Dieter Landgraf

Sandras Rache


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sitzen sie schon im Flieger, der sie nach Cartagena, dem Ort ihrer Flitterwochen bringt.

      Schon beim ersten Spaziergang wird Cornelia bewusst, warum diese Stadt eine der schönsten und attraktivsten Kolonialstädte Südamerikas ist und seit ungefähr zwanzig Jahren zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Bei einem Bummel durch die Altstadt sagt sie: „Das alles kommt mir wie eine Filmkulisse vor … so schön und gediegen die alten Kolonialhäuser hergerichtet sind … es ist einfach ein einzigartiges Erlebnis.

      Voller Stolz bemerkt Alejandro: „Auch ich bin jedes Mal wieder aufs Neue von Cartagena begeistert … hier haben sie ja nicht nur die Altstadt restauriert sondern auch die komplette Stadtmauer … das hätte mein Land nicht allein bewältigen können … dazu wurden riesige finanzielle Mittel von der UNO bereitgestellt … wenn du die hohe Anzahl der Touristen siehst … ich glaube fest … die Ausgaben haben sich gelohnt.“

      Die Tage vergehen leider viel zu schnell. Am vorletzten Tag unternehmen sie

      noch eine Bootsfahrt zu den „Islas del Rosario“, einer der Stadt vorgelagerten Inselgruppe. Angelockt durch das glasklare Wasser und die Aussicht einer Unterwasserbeobachtung der Korallenriffe entschließen sie sich für einen Tauchgang. Begeistert sagt Cornelia: „Die Unterwasserwelt werde ich nie vergessen … solch ein bezauberndes Farbspiel der Korallen und Fische habe ich noch nie in meinem Leben gesehen.“

      „Du bist ja langsam mehr begeistert von meinem Land als von mir … da werde ich richtig eifersüchtig.“

      „Da brauchst du keine Angst zu haben … ohne dich wäre alles nur halb so schön“, und küsst ihn dabei zärtlich auf seine nackte Brust. Erst bei Dunkelheit erreichen sie wieder das Festland und bereiten im Hotel die Abreise für den nächsten Tag vor.

      „Jetzt beginnt der Ernst des Lebens“, sind die ersten Worte, die Cornelia zwei Tage später von Alejandro hört, „heute schauen wir uns das Haus an, in welchem du dein Hotel und die Cafe-Bar eröffnen könntest … vorausgesetzt dir gefällt es ebenfalls.“

      „Du hast wie meistens recht … das Faulenzen muss ja irgendwann vorbei sein … ich gehe nur noch schnell unter die Dusche … dann können wir fahren.“

      Die enge Straße führt steil nach Oben. Auf halber Höhe fährt Alejandro auf einen Parkplatz und sagt: „Wie sind angekommen.“

      Verwundert fragt Cornelia: „Wer soll denn hier heraufkommen … diese Stelle ist ja völlig entlegen von der Stadt … ich hatte mir die Lage meiner Cafe-Bar mehr im Zentrum vorgestellt.“

      „Der äußere Schein trügt … hier tummeln sich an den Wochenenden hunderte von Menschen … sie genießen einfach die Abgeschiedenheit vom Lärm im Zentrum … der zu Tale fließenden Bach ist für viele das urwüchsigste Badeparadies, welches man in Medellin überhaupt finden kann.“

      Nur ungefähr fünfzig Meter vom Parkplatz entfern zeigt er auf ein mit Palmenwedel bedecktes Haus.

      „Schau, das könnte es werden.“

      Beim Näherkommen entdeckt Cornelia eine bezaubernde kolumbianische Idylle. Das im Bungalowstil erbaute Haus wird eingezäunt durch Kaffeesträucher und wild wachsende Bananenpflanzen. Ein riesiger Farn spendet ausgiebig Schatten. Die Mangobäume mit ihren leuchtenden gelben Früchten laden förmlich zum Ernten ein. Doch am meisten ist Cornelia von der exotischen Blumenpracht begeistert. Neben Orchideen wachsen hier auch für sie noch unbekannte Pflanzen, die wie ein Blütenmeer den entzückenden Anblick noch verschönern. Als sie durch das weit geöffnete Tor treten erblickt Cornelia eine herrlich grüne Rasenfläche, an deren Ende sich ein Swimmingpool befindet. Ein am Rand des Pools aufgestelltes Zelt – selbstverständlich ohne die Seitenwände – bietet ausreichend Schatten, so dass sich die Gäste auch in der prallen Mittagssonne ohne Probleme hier aufhalten können. „Das ist ja wie im Paradies“, bringt sie fast flüsternd heraus - gerade so, als wolle sie den herrlichen Anblick nicht stören.

