John Marten Tailor

SINODIS


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eigenen Gesetze. Auf Kuba hatte ich ihn kennengelernt, mich Hals über Kopf verliebt, was gar nicht meine Art war, und das in der ersten Urlaubswoche. Ich hatte im Treppenaufgang eines heruntergekommenen Hauses vor dem prasselnden Regen Schutz gesucht, ursprünglich auf der Suche nach einer typisch einheimischen Bar, die sich in unmittelbarer Nähe befinden sollte. Doch was ich stattdessen fand, stellte jegliche Erwartungen in den Schatten. Den Tipp mit der Bar hatte ich von einer erfahrenen Reisenden, einer Pool-Bekanntschaft, bekommen, um dem stereotypen All-Inclusive-Einerlei zu entfliehen. Bedauerlicherweise wollte sie mich nicht begleiten und so trat ich alleine den Fußmarsch von knapp zwei Kilometern an. Problemlos hätte ich auch ein Taxi nehmen können, aber es zog mich in die Freiheit, um die Luft des kubanischen Alltags zu schnuppern. Ich trug ein luftiges Sommerkleid und bequeme Espadrilles und fühlte mich mit meiner kleinen Umhängetasche bewaffnet bereit, Varadero zu erkunden. Auf dem Weg durch die Stadt öffnete der Himmel nach ein paar hundert Metern seine Schleusen für einen tropischen Regenguss, der in Sekunden bis auf die Haut vordrang. Als der Schauer endlich nachließ und ich es wagen wollte, meinen Unterstand zu verlassen, trat ein großgewachsener kräftiger Mann von links an mich heran und bat in akzentfreiem Englisch um Feuer. Ich schaute in seine braunen Augen und rang nach Luft. Ich hätte darin versinken können, daher verfiel auch ich automatisch ins Englische und stotterte:

      »Sorry, ich habe kein Feuer. Ich rauche nicht.« Der Duft seines Rasierwassers hüllte mich ein, und ich begann tatsächlich, mich zu einem wildfremden Menschen hingezogen zu fühlen. Was war nur mit mir los? Jetzt bloß die Contenance bewahren. Er hatte offenbar nicht bemerkt, dass ich mich wie eine Idiotin benahm. Glück gehabt. Er sah umwerfend aus, wie er dastand, die Haare von der Luftfeuchtigkeit wirr. Ich spürte die Wärme seiner Hand auf meinem Rücken, die eine Welle der Sinnlichkeit durch meinen Körper jagte. Er presste dreist die Lippen auf die meinen, zärtlich, unmissverständlich, hielt mich an den Hüften fest. Er hätte eine Ohrfeige verdient, doch er küsste zu gut. Sollte ich davonlaufen oder es genießen? Ich entschied, es zu genießen, so lange es dauerte. Nur ein einziger Kuss von ihm setzte alle Regeln außer Kraft, die mir bisher heilig waren. Mein Herz raste, Sehnsucht regierte das Geschehen und im Geiste wünschte ich mir einen Stall voller Kinder von ihm. Ich hatte sie immer für dummes Geschwätz gehalten, die Sache mit der Liebe auf den ersten Blick, doch nun schien es mich gepackt zu haben, ich war Sklavin meiner Gefühle, sie hatten das Kommando übernommen.

      »Kannst du haben, Kleines«, kam prompt die Antwort. Was? Bitte sag, dass ich das nicht laut ausgesprochen habe! Oh Gott! Ich quietschte auf, als er mich mit einer Leichtigkeit hochhob, als wäre ich eine Feder und keine erwachsene Frau von fünfzig Kilo. Ich wollte protestieren, doch der Blick in sein schelmisches Gesicht ließ mich alle Vorsicht vergessen. Mit einem charmanten Lächeln trug er mich durch ein dunkles Treppenhaus und die knarzende Treppe des gleichen alten Hauses hinauf. Oben schloss er eine Tür auf und stieß diese wenig später mit der Ferse wieder zu, als wir in einem schmalen Flur standen, von dessen Wänden die Farbe in großen Placken abblätterte.

      Herrje, kann mir mal jemand verraten, was ich hier eigentlich mache? Ein Kerl lächelt dich an und du wirfst alle Vorsicht über Bord? Mama wäre stolz auf dich.

      »Eine schicke Wohnung hast du«, ließ ich ablenkend verlauten, als er mich in seiner Küche wieder auf meine Füße stellte.

      »Möchtest du einen Kaffee?«

      »Ja, gerne«, entgegnete ich hölzern und kaum hörbar. Eigentlich hatte ich sagen wollen: »Für einen Kaffee würde ich sterben.« Er lehnte sich an mir vorbei, um Tassen aus dem Hängeschrank hinter mir zu nehmen. Oh Mann, riecht der gut, schoss es mir durch den Kopf.

      »Du aber auch.« Er küsste mich einmal mehr. Hatte ich das schon wieder laut ausgesprochen? »Hast du.«

      »Verdammt!« Mein Blutdruck hatte Hochkonjunktur. Das Zimmer drehte sich in einem Schwindelanfall, mein Schoß verlangte nach ihm.

      »Wie heißt du eigentlich? Ich finde es an der Zeit, uns vorzustellen.«

      »Amily«, fiepte ich wie eine winzige Maus. »Und wie heißt du?«

      »Man nennt mich Jack. Hier ist dein Kaffee, Amily. Woher hast du deinen schönen Namen?« Schweratmend antwortete ich:

      »Von meiner Mutter!« Oh nein, in Gedanken schlug ich mir die flache Hand vor die Stirn. Das war an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten. Ich biss mir auf die Unterlippe. Ein amüsiertes Funkeln trat in seine Augen.

      »Ein seltener Name. Woher stammt der?«

      »Aus dem Französischen, soweit ich weiß.« Er lehnte bequem am Küchentresen und trank seinen Kaffee, ohne seinen Blick von mir abzuwenden.

      »Ach so.«

      »Meine Mutter hat französische Wurzeln. Und du? Bist du etwa Kubaner?« Ich nippte an dem starken Gebräu.

      »Nein, Halb-Spanier.«

      »Ach, echt?« Er nahm meine freie Hand, zog mich an sich und küsste mich erneut so unverschämt gut, dass ich weiche Knie bekam. »Vorsicht!«, rief ich und knallte die Tasse auf die Ablagefläche der Küche, dass der Kaffee herausspritzte. Er umschlang mich mit beiden Armen und bedeckte meinen Hals mit Küssen. Ich schloss die Augen. Seine Hände glitten zu meinen Hüften hinunter und ich erschauderte. Es war ein angenehmes Schaudern, aber die Situation wurde brenzlig.

      »Olè!«, rief ich aus, eines der wenigen spanischen Worte, die ich fehlerfrei verwenden konnte. »Ich sollte vielleicht besser gehen ...«, versuchte ich, mich aus der Affäre zu ziehen. Mein Innerstes war in Aufruhr, ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, mein Magen protestierte nervös. Das machte mich noch kribbeliger, während diese wunderbaren Hände leicht um mein Steißbein kreisten und ich dabei war, mich immer mehr in diesen Mann zu verlieben - in einen völlig Fremden, in dessen Wohnung ich mich befand, in einem exotischen Land. Das ungewohnte Klima musste schuld sein, oder der Jetlag, daheim wäre mir so etwas im Leben nicht passiert.

      »Hast du eine Verabredung?«

      »Ja! – Ja, hab ich«, log ich. Jack war keinesfalls entgangen, dass ich ihm hoffnungslos verfallen war. Er zog mich seelenruhig und mit einer Selbstverständlichkeit, die mich erschreckte, in sein Schlafzimmer. Dort öffnete er den Reißverschluss meines Kleides, streifte mir unter Küssen das Blümchenkleid von den Schultern und betrachtete mich eingehend. Er ging auf die Knie und schob mir im Zeitlupentempo die Panty von meinen Hüften. Seine Hände streichelten über die Hüften zu meinem Po, sein Mund bedeckte liebevoll meinen Intimbereich. Wie konnte ich meine Erregung jetzt noch verbergen? Mein Schoß hatte seine eigenen Gesetze und bereitete sich auf eine Verköstigung der Superlative vor. Jack stand nun wieder aufrecht vor mir, erwiderte meinen Blick, jedoch nicht, ohne vorher seine magischen Augen bewundernd über meinen athletischen Körper wandern zu lassen.

      »Amily, du bist eine wunderschöne Frau.« Geschmeichelt und ermutigt zugleich knöpfte ich automagisch sein Leinen-Hemd auf und streifte es von seinem muskulösen Oberkörper. Ich öffnete seinen Gürtel und ließ seine schwarze Stoffhose auf die Holzdielen fallen. Meine Hände streichelten über seinen Bauch bis hin zu seinem erregten Penis unter der Boxershorts. Ich tat so, als wäre ich nicht überrascht. Immer wieder musste ich Jack küssen. Langsam wanderten meine Lippen nach unten zu seiner Brust, seinem Bauch und zu seinem harten Glied unter dem Stoff. Dabei vernahm ich ein wohliges Aufstöhnen, das er gewiss nicht hatte preisgeben wollen. Also hatte auch Jack weiche Knie bekommen. Ich streifte ihm bewusst langsam seine Unterwäsche von den Hüften, betrachtete ihn nun genauer - und war beeindruckt. Sanft knetete ich seinen Penis mit warmen Händen, ihn hingebungsvoll liebkosend. Unweigerlich stöhnte Jack auf.

      »Jack, du bist ein schöner Mann.« Seine Erregung stand plakativ vor mir und er grinste.

      »Du unanständiges Mädchen.«

      »Und das bin ich gerne, Jack«, erwiderte ich provozierend. Wenigstens hatte ich inzwischen meine Stimme wiedergefunden und stand auf. Ich legte meine Arme auf Jacks Schultern, zog ihn so nah, wie die physikalischen Gesetze es zuließen, an mich heran, unser warmer Atem vermischte sich mit der Neugier aufeinander. Sein steifes Glied zwängte sich zwischen meine Beine, berührte meine empfindlichste Stelle. Bloß nicht in Ohnmacht fallen, flehte ich innerlich