Josef Mugler

Die Adria entlang von Görz bis Bar


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wieder auf. Montenegro zieht sich nach einem Ultimatum Österreich-Ungarns aus albanischen Gebieten wieder zurück.

      1913 Serbien und Griechenland eröffnen wegen Gebietsstreitigkeiten einen Krieg gegen Bulgarien. In den Friedensschlüssen von Bukarest und Konstantinopel erhält Serbien Gebiete in Mazedonien.

      1914 Am 28. Juni erschießt in Sarajevo Gavrilo Princip als einer von sechs Attentätern am Jahrestag der Niederlage Serbiens gegen die Türken auf dem Amselfeld (1389) den Thronfolger und Förderer der Kroaten Erzherzog Franz Ferdinand. Nach Konsultationen in Berlin beschließt der Ministerrat Österreich-Ungarns am 7. Juli den Krieg gegen Serbien, wobei ein gleichzeitiger Krieg gegen Russland als unvermeidlich erkannt und in Kauf genommen wird. Am 23. Juli wird Serbien ein Ultimatum überreicht. Am 25. Juli trifft in Serbien die Unterstützungserklärung Russlands ein und Serbien lehnt daraufhin das Ultimatum ab. Österreich-Ungarn erklärt am 28. Juli Serbien den Krieg.

      1915 Im Londoner Vertrag versprechen die Entente-Staaten Italien Gebietsgewinne, worauf Italien am 23. Mai Österreich-Ungarn den Krieg erklärt und den Vormarsch gegen Görz und Triest beginnt.

      1916 In der sechsten der insgesamt zwölf Isonzo-Schlachten wird im Sommer Görz von den Italienern eingenommen.

      1917 In der zwölften und letzten Isonzo-Schlacht werden Görz und das Friaul mit deutscher Unterstützung zurückerobert.

      1918 Bei Vittorio Veneto gewinnen die italienischen Truppen die letzte Schlacht des Krieges. Der Zagreber Nationalrat verkündet am 29. Oktober die Gründung des Staates der Serben, Kroaten und Slowenen („SHS-Staat“).

      1920 Im Vertrag von Rapallo werden das östliche Friaul, Istrien samt den Inseln Cherso (Cres) und Lussin (Lošinj), ferner die Stadt Zara (Zadar) und die dalmatinischen Inseln Lagosta (Lastovo) und Pelagosa (Palagruža) Italien zugesprochen. Fiume (Rijeka) wird zunächst Freistaat, 1924 dann zwischen Italien und dem SHS-Staat geteilt.

      1925 Die erste allerdings wegen unterschiedlicher Spurweiten nicht effiziente Bahnverbindung von Split nach Zagreb und damit der Anschluss an das europäische Eisenbahnnetz werden fertiggestellt.

      1929 Aus dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen wird das von König Alexander I. autoritär regierte Königreich Jugoslawien.

      1941 Deutschland marschiert in Jugoslawien ein und protegiert einen „unabhängigen“ Staat Kroatien, während Italien die meisten jugoslawischen adriatischen Inseln besetzt.

      1943 Nach dem Waffenstillstand Italiens mit den Alliierten am 8. September versuchen deutsche Truppen in die zuvor von Italien besetzten Gebiete Jugoslawiens vorzudringen, treffen hier aber auf starken Widerstand der von den Alliierten, insbesondere den Engländern unterstützten Partisanen und Truppen des Marschall Josip Broz Tito.

      1945 Die Adria-Ostküste wird samt Inseln von Istrien bis an die albanische Grenze südlich von Ulcinj Teil der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien. Triest und sein Umland werden unter internationale Verwaltung gestellt.

      1954 Das Umland von Triest wird auf Italien und Jugoslawien aufgeteilt, die formale Beilegung des Konflikts erfolgt erst im Vertrag von Osimo 1975.

      1960 Der Bau der adriatischen Küstenstraße (Jadranska Magistrala) beginnt.

      1981 In Međugorje (Herzegowina) berichten Kinder von Marienerscheinungen, die bisher jedoch von der katholischen Kirche nicht als übernatürliches Phänomen anerkannt wurden. Trotzdem entsteht ein bedeutender Wallfahrtsort.

      1991 Slowenien und Kroatien erklären sich für unabhängig und werden sukzessive völkerrechtlich anerkannt. Keine Anerkennung findet die sich ebenfalls für selbstständig erklärende Republika Srbska Krajina. Serbisch-montenegrinische Truppen dringen bis in Küstennähe vor und bombardieren Küstenstädte und Küstenregionen. Zadar und Dubrovnik werden schwer beschädigt.

      1992 In Bosnien und Herzegowina bricht der Krieg zwischen den muslimischen Bosniaken, den überwiegend katholischen Kroaten und überwiegend orthodoxen Serben aus.

