Lucy van Geldern

Hechtsprung ins Liebesglück!


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Ahnung.« Nicht sonderlich interessiert antwortete Tobias seiner Schwester und verschwand im Kellerabgang.

      »Alles in Ordnung?« Besorgt erschien Frau Beck unter der Tür. »Ich sagte dir doch, nicht alle Teller auf einmal.«

      »Es ist nichts passiert Mutti, aber der dämliche Läufer ist eine Gefahr für jeden anständigen Bürger.«

      Mit Schwung stellte Susi die Teller auf dem Tisch im Wohnzimmer ab. Erleichtert fuhr sie sich mit beiden Händen durch ihr kurz geschnittenes, blondes Haar.

      »Susi hast du meine Autoschlüssel gesehen?« Aufgeregt stand Kai, ihr ältester Bruder vor ihr. Sein Blick schweifte ununterbrochen im Zimmer umher. »Ich hatte sie auf den Sofatisch gelegt. Seit einer Viertelstunde suche ich schon - ohne Erfolg.«

      »Ist ja gut. Ich helfe dir beim Suchen. Achtzehn wird man nicht alle Tage, dass du aber so den Kopf verlierst ...« Mitleidig schüttelte Susi den Kopf. »Es ist offensichtlich, du wirst senil.« Aufmerksam sah sie sich im Wohnzimmer um. Ein Grinsen huschte über ihr Gesicht, ihre hellblauen Augen blitzen auf. Mit ein paar Schritten war sie beim Tisch und hob ein paar Zeitungen hoch. Der Schlüsselbund klingelte leise, als sie ihn hin und her schwenkte. »Hier ist er.«

      »Vielen Dank, du hast den Abend gerettet. Stell dir vor, ich will den Wagen vorführen und finde den Schlüssel nicht.«

      »Du hast vielleicht Probleme. Wo verwahrst du deinen Reserveschlüssel? Oder hast du den ebenfalls verlegt?« Keck grinste sie ihren Bruder an und verschwand in der Küche.

      »Hat Tobias die Stühle schon gebracht?«, fragte Frau Beck. Sie richtete gerade ihren berühmten Kartoffelsalat her. »Zwölf Gäste sind kein Pappenstiel.«

      »Nein. Als ich Tobias zum letzten Mal sah, war er auf dem Weg in den Keller. Du kennst ihn ja, immer durstig.« Susi griff nach dem Tablett und stellte es mit Gläsern voll. Dieses Mal war sie vorgewarnt und stieg vorsichtig über den Läufer.

      Kai kam ihr entgegen.

      »Warte, ich nehme dir das Tablett ab, bevor du dir einen Bruch hebst.«

      »Räume lieber diese Stolperfalle aus dem Weg. Das Tablett schaffe ich schon.«

      Ein Blick auf die Wohnzimmeruhr belehrte sie darüber, dass ihnen nur noch eine Dreiviertelstunde bis zum Eintreffen der Geburtstagsgäste blieb. Ihr grauste es bei dem Gedanken, was sie alles noch zu richten und ins Wohnzimmer zu schleppen hatten. »Tobias, nein! Den Tisch habe ich eben dahin gestellt. Bitte lass ihn dort stehen! Nichts gegen deinen Ordnungssinn.« Susi stellte das Tablett ab und eilte zu ihrem Bruder, der den Tisch umrückte.

      »Entschuldige Susi. Ich wusste nicht, dass es Absicht war.« Tobias sah sie aus seinen hellblauen Augen an. Die Gläser der Brille vergrößerten sie zu riesigen, blauen Murmeln.

      »Wenn du dich nützlich machen willst, dann kümmere dich um die Stühle.«

      Rasch räumte Susi das Tablett ab und verschwand wieder. Nachdenklich sah Tobias ihr nach. Seine Schwester schuftete, als ginge es um ihren eigenen Geburtstag. Er zuckte mit den Schultern und begab sich auf die Suche nach geeigneten Sitzgelegenheiten. Das Ergebnis seiner Bemühungen schien sie jedoch nicht zufriedenzustellen.

      »Könnt ihr nicht etwas aufpassen? Fast wäre ich schon wieder gestolpert. Und das nur, weil ihr der Meinung seid, Stühle müssten unbedingt vor der Tür stehen.« Susi drehte sich, beladen mit dem Tablett ein wenig zur Seite und betrachtete das Hindernis.

      »Ruhig Blut, kleine Schwester«, sagte Kai und lächelte ihr besänftigend zu. »Du siehst doch, dass Tobias und ich alle Hände voll zu tun haben. Wir wissen schon nicht mehr, wohin mit dem vielen Sitzgelegenheiten.« Er stellte einen Stuhl hinter der Tür an die Wand, musterte ihn kritisch und schob ihn dann zurück zu den anderen.

