Emerson Marie Parker

Kater sucht Kätzchen


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schloss ihr Auto auf und startete den Motor. Marcel war natürlich sauer, dass er auf sie warten musste. Doch es war ihr egal. Schließlich war sie ein eigenständiger Mensch! Wenn es nach Marcel ginge, könnte sie mit einer Leine neben ihm liegen und Sitz und Platz auf Kommando machen. Denn gegen ihren Job hatte er natürlich auch etwas. Er fand, seine zukünftige Frau brauche nicht zu arbeiten. Als wenn es darum ginge. Sie liebte ihre Arbeit und Unabhängigkeit.

      Sie wollte auf keinen Fall eine Hausfrau werden, die den ganzen Tag hinter den Kindern aufräumte. Klar wollte sie Kinder. Aber sie wollte bestimmen wann und wo. Ihr Studium und die Jahre in der Firma würden wie Rauch verblassen, wenn sie jetzt alles hinwarf. Sie hatte sich nicht gegen die männlichen Kollegen durchgesetzt, um jetzt als Putzfrau und Köchin zu enden. Nur über ihre Leiche.

      Die Kupplung quietschte laut. Verflucht! Dieser Mann kostet mich noch meine ganze Selbstbeherrschung. Sie versuchte den Gang erneut einzulegen. Sie fuhr aus der Parklücke und fädelte sich in den Nachmittagsverkehr ein. Ihr Handy klingelte. Mist, dachte Isabella. Bitte nicht Marcel! Sie kramte in ihrer Handtasche und es dauerte eine Ewigkeit, bis sie es endlich fand.

      „Endlich!“, stöhnte Pia Neudörffer.

      „Du hast das Talent, mich immer im Auto zu erwischen!“

      „Dann fahr halt weniger!“, erwiderte Pia.

      „Sitzt dein Aufpasser neben dir?“

      „Nein! Wieso sollte er?“

      „Weil er dich neuerdings besser bewacht als die Queen ihre Kronjuwelen.“

      „Das meinst du nur.“

      „Der klebt näher an dir als dein eigener Schatten!“, rief Pia. „Wie hast du ihn abgehängt?“

      „Reinigung!“, kicherte Isabella.

      „Wie kannst du dich auch dazu herablassen, mit dem Fußvolk zu reden?“, platzte es aus Pia heraus.

      „So bin ich halt!“

      „Die haben dich einer Gehirnwäsche unterzogen. Gib es zu!“

      „100 Prozent!“

      Sie musste scharf bremsen, weil sie beinahe ihrem Vordermann an der Ampel auf die Stoßstange geknallt wäre.

      „Auch noch Verkehrsrüpel?“, lachte Pia, nachdem sie von Isabella erfahren hatte, was beinahe passiert wäre.

      „Dann leg doch auf!“, rief Isabella.

      „Hast du noch ein Stündchen Zeit?“

      „Für dich immer!“, säuselte Isabella.

      „Dann komm zu mir rüber. Andrea ist auch schon auf dem Weg.“

      „Hast du sie auch im Auto überrascht?“

      „Klar. Sie kann aber besser fahren als du!“, lachte Pia und legte auf.

      „Ich kann meinen besten Freundinnen keinen Wunsch abschlagen. Bin gleich bei euch!“

      Isabella warf ihr Handy auf den Beifahrersitz und fuhr an den Stadtrat, wo Pia in einer wunderschön renovierten Villa lebte. Ihr Mann war gerade auf Geschäftsreise im Ausland. Kinder waren noch keine unterwegs, da Pias Job als Kinderärztin ihr keine Zeit dazu ließ. Aber sie war unglücklich. Hatte sie doch den ganzen Tag Babys und Kleinkinder um sich, die ständig laufende Nasen und Husten anschleppten. Was brauchte man mehr? Isabella parkte ihr Auto neben Andreas und ging die breite Auffahrt hoch.

      Pia riss lächelnd die Haustür auf und fiel Isabella um den Hals.

      „Hast du ein Ortungsgerät eingebaut?“, fragte Isabella und umarmte ihre Freundin ebenfalls.

