Arik Steen

Frauenjagd


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die Insel nämlich nicht. Am Ufer stand zudem ein Motorboot.

      Obwohl das Haus von außen eher klein erschien, wirkte es doch recht großzügig, sobald man es betrat. Leon befand sich gleich in einem geräumigen Wohnbereich. Vor ihm war eine Sofaecke, auf die er zuerst zuging. Rechts von sich sah er eine Bar, was ihm persönlich schon mal recht gut gefiel. Es würde sicherlich der eine oder andere Whisky seine durstige Kehle benetzen. Er hatte schon auf der Jacht gerne ein Glas getrunken.

      Leon schaute sich weiter um. Er fand ein großzügiges Schlafzimmer mit Bad, eine Küche, eine Vorratskammer und ein Zimmer, das vermutlich für Ausrüstung gedacht war. Er öffnete nur kurz einen der Schränke, fand diverse Ketten, Seile und einiges mehr.

      Überrascht stellte er in einem weiteren recht großen Raum fest, dass es einen schicken Wellnessbereich gab. Ein großzügiger Pool, ein Whirlpool, Liegen – im Grunde alles, was das Herz begehrt.

      Aber das Highlight des Gebäudes erwartete Leon erst. Er ging durch einen längeren Gang und befand sich in einem weiteren Raum, den er so nicht erwartet hätte. Im Zentrum des Raumes war eine Art Podest, auf dem eine schwarze, vermutlich wasserabweisende Matratze lag. Das war anscheinend der sogenannte «Sklavenaltar», von dem Pope irgendwann einmal gesprochen hatte. An den Seiten waren verschiedene Ketten, die durch Öffnungen in den Boden führten. Natürlich wusste Leon sofort, was man damit tun konnte. Sie waren perfekt um Frauen festzubinden. In den unterschiedlichsten Positionen. Man musste hierzu nur etwas Fantasie haben. Und die hatte er definitiv. Pope hatte ihm zudem erklärt, dass es einen Mechanismus gab, mit dem man Ketten strammer stellen konnte. Den dazugehörigen Kasten fand er auch an der Wand. Leon probierte einige Hebel aus. Verschiedene Ketten kamen dabei zum Beispiel auch von der Decke.

      Um die lange Fahrt mit der Jacht aus den Knochen zu bekommen, entschied er sich etwas zu schwimmen. Er hatte auf der Jacht einige Liegestütze und Situps gemacht, um in Form zu bleiben. Aber das hatte seinem Körper definitiv nicht gereicht. Eine Runde Schwimmen würde seiner Muskulatur und seinem Skelett durchaus guttun. Allerdings entschied er sich gegen den Pool, den er im Grunde auch für völlig übertriebenen Luxus hielt. Rund um die zwei Inseln war ein herrlicher Sandstrand und ein wundervolles Meer. Warum sollte er da in einem Pool schwimmen gehen?

      Er ging in den Raum mit der Ausrüstung und fand dort auch schnell einen Schrank mit Handtüchern. Danach betrat er das Schlafzimmer, legte seine Kleider ab und wickelte sich das weiße Handtuch um die Hüfte.

      Er ging zur Türe und entdeckte dort zum ersten Mal auch hier die Lampe, welche die «Jagdzeit» anzeigte. Sie stand erwartungsgemäß auf Rot.

      Das Meer hatte eine unglaublich intensive Farbtönung. Es erstrahlte in einem klaren Türkis. Er hatte in der Schule gut aufgepasst und wusste, dass das türkisene helle blau ein Zeichen dafür war, dass hier das Wasser nicht allzu tief war und vor allem auch sauber. Die Lichtstrahlen wurden nicht durch schwebende Teilchen, die das Meer dreckig erscheinen ließen, abgelenkt und der weiße helle Sand wirkte sich auch auf die Helligkeit der Farbe aus.

      Er stieg zwischen der Neben- und der Hauptinsel ins Wasser und tauchte in die «Fluten». Er war überrascht, wie warm hier das Wasser war. Er schätzte es auf mindestens 25 Grad. Aber das konnte natürlich auch täuschen. Die Wahrnehmung, wie warm ein Wasser ist, in dem wir uns befinden, hängt immer auch von den äußeren Umständen ab. Vor allem je nachdem, wie warm und feucht die Luft ist.

      Das Wasser war in jedem Fall herrlich. Er schwamm deutlich mehr, als er sich vorgenommen hatte. Da die Strömung recht gering zu sein schien, schwamm er von dem Teilstück zwischen den beiden Inseln Richtung Osten hinaus aufs offene Meer.

      Als er relativ weit draußen war, schaute er zur Hauptinsel. Er verlangsamte seine Armzüge und blickte zum Strand. Dort war eine der Frauen. Sie schaute nicht in seine Richtung, sondern zur Nebeninsel und dem dortigen Gebäude. Sie war eine dunkelhäutige Frau mit schwarzen Haaren, einer weiblichen Figur und großen Brüsten. Er spürte, wie ihm das Blut in den Schoß floss. Die Vorstellung dort eines seiner möglichen Beutestücke zu sehen erregte ihn. Er hatte schon einige Frauen gehabt, aber eine Dunkelhäutige war bisher nicht dabei gewesen.

