Emerson Marie Parker

Kater sucht Kätzchen


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machten sie eine typische Handbewegung.

      „Der Mann an der Garderobe war eine Frau.“

      „Das ist ja noch romantischer. Eine Lesbe!“

      „Ist das dein Ernst Andrea?“, rief Isabella zweifelnd. „Die Stimme war eindeutig ein Mann!“

      10

      Sie grinste ihre Freundinnen unsicher an. Pia schnappte sich Isabellas Handy und betrachtete das Display. Die Nummer war deutlich zu lesen. Isabella sah den schelmischen Blick in den Augen ihrer Freundin. Dann wählte sie die Nummer. Isabella schlug die Hände vor die Augen und ließ sich auf den Sessel fallen. Pia hielt ihr das Handy hin. Das Freizeichen brannte sich in ihren Kopf ein. Ein paar Sekunden später meldete sich die ihr bekannte Stimme am anderen Ende der Leitung.

      „Hallo?“, rief der Unbekannte.

      Isabella räusperte sich laut. Ihr Hals fühlte sich an, als hätte sie gerade eine ganze Rolle Stacheldraht verschluckt. Sie bekam keinen Ton heraus.

      „Wer ist denn da?“

      Isabella wurde schwindelig. Das Handy drohte ihr aus der Hand zu fallen. Pia fing es auf und hielt es an Isabellas Ohren. Diese lächelte gequält und lauschte der ungeduldigen Stimme.

      „Sind Sie das wieder? Ich meine den Spaßvogel von heute Mittag?“

      Isabella lief knallrot an. Pia grinste dämlich. Am liebsten hätte sie das Telefon ihrer Freundin gegeben. Sollte sie doch mit diesem Typen reden.

      „Das ist nicht lustig! Du Perverser!“

      Seid wann sind wir per „du“?, fragte sich Isabella verärgert, da riss ihr Pia das Handy aus der Hand.

      Absolute Stille. Außer einem leisen Atmen. Er wurde ungeduldig. Kinder wären jetzt schon in albernes Kichern verfallen und hätten aufgelegt. John dagegen wurde nun richtig wütend und schrie ins Telefon.

      „Bist du eine perverse Sau, die sich aufgeilen will? Dann bist du bei mir an der falschen Adresse. Ich bin nämlich normalerweise der, der andere belästigt. Ha, da staunst du, was? Außerdem habe ich deine Nummer auf meinem Display. Ich kann dich also anzeigen, wenn ich will.“

      Isabella biss sich auf die Lippen. Verdammt! Pia schien sich eindeutig wohler in ihrer Haut zu fühlen, denn sie musste sich mit Mühe und Not einen Lachanfall verkneifen.

      „Haha, sehr witzig!“, lachte John. „Hast wohl einen Clown gefrühstückt.“

      Isabella kicherte. Pia gab ihr einen unsanften Rand. Isabella lachte nun hinter vorgehaltener Hand.

      „Na Hallo!“, lachte John.

      Eigentlich war er noch sauer. Doch seine Wut schmolz schnell dahin. Kein Wort mehr.

      „Warum reden Sie nicht mit mir?“, fragte John in die Stille hinein. „Sie haben so ein bezauberndes Lachen.“

      Ob es ihm damit ernst war?

      „Warum sollte ich?“, fragte Isabella leise.

      Sie war über ihren Mut erstaunt.

      „Sie können ja doch reden!“

      „Ja“, kam es leise zurück.

      „Woher haben Sie meine Nummer?“, fragte John, der die Stimme nicht erkannte.

      „Das müssen Sie doch am besten wissen!“

      „Keinen blassen Schimmer.“

      „Sie haben sie mir doch gegeben“, rief Isabella amüsiert. Das Katz und Maus Spiel war klasse.

      „Ich verstehe nicht!“, rief John.

      „Das ist ihr Problem!“ schnauzte ihn Isabella an.

      Der Typ schien das anscheinend ständig zu machen. Erst der halben Stadt seine Telefonnummer zustecken und dann einen auf prüde Primel machen. Aber nicht mit ihr!

      John verstand endlich.

      „Isabella?“

      Anscheinend schien er sich zu freuen. Sie schwieg betreten. Er hatte sie ertappt. Doch wer war er?

      „Woher wollen Sie das wissen?“

      „Nur so eine Vermutung!“

      „Und wenn ich jemand anderes bin?“

      „Dann verraten Sie mir doch ihren Namen!“, lachte John, der die Stimme längst erkannt hatte. Er musste sie nur lange genug in der Leitung haben, denn ihre Nummer war leider nicht auf dem Display zu sehen gewesen. Er hatte geblufft.

      „Ich heiße Rumpelstilzchen!“, lachte Isabella.

      Pia hatte ihr längst das Handy zurückgegeben. Isabella brauchte ihre Hilfe nicht.

      „Aber der seinen Namen nicht verraten!“, meinte John.

      Aha. Er kannte sich mit Märchen aus. Isabella lächelte wie ein Honigkuchenpferd.

      „Dann werde ich den meinigen auch für mich behalten.“

      „Das ist wirklich schade. Dann weiß ich ja nicht, von wem ich heute Nacht träumen werde.“

      „Sie sind ein Spinner!“, platzte es aus Isabella heraus.

      „Und Sie sind lieblicher als ein Gänseblümchen!“

      „Was ist denn an einem Gänseblümchen lieblich?“, kicherte Isabella.

      „Alles. Die Blüten, der Stängel und das Wunder, dass sie jedes Jahr von neuem erblühen.“

      „Das tut Löwenzahn auch!“

      Isabella konnte nur mit Mühe weitersprechen. Der Kerl war sensationell.

      „Au. Das tat weh.“

      John griff sich theatralisch an die Brust und stöhnte leise.

      „Kann ich endlich ihren Namen erfahren?“

      „Mein Name ist John Taylor.“

      „Und woher kennen Sie mich?“

      „Raten Sie doch!“

      Isabella überlegte, wo sie vor ein paar Tagen gewesen war. Ach ja, Silvester. Es war so viel passiert in der kurzen Zeit. Ihr Job forderte ihre ganze Aufmerksamkeit und Marcel wurde immer unausstehlicher. Je weiter sie die Karriereleiter nach oben stieg, desto böser wurde er.

      „Denken Sie mal scharf nach!“

      „Silvester!“

      „Bingo. Der Kandidat hat 1000 Punkte. Als Hauptgewinn gibt es eine aufblasbare Waschmaschine.“

      Isabella lachte albern. Pia und Andrea platzten fast vor Neugier. Isabella schaltete den Lautsprecher ein.

      „Habe ich schon eine!“

      „Dann muss ich Ihnen den anderen Hauptgewinn andrehen. Der ist aber wesentlich unangenehmer. Zumindest für die Ohren.“

      „Und was ist das?“

      „Ein Ständchen vor Ihrem Balkon!“, säuselte John dramatisch.

      Isabella musste laut lachen.

      „Das ist ja wie bei Romea und Julio!“, kicherte Andrea.

      „Das heißt Romeo und Julia! Und die sterben am Ende“, fauchte Pia.

      „Romea und Chuuuliooo!“, hauchte Andrea. „Wie schön!“

      Pia gab ihr einen Rand. Wie sollte sie dem Gespräch lauschen, wenn Andrea plapperte?

      „Was denken Sie, wie sehr sie erst lachen, wenn ich gesungen habe? Herzinfarkt inklusive! Und wenn Sie es wünschen eine Mund zu Mund Beatmung!“

      „Sie singen so schlimm?“

      „Ich würde an Ihrer Stelle