      1993 Die Rückeroberung serbisch besetzter Gebiete durch die neu formierte kroatische Armee beginnt.

      1995 Durch das Abkommen von Dayton werden die Kampfhandlungen beendet.

      2004 Slowenien wird EU-Mitglied.

      2013 Kroatien wird EU-Mitglied.

      Das österreichische Küstenland

      Österreich war vor dem Wiener Kongress alles andere als eine Seenation. Allenfalls die spanische Linie der Habsburger, als Kaiser Karl V. im 16. Jahrhundert über ein Reich herrschte, "in dem die Sonne nicht unterging", konnte als ozeanverbunden gelten. Den österreichischen Erzherzögen in Wien, die seit Ferdinand I., einem Bruder Karls V., von 1558 bis 1806 meist auch Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation waren, lag nicht viel an Küstenländern oder gar Kolonien. Nur Triest und ein kleiner Küstenstrich in der Nähe, südlich von Görz, lagen am Meer. Viel attraktiver als eine lange, schwer beherrschbare Küste erschien dagegen das Flair einer „Riviera“ mit Glanz und Gloria: Daher wurde im engeren Sinn oft nur die Ostküste Istriens als „Österreichische Riviera“ und die Stadt Görz als das „Österreichische Nizza“ bezeichnet, was man sich nach den Zerstörungen in den beiden Weltkriegen heute nur mühsam vorstellen kann.

      Fiume, das heutige Rijeka, und ein relativ kurzer kroatischer Küstenstrich südlich davon gehörten zwar unter der ungarischen Krone ebenfalls den Habsburgern, blieben aber bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts eher unbedeutend. Auch der Rest der dalmatinischen Küste war für die dort herrschenden Venezianer vorwiegend nur als Lieferant von Baumaterial (Holz und Stein) und für Stützpunkte zur Sicherung ihres Handelswegs durch die Adria in den Nahen Osten interessant. Lediglich die Republik Ragusa, das heutige Dubrovnik, bildete an dieser Küste ein Gegengewicht zu Venedig und konnte sich durch geschickte Diplomatie und hohe Tributzahlungen auch gegen das osmanische Reich behaupten.

      Triest war von den Habsburgern als Hafen willkommen aufgenommen, aber nie gezielt erobert oder erheiratet worden, wie es in der Familie Habsburg die Regel war, sondern es hatte sich selbst unter deren Schutzschirm geflüchtet, um der Unterwerfung durch Venedig zu entgehen. Denn die Venezianer waren über rund acht Jahrhunderte die wahren Beherrscher der Adria. Sie betrieben und nutzten die Schwächung ihrer Vorläuferin Byzanz – man erinnere sich an die verheerende Plünderung Zadars (1202) und Konstantinopels (1204) während des Vierten Kreuzzugs – und setzten sich gegen die „lokalen“ Rivalen, nämlich die Patriarchen von Aquileia (1291), die ungarisch-kroatischen Könige (1409) sowie die letzten autonom verbliebenen Küstenstädte durch (1420).

      Dass fast gleichzeitig mit der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 ein neuer Rivale zuerst auf dem Landweg nach Mitteleuropa und in der Folge auch in die Adria vordrang, ahnte man damals wohl noch nicht. Noch hielt Konstantinopel – bis 1453 – dem osmanischen Druck stand. Immerhin gelang es aber Ragusa/Dubrovnik schon im späten 14. Jahrhundert, sich von der venezianischen Oberhoheit zu befreien und mit Hilfe von Schutzzahlungen an die osmanischen Herrscher fortan von Venedig unbehelligt zu bleiben. Zusammen mit der „Verstopfung“ der venezianischen Handelswege in den Orient erwiesen sich schließlich die Eroberungen der westeuropäischen Mächte in Amerika und Afrika für Venedig als letal.

      Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war von Venedigs Macht samt seinem Reichtum nicht mehr viel übrig und es fiel Napoleon leicht, die heruntergekommene Stadt auf seinem ersten Italienfeldzug 1797 zu besetzen. Mit diesem Feldzug erwarb sich Napoleon neben der für den Unterhalt der Soldaten wichtigen Kriegsbeute auch den Ruf, zahlenmäßig überlegene Heere besiegen zu können. Es gelang ihm in mehreren Schlachten, die vereinigten Heere von Piemont-Sardinien und Österreich zu schlagen und sogar bis Leoben vorzudringen. Kaiser Franz sah sich zu einem Friedensschluss genötigt und unterzeichnete in der Villa Manin auf dem Campo Formio einen Friedensvertrag, in dem er einige Länder an Frankreich abtreten musste. Dafür überließ ihm Napoleon das ausgelaugte Venedig samt seinen verarmten Provinzen an der adriatischen Ostküste. Das alles holte sich jedoch Napoleon im nächsten Krieg gegen Österreich 1805 wieder zurück. Erst nach der endgültigen Niederlage Napoleons wurden auf dem Wiener Kongress