Dieter Landgraf

Sandras Rache


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nun möchte ich meine leiblichen Eltern kennenlernen.“

      Längst hat er erkannt, dass die ihm gegenüber Sitzende eine wahnsinnige Ähnlichkeit mit einer früheren Studentin hat. Er überlegt kurz: Die damalige Affäre mit der hübschen Rothaarigen habe ich beendet, als sie mir ihre Schwangerschaft mitteilte. Eigentlich war es damals gar keine richtige Beziehung. Ich habe nur bei einer Feier die durch den Alkohol bedingte Situation schamlos ausgenutzt und mit Paula Pattberg geschlafen. Deshalb wollte ich meine Ehe nicht aufs Spiel setzen und habe die Studentin mit diesem Problem einfach allein gelassen. Aber danach habe ich nie wieder etwas von ihr gehört. Es hat weder eine Geldforderung noch eine Vaterschaftsklage gegeben. Aber möglich sein könnte es schon, dass diese Person seine Tochter ist. Diese Gedanken bringen ihn innerlich in Rage. Nach so vielen Jahren ein längst vergessenes Problem wieder aufzuwühlen behagt ihn überhaupt nicht.

      „Und … was soll ich damit zu tun haben … ich bin doch kein Auskunftsbüro … da müssen sie sich schon an die dafür zuständigen Ämter wenden.“

      „Dort bin ich bereits gewesen und habe mich erkundigt … um es kurz zu sagen: Ich bin ihre Tochter.“

      Wider besseren Wissens entgegnet er barsch: „Das kann wohl jede behaupten … was haben sie denn für Absichten … wollen sie Geld … oder was soll die ganze Komödie … sie sind doch viel zu jung, als dass ich ihr Vater sein könnte … außerdem hat in den von ihnen genannten achtzehn Jahren niemals irgend eine Person mich angesprochen, dass ich der Vater eines unehelichen Kindes sei … also … was soll der ganze Quatsch?“

      Auf so viel Herzlosigkeit und Arroganz ist Sandra nicht vorbereitet. Sie hatte an eine überraschende Äußerung geglaubt und auf ein Gespräch gehofft, in dem man zueinander finden kann. Ein solches Verhalten jedoch verschlägt ihr fast die Sprache. Deshalb sagt sie etwas verunsichert und zaghaft: „Ich wollte nur meinen leiblichen Vater kennenlernen … mehr nicht … und sie sind als solcher in meiner Geburtsurkunde eingetragen.“

      Als er das Wort Geburtsurkunde hört, verliert Dr. Benjamin Apenzeller die Beherrschung. Vor allem denkt er an seinen letzten Seitensprung, weswegen sich seine Frau von ihm trennen wollte. Gerade ist Gras über die ganze Geschichte gewachsen und nun schon wieder ein ähnliches Problem. Wütend schreit er sie an: „Da bist du an der falschen Adresse … schon deine Mutter hatte es nur auf mein Geld abgesehen … und mit dir als Ungeborene glaubte sie, mich erpressen zu können … das hat damals nicht geklappt und für dich ist es heute genau so zwecklos … so wie ich mich von deiner Mutter abgewendet habe, so tue ich es auch mit dir … ich sage nur … verlasse sofort mein Haus … mit dir oder deiner Mutter will ich nichts zu tun haben.“

      Sandra glaubt ihm kein Wort, was er über Paula Pattberg geäußert hat. Zu offensichtlich ist seine Lüge. Wenn es tatsächlich so gewesen wäre, dann hätte sie auf dem Jugendamt dazu etwas erfahren. Schließlich gibt es Gerichte, die eine Vaterschaftsklage bearbeiten – darüber wäre sicher ein Vermerk in den Akten gewesen. Trotzdem verschlägt es Sandra wegen des barschen und gefühllosen Tones förmlich die Sprache. Wut steigt in ihr hoch und sie glaubt zu erkennen, dass dieser Mensch eine Mitschuld daran trägt, dass ihre Mutter sie zur Adoption freigegeben hat. Mit einem kalten Blick sagt sie: „Dass sie mich so behandeln … das macht mir nichts aus … aber das sie damals meine Mutter so behandelt haben … das vergesse ich ihnen nicht … das werden sie noch bitter bereuen, das schwöre ich ihnen.“

      Auf die Härte der Worte und den scharfen Ton, mit dem Sandra es gesagt hat, ist er nicht vorbereitet. Deshalb bleibt er wie erstarrt sitzen, als Sandra ihre Tasche nimmt und weiterhin äußert: „Wir sehen uns wieder … aber auf eine ganz andere Weise, als sie es sich vorstellen können … dessen können sie gewiss sein.“

      In den folgenden Tagen stellt sie Nachforschungen über Dr. Apenzeller an. Sie will mehr dazu wissen, warum er sich so heftig und abweisend ihr gegenüber verhalten hat. Außerdem möchte sie sich gerne ein Bild von dem Menschen machen, der ihr leiblicher Vater ist. Dazu unterhält sie sich mit ehemaligen Kommilitonen von Paula Pattberg und auch vor Gesprächen mit Dozenten und Kollegen scheut sie nicht zurück. Aus den Erzählungen geht hervor, dass Dr. Apenzeller ein berüchtigter Frauenheld ist, der es vor allem auf junge attraktive Studentinnen abgesehen hat. Mehrere Personen sprechen ziemlich verächtlich über ihn und verurteilen sein ungezügeltes Verhalten. Oftmals hört sie, dass er nach einer Affäre die im Stich gelassenen jungen Frauen nachträglich demütigt und auch beschimpft. Voll Widerwillen muss sie sich anhören, dass er stets in gleicher Art und Weise vorgeht: Er verspricht die Unterstützung beim Studium - selbst vor einer vorherigen Bereitstellung der Prüfungsfragen schreckt er nicht zurück. Das Absurdeste, was er den jungen Frauen versprach, ist die Trennung von seiner Ehefrau. Einigen Studentinnen gaukelte er eine sorgenfreie gemeinsame Zukunft vor, ohne jemals darüber einen ernsthaften Gedanken zu verschwenden. In jedem Fall dauern diese Beziehungen nur eine kurze Zeit. Wut und Hass steigen in ihr hoch, wenn sie nach solchen Gesprächen an ihre Mutter denkt. So erzählt ihr eine ehemalige gute Freundin von Paula Pattberg, dass sie an der Studentenfeier vor achtzehn Jahren ebenfalls teilgenommen hat. Nach ihrer Schilderung soll an diesem Abend viel Alkohol geflossen sein. Auch war die aufdringliche Art, wie sich Dr. Apenzeller Paula Pattberg genähert hat, noch tagelang Gesprächsstoff unter den Studenten. Dass es anschließend zu intimen Handlungen gekommen ist, hat ihre Mutter niemanden anvertraut. Auch die Schwangerschaft hatte sie gegenüber ihren Kommilitoninnen geschickt verheimlicht. Aus der bisherigen Abneigung gegen Dr. Apenzeller entwickelt sich bei Sandra eine tiefe Verbitterung, die schnell in eine unversöhnliche Feindseligkeit umschlägt. Sie ist sich im Klaren darüber, dass sie gegen diesen Menschen etwas unternehmen wird. Sie weiß im Moment nur nicht, was es sein soll.

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