Bärbel Junker

Jagd auf Cosima


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befahl Schmidt.

      Eddy löschte das Licht, und die drei Männer verließen den Raum.

      Ich hatte genug erfahren. Töten wollte man mich also nicht. Und sobald ihr Artikel erschienen war würde es keinen Grund mehr geben, mich noch weiter fest zu halten. Ich hatte gut daran getan, Sie aus der Sache herauszuhalten.

      Gegen Morgen kehrten die Männer zurück, um den ihrer Meinung nach betäubten Gefangenen abzuholen. Sie legten mich auf eine fahrbare Bahre und brachten mich zu einem dunkelgrünen Lieferwagen.

      „Sollen wir ihn wirklich freilassen, Chef?“, fragte Eddy.

      „Ja, Order von ganz oben. Er scheint ein prominenterer Wissenschaftler zu sein, als ich dachte. Zudem ist er unwichtig geworden. Der Artikel über die Wasservernichtungswanzen steht heute in der Zeitung. Die da oben haben zu spät reagiert. Die Zeitung befindet sich bereits im Umlauf.“

      „Und was passiert jetzt?“, fragte Jack.

      „Was wohl! Wir fahnden weiter nach dem Erpresser. Viele Leute werden sowieso nicht glauben, was da in Harsefeld passiert. Seitdem die Fischkadaver fortgeschafft wurden, ist an dem Forellenteich nicht mehr viel zu sehen.

      Den Badesee gibt´s nicht mehr und der Baggersee versandet zwar, aber das sieht man nur, wenn man es weiß. Die Neugierigen werden wohl glauben einer Zeitungsente aufgesessen zu sein.“

      „Und wenn jemand dem Teich eine Wasserprobe entnimmt?“, wollte Eddy wissen.

      „Das werden wir zu verhindern wissen“, erwiderte Schmidt barsch.

      „Und der Besitzer des Teichs? Wird der nichts erzählen?“, fragte Eddy, der sehr neugierig war.

      „Den wird eine Geldzuwendung oder Drohung genau so ruhig halten wie seine Freunde“, sagte Schmidt abfällig.

      Doch Eddy ließ nicht locker. „Und wie stellen wir van Cliff ruhig?“

      „Durch Geld. Wenn ihm sein Leben lieb ist, dann hält er den Mund. So, und jetzt hör´ endlich mit der blödsinnigen Fragerei auf“, knurrte Schmidt genervt.

      Dann wurde ich von der Trage gehoben und auf die Ladefläche gelegt. Schmidt gab mir eine Spritze, um die Wirkung des Schlafmittels aufzuheben, das ich nicht genommen hatte. Aber das konnte er ja nicht wissen. Sie fuhren mich hierher und schworen mich auf mein Stillschweigen ein. Dann verschwanden sie.“

      „Eine tolle Geschichte“, sagte Tanja.

      Van Cliff nickte. „Und eine tolle Story für Sie. Der Staat wird mit den Wasserkillern erpresst und nur Sie wissen es.“

      Ja, dachte Tanja. Das könnte tatsächlich die Story meines Lebens sein! Und ausgerechnet Bartels, dieser Widerling, hatte sie darauf angesetzt!

      „Schildern Sie bloß eindringlich die Gefahr, in die wir alle geraten, sollte die Regierung nicht zahlen. Die Menschen müssen gewarnt werden“, drängte van Cliff.

      „So ist es, Henrik. Die Menschen haben ein Recht auf Informationen“, reihte sich Tanja unbewusst in die Riege Phrasen dreschender, sensationsgieriger Kollegen ein. Dass derartige Informationen auch Panik und Ängste schüren konnten, das interessierte sie im Moment nicht. Sie wollte ihre Story! Nur das alleine zählte.

      „Gut so, meine Liebe. Ich wusste, dass Sie eine verantwortungsvolle Journalistin sind. Ich habe mich nicht in Ihnen getäuscht“, sagte van Cliff lächelnd.

      Sie sah in sein zufriedenes Gesicht und fragte sich plötzlich, weshalb er eigentlich so selbstlos ihre journalistische Arbeit unterstützte. Was hatte er davon? Sie fragte ihn.

