Emerson Marie Parker

Kater sucht Kätzchen


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ist. Oder?“

      „Das brauchst du mir nicht ständig unter die Nase zu reiben.“

      „Anscheinend schon. Ich hab zwar einen guten Draht zum Chef. Aber ob ich dir nach der Sache von vorhin helfen kann steht noch in den Sternen.“

      „Warten wir es doch erst einmal ab.“

      „Du solltest den Service übernehmen. Deine Angebetete ist in der VIP Lounge. Und der wird von den Oberkellnern betreut. Du kannst jetzt mal ans Arbeiten denken, ohne dir den Hals zu verrenken.“

      „Habe schon verstanden. Wann ist denn Schluss hier?“

      „In einer Stunde. So steht es im Vertrag“, rief Timo nach einem Blick auf die Uhr.

      „Das ist gut. Meine motorischen Fähigkeiten lassen langsam nach.“

      „Meine auch! Ich wollte vorhin schon in den Martini Zitronenscheiben legen“, lachte Timo.

      „Ich gehe jetzt mal an die Arbeit!“

      John und verschwand in der Menge.

      Timo schüttelte den Kopf und ging zurück an die Bar. Sein Freund brachte ihn noch um den Verstand. Er konnte es selbst nicht verstehen, warum er die Freundschaft nicht schon längst im Sand verlaufen ließ. John hing ständig mit zwielichtigen Typen ab, die schon am Tag zum Fürchten waren.

      Timo sah John nach. Ob das ein gutes Ende nehmen würde?

      5

      John lief mit seinem Tablett quer über die Tanzfläche. Mittlerweile war es schon bedeutend ruhiger geworden. Nur noch vereinzelt waren Paare auf der Tanzfläche. John konnte ungehindert an den Tanzenden passieren. John war irgendwie lustlos. Es lief alles schief. Isabella war mit diesem Proleten verlobt. Anscheinend war ihr Geschmack in Sachen Männer zum Kotzen. Nichts desto trotz war sie noch unverheiratet. Er konnte sich dazwischen drängen. Das Spiel lief und er musste seinen Einsatz machen. Und erst wenn die Kugel in einer Zahl landete, war das Spiel zu Ende. Rien ne vas plus. Von wegen!

      Er setzte sein bestes Lächeln auf und straffte die Schultern. Das wäre doch gelacht. Er würde als Gewinner aus diesem Match gehen. Der Typ hatte vielleicht die erste Schlacht gewonnen, aber der Krieg würde zu seinen Gunsten ausgehen. Isabella. Diese Frau ging ihm unter die Haut. Der bloße Gedanke an dieses zarte Wesen trieb ihm eine Gänsehaut über den ganzen Körper. Nicht nur Schmetterlinge flogen durch seinen Bauch. Nein! Es waren Flugzeuge.

      Wenn Isabella seine Verlobte wäre, würde er sie garantiert nicht wie einen Besen über die Tanzfläche schieben. Das war echt unterste Schublade. Wie konnte sich so eine hübsche und anscheinend auch wohlhabende Frau mit so einem Schnösel abgeben? Er konnte es ja verstehen, wenn sich eine hübsche, nicht ganz so vermögende Frau mit einem reichen Mann einließ. Schließlich war das Leben nicht einfach und wenn man arm war, noch viel schwerer. Nicht dass er viel Geld zum Leben brauchte. Schließlich kam er jetzt auch mit weniger aus. Aber damals war er nicht gerade der sparsamste Mensch auf diesem Planeten gewesen.

      Im Moment lebte er nicht auf der Sonnenseite. Er musste hart arbeiten. Doch es war sein Schweiß und seine Arbeit, die ihm das Geld einbrachte. Niemand konnte ihm am Ende des Monats die Kreditkartenabrechnung unter die Nase halten. Seine Eltern versicherten ihm zwar immer, dass es kein Problem für sie sei, wenn er soviel Geld ausgab. Aber der abfällige Blick seines Vaters sprach eine andere Sprache. Und nach einer gewissen Zeit wurde es ihm so unangenehm, dass er seinen Konsumrausch auf ein Minimum reduzierte.

