Dieter Landgraf

Sandras Rache


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mit dir bis an mein Lebensende zusammen sein … ich liebe dich für alle Zeiten“, sagt er laut und mit fester Stimme.

      Sie spürt, dass alle Blicke der Gäste auf der Terrasse auf sie gerichtet sind. Vor Freude und vor Rührung kommen ihr die Tränen.

      „Aber natürlich will ich deine Frau werden … etwas Schöneres kann ich mir nicht vorstellen … ich liebe dich und könnte mit dir bis ans Ende der Welt gehen.“

      Behutsam nimmt sie seinen Kopf in beide Hände und gibt ihm einen leidenschaftlichen Kuss. Alle Gäste im Cafe applaudieren und rufen laut: „Bien hecho … bien hecho … buena suerte … buena suerte.“

      Bravo, bravo, viel Glück, viel Glück klingt wie Musik in ihren Ohren. Auch die in der Nähe der Terrasse Vorbeigehenden schauen zu ihnen hoch. Nachdem Alejandro wieder auf seinem Stuhl Platz genommen hat, schaut sie ihn ein wenig verlegen an. Er nimmt ihre Hände und drückt sie ganz fest.

      „Es braucht dir nicht peinlich zu sein … wir Kolumbianer zeigen gerne unsere Gefühle … und wer so viele Glückwünsche bei seinem Heiratsantrag bekommt … dem braucht es um die Zukunft nicht bange zu sein.“

      Nach einer Weile ist das Augenmerk der Gäste schon längst nicht mehr auf Cornelia und Alejandro gerichtet. Sie lehnt sich zurück und schaut ihren Bräutigam verliebt an. All das, was sie vor ihrer Abreise im Internet über das Machogehabe der kolumbianischen Männer gelesen hat, trifft auf ihn absolut nicht zu. Er ist temperamentvoll und trotzdem in seinen Handlungen besonnen. Zudem sieht er mit seinen schwarzen Haaren und dem etwas dunklen Teint verdammt gut aus. Wie einfach es doch ist, richtig glücklich zu sein – überlegt sie im Stillen und bemerkt: „Wenn du einverstanden bist, dann gehe ich gleich morgen zum deutschen Honorarkonsulat und erledige die notwendigen Formalitäten.“

      „Ich fahre dich dahin … vielleicht brauchst du meine Hilfe.“

      Wie ein Blitz durchfährt es Cornelia Nicolai, als sie diese Worte vernimmt. Sie überlegt – wenn Alejandro mitkommt und die Beamten stellen ihr Fragen zu ihrer Vergangenheit – dann könnte alles aus sein, bevor es richtig angefangen hat. Sie bekommt plötzlich ein beklemmendes Gefühl. Ganz schnell antwortet sie: „Das wird nicht nötig sein … ich komme schon allein damit klar … außerdem verstehst du sowieso kein deutsch … ich bin doch kein kleines Mädchen, welches man an der Hand führen muss.“

      Er gibt sich ohne Widerspruch damit zufrieden. Von der Ursache, weshalb sie seine Begleitung nicht wünscht, kann er ja nichts wissen, geschweige denn ahnen. Scherzend fragt er: „Aber die Hochzeitsreise … die machen wir doch gemeinsam?“

      Cornelia Nicolai ist froh, dass sie diese kleine Klippe ohne Schwierigkeiten überwunden hat. Voller Neugier und Zuversicht fragt sie: „Wohin will mich denn mein Bräutigam entführen?“

      „Da gibt es verschiedene Möglichkeiten … Kolumbien ist groß und hat viele Sehenswürdigkeiten … mir wäre die Karibik am liebsten … Cartagena zum Beispiel ist die schönste Kolonialstadt Südamerikas.“

      „Ach Alejandro, weißt du … bei dir ist in Kolumbien alles das Schönste und Beste auf der Welt … übertreibst du nicht ein manches Mal ganz gewaltig?“

      „Mag sein, dass ich ab und zu ein klein wenig übertreibe … aber bei Cartagena bestimmt nicht … die Stadt wurde zum UNESCO Welterbe ernannt … und daran habe ich mit einhundert Prozent Sicherheit keinen Anteil“, sagt er lachend, ohne auf ihre kleine Kritik einzugehen, „und Salento musst du auch unbedingt sehen … dort stehen die einzigartigen Wachspalmen … bis zu sechzig Meter hoch können die werden … aber für eine Hochzeitsreise vielleicht doch nicht so geeignet … wir fahren in die Karibik.“

      „Bisher hast du mir schon so viel Schönes gezeigt … warum sollte ich daran zweifeln, dass es dieses Mal nicht genau so wird“, äußert sie und es tut ihr schon leid, etwas über seine kleinen Übertreibungen gesagt zu haben.