      „Ich weiß einfach, wenn du kommst!“

      „Das ist unheimlich. Weißt du das?“

      „Das sagt mein Mann auch immer.“

      „Wo ist denn dein Schnippler?“

      „Ärztekongress in den Staaten“, lachte Pia. „Und er ist kein Schnippler!“

      „Er schneidet Menschen das Gehirn auf. Wie würdest du das nennen?“

      „Er ist Gehirnchirurg“, verbesserte sie Isabella.

      „Hat er sich Arbeit mit nach Hause gebracht?“, kicherte Isabella.

      „Klar! Wie immer. Liegt neben dem Schweinefilet und dem Nachtisch. Also nicht verwechseln.“

      „Ich werde einen großen Umweg um deinen Kühlschrank machen!“, lachte Isabella, während sie Andrea begrüßte.

      Isabella sah Andrea lachend an. Eine Träne lief ihr die Wangen herunter.

      „Macht doch mal so dumme Scherze, wenn mein Mann zu Hause ist!“, lachte Pia gehässig.

      „Bin ich wahnsinnig?“, lachte Andrea herzhaft.

      „Dann essen wir lieber in Zukunft auswärts“, prustete Andrea.

      „Wer weiß, was die euch auf die Teller packen!“, kicherte Pia.

      Andrea und Isabella schweigen betreten. Pia hatte Recht. Man konnte nie wissen, was man alles in einem Restaurant aufgetischt bekam.

      „Das ist eklig!“, rief Isabella. „Wir bestellen nachher Pizza und zwar ohne Fleisch.“

      „Du meinst ohne Gehirn?“, gackerte Pia los.

      Ihre Freundinnen fielen in das alberne Gelächter ein. Nach ein paar Minuten wurde Isabella ernst.

      „Ich muss Marcel noch Bescheid sagen.“

      „Dann mach mal, bevor die Nationalgarde hier aufschlägt und ich anschließend renovieren muss. Bin froh, dass der alte Kasten endlich fertig ist. Noch einmal möchte ich mir diesen Dreck nicht antun.“

      Isabella hob den rechten Zeigefinger. Augenblicklich verstummte das laute Gelächter. Pia rollte die Augen. Isabella wusste genau, dass ihre Freundin von Marcels Art mehr als genervt war. Irgendwo war es auch gerechtfertigt.

      „Hallo Schatz. Ich bin noch bei Pia zuhause. Ich komme etwas später.“

      Isabella nickte.

      „So gegen 21 Uhr. Essen steht im Kühlschrank. Du brauchst es nur noch warm zu machen.“

      „Wir bringen sie dir wohlbehalten zurück!“, rief Pia dazwischen. Sie war wie ein Rüde. Hier war ihr Revier und da duldete sie keinen anderen neben sich.

      Isabella legte schnell auf.

      „War das nötig?“, stöhnte sie.

      „Mehr als das!“, grinste diese frech. „Ja Schatz, ich hab dir Fresschen gekocht, damit du deinen faulen Arsch nicht bewegen musst. Ja du mich auch.“

      Pia äffte gerade das Telefonat nach.

      „Du bist doof!“, lachte Isabella.

      „Und was bist du?“, fragte diese lauernd. „Der Typ ist ein Arschloch und würde dich am liebsten einsperren.“

      „Du übertreibst!“

      „Es ist schlimmer! Der hat sich zu einem Tyrannen entwickelt.“

      „Er kann auch lieb sein!“, versuchte Isabella ihren Verlobten zu verteidigen.

      „Ja. Zum letzten Mal vor 2 Jahren.“

      „Das stimmt nicht!“

      „Dann war es vor 3 Jahren!“

      „Wir sind schon so lange zusammen. Da kann nicht nur Eitel Sonnenschein herrschen.“

      „Ich hätte den Typ schon längst in die Wüste geschickt?“

      Pia war genervt von Marcel.

      „Ich werde ihn heiraten!“

      „Dann bist du eine komplette Idiotin!“