      „Darf ich Ihnen noch ein Glas anbieten?“, fragte er nacheinander die Leute. Aber anscheinend verging einem nach gewisser Zeit die Lust auf gratis Champagner, denn die meisten lehnten dankend ab. Hurra, gleich Feierabend, dachte John erleichtert. Seine Füße wollten sich unbedingt in der horizontalen Lage ausruhen und es war ihnen völlig egal, ob sie heute Nacht alleine blieben.

      John brachte das halbvolle Tablett zurück an die Bar.

      „Die Leute haben wohl genug?, frotzelte Timo.

      „Kannst du mal die Möglichkeiten einer Co-Partnerschaft mit der Polizei ausloten? Vielleicht könnten wir halbe/halbe mit den Strafzetteln wegen Trunkenheit am Steuer machen?“, platzte es aus John heraus. „Wäre doch bestimmt ein einträgliches Geschäft!“

      „Du hast Ideen! Ich denke, die meisten der Herrschaften sind per „du“ mit denen. Keiner belangt einen Baumann wegen Trunkenheit am Steuer. Das ist der Vorteil, den man sich erkaufen kann.“

      „Vielleicht sollte ich zurück nach Hause gehen!“, rief John nachdenklich.

      „Ist das dein Ernst?“, fragte Timo hoffnungsvoll.

      Ihm würde es gefallen, wenn sein Freund aus dieser heruntergekommenen Absteige auszog.

      „Nicht wirklich. Ich will meine Freiheit genießen. Mein Vater kann mich mal.“

      „Und was ist mit deiner Mutter?“

      Timo wusste genau, dass hier Johns wunder Punkt verborgen lag.

      „Die vermisse ich schrecklich. Mein Vater und ich? Das gibt nur Krieg.“

      „Du könntest ja aufhören, ein so dickschädeliger Esel zu sein und einen Schritt auf deinen Vater zugehen.“

      „Und wofür? Damit er mich in seine Firma steckt?“

      „Du hast nun mal leider keine anderen Eltern. Du musst dich mit ihnen arrangieren.“

      „Warum sollte ich? Nenne mir nur einen Grund dafür?“

      „Deine Mom.“

      „War ja klar!“, stöhnte John.

      „Dir ging es doch immer gut! Oder?“

      „Das behaupte ich doch gar nicht. Klar bin ich lieber in unserem Bentley durch die Gegend gekurvt als mit dieser Blechschleuder.“

      „Warne doch deinen Vater vor. Wenn er das rostige Geknatter deiner alten Karre hört, soll er sich im Gartenhäuschen verkriechen.“

      „Das wäre eine Idee. Aber ich glaube, er schießt mich mit seiner Schrotflinte über den Haufen und tarnt es als Jagdunfall.“

      „Du übertreibst komplett“, lachte Timo. „So schlimm ist dein Vater nun auch nicht.“

      „Du hast Recht. Er muss erst jemanden schmieren, damit es als Unfall durchgeht.“

      „Ich gebe es auf.“

      „Das versuche ich dir schon die ganze Zeit zu verklickern. Aber du bist ja beratungsresistent.“

      „Aber du! Ich hab gehört, wem du da an die Gurgel gegangen bist.“

      „Weiß Antoine davon?“

      „Nein! Sonst wärst du schon einen Kopf kürzer!“

      „Wenn du dich in die Scheiße reitest, dann aber richtig. Und Isabella Gomez ist eine lebende Legende. Sie ist der berufliche Pit Bull Terrier. Wer sich der in den Weg stellt, kann sich schon mal einen Grabstein bestellen.“

      „Dann verstehe ich nicht, warum sie dem Armleuchter nicht in die Fresse gehauen hat?“

      „Steht vielleicht drauf“, kicherte Timo. „Isabella Gomez? Du bist der Hammer.“

      „Du hast sie doch auch nicht erkannt.“

      „Es war viel zu viel los. Ich kann froh sein, dass wir den Ansturm bewältigen konnten. Antoine muss dringend Leute einstellen, wenn wir den Osterdeal bekommen. Das ist eine gute Chance für dich, die Karriereleiter zu erklimmen.“

      „Dann brauchen wir uns doch keine Sorgen zu machen.“

      „Da bin ich mir unsicher. Marcel Baumann wird dich fertig machen, bevor du bis 10 gezählt hast.

      „Bin ich schon einen Kopf kürzer? Nein, also?“