Wolfgang Priedl

COLLEGIUM.


Скачать книгу

Printersignatur aus?«

      »Was ist das?«

      »Da … Dann kann ich es dir nicht mit einem Satz erklären. Komm, anscheinend werden wir erwartet.«

      Lucas deutete zum Eingang, aus dem ein Mann ins Freie getreten war und den Kragen seines Anzugssakkos aufgestellt hatte, um sich vor dem Schneegestöber zu schützen.

      *

      »Grüß Gott, Martin Staudacher mein Name. – Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie Herr Holzinger sind. Herr Tomacic hat Sie angekündigt.« Der Leiter des Konferenzzentrums streckte dem IT-Spezialisten seine Hand entgegen.

      »Pe … Perez mein Name. Das ist Herr Holzinger«, erwiderte Lucas und zeigte auf seinen Chef.

      »Okay. Darf ich Sie gleich weiter bitten. Den Parkplatz haben sie ja bereits gesehen. Wird heute Nacht geräumt. Hoffentlich lassen die Schneefälle nach.« Staudacher hielt ihnen die Tür zum Foyer auf, das mit einem roten, schmalen Teppich ausgelegt war.

      »Das ist unser ›Red Carpet‹« schmunzelte er. »Hier befindet sich die Garderobe. Links von uns, zwei Tagungszimmer, das Marschallzimmer und dahinter das Kaminzimmer. Rechts vorne zweigt der Zugang zum Theaterfoyer ab und am Ende ist der Theatersaal, wo die Eröffnung stattfindet. Vor uns der ›Ovale Saal‹

      »Das bedeutet, hier wird der Empfang sein. Werden die Besucher registriert?«, fragte Holzinger.

      »Ja. Die Teilnehmer müssen ihre Einladung vorzeigen, welche mit der Gästeliste abgeglichen wird.«

      »Und wenn jemand seine Einladung vergessen hat?«

      »Dann wird er von einem der Vorstände des Economy-Clubs identifiziert und außerdem muss sich jeder ausweisen. – Morrison und Costa inspizieren soeben das Gebäude.«

      »Kann man das Schloss – außer über den Haupteingang – verlassen? Wie viele Türen sind unverschlossen und wo befinden sie sich?«, fragte Holzinger.

      »Alle sind ab dem Tagungsbeginn verschlossen. Nur die zum ›Raucherzimmer‹ – auf die Terrasse – wird geöffnet bleiben.« Staudacher schmunzelte.

      Peter schrieb Notizen in sein Büchlein. »Lucas, lass mich nicht vergessen, dort zwei von unseren Leuten zu postieren.«

      »... und natürlich die Notausgänge werden jederzeit von innen zu öffnen sein. Aber in diesem Fall erhalten wir ein Signal in der Zentrale.«

      Holzinger nickte. »Dort brauchen wir auch einen Mann.«

      »Z … Zwei Sicherheitsbeamte zur Terrasse, einer in die Zentrale«, diktierte Lucas in sein Mobile.

      Ein gedrungener Kerl stapfte auf sie zu. Er trug braune, kniehohe Lodenstiefel, dunkelgrüne Knickerbocker, einen schweren Walkjanker. Den breitkrempigen Filzhut zierte so manche Jagdtrophäe. Seine Hand umklammerte den Trageriemen eines Schnerfers, der tief an seinem Rücken baumelte. Aus listigen, kleinen Augen musterte er die Kriminalbeamten.

      »Darf ich Ihnen vorstellen: Herr Andreas Bleimann, unser Jäger und Förster in Personalunion«, sagte Staudacher.

      »Sehr erfreut«, erwiderte der Waidmann knapp, lüftete seinen Hut und wandte sich an den Leiter des Kongresszentrums. »Martin, ich werde heute Nacht ansitzen. Ich kann dir aber nicht versprechen, dass wir die Viecher bis morgen loswerden. Ich werde für das Schwarzwild eine Kirrung außerhalb des Geländes ausbringen«, informierte ihn Bleimann.

      »Probleme?«, fragte Peter interessiert.

      »Ja, durch den Schneefall kommen die Viecher bis zum Schloss und ackern das Erdreich um.«

      In diesem Augenblick schlug die Alarmanlage an. Eine Schlossmitarbeiterin stürmte an ihnen vorüber und rief dem Jäger zu. »Sie sind beim Theater.«

      Wie auf ein geheimes Kommando hefteten sie sich an die Fersen der Frau. Durch die tiefe Verglasung der Türe auf die Terrasse vor dem Theatersaal erblickten sie fünf Bachen und einen Eber.

      Der Jäger legte seinen Zeigefinger auf den Mund, während er seine Begleiter anschaute. Er griff in seinen Rucksack, zog eine Glock 17 hervor, ohne die Rotte aus den Augen zu lassen. Er lud seine Pistole durch. Mit all seiner Kraft drückte er gegen das verglaste Türblatt, doch die hohe Schneedecke stemmte sich von außen dagegen. Nach dem zweiten Anlauf stand die Tür einen Spalt weit offen.

      Die Schwarzkittel ließen sich von dem Geräusch nicht stören und steckten ihre Köpfe noch tiefer in den Schnee.

      Holzinger blies seinen Brustkorb auf. Grübelte. War Bleimann in Besitz eines Waffenscheins? Durfte er eine Waffe führen? Musste er ein Machtwort sprechen?

      Lucas erriet die Gedanken seines Chefs und schmunzelte.

      Langsam streckte der Jäger die Pistole durch den Türspalt, richtete sie gegen den Himmel und drückte ab.

      Der Knall hallte durch das Theater.

      Staudacher fuhr sich mit dem Zeigefinger ins Ohr und öffnete seinen Mund, soweit es ging.

      Langsam hoben die Tiere ihre Köpfe, als ob sie von einem Dirigenten geleitet worden wären; schließlich trotteten sie davon.

      Vergeblich versuchte der Waidmann, die verzogene Terrassentür zu schließen.

      Staudacher legte dem Jäger seine Hand auf die Schulter. »Andreas, mach dir keine Mühe. Das sollen meine Angestellten in Ordnung bringen.«

      Bleimann zuckte mit den Achseln und bedachte die Tür mit einem abwertenden Blick.

      Holzinger ließ sich die restlichen Räume zeigen. Als sie Costa und Morrison trafen, beschrieb er ihnen, wo er die Sicherheitsleute postieren würde. Sie nickten zufrieden.

      Peter warf einen Blick auf die Uhr.

      »Es wird Zeit …«.

      »O … Okay. Lass uns aufbrechen.«

      Die beiden Kriminalbeamten fuhren zurück in die Innenstadt. Rechtzeitig, um 17:45, setzte Peter seinen Freund vor dem Ronacher ab.

      »Sehe ich dich heute noch?«

      »Brau … Brauchst du mich?«

      »Dreimal darfst Du raten, wenn ich frage.«

      »Ge … Gegenvorschlag. Morgen 7:00 Uhr.«

      Peter blies seine Wangen auf und nickte. Während Lucas die Tür zuschlug, ließ er den Motor aufheulen und fädelte sich in den Verkehr ein. Langsam staute er sich über die Ringstraße zurück zur Bundespolizeidirektion.

      Im Büro warf Holzinger einen erstaunten Blick auf seinen Schreibtisch. Ordner, Blätter, Mappen, alles war fein säuberlich in Reih’ und Glied geordnet. Richards Werk, dachte er, während er sich an Tomacics Arbeitstisch erinnerte, als dieser noch aktiv war. Auf einem Zettel, der zuoberst lag, stand: ›Bin morgen um 7:00 im Büro. Bei Fragen, ruf an. Der ordentliche Paragrafenreiter‹.

      Ein Lächeln huschte über seine Lippen.

      Er fuhr den Computer hoch und startete das Mailprogramm. Die zweite Nachricht in der Liste war von Anna Steiger:

       Lieber Peter,

       ich habe folgende Mail erhalten. Möglicherweise ist sie nur ein Scherz, aber zur Sicherheit schicke ich sie dir. Vielleicht ist sie wichtig für dich:

       Hi, pls forward this message to Special Agent Holzinger:

       KLUG MANIPULATED RECIPE OF DRUGS, TO CHEAT AGENCY OF REGULATION.

      A friend.

      thx

       Ruf mich an, wenn du Fragen hast.

      lg Anna

       Peter lehnte sich in seinem Chefsessel zurück und bedauerte, dass er Lucas für den Abend freigegeben hatte.

      Das Kippgelenk