie regnen auch ganz sicher nicht von den Wolken herab!

      Zeit zum Warten

      Jeder kennt es, keiner liebt es, aber fast jeder muss es immer wieder mal über sich ergehen lassen. Ich rede von der blöden Warterei beim Arzt. Man hat eigentlich einen festen Termin, muss aber trotzdem eine kleine Ewigkeit in einem kalten Wartezimmer verbringen und alte Zeitschriften konsumieren. Na ja, nicht jeder muss so lange warten. Es gibt ja auch Privatpatienten, die kommen dann auch innerhalb von fünfzehn Minuten spätestens an die Reihe. Woher ich das weiß? Nun, jeder Arzt oder Doktor ist dazu angehalten, Privatpatienten niemals länger warten zu lassen. So viel zu dem Thema es gibt keine Menschen zweiter Klasse.

      Ich saß also zusammen mit meiner Frau etwa sechzig Minuten, ganz richtig eine richtig schöne langweilige Stunde lang, in diesem trostlosen Wartezimmer, in dem man wirklich Depressionen bekommen konnte. Jedenfalls, wenn man sich umsah.

      Dann aber kam die Erlösung, oder zumindest dachten wir dies, denn wir wurden aufgerufen. Jetzt geht es endlich los, dachte ich noch, aber was uns erwartete, war nicht der Herr Doktor, sondern eine unbequeme Holzbank im Flur vor den Behandlungsräumen. Dummerweise hatte ich meine Zeitschrift im Wartezimmer liegen lassen. Wer nimmt sich auch schon etwas zum Lesen mit zum Doktor ins Sprechzimmer! Ganz nach dem Motto, untersuchen sie mal, ich lese in der Zeit diesen spannenden Artikel zu Ende.

      Aber die Zeitschrift jetzt schnell noch holen. Ach nein, wenn man erst hier sitzt, dann wird man sicher auch gleich drankommen. Eben fünf Minuten oder so. Hab ich mir in meinem jugendlichen Leichtsinn so gedacht. Tatsächlich wurden es gleich zigmal mehr fünf Minuten. Genau genommen, fast eine ganze weitere Stunde lang.