Harley Barker

Love and Crime


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an.

       „Der, der so aussieht, als würde er sich Sorgen um dich machen.“

       Eigentlich wollte ich gerade weiter gehen, doch das kann ich nun nicht mehr. Ruckartig bleibe ich stehen und schaue sie an.

       „Nein“, antworte ich nur. Und das ist nicht einmal gelogen. In meinen Augen gehört eindeutig mehr dazu, um jemanden zu kennen.

       „Schade, der sieht wirklich gut aus.“ Hannah wirft noch einen Blick nach draußen auf die Straße wo Zane noch immer steht.

       Er unterhält sich mit einem seiner Freunde und schaut immer wieder in die Richtung des Ladens. Ich bin mir sicher zu wissen, worüber sie sich unterhalten. Eigentlich gibt es da auch nur eine Möglichkeit.

       „Soll ich die Polizei rufen?“, fragt Hannah unsicher.

       Die Vorstellung davon, dass mein Dad hier wieder mit einem seiner Kollegen auftaucht, gefällt mir überhaupt nicht. Und eigentlich ist doch auch gar nichts passiert. Deswegen entscheide ich mich dafür, den Kopf zu schütteln.

       „Es sei denn Sally möchte das“, füge ich noch schnell hinzu.

       „Nachdem dein Auto aufgebrochen wurde will sie nur noch Ruhe haben“, lacht Hannah.

       Ich kann die Erleichterung, die ich gerade verspüre, nicht für mich behalten. Sofort macht sich wieder ein ungutes Gefühl in mir breit. Ich habe Angst, dass sie all das mit mir in Verbindung bringt und es sich nun doch noch einmal anders überlegt.

       „Mach dir nicht so viele Sorgen. Jetzt geh und unterschreibe deinen Vertrag.“ Mit den Worten lächelt Hannah mich aufmunternd an, bevor sie wieder an die Arbeit geht. Ich hingegen bleibe stehen und betrachte Zane, der auf der anderen Straßenseite steht.

       Ja, er sieht gut aus, mehr aber auch nicht. Mir ist durchaus klar, dass Männer, wie er, an jeder Hand mehr Frauen haben als Finger. Und das ist nun wirklich nicht das, was ich möchte.

       Es dauert, bis ich mich endlich dazu überwinden kann, mich in Bewegung zu setzen und zu Sally zu gehen.

       „Was ist hier denn zurzeit los?“, fragt Sally, als ich wieder in den Aufenthaltsraum komme. Sie schüttelt leicht den Kopf.

       Ich antworte nicht sofort, sondern nehme mir die Zeit und begutachte das Chaos, das der Typ angerichtet hat. Ein Teil meiner Sachen ist auf dem Boden gelandet und unter den Tisch gerollt, während die andere Hälfte auf dem Tisch verteilt ist.

       „Ich kann es nicht.“ Und das ist noch ein Punkt, der nicht gelogen ist. Vorhin hatte ich die Chance es zu erfahren. Zane hat keine Anstalten gemacht, es mir wenigstens ansatzweise zu erklären und ich hatte keine Lust, mich weiterhin mit ihm zu beschäftigen.

       Er hat nicht einmal einen kleinen Hinweis fallen gelassen. Aber ich bin mir sicher, dass er etwas weiß. Sonst hätte er mich nicht aufgehalten.

       „Wenn das so weiter geht, werde ich mir einen Sicherheitsmann vor die Tür setzen“, überlegt sie und schaut noch einmal in die Richtung der Tür.

       Ich hingegen setze mich langsam in Bewegung und räume meine Sachen wieder in die Tasche.

       „Lass uns lieber schnell die Verträge unterschreiben, bevor das nächste Unglück passiert.“ Sally zeigt auf die Unterlagen, die vor ihr auf dem Tisch liegen.

       Von einer Sekunde auf die andere werde ich wieder nervös. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich so schnell einen Job hier finden werde. Um genau zu sein hatte ich sogar die Befürchtung, dass ich in einem Supermarkt an der Kasse sitzen werde, bis ich einen Job gefunden habe.

       Langsam gehe ich zu ihr und lasse mich auf den Stuhl sinken, der ihrem gegenüber steht. Während ich nach dem Stift greife, der in der Mitte des Tisches liegt, kann ich nicht für mich behalten, wie sehr ich am Zittern bin.

       „Es ist ein großer Schritt. Aber du wirst erfolgreich sein und in den nächsten Monaten und Jahren noch eine Menge lernen. Da bin ich mir sicher. Um genau zu sein hat jeder mal eine Situation, die er in der Ausbildung nicht hatte. Am Anfang wird es vielleicht öfter vorkommen, aber das wird besser. Also keine Panik bekommen. Jeder hier im Laden hilft dir gerne. Und ich freue mich jedes Mal, wenn wir ein neues Talent in der Familie begrüßen dürfen.“

      Kurz hebe ich noch meinen Kopf und sehe sie an. Ich lasse mir ihre Worte durch den Kopf gehen und muss ihr recht geben. Deswegen unterzeichne ich beide Exemplare, bevor ich es mir noch anders überlegen kann. Als ich meine Hand wieder sinken lasse, fällt mir ein Stein vom Herzen. Ich habe wieder einen großen Schritt geschafft. Einen Schritt, der mich meinem Ziel näher bringt.

       Das Ziel, hier zu leben und zu arbeiten.

       „Ich danke Ihnen für die Chance“, murmle ich.

       „Die hast du dir zu verdanken, nicht mir. Ich erkenne Talente, wie meine Schwester schon so treffend gesagt hat. Ich musste das auch erstmal lernen. Es fiel mir nicht immer so leicht. Als ich damit angefangen habe, lief es sogar ziemlich drunter und drüber im Salon. Meine Familie hat mehr als einmal gedacht, dass ich das erste Jahr nicht schaffen werde. Mir ist klar, dass man davon jetzt nichts mehr merkt. Aber es ist wirklich so. Damit es so abläuft, wie jetzt, musste ich die letzten Jahre durch eine harte Schule gehen. Dein erster Arbeitstag wird am Montag sein. Und nicht vergessen, ausgiebig feiern.“ Sie drückt mir einen Vertrag in die Hände. Glücklich lächelnd nehme ich ihn entgegen, stecke ihn in meine Tasche und verlasse den Raum, nachdem ich mich verabschiedet habe. Kaum habe ich einen Schritt nach draußen getan, donnert mir lauter Applaus entgegen. Ich kann sogar Pfiffe hören.

       „Siehst du? Ich habe dir doch gesagt, dass das nur Papierkram ist“, verkündet Hannah und schließt mich in ihre Arme.

       „Wir haben ein neues Mitglied in unserer Familie“, stellt Daisy fest und klopft mir auf die Schulter. „Das ruft förmlich danach, dass wir es heute Abend feiern.“

       Noch bevor ich etwas dagegen einwenden kann, stimmen ihr alle zu.

       „Das wäre beschlossen“, ruft Daisy.

       Als ich am späten Nachmittag nach Hause komme, kann ich überhaupt nicht mehr nachvollziehen, wieso ich heute Morgen so aufgeregt war. Nun bin ich die Ruhe in Person, denn bis auf den kleinen Zwischenfall lief es wunderbar.

       „Wenn ich dein Lächeln richtig deute, lief der Tag wunderbar“, begrüßt mich Monica.

       „Ja, wenn man mal von …“, beginne ich. Doch bevor ich aussprechen kann fällt mein Blick auf meinen Dad, der auf dem Sofa sitzt und die Zeitung liest.

       „Hi“, begrüßt er mich. „Und Herzlichen Glückwunsch. Ich gehe mal davon aus, dass du die Stelle bekommen hast.“

       „Ja, habe ich. Wir gehen nachher alle feiern und am Montag fange ich an.“ Mehr sage ich nicht. Ich bin nur froh, dass ich nicht ausgesprochen habe. Er wäre sofort hellhörig geworden und hätte die Ermittlungen aufgenommen. Vor allem vor dem Hintergrund, was alles bereits passiert ist.

       „Und wenn man mal von was?“, erkundigt er sich. Das ist einer der wenigen Augenblicke, in denen ich es hasse, dass mein Dad Polizist ist. Jeder andere Vater würde wahrscheinlich nicht nachhaken, meiner macht es.

       „Nichts“, erwidere ich nur und weiche ihm aus.

       Ich bin mir sicher, dass er ein klein wenig merkt. Er wäre nicht so gut in seinem Job, wenn er das nicht machen würde. Außerdem bin ich seine Tochter, die er verdammt gut kennt.

       Es gibt Dinge, bei denen ist es wahrscheinlich besser, wenn mein Dad sie nicht kennt. Und das ist eines davon.

       Er sieht mich so an, als würde er mich schweigend zum Sprechen bringen wollen. Als ich noch klein war, hat das auch funktioniert. Jetzt bin ich weit davon entfernt mich davon beeindrucken zu lassen. Schließlich bin ich kein kleines Kind mehr.

       „Ich bin oben und mach mich fertig.