Birgit Fiolka

Hatschepsut. Die schwarze Löwin


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und ihre Stimme war nun ihrerseits voller Zorn und Verachtung. „Seht euch an! Ihr seid verletzt von dem Unrecht, das euch widerfahren ist, da der Horussohn euch schändlich behandelt! Und ihr lastet es mir an ... aber ich bin zu euch gekommen, obwohl in Theben viele sind, die mich ebenso vertreiben wollen wie euch. Was mich erwartet, wenn ich zurückkehre, lege ich in Amuns, meines göttlichen Vaters Hände. Aber ich werde nicht hadern um meinetwillen, und ich befehle euch im Namen des großen Gottes auf Erden, der mein Vater war, dass ihr euren Teil beitragt, die Maat im Goldland wieder herzustellen.“

      Einige von ihnen sahen endlich auf, nicht überzeugt und auch nicht bestärkt, aber doch überrascht, da die Wut und Gewalt der Worte etwas war, das sie kannten – etwas, das ihnen vertraut war und sie daran erinnerte, dass jemand sie mit starker Hand geführt hatte. Hatschepsut war verwirrt, da sie auf einmal in aufmerksame Gesichter blickte. War es das, was sie brauchten? Soldatensprache und Befehle? Aber ja, denn das Schweigen eines kraftlosen Mannes hatte sie erkranken lassen. Hatschepsut, die endlich die Zunge der Soldaten zu verstehen begann, ließ ihnen keine Zeit wieder zu erschlaffen. „Ich bin die ungeliebte Gemahlin meines Bruders, die nicht weniger zu fürchten hat, als ihr! Aber ich gebe mein Bestes!“ Nicht betteln, gib ihnen Klarheit, wo sie sich verloren haben. Nun, so beschloss Hatschepsut, sollten sie Grübeln, ihren Weg aus der Dunkelheit allein finden, und dann wäre sie zur Stelle, um sie zu führen. Hatschepsut ging, ohne sie noch einmal anzusehen, und selbst Ipu wagte nicht, ihr Missfallen zu äußern. Was nutzte es, auf eine Herde von Ochsen einzureden, wenn sie nur die Sprache des Pfluges verstanden. Eine Stimme wurde hinter ihr laut, krächzend und rostig, als wäre sie lange nicht gebraucht worden - und spöttisch, aber nicht ohne Kraft. „Und was willst du tun, Gottesgemahlin? Dich auf einen Streitwagen stellen und mit uns gegen die Fürsten des Goldlandes ziehen?“ Müdes Lachen folgte den Worten, in das immer mehr Stimmen einfielen, auch sie rostig und ungelenk. Ein letztes Mal wandte Hatschepsut sich um und sah sie alle an, wie sie dort saßen, so selbstgefällig wie Greise. „Ja, das will ich tun!“

      Sie griff nach Ipus Arm, ebenso fordernd und drängend, wie die Dienerin es sonst bei ihr zu tun pflegte, sodass dieser ein überraschter Aufschrei entfuhr. Und dieses Mal führte Hatschepsut ihre Dienerin fort, als wäre es niemals anders gewesen.

      Sary presste das verbliebene Auge zu und lehnte den Kopf an die Wand. Es stank im Haus der Kranken, es stank nach Tod, nach Fäulnis und Verwesung. Obwohl der Leib seines Bruders schon längst auf einer Barke Richtung Theben fuhr, konnte er noch immer den Gestank des Todes riechen. Diejenigen, die hier lagen, zu denen sie nicht gesprochen hatte, sie verfaulten bei lebendigem Leib. Der eine am Stumpf seines Beines, dem anderen krochen Fliegen aus den rot und schwarz verfärbten Ohren ... es war eine Fäulnis so allumfassend, wie die ihrer Worte. Sary hatte sie gehört, verborgen im Schatten des Hauses, und er hätte ihr die Nase abschneiden mögen wie einer gewöhnlichen Ehebrecherin – dieser überheblichen Gottestochter, die ihren Schmerz mit dem seinen zu vergleichen wagte. Was hatte sie verloren - nicht ihr Auge, nicht ihren Bruder, nichts was von vergleichbarer Bedeutung war! Ihr Leib würde dereinst unversehrt zu den Göttern gehen, während Ameni blind, stumm und taub vor ihnen erscheinen musste. Als stünde sie vor ihm, krachte Sarys Faust gegen die Lehmziegelwand, das der Kalk absplitterte. Der überforderte Sunu sah ihn vorwurfsvoll an, wagte aber nicht, ihn zu tadeln. Nur ein Funke von einem Tadel, nur ein Wort hätte in diesem Augenblick ausgereicht, und Sary hätte seinem schwelenden Hass erlaubt sich zu entfesseln wie Sachmet, die zornige Löwin. Er hatte Ameni gesehen oder das, was von ihm noch übrig gewesen war, und seitdem wünschte Sary sich noch inbrünstiger, diese Frau mit seinen eigenen Händen zu töten und ihr Herz den Krokodilen vorzuwerfen. Schon vernahm er die Stimmen der Männer vom Hof, die zu zweifeln begannen und sich zu fragen, ob es denn nicht erbärmlich wäre hier im Staub zu hocken, wenn sogar eine Frau den Mut aufbrachte, sich auf einen Streitwagen zu stellen. Immerhin würde ihre Verweigerung auf der Waage des Totengerichts schwer wiegen, wenn sie vor Osiris traten. Sary hätte zu ihnen gehen wollen und sie anschreien. Seht ihr denn nicht ihr dummen Fellachen, dass es schon wieder geschieht? Jeden von euch wird sie in den Tod treiben, wie sie es mit Ameni getan hat! Aber Sary ging nicht zu ihnen, und er schrie sie nicht an – Sary schwieg, denn das süße Gift der Gottestochter tat bereits seine Wirkung. Er würde die armen Verblendeten nicht umstimmen können, dafür kannte er Haatsch zu gut – was sie wollte, bekam sie! Also musste er sich besinnen und damit beginnen Sinn zu suchen, wo er keinen zu finden glaubte. Mit Gewalt bezwang er seinen Zorn und fasste einen Entschluss. Wenn sie den Tod im Goldland suchten, würde er mit ihnen gehen. Was bedeutete ihm sein Leben, da er ebenso Schuld trug an Amenis Tod wie Haatsch. Vielleicht wollte Amun es so und Month und sogar die rasende Sachmet. Vielleicht forderten alle Götter Ägyptens sein Leben, weil er das seines Bruders geopfert hatte, um feige den eigenen Leib zu retten. Im Goldland, so wusste Sary, gab es viele Gefahren, die den Tod verhießen ... für ihn und auch für eine goldene Hure, die von einem lebenden Gott gezeugt worden war. Sary atmete tief durch und straffte die Schultern. Oh ja, es gab viele Gelegenheiten zu sterben, und der Tod würde Hatschepsut begleiten und sie aus Sarys verbliebenem Auge beobachten. Er würde eine Gelegenheit finden, sie zu töten! Danach – wenn alles getan war und wenn Sachmets Blutdurst gestillt wäre – würde er sein feiges Leben mit eigener Hand beenden und sein Herz bereitwillig von Ammit verschlingen lassen.

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