      „Für die Rasenpflege wirst du sicher eine Hilfskraft benötigen … wenn das Gras nicht täglich bewässert wird, ist es ganz schnell braun und vertrocknet … und gemäht muss er dann auch regelmäßig werden … aber das ist Zukunftsmusik … jetzt wollen wir erst einmal einen vernünftigen Preis aushandeln.“

      Alejandro und Cornelia möchten das Grundstück mit dem Haus nicht pachten, sondern kaufen. Nach mehreren Stunden Verhandlungen sind sie sich mit dem jetzigen Besitzer über den Kaufpreis einig. Er wünscht ihnen zum Abschied viel Glück bei der Tortour durch die Ämter. Als sie wieder im Auto sitzen, fragt Cornelia: „Wie meint er das denn … viel Glück bei den Ämtern … das habe ich nicht so richtig verstanden.“

      Alejandro lacht und sagt: „Das wirst du gleich hautnah erleben … die Bürokratie bei uns ist wirklich schlimm.“

      „Na, so toll wird es schon nicht werden … das kenne ich aus meiner Heimat zur Genüge.“

      Schon nach drei Tagen musste sie ihre Meinung korrigieren. In einem riesigen Verwaltungsgebäude werden sie von Zimmer zu Zimmer dirigiert. Einmal fehlen der Stempel auf einem Papier und dann wieder die Unterschrift von einem Vorgesetzten. Es ist für Cornelia fast zum Verzweifeln.

      Am dritten Tag sagt sie lachend: „Weißt du … ich glaube … damals, als die Spanier dein Land entdeckten und kolonialisiert haben … da muss ein Deutscher mit dabei gewesen sein … soviel Bürokratie … die kann sich kein Spanier oder Kolumbianer allein ausgedacht haben.“

      Mit dem Erwerb des Grundstückes und des Hauses hatte sie viel Glück. Der bisherige Eigentümer überlässt ihnen das gesamte Mobiliar und so konnte Cornelia schon vierzehn Tage später die Eröffnung durchführen. Dazu hatte Alejandro fleißig die Werbetrommel gerührt, so dass die Plätze im Cafe nicht ausreichen. Gemeinsam mit einem Freund besorgt er noch zusätzliche Tische und Stühle. Die Feier geht bis in die frühen Morgenstunden. Als sie dann endlich in ihrer Wohnung angekommen sind sagt Cornelia müde und kaputt: „Es war einer der schönsten Tage in meinem Leben … ich danke dir … ohne deine Hilfe hätte ich es wohl allein nicht geschafft.“

      „Nun sei doch bitte nicht so bescheiden … wie du mit den Zahlen umgehen kannst … das würde ich nun wiederum nicht beherrschen … da fällt mir ein … hast du schon einen Überblick, was du heute an Geld eingenommen hast?“

      „Ich bin gerade dabei, es auszurechnen … kleinen Moment, ich bin gleich fertig.“

      „Ich wollte es nur so ungefähr wissen … nicht auf den Peso genau.“

      Als sie ihm die Summe nennt, ist er mehr als nur erstaunt.

      „In dieser Höhe hätte ich es nicht erwartet … du bist eben eine tüchtige Geschäftsfrau“, und küsst sie dabei liebevoll auf den Nacken.

      Morgen gehe ich zur Bank … wir können doch das viele Geld nicht für mehrere Tage hier im Haus aufbewahren … dabei hätte ich kein gutes Gefühl … vor allem wenn wir nicht in der Wohnung sind.“

      „Natürlich, damit gebe ich dir völlig recht … nur morgen passt es mir schlecht … ich habe einen Geschäftspartner eingeladen … den Termin muss ich unbedingt wahrnehmen“, wendet Alejandro mit einer bedauerlichen Miene ein.

      „Dann fahre ich eben mit dem Bus, wenn es dir nicht möglich ist, mich zu

      begleiten.“

      „Nein, nein … schon bei dem Gedanken, dass du mit dem vielen Geld allein unterwegs bist, hätte ich keine ruhige Minute … das Beste wird sein, ich fahre dich zur Bank und für den Rückweg nimmst du dir ein Taxi.“

      „Um Gottes Willen … so einfach gebe ich das Geld nicht aus … ich kann doch die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen … die sind weitaus kostengünstiger … jetzt bin ich aber todmüde … nimm es mir nicht übel … aber heute möchte ich einmal mein Bett ganz allein haben … ein paar Stunden Schlaf tun uns beiden ganz gut.“

      „Ich habe keine andere Meinung … doch möchte ich dich erinnern, dass du schon seit drei Wochen unbedingt deine Freundin anrufen willst … dann tue es doch bitte jetzt … da kannst du ihr