      Auf dem Konsulat herrscht eine angenehme Atmosphäre. Die Mitarbeiterin ist freundlich und zuvorkommend. Cornelia Nicolais Befürchtung, wegen ihrer Vergangenheit angesprochen zu werden, bewahrheitet sich glücklicherweise nicht. Nunmehr steht einer Heirat mit Alejandro nichts mehr im Wege. Nur eine Kleinigkeit ist noch zu erledigen. Sie muss der katholischen Kirche beitreten. Dazu nimmt sie Lehrstunden bei einem Priester und lässt sich taufen. Auch das wird auf unbürokratischem Wege erledigt. Die nächsten Tage sind angefüllt mit den Vorbereitungen auf das Hochzeitsfest. Nach Aussagen von Alejandro soll es nur eine kleine Feier werden. Eines Tages kommt er mit mehreren Zetteln in der Hand zu ihr an den Couchtisch.

      „Dann wollen wir einmal die Gästeliste vervollständigen … es soll, wie ich dir schon angekündigt habe, nur ein kleines Fest werden“, sagt er fröhlich und lacht verschmitzt.

      „Aber ich kenne doch noch nicht einmal deine Eltern, geschweige denn Bekannte oder weitere Verwandte von dir … ich glaube, dabei kann ich dir nicht helfen.“

      „Meine Eltern wirst du auf alle Fälle schon bald kennenlernen … sie haben sich in der Nähe von Santa Rosa eine Finca gemietet, die sich direkt im Nationalpark Los Nevados befindet … von dort ist es nicht weit zu dem Thermalbad del Cabal … und meine Mutter schwört auf die heilende Kraft des unterschiedlich temperierten Wassers.“

      „Ich freue mich schon riesig, endlich deine Eltern kennenzulernen … aber zurück zu meiner Frage … wie soll ich dir denn bei der Vervollständigung der Liste unserer Hochzeitsgäste behilflich sein, wenn ich niemand kenne?“

      „Doch, doch … wem zum Beispiel möchtest du denn aus deiner alten Heimat einladen … oder ist der Hochzeitstermin dafür zu kurzfristig?“

      Mit einem Mal fallen ihr alle ihre Sünden ein – tatsächlich hat sie total vergessen, mit Anke Falk zu telefonieren. Und sie hatte es ihr doch beim Abschied fest versprochen. Aber die ersten Wochen waren sprichwörtlich wie im Fluge vergangen und es gab so viel Neues, dass sie einfach nicht mehr daran gedacht hat.

      „Ich habe leider keine Verwandten mehr … aber meine beste Freundin sollte schon mit dabei sein … ich werde nachher gleich mit ihr telefonieren“, bemerkt Cornelia Nicolai und schaut auf die von Alejandro mitgebrachten Listen, „und das soll nur eine kleine Feier werden … auf den vier Seiten stehen doch sicher mindestens einhundert Namen.“

      Alejandro lacht und sagt: „Es sind genau einhundertzwanzig Personen … das ist bei uns in Kolumbien eben ein Fest nur im kleinen Kreis.“

      „So viele Gäste … das wird uns bestimmt eine Menge Geld kosten“, sagt sie besorgt und denkt dabei an ihr Erspartes, welches in die kleine Cafe-Bar und das Hotel investiert werden soll.

      „Die Kosten dafür halten sich in Grenzen … sonst ist es üblich, dass die Eltern der Braut dafür aufkommen … aber bei uns geht das nicht … also müssen wir die Eltern des Bräutigams begeistern … aber keine Angst … sie richte schon die Hochzeit aus.“

      „Da bin ich aber froh … du weißt, nach der Trauung beginnen wir mit den Vorbereitungen für meine kleine Bar, das Hotel oder das Restaurant … hast du eigentlich schon richtige Vorstellungen, wie und wo wir so etwas einrichten könnten?“

      „Ich habe mir darüber schon umfangreich Gedanken gemacht und einige Standorte bereits angeschaut … ich wollte dich in den ersten Wochen nur damit nicht belasten … du solltest doch erst einmal die Stadt kennenlernen und dich etwas eingewöhnen … übrigens sprichst du schon ganz toll spanisch … allerdings mit einem kleinen Akzent … wenn der nicht wäre, könnte man dich mit deinem Aussehen durchaus für eine Einheimische halten.“

      „Danke für das Kompliment … aber ich will ehrlich zu dir sein … manches kann ich noch nicht richtig verstehen … vor allem, wenn die Leute so schnell sprechen … aber auch das wird von Tag zu Tag immer besser.“

      „Mir ist schon aufgefallen, dass du gegenüber anderen Personen etwas zurückhaltender bist, als zu mir … das ist aber ganz normal … du brauchst dir darüber keine Gedanken zu machen … eine Sprache lernt man nicht auf der Schulbank, sondern nur im richtigen Leben.“

      „Wenn