      Die Frau, deren Alter er von hier aus schwer einschätzen konnte, verschwand wieder im Wald. Sie hatte vermutlich neugierig schauen wollen, ob sie vom «Jäger», also ihm, etwas sehen konnte. Ihm war nicht klar, ob die Frauen wussten, wann es losging und ob er bereits da war oder nicht. Er wusste, dass sie mit dem Hubschrauber eingeflogen worden waren. Der war sicherlich auf der ganzen Insel deutlich zu hören. Aber ob jemand die Jacht bemerkt hatte, war schwer zu beurteilen.

      Er schwamm in kräftigen Zügen zurück in die Meerenge zwischen der Haupt- und der Nebeninsel und stieg an der Stelle, wo er sein Handtuch hatte, aus dem Wasser. Dann ging er zurück zum Haus.

      Im Haus duschte er sich im Wellnessbereich ab. Für einen Moment fragte er sich, woher das Wasser kam. Leitungen von außerhalb konnte es ja wohl kaum geben. Er hatte sich draußen noch nicht so richtig um das Haus herum umgesehen, aber er vermutete Wassertanks. Was er erst viel später erfuhr: Es gab ein spezielles Filtersystem für das Meerwasser. Gerade auch im Hinblick auf den Pool der einige Liter ausmachte, war das durchaus logisch. Man hätte sonst Tankschiffe mit Frischwasser hierherschicken müssen. In jedem Fall war es eine teure Anlage und demzufolge auch ein teures Vergnügen.

      Zumindest stromtechnisch wusste er, dass das Gebäude mit Sonnenenergie betrieben wurde. Er hatte die große Solaranlage auf dem Dach gesehen.

      Nachdem er geduscht hatte, trank er noch einen Absacker und legte sich dann ins Bett. Er war froh nach der Überfahrt mit der Jacht endlich wieder ein Bett auf festem Untergrund zu haben. Und er schlief auch relativ schnell ein.

      Jagd 1

      Der Indische Ozean ist der drittgrößte Ozean der Erde und macht fast 15 Prozent der gesamten Erdoberfläche aus. Leon ging davon aus, dass die Privatinsel von Richard Pope ungefähr bei den Seychellen lag. Aber so richtig wusste er es nicht. Egal war es ihm nicht, er hätte es gerne gewusst. Aber dass Pope ein derartiges Geheimnis um den Standort machte war eigentlich klar. Das Spiel der Jagd auf Frauen warf durchaus moralische Fragen auf. Um diesen einigermaßen aus dem Weg zu gehen war Geheimhaltung durchaus wichtig. Auch wenn alle Frauen freiwillig auf der Insel waren.

      Leon stand frühzeitig auf, duschte und rasierte sich und zog sich dann das Jagdgewand an, dass er bereits auf der Jacht bekommen hatte. Er fand die Kleidung recht bequem. Sie erinnerte ein wenig an eine Indianertracht.

      Er schaute zum Eingangsbereich und sah, dass die Lampe dort auf «Rot» stand. Ein Zeichen dafür, dass die Jagd noch nicht begonnen hatte. Um 10 Uhr Ortszeit würde Pope die Jagd jeden Tag beginnen lassen und dann würde die Lampe auf «Grün» wechseln. Pope würde alles mit beobachten. Jeden kleinsten Schritt von ihm, Leon, dem Jäger. Und sobald er eine «Beute» auf die Nebeninsel brachte würde «Rot» aufleuchten. Für die anderen Frauen dann ein Zeichen, dass «Schonzeit» war. Er, Leon der Jäger, durfte dann auch nicht mehr jagen. Man kann sich darüber streiten ob diese Idee gut war. In jedem Fall gönnte sie den Frauen eine «schöpferische» Pause.

      Leon ging in die Küche, um etwas zu essen. Er hatte einen unglaublichen Kohldampf und am Tag davor kaum etwas gegessen. Deshalb war er recht froh, als er einen prall gefüllten Kühlschrank vorfand.

      Er nahm Wurst und Käse heraus, nahm eine Tüte Aufbacksemmeln und legte sie in den Ofen. Ihm war natürlich völlig klar, dass hier nicht jeden Tag jemand vom Bäcker kam. Eigentlich mochte er derartige Semmeln nicht. Doch der Hunger war einfach zu groß.

      Er belegte die Semmeln und ging dann in den Raum mit den Zellen. Ihm kam der Begriff «Spielzimmer» in den Sinn. Er war vielleicht etwas kindisch aber er entschied dennoch ihn so zu nennen.

      Nachdem er sich gestärkt hatte und der Körper dankbar die aufgenommenen Kalorien verarbeitete, fühlte er sich deutlich fitter. Er schaute zur Tür, wo das Licht nun auf «Grün» geschaltet war. Er hatte keine Uhr, aber in jedem Fall musste es nun bereits 10 Uhr sein.

      Leon ging in den