      „So selbstlos, wie Sie meinen, ist meine Hilfe gar nicht“, erwiderte er. „Ich will mehr über diese Wasserkiller herausfinden, um sie bekämpfen zu können. Sollte mir das vor den anderen Wissenschaftlern gelingen benötige ich vielleicht die Unterstützung der Presse, um berechtigte Forderungen anzumelden. Und dabei könnten Sie mir dann helfen. Ist das ein reeller Deal?“

      Tanja nickte. „Wir alle streben nach Erfolg und Anerkennung. Ich denke, das geht in Ordnung“, sagte sie.

      „Telefon für die Presse“, unterbrach Karl sie grinsend. „Hans möchte Sie sprechen. Er ist ziemlich aufgeregt!“

      „Hans?“, fragte van Cliff erstaunt. „Dieser Schmidt glaubt doch, das Geld hätte Hans und dessen Freunde mundtot gemacht.“

      „Er ist sehr aufgeregt“, flüsterte Karl, als er Tanja den Hörer in die Hand drückte.

      „Hallo, was gibt es?“

      „Sind Sie die Journalistin?“

      „Ja. Wo brennt´s denn?“

      „Können Sie zu mir kommen? Mein Hausmädchen Sylvia hat ´ne Mordsstory für Sie. Sie will aber nur mit Ihnen verhandeln. Ich soll Ihnen sagen, sie will aber Bares für ihre Information.“

      „Wofür, Hans? Ich brauche einen Anhaltspunkt. Was hat Sylvia mir denn zu bieten?“

      Einen Moment blieb es still in der Leitung.

      „Hans! Sind Sie noch da?“

      „Natürlich bin ich noch da. Ich musste nur kurz nachdenken.“

      „Also, was hat Ihr Hausmädchen mir zu bieten?“

      „Sie weiß, wer meinen Forellenteich mit den Wanzen verseucht hat, aber sie will es nur Ihnen erzählen“, sagte Hans aufgeregt.

      „Sie hat den Mann wirklich gesehen?! Ist das sicher?“, fragte Tanja skeptisch.

      „Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Was ist? Wollen Sie die Story nun oder sollen wir sie einer anderen Zeitung anbieten?“

      „Natürlich will ich! Über den Preis werden wir uns schon einig. Ich muss nur noch nach Hamburg in meine Redaktion, bin aber am Nachmittag wieder zurück. Ich komme dann sofort zu Ihnen, abgemacht?“

      „In Ordnung. Ich richte es Sylvia aus. Dann bis heute Nachmittag“, sagte Hans und legte auf.

      „Was wollte er?“, fragte van Cliff neugierig.

      „Sein Hausmädchen Sylvia will den Mann gesehen haben, der den Forellenteich verseucht hat, sagt Hans. Ich fahr´ am Nachmittag zu ihr.“

      „Sie hat was?!“

      „Sie hat den Kerl mit den Wasserkillern gesehen und will mir die Story verkaufen.“

      „Aber Tanja!“, rief van Cliff aufgeregt. „Dann kann sie Ihnen eine Beschreibung des mutmaßlichen Erpressers liefern. Ist Ihnen das eigentlich klar?“

      „Und ob mir das klar ist. Ich fahre sofort nach Hamburg in meine Redaktion und mache alles für meinen Bericht klar. Sylvias Aussage und die Erpressung sichern mir die Titelseite.“

      „Mein Gott! Sie haben es wirklich geschafft! Sie werden berühmt“, flüsterte van Cliff beeindruckt.

      „Es scheint so. Bartels wird sich vor Wut und Neid in den Allerwertesten beißen, falls er dazu elastisch genug ist“, erwiderte Tanja grinsend. „Machen Sie´s gut, Henrik. Bis heute Abend“, verabschiedete sie sich und eilte davon.

      WO IST SYLVIA?

      Tanjas Besuch in der Redaktion war ein voller Erfolg. Ein erstaunlich kooperativer Bartels stimmte ihren Wünschen und Forderungen in vollem Umfang zu und erklärte sich bereit, die Titelseite der morgigen Ausgabe für sie freizuhalten.

      Beschwingt machte sich Tanja auf den Rückweg nach Harsefeld, wo das Hausmädchen Sylvia mit hoffentlich weiteren Sensationen auf sie wartete.

      Da sie es eilig hatte, wählte sie die Autobahn als Zubringer und fuhr in Rade auf die Bundesstraße 73. Kaum vierzig Minuten später erreichte sie das Anwesen von Hans Schmock und parkte ihren Wagen vor dem reetgedeckten Haus.

      Er