satirische Momente, etwa wenn gleich zu Beginn des ersten Bandes das Denken in Verschwörungstheorien als Ideologie entlarvt wird mit dem das Kommunistische Manifest parodierenden Motto: „Die Geschichte der Welt ist die Geschichte der Kriege zwischen Geheimbünden“.
In der postmodernen Literatur tritt das Motiv der Verschwörungstheorie besonders häufig auf. Hier dient es dazu zu belegen, dass alles, was gemeinhin für Wirklichkeit gehalten wird, letztlich eine Konstruktion und bloße Vereinbarung ist: So offenkundig konstruiert wie eine Verschwörungstheorie ist demnach überhaupt jede Vorstellung der Realität. Dies wird in der Illuminatus-Trilogie mit dem von Timothy Leary entlehnten Begriff des „Realitätstunnels“ sogar explizit erklärt: Aus der gegen unendlich laufenden Zahl der möglichen Interpretationen der Welt einigt sich eine Gesellschaft auf eine, die dann als verbindlich indoktriniert wird. Erleuchtung erfahren die Protagonisten der Romantrilogie durch einen so genannten Mindfuck, der ihren Realitätstunnel zerstört und sie so in Stand setzt, einen eigenen zu konstruieren. Weniger optimistisch zeigt sich Umberto Eco in seinem Roman „Das Foucaultsche Pendel“, in dem er beschreibt, wie neugierige Wissenschaftler selber eine Verschwörungstheorie spinnen, die eben dadurch Realität gewinnt und einem von ihnen auf schaurige Weise das Leben kostet– er stirbt, gehenkt am titelgebenden Foucaultschen Pendel. Wesentlich schwieriger zu deuten sind die frühen Romane von Thomas Pynchon wie V. oder TheCrying of Lot 49, in denen Verschwörungstheorien zugleich ironisiert und als Chiffre für die untergründigen Zusammenhänge der Welt gesetzt werden.
Pynchonnimmt hier jedoch – weit vom postmodernen Pop-Eklektizismus Wilsons entfernt – die Tradition der literarischen Moderne auf; die Unverständlichkeit der Bedro-hung in The Crying of Lot 49 erinnert an Kafkas Albtraumwelten und auch die „mythologische Ordnungsmethode“ aus Joyces Ulysses wird reflektiert, bei der die Mythologie zu einer zweiten, die bunte Oberfläche gliedernden Wirklichkeitsebene wird. In The Crying of Lot 49 stößt die Protagonistin Oedipa Maas auf immer mehr In-dizien für die Existenz einer geheimnisvollen Post-Verschwörung, bis sie schließlich vor der Alternative steht, sich entweder außerhalb dessen zu stellen, was die anderen Menschen für Realität halten, oder innerhalb des gesellschaftlichen Konsenses zu bleiben, was aber bedeutet, dass sie ihrer eigenen Wahrnehmung nichtmehr trauen kann – sie müsste sich dann selbst für verrückt erklären.
Eine positivere Darstellung erfahren die Verschwörungstheorien in Pynchons Roman „Die Endender Parabel“: Hier dienen sie, ähnlich wie bei Wilson, als selbstkonstruierte Fluchtmöglichkeiten, als Wege aus dem gigantischen Todes-, Indoktrinations- und Verwertungszusammenhang der geschilderten Welt. Negativ werden Verschwörungstheorien dagegen im Werk Don De Lillos gesehen: In dem Roman „Sieben Sekunden“, in dessen Mittelpunkt der Kennedy-Attentäter Lee Harvey Oswald steht, wird geschildert, wie er von CIA-Agenten dahin manipuliert wird, sich selbst für einen Mord verantwortlich zu zeigen, den er nicht begangen hat: Verschwörungstheorie wird hier zur Metapher der Fremdbestimmung und Manipulation des Menschen. Zugleich knüpft DeLillos Version der Ereignisse selbst an eine bekannte Verschwörungstheorie an.
Geheimbünde
Geheimbünde, Organisationen, deren Struktur, Bräuche und Ziele vor Gruppen außerhalb des Mitgliederkreises geheim gehalten werden. Die Aufnahme in Geheimbünde ist oftmals mit Initiationsriten (Einweihungszeremonien) verbunden. Im Gegensatz zum Männerbund spielen dabei verwandtschaftliche Beziehungen keine Rolle. Anschließend werden die neuen Mitglieder mit dem Geheimwissen des Bundes (der Geheimlehre)vertraut gemacht. Sie selber sind zur Geheimhaltung verpflichtet (Arkandisziplin).
Kultische Geheimbünde findet man u. a. bei afrikanischen und nordamerikanischen Völkern, besonders bei den Pueblo- und Plainsindianern. Diese werden oftmals durch geheimes Mythenwissen zusammengehalten.
Wesentliches Kriterium von Geheimbünden ist auch heute noch das (eventuell nur vorgebliche) Vorhandensein von Kenntnissen, die nur innerhalb des Geheimbundes weitergegeben werden. Weiterhin ist das Nichtwissen um diese Gesellschaft eine wesentliche Voraussetzung, um sie als Geheimbund oder Geheimgesellschaft einordnen zu können. Geheimbünde existierten zu allen Zeiten der Geschichte, so auch heute noch.
Sie vertreten oder vertraten oftmals Inhalte und Ziele, die den gesellschaftspolitischen Normen der jeweiligen Zeit in einem jeweiligen Land widersprechen oder sich ihnen widersetzten. Darunter waren auch revolutionäre, in der Neuzeit auch demokratische, sozialistische, kommunistische und anarchistische Vereinigungen. Eine Bekanntgabe ihrer Existenz würde mit dem Scheitern ihrer geheimen Ziele einhergehen und sie angreifbarmachen.
Geheimbund vs. Diskrete Gesellschaft
Im Laufe der Jahrhunderte wandelten sich Geheimgesellschaften oft in eine diskrete Gesellschaft um.
Als prominente Beispiele für eine diskrete Gesellschaft wären die Rosenkreuzer und Freimaurer zu nennen.
Der Freimaurerei geht es nicht um die Vermittlung „geheimen Wissens“, sondern um Aufklärung, Selbsterkenntnis, Brüderlichkeit und ethisches Wachstum in geschütztem Raum. Sinnigerweise steckt hinter der Selbsterkenntnis trotzdem ein gewisses Geheimnis, sein Selbst zu ergründen, wozu auch die Rituale innerhalb der Tempelarbeit dienen. Das eigentliche Geheimnis der Freimaurerei liegt somit im Freimaurer selbst verborgen. Durch sein Gelöbnis ist ein Freimaurer an die Verschwiegenheit bezüglich der so genannten Erkennungszeichen (Ausweise), der Rituale und der Privatsphäre gebunden, ebenso an allgemeine Moralvorstellungen. Seit der Gründung von Großlogenbetreibt die Freimaurerei Öffentlichkeitsarbeit. (Siehe dazu: Geschichte der Freimaurerei.) Freimaurerlogen sind in der heutigen Zeit eingetragene Vereine, sind nicht konspirativ tätig und halten auch ihre Organisationsstrukturen keineswegs geheim; sie sind daher nicht als Geheimbund anzusehen.
Häufig betrachten sich diskrete Gesellschaften als Orden mit Initiationsregeln und -riten. Im Volksmund werden diese auch gern als Geheimbünde bezeichnet, da sie der breiten Öffentlichkeit meist unbekannt und somit suspekt erscheinen. Mitglieder haben Ordensgrade bzw. Initiierungsgrade. Die Bünde organisieren sich also entweder hierarchisch oder nach Klassen bzw. Graden. Bestimmte Teile der Lehren werden dabei nur jeweils innerhalb der „höheren“ bzw. „inneren“ Grade weitergegeben. Die Gründe sind dabei weniger konspirativ als eher philosophisch zu verstehen. Viele diskrete Gesellschaften des 18.Jahrhunderts basieren auf dem Konzept des Neoplatonismus der Renaissance und der stufenweisen Erkenntnis seiner Umwelt.
Historisch berufen sich heutige diskrete Gesellschaften in aller Regel entweder auf die Gralsritter, die Templer, die Freimaurer, die Rosenkreuzer oder den Illuminatenorden. Es gibt auch christliche „diskrete Gesellschaften“ wie Opus Dei oder der Orden vom Goldenen Vlies.
Davon abzugrenzen sind Organisationen, deren Ziel weniger die Bewahrung und Weitergabe von Kenntnissen ist, sondern der geheime Aufbau eines Netzwerkes von Personen mit gleichen Zielen. Bei diesen Organisationen wird in der Regel die Mitgliedschaft, meist auch die Existenz der Organisation möglichst geheim gehalten. Die Bandbreite reicht von relativ harmlosen, kleineren Organisation zum Knüpfen wirtschaftlicher Bande (ähnlich der Funktion mancher Golfclubs) über Organisationen, die gezielt Einfluss auf Politik und Wirtschaft zu nehmen versuchen bis hin zu kriminellen Organisationen wie der Propaganda Due. An diesem Ende der Skala ist dann wiederum der Übergang zur terroristischen Gruppierung fließend.
Geschichte der Geheimbünde
Die Geschichte der Geheimbünde reicht von der Antike bis in die Neuzeit. Die folgende Darstellung folgt der jeweiligen zeitgenössischen Definition einer geheimen Verbindung.
Antike
Die Geschichte der geheimen Verbindungen kann bis in die Antike zurückverfolgt werden, als im Alten Ägypten die zahlreichen Priesterorden esoterische Lehren und Gebräuche vor dem Volk durch geheime Zeichen, Hieroglyphen, mehr verbargen als verbreiteten, als im antiken Griechenland die Mysterien aufkamen und im Römischen Reich die Pythagoreer. Auch die jüdische Sekte der Essener galt oder gilt bis heute als Geheimbund und wurde von den römischen Behörden bekämpft.
Mittelalter
Das Mittelalter wies dann zahlreiche, mit der Kirche in Widerspruch stehende