      »Hat einer eine Idee, wo die Girlanden sind?« Tobias sah seinen Bruder an.

      »Sie liegen auf meinem Schreibtisch. Holst du sie eben?«

      »Ja«, sagte Tobias und verließ das Wohnzimmer.

      »Ausgezeichnet.« Kai erwischte endlich den richtigen Dreh und verteilte die Stühle rund um die beiden Tische. Jetzt fehlte nur noch die Dekoration.

      »Susi sei so lieb und leg die Servietten raus. Ich übernehme die verantwortungsvolle Aufgabe und hole die Bowle.«

      Zustimmend nickte Susi und räumte die Packungen aus dem großen Wandschrank.

      »Vorsicht, heiß und fettig.« Kai trug den großen Glaskübel herein. Kurz blickte Susi auf und sah ihrem Bruder zu, wie er die Terrine platzierte. In der rosaroten Bowle schwammen Erdbeeren und Kirschen. Sah das lecker aus, versonnen leckte sich Susi die Lippen.

      »Geschafft, ohne auch nur einen einzigen Tropfen zu verschütten.« Er wischte sich in einer übertriebenen Geste den Schweiß vom Gesicht. »Was man nicht alles für seine Geburtstagsgäste tut.«

      »Sie sind wohl wie du unmittelbar vor dem Verhungern. Jetzt sag schon, wen hast du alles eingeladen?« Susi musterte Kai neugierig.

      »Dreimal darfst du raten.«

      Diesen neckischen Tonfall kannte sie nur zu gut. Susi ahnte Schlimmes.

      »Wozu sollte ich? Schließlich sind es deine Gäste, die zur Fete kommen. Sicher kommt Benny, dein Schulfreund. Die anderen kenne ich nicht näher.«

      »Dann wirst du heute Abend eine Überraschung erleben. Marco kommt, und er hat mir gesagt, er freut sich riesig. Natürlich auf dich.«

      »Was ... Sag das noch einmal. Du hast deinen Arbeitskollegen eingeladen? Willst du mich auf den Arm nehmen? Ich mag diesen Dandy nicht.« Susi maß ihren Bruder mit zornigen Blicken. »Sag, dass es nur ein Scherz war.«

      »Ich scherze doch nie, Susi.« Kai hob abwehrend die Hände und beobachtete seine Schwester vergnügt. Eine entsprechende Bemerkung, und Susi stand kurz vor einem Vulkanausbruch. »Ehrenwort. Marco kommt, und er fragte mich in einer ruhigen Minute, ob du immer noch solo bist.«

      Jedes einzelne Wort brachte Susi mehr in Rage. Erregt knetete sie die Packung mit Servietten in ihren Händen.

      »Ich genieße die Zeit ohne Freund! Ob du es glaubst oder nicht.«

      »Was ist?« Tobias brachte die Girlanden herein, und legte sie laut raschelnd ab. Er sah Susis zornigen Gesichtsausdruck und murmelte etwas vor sich hin.

      »Wir reden über Marco«, sagte Kai. »Susi empfindet es als eine Zumutung, dass er kommt. Dabei versuche ich ihr nahezubringen, wie schön es zu zweit ist.« Verschwörerisch blinzelte er seinem Bruder zu.

      »Susi klein, ging allein ...«, begann Tobias ein altes Kinderlied.

      Da lief bei Susi endgültig das Fass über. Mit Wucht warf sie die Serviettenpackung nach ihm.

      Schnell bückte sich Tobias und entging knapp dem Wurfgeschoss. »Vorsicht, Lebensgefahr!«

      Laut klatschte es, und ein Sprühregen ging auf die beiden Boys nieder.

      »Oha, das Küken hat wieder einmal zugeschlagen.« Tobias wischte sich die klebrigen Tropfen der Bowle von seiner Brille. »Vor kleinen Schwestern wird gewarnt.«

      »Das hast du davon. Deine Gäste werden sich sehr wundern, warum die Bowle nach Plastik schmeckt.« Susi betrachtete nachdenklich die roten Flecken auf dem Tischtuch.

      Kai griff nach einer Gabel und fischte die träge dümpelnde Packung aus der Bowle.

      »Susi hole mir bitte einen feuchten Lappen. Ich versuche, die Flecken zu entfernen. Sonst denkt nachher jeder, dass hier ein Mord geschehen ist.«

      Achselzuckend ging Susi in die Küche und holte das Tuch.

      *

      »Das ist alles nur geklaut. Das ist alles gar nicht meines.«

      Leise dudelten der alte Song »der Prinzen« aus dem CD-Player. Tobias hatte den Lampenschirm abmontiert und dafür einen Lampion aufgehängt. Kuscheliges, rotgelbes Licht