Emerson Marie Parker

Kater sucht Kätzchen


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auf die Palme.

      „Dann verstehe ich deinen Ausraster nicht.“

      „Er war in Begleitung einer Frau und nachdem ich mich mit ihr unterhalten habe, war sie wie vom Erdboden verschwunden.“

      „Und da hast du gleich den Unbekannten in Verdacht?“

      John konnte schon ein komischer Vogel sein.

      „Wen denn sonst?“

      „Schon mal auf die Idee gekommen, dass sie deinetwegen getürmt ist? Ich habe von der Nummer auf der Tanzfläche gehört.“

      John lief knallrot an.

      „Timo?“, fragte er atemlos.

      „Klar! Wer sonst? Er macht sich ernsthafte Sorgen um dich. Was ist mit dir los?“

      „Das Mädchen geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich glaube, ich habe mich das erste Mal so richtig verliebt.“

      „Du arme Sau!“, rief Helen und schlug sich die Hände vor den Mund.

      „Warum das? Es ist ein schönes Gefühl. Wer ist sie?“

      „Den willst du gar nicht wissen.“

      „Was weißt du? Los rücke mit der Wahrheit raus.“

      „Du stürzt dich in dein eigenes Unglück. Vergiss die Frau schnell wieder.“

      „Warum sollte ich das?“

      „Weil es für deine Gesundheit besser ist!“

      „Und du meinst, damit gebe ich mich zufrieden?“

      „Wirst du müssen!“

      „Was ist mit ihr?“, bohrte John weiter.

      „Die Frau ist fünf Nummern zu groß für dich! Ganz einfach.“

      „Du weißt doch was. Und ich will es wissen! Sonst schaue ich dich mit meinem Arsch nicht mehr an.“

      „Du wirst als Leiche enden!“

      „Deine Sprüche machen mich nur neugieriger. Deine Taktik geht nicht wirklich auf.“

      Helen schwieg. John hatte Recht. Statt ihn von seiner fixen Idee abzubringen, setzte sie ihm nur noch mehr Flöhe ins Ohr.

      „Ich warte!“, rief John ungeduldig.

      „Die Frau heißt Isabella Gomez, 27, Tochter aus reichem Haus. Und der Typ ist ihr zukünftiger Ehemann Marcel Baumann. Von Beruf Sohn.“

      „Na und? Wo ist das Problem?“

      „Er ist der Sohn des Veranstalters. Er kann sehr unangenehm werden, wenn er möchte.“

      „Autsch!“, lachte John und legte den Kopf schief. „Da hab ich mich ja ganz schön in die Scheiße geritten, was?“

      „Das wäre noch milde ausgedrückt. Wenn der Typ will, nimmt er dich vollkommen auseinander.“

      „Der wird schon den Mund halten. Schließlich weiß er, was ich ihm angedroht habe.“

      „Und ich wette mit dir, das hat ihn keinen Millimeter beeindruckt!“

      „Mir egal. Der Typ ist ein Arschloch. Und er hat die Abreibung verdient. Aus, Ende, Basta.“

      „Das mag sein. Aber er kann dir von heute auf morgen alles nehmen. Und unser Chef verliert seine Firma. Und in diesem Beruf kann ein schlechter Ruf das Ende bedeuten.“

      John sah ziemlich zerknirscht aus. Er war zu weit gegangen. Aber die Zeit konnte man nun mal nicht zurückdrehen. Jetzt konnte er nur noch hoffen, dass der Kerl seine Schnauze hielt und das Ganze auf sich beruhen ließ.

      „Ist diese Isabella eigentlich noch da?“

      „Ja, warum?“

      „Weil sie verschwunden ist.“

      „Sie ist in der VIP Lounge. Und da haben solche wie wir keinen Zutritt!“

      Könnte ich haben, wenn ich wollte, dachte John frustriert. Aber außer Timo wusste niemand in der Firma von seinem Familienhintergrund oder deren Finanzen. Und das war auch gut so.

      „Wie schade!“

      „Das Leben ist hart“, lächelte Helen.

      „Aber ohne Harten kein Leben“, vervollständigte John den angefangenen Satz.

      „Du solltest zurück an die Arbeit, bevor jemand Verdacht schöpft.“

      „Ist wohl besser so.“

      John lächelte Helen an.

      „Was ist jetzt noch?“

      Wenn John sie so anlachte, wollte er etwas von ihr. Aber nicht das Gleiche, was sie sich wünschte. Zu einer emotionalen Annäherung war es leider nie gekommen. Leider!

      „Du könntest mir einen Gefallen tun!“

      „Und welchen? Ist das illegal?“

      „Nicht unbedingt!“, lachte John.

      Er riss einen Zettel vom Notizblock, der auf dem Garderobentisch lag und schrieb etwas darauf.

      „Kannst du den unauffällig in eine gewisse Jacke schmuggeln?“

      „Hast du sie nicht mehr alle? Dafür fliege ich achtkantig raus.“

      „Dann können wir gemeinsam beim Arbeitsamt sitzen.“

      „Du glaubst mit deiner umwerfenden Art alles erreichen zu können! Was?“

      Funktioniert doch!“, lachte John und gab Helen einen Kuss auf die Wange. Danach war er verschwunden.

      Wieso kannst du mir nicht mal einen Zettel in die Jacke stecken?, dachte Helen sauer. War sie etwa Luft für ihn? Er behandelte sie wie seine kleine Schwester. Küsschen hier, Küsschen da. Das Einzige was sie jemals zusammen unternahmen, war ein Kinobesuch. Als sie dort ankamen wäre Sie am liebsten im nächsten Schlagloch versunken, denn die ganze Belegschaft war dabei. Das zum Thema Romantik unter Kollegen. Die nächste Einladung hatte sie mit einem fadenscheinigen Grund abgesagt.

      Ständig verliebte er sich in die falschen Weiber. Keines der Mädels wollte mit einem armen Schlucker ausgehen, der Abendessen in einem Fast - Food - Restaurant für das Maß aller Dinge hielt. Welches Date schlürfte gerne Cola aus dem Pappbecher? Sie überlegte kurz, ob sie den Zettel nicht einfach in den Papiereimer werfen sollte, als sie es sich anders überlegte. John war doch eh nicht ihr Typ. Isabella Gomez war eine junge selbstbewusste Frau. Sie spielte in einer anderen Liga. John würde sie allenfalls amüsieren. Mehr nicht. Danach ließ sie ihn wie eine heiße Kartoffel fallen. Und dann konnte er mit dem Thema Isabella abschließen. Das sollte höchstens eine Sache von zwei oder drei Wochen sein, dann konnte die Trauerarbeit beginnen.

      Aber wie sollte sie Isabella dazu bringen, ihn zurückzurufen? Sie war mit dem reichsten Junggesellen der Stadt verlobt. Dazu sah er noch unverschämt gut aus, auch wenn John anderer Meinung war. Man konnte in dieser Situation nicht von neutraler Objektivität ausgehen. Und wenn sich Isabella bei seinem Chef beschweren würde, könnte sie die Ausrede von vertauschten Jacken benutzen.

      Helen steckte den Zettel mit der Telefonnummer in Isabellas Mantel. Jetzt hieß es abwarten und Tee trinken.

      Timo sah John entgeistert an. Dieser stand neben ihm, hielt das Tablett und grinste zufrieden.

      „Wo warst du?“

      „Hatte ein paar Dinge zu erledigen!“

      „Und die wären?“, fragte Timo sauer.

      „Der Chef hat nach dir gefragt. Ich hab ihm erzählt, dass ich dich zum Servieren nach nebenan geschickt habe.“

      „Und das hat er dir abgekauft?“

      „Muss er ja wohl. Außerdem weiß ich mittlerweile, mit wem du dich angelegt hast.“

      „Er