Grund für ihn gegeben haben.
„Ich bin sicher, es lässt sich alles aufklären, Kate. Wir sollten drinnen weiterreden, oder?“ Skeptisch starrte Kate sie an und haderte mit sich. Ariana ließ sie nicht aus den Augen und wartete gespannt auf ihre Entscheidung. Nicholas wollte das Wort ergreifen, sie stoppte ihn, indem sie ihn erneut boxte. Abrupt verstummte er und sah sie bedröppelt an.
„Na schön, ich muss zugeben, dass ich verdammt neugierig bin. Eventuell erfahre ich endlich, was das alles zu bedeuten hat.“ Sie trat beiseite und ließ sie eintreten. Ariana lächelte Nicholas an und ging vor. Er zweifelte noch, bis Kate ihn herausfordernd ansah. Mit erhobenem Kopf drängte er sich an ihr vorbei und ging ins Haus. Kate schloss die Tür und starrte ihm nach. Ariana sah sich kurz um. Sie war zum ersten Mal in der Wohnung von Kate und musste zugeben, dass es schön eingerichtet war. Es war eine smarte Wohnung, für Kate reichte es aus. Warme Töne erzeugten eine gemütliche Atmosphäre und die Wohnlandschaft in der Mitte des Wohnzimmers lud zum Verweilen ein. Der Fernseher lief, bis Kate ihn ausschaltete und es sich auf der Couch bequem machte. Sie deutete ihnen, es ihr gleich zu tun. Im Schneidersitz saß Kate vor ihnen und sah sie abwartend an. Sie wartete darauf, dass sie eine Erklärung erhielt. Ariana entschied sich für einen der Sessel und ließ sich dort nieder. Sie sah zu Nicholas, der unsicher da stand und nicht wusste, wo er Platz nehmen sollte. Er wählte den zweiten Sessel ihr gegenüber, sodass Kate in ihrer Mitte saß. „Was führt euch zu mir?“ Ihre Frage verursachte Bilder in Arianas Kopf, die sie durcheinanderbrachten. Wo sollte sie anfangen? Alles, was ihr bisher widerfahren war, stürzte auf sie ein. Der Moment, als sie das erste Mal Jazar entdeckt hatte, der sie verfolgte. Das Geschenk von ihm zu ihrem Geburtstag, welches sich als Prophezeiung herausstellte, in der sie die Hauptrolle spielte. Die Begegnung mit Arabas, dem Boss der Gefallenen. Die Kämpfe, die sie schon ausgefochten hatten, sowohl mit Engel als auch mit den Gefallenen. Die Beziehung, die sie mit Jazar geführt hatte und die sie erfüllt hatte. Sie sah den Moment vor sich, als er in der Höhle der Gefallenen sich auf Arabas Seite stellte. Dieser Augenblick hatte alles verändert. Sie erinnerte sich an ihren letzten Kuss, der sich merkwürdig angefühlt hatte. Beide hatten es gefühlt. Sobald ihre Lippen aufeinandertrafen, sträubten sie sich. Anstatt mehr davon zu wollen und den anderen heran zu ziehen, hatten sie voneinander abgelassen. Mit Tränen in den Augen schüttelte sie den Kopf und verdrängte die störenden Bilder.
„Es tut mir leid, wie das zwischen uns ausgegangen ist, Kate“, meinte Nicholas. „Ich wollte dir nicht wehtun, das musst du mir glauben.“ Entschuldigend sah er Kate an. Sie begegnete seinem Blick und strahlte Verärgerung aus. Nach ein paar Minuten nickte sie und schien sich zu beruhigen. Sie warf kurz einen Blick zu Ariana.
„Weshalb seid ihr hergekommen, Nick?“, antwortete sie provozierend. Er schüttelte bedauernd den Kopf. Ariana konnte ihm nachempfinden, wie schwer es ihm fiel. Er wollte einen Gefallen von Kate. Ob sie ihnen helfen würde, wagte Ariana zu bezweifeln. Vermutlich würde sie ihnen kein Wort glauben. Sie war gespannt darauf, wie ihr bester Freund die Situation erklären wollte. Er warf ihr einen kurzen Blick entgegen.
„Erinnerst du dich noch an diesen kräftigen Kerl, der ständig in der Nähe von Ariana war?“, fragte er. Kate runzelte die Stirn und nickte vorsichtig. „Wie sich herausstellte, scheint er nicht so nett zu sein, wie wir dachten.“ Ariana sträubte sich und wollte schon widersprechen, bis Nicholas ihr stumm zu verstehen gab, dass sie nichts sagen sollte. Kate bemerkte den stummen Austausch der beiden und wurde nervöser.
„Sag schon, was ist los?“, forderte sie gereizt. Nicholas beugte sich vor und sah sie eindringlich an. Im Flüsterton antwortete er ihr:
„Der Kerl ist ein Stalker. Er verfolgt Ariana und bedroht sie. Wir sind auf der Flucht vor ihm. Du bist unsere einzige Hilfe, Kate. Er weiß nicht, wo du wohnst oder das wir noch im Kontakt sind. Es schien uns die beste Lösung zu sein. Wir hoffen, dass du uns helfen wirst und wir uns bei dir eine Weile verstecken können. Wir werden dir keine Umstände machen, versprochen“, plapperte er, bevor sie protestieren konnte. Ariana war sprachlos. Ohne mit der Wimper zu zucken, log er seine Exfreundin an. Sie wusste nicht, ob sie auf ihn wütend sein sollte oder nicht. Die Geschichte, die er Kate auftischte, war absurd. Sie dachte daran, was tatsächlich dahinter steckte und besann sich. Ihre Augen richteten sich auf Kate, die sichtlich nervös war und Nicholas aufgeregt ansah. Was würde sie tun, wenn sie die Wahrheit erfuhr? Ariana sah das Bild vor ihren Augen, wie die arme Kate ausflippte und in einer Nervenheilanstalt landete, weil niemand ihr Glauben schenken würde. Notgedrungen schluckte sie ihren Protest herunter und ließ Nicholas gewähren. Es störte sie, dass sie lügen mussten. Die Alternative war keine Option. Kate würde nicht glauben können, dass es Engel und Dämonen gab. Sie lebte in einer anderen Welt, abgeschirmt von den Dingen, die Ariana erlebte. Es war besser, wenn sie weiterhin in diesem Glauben blieb. Und wenn sie zur Lüge greifen mussten, damit das so blieb, taten sie es. Ariana verdrängte die Schuldgefühle und spielte mit. Sie tat nervös und verängstigt, sobald Nicholas von dem angeblichen Stalker sprach. Kate sah sie ständig von der Seite her an und fieberte mit. Sie glaubte Nicholas.
„Das ist furchtbar“, meinte sie. Sie tätschelte die Hand von Ariana und lächelte ihr mitfühlend zu. „Du musst die Hölle durchgemacht haben, Ariana. Wie schrecklich. Wie kann ich euch helfen? Rufen wir die Polizei?“ Nicholas schüttelte den Kopf.
„Das haben wir versucht. Sie glauben uns kein Wort. Wir haben keine Beweise. Wir brauchen einen Unterschlupf, wo wir die nächsten Schritte in Ruhe planen können.“ Kate nickte verständnisvoll und stand auf. Sie ging zur Küche und setzte einen Teekessel auf.
„Ich verstehe. Ihr könnt erst einmal bleiben. Ich muss euch vorwarnen, meine Mutter kommt jeden Tag vorbei, um nach mir zu sehen“, sagte Kate. Sie holte drei Tassen aus dem Schrank und stellte sie auf den Tresen ab. „Und ich habe nicht viel Platz, wie ihr sehen könnt. Das bedeutet, ihr müsst euch die Couch teilen.“ Ariana und Nicholas sahen sich kurz an.
„In Ordnung, das stört uns nicht“, sagte Nicholas. Kate warf ihm einen wütenden Blick entgegen. Sie nahm an, dass sie ein Paar waren und gern zusammen auf der Couch schliefen. Sofort hob Nicholas die Hände und schüttelte lachend den Kopf. „Es ist nicht das, was du denkst, Kate. Wir sind nicht zusammen“, lenkte er ein. Ariana wunderte sich, dass er sich rechtfertigte. Hegte er noch Gefühle für Kate?
„Das stimmt“, warf sie ein, „ wir sind kein Paar und waren es nicht. Wir sind Freunde.“ Kate nickte und beließ es dabei. Sobald der Teekessel pfiff, nahm sie ihn vom Herd und goss das heiße Wasser auf die Teebeutel, die in den Tassen warteten.
„Es geht mich nichts an, ob ihr ein Paar seid oder nicht. Jetzt genießen wir erst einmal einen Tee und entspannen uns alle, einverstanden?“ Sie lächelte. Ariana stand auf und nahm eine der Tassen an sich. Kate trug die anderen beiden Tassen zum Tisch und reichte eine davon zu Nicholas.
„Das ist eine gute Idee“, sagte er. Ariana war nicht seiner Meinung. Sie hatte nicht vor bei Kate zu bleiben. Das war keine Lösung. Auf der Flucht vor Arabas war es im ersten Moment eine Idee, die sie aufgegriffen hatten. Sie alle drei unter einem Dach war kein Dauerzustand. Sie brauchte eine Alternative. Kate und Nicholas waren in ihrem Gespräch vertieft, sodass sie sich bei ihnen entschuldigte und vor die Tür ging. Sie brauchte Abstand und wollte nachdenken. Ariana ging auf den angrenzenden Wald zu und genoss die kalte Abendluft. In Gedanken versunken schlenderte sie vorwärts und achtete nicht auf ihre Umgebung. Gleich morgen würde sie Nicholas sagen, dass sie nicht bei Kate bleiben konnten. Sie würde es Nicholas überlassen, ob er mit ihr kommen wollte oder nicht. Insgeheim wünschte sie sich, dass er ihr weiterhin zur Seite stand. Sie wusste, dass sie ihn nicht zwingen konnte. Es standen gefährliche Zeiten für sie bevor. Sie wurde gejagt. Alle wollten sie. Die Engel, die Dämonen und Arabas und sein Gefolge. Es schmerzte sie, dass ihr Vertrauen zu dem Gefallenen betrübt war. Sie dachte, dass sie sich auf ihn verlassen könnte. Ariana fragte sich, wie der Kampf zwischen Jazar und Sariel ausgegangen war? War Arabas eingesprungen? War der Vollstrecker tot? Sie wusste es nicht. Obwohl Jazar ihre Gefühle verletzt hatte und sie wütend war auf den einstigen Engel, wollte sie nicht, dass er starb. Hoffentlich hatte er den Kampf überstanden und war wohlauf. Ariana wusste nicht, was die Zukunft mit sich brachte, wenn es um Jazar und sie ging. Ihr Gefühl sagte ihr, dass es zwischen ihnen nicht mehr so sein würde,