Lucy van Geldern

Hechtsprung ins Liebesglück!


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dem A-Kader des Schwimmvereins an.«

      Wie vom Blitz getroffen blieb Marco stehen. Das Eis auf seiner Waffel bekam gefährliche Schieflage. Nur seine schnelle Reaktion rettete es vor dem Verderben. Er druckste ein wenig herum.

      »Ein Profi also. Na ja, da brauche ich mich nicht zu schämen, dass ich verloren habe ...«

      *

      »Findest du auch, dass heute viel los ist? Selten habe ich ein solches Geschubse und Gedrängel erlebt.« Susi sah ihre Teampartnerin Angela an. Ständig musste sie aufpassen, um nicht von anderen Besuchern angerempelt zu werden. »In diesem Jahr sind es wesentlich mehr Besucher und Buden als im vergangenen.« Mit den Lippen fischte sie nach einem weißen Wölkchen von ihrer Zuckerwatte. »Und sieh mal dort drüben die beiden Typen. Kreidebleich kommen sie aus der Geisterbahn. Kein Mumm in den Knochen, die Jugend von heute. Wollen wir?«

      »Pfui Teufel. So was Kindisches«, meinte Angela. »Hmm, hier duftet es lecker nach gebrannten Mandeln. Ob ich mir welche hole?«

      Sie suchten sich eine Nische zwischen zwei Ständen, wo sie kurz verweilten. Ihnen gegenüber drehte sich ein altmodisches Karussell. Bunte Pferdchen, rote Feuerwehrwagen und kleine Cabrios zogen, sich langsam im Kreis drehend, an ihnen vorbei.

      »Du hast doch noch deine Zuckerwatte.« Susi zog eine Grimasse. »Oder darf ich sie ...«

      »Oh, nein. Auf was für Gedanken du nur kommst.« Mit den Fingerspitzen zupfte Angela etwas von der süßen Watte ab und folgte Susi, die sich erneut heldenhaft ins Gewühl stürzte. In die Betrachtung der Plüschtiere und Plastikblumen des Lotterieverkäufers versunken, gingen sie schweigend weiter.

      Liebend gern hätte Susi ein paar Lose gekauft, aber ihr Taschengeld erlaubte keine allzu großen Sprünge. Zwischen all den Buden und Fahrgeschäften ragte ein Podest in der Art eines Boxrings auf. Es wirkte wie ein Fremdkörper. Neugierig steuerten die beiden Mädchen darauf zu.

      »Kommen Sie und sehen Sie Mister Universum. Jawoll, meine Damen und Herren, noch nie hat ihn jemand besiegt. Kommen Sie näher. Wer hat Mut? Nur wer wagt, der gewinnt!«

      Ein kleiner, schmächtiger Mann in einem abgewetzten schwarzen Anzug und mit einem überdimensionalen Zylinder stand in der Mitte der Plattform. Ein Lautsprecher sorgte dafür, dass ihn jeder mühelos verstand.

      Neben ihm ragte ein Hüne von Mann auf. Trotz der Kälte trug er nur zwei lange Tigerfelle, die über der Schulter zusammengeknotet waren. Selbstbewusst grinste er in die Besuchermenge und präsentierte seine Muskeln.

      »Gewinnen Sie eintausend Euro. Wagen Sie einen fairen Ringkampf. Besiegen Sie unseren Mister Universum.« Herausfordernd sah der Schmächtige die Anwesenden an.

      Angela blieb mit offenem Mund stehen. Ihre Zuckerwatte schien sie gänzlich vergessen zu haben.

      »Mensch, was für ein Kerl.«

      »Riesiger Körper und nichts dahinter.« Susi krauste die Nase. »Komm, lass uns weitergehen.«

      »Nein, ich möchte noch einen Moment bleiben. Vielleicht gibt er eine Kostprobe seines Könnens.«

      Mit gespielter Verzweiflung schüttelte Susi den Kopf. »Du und deine Männer. Glaubst du, die sind hinter dir ebenso her wie du hinter ihnen?«

      »Bah. Du hast ja keine Ahnung.«

      Mit wachsender Begeisterung sah Angela der Vorführung des Muskelmannes zu, der altmodische, schwarz lackierte Gewichte hob. So mühelos, wie er sie bewegte, schienen es Attrappen zu sein.

      »Jahrzehntelanges, intensives Training, das richtige Zusatzfutter und ein täglicher Krafttrunk helfen auch Ihnen, unbesiegbar zu werden. Sie erhalten SUPER ZWEITAUSEND an der Kasse.« Sichtlich begeistert von seiner eigenen Anpreisung trank der hagere Mann aus einer zierlichen Flasche.

      Susi lauschte den markigen Sprüchen nur mit halbem Ohr. Sie fand die ganze Vorführung mehr als suspekt. Nach ein paar Minuten bemerkte sie, dass ein Artist mit einem Hut durch die Reihen ging. Unsanft stieß sie Angela in die Seite.

      »Komm. Für fünf Minuten Langweile kassieren die jetzt.« So unhöflich aus der Betrachtung gerissen, sah Angela Susi verwundert an.

      »So schlecht ist Mister Universum nicht«, verteidigte sie ihn.

      Sie warfen ein paar Münzen in den Hut und bummelten zur nächsten Attraktion. »Wow. Eine Achterbahn mit zwei Loopings«, jubelte Angela, rasch machte sie mit ihrem Smartphone ein paar Bilder. Und blieb anschließend begeistert vor dem beeindruckenden Metallskelett der Anlage stehen. Das mechanische Klappern und das Aufjauchzen der Fahrgäste signalisierten einen der Höhepunkte dieses Jahrmarktes. Große Halogenstrahler erhellten das Umfeld.

      Die beiden Mädchen legten den Kopf in den Nacken, um bis zur Spitze blicken zu können. »In der Zeitung stand ein ausführlicher Bericht. Es klang sehr spannend. Traust du dich?«

      Susi dachte nach. »Warum nicht. Ist zwar das erste Mal, aber das will ja nichts heißen.«

      Einen Augenblick dachte sie an Marco, der sie für heute Abend hierher hatte einladen wollen. Ob er wohl mit ihr in dieses Ungetüm gestiegen wäre? Zu gern hätte sie getestet, ob sein Mut mit seiner Klappe mithalten konnte.

      Über wackelige Metallböden schritten sie zur Kasse und zahlten. Mit Grausen sah Susi ihr stetig schrumpfendes Taschengeld. Bevor sie sich versahen, saßen die beiden Girls in den engen, mit abgewetzten Plastik überzogenen Sitzen des Waggons. Aufgeregt machte Angela ein Selfie nach dem anderen. Die Sicherungsstange rastete ein, und langsam kam die lange Schlange aus sechs Anhängern in Bewegung.

      »Nun räum endlich dein Smartphone weg! Es gibt mehr als eine verbriefte Erzählung, wo es heruntergefallen ist! Und aus der Höhe - da hast du ein Puzzel für die nächsten hundert Jahre!«

      »Du bist schlimmer als meine Mutter«, nörgelte Angela, steckte aber ihren treuen Begleiter in den Rucksack. Vergnügt musterte sie ihre Schwimmkameradin. »Dann mal los!«

      Fest umklammerte Susi die Stange. Ihre Hände wurden leicht feucht, und ihr Herz klopfte vor Aufregung immer stärker. Den ersten Anstieg schlichen die Wagen im Schneckentempo hinauf. Dann ging es abwärts, und der Wind pfiff ihnen so richtig um die Ohren. Die Waggons beschleunigten sichtlich, überwanden einen weiteren Anstieg und donnerten anschließend die erste steile Passage abwärts. Noch eine Kuppe und eine erneute Talfahrt, dann nahte der Looping. Susi kniff die Augen zu. Sie wollte nicht sehen, wie sich die Erde auf den Kopf stellte. Einen Moment lang hatte sie das Gefühl zu fliegen, dann war es schon vorbei. Sie blinzelte und riskierte einen Blick. Bis zum nächsten Looping dauerte es noch.

      »Ist das nicht herrlich?«, rief Angela und übertönte den Lärm der Wagen. »Fahren wir nachher gleich nochmal?«

      »Nein! Ich bin froh, wenn mein Magen nicht jetzt schon rebelliert. Kein Bedarf.«

      »Schade ...«, mehr konnte Angela nicht antworten, da die Bahn Anlauf für den zweiten Überschlag nahm.

      Erneut schloss Susi die Augen, ihre Hände krallten sich um die Sicherungsstange. Und wieder stellte sich alles auf den Kopf. Deutlich spürte sie, wie die Welt unter ihr hing. Am höchsten Punkts des Loopings schien für einen winzigen Augenblick die Schwerkraft aufgehoben, dann ging es mit Power abwärts. Die Fliehkraft drückte Susis Magen verdächtig nach oben. Es war eine ungewohnte Mischung aus Angst und Lebensfreude und so schrie sie mit den anderen um die Wette, als es abwärtsging.

      »He, guck mal«, rief Angela, wenig später, als sie eine weitere Steigung in Angriff nahmen. »Dieser Ausblick. Von hier oben aus kannst du jeden Boy erkennen. Dort drüben am Schießstand steht ein toller Typ.« Begeistert rutschte Angela auf ihrem Sitz hin und her. Fast wäre sie aufgesprungen, aber der eingerastete Bügel hinderte sie daran.

      »Hast du nichts anderes im Kopf als die Jungs? Meist sind das doch nur eingebildete Affen. Viel heiße Luft und Imponiergehabe. Wenn du hinter die Fassade siehst, gähnt dir eine große Leere entgegen.«

      »Bei dem Typen ganz bestimmt nicht«, verteidigte Angela den Unbekannten. »Schau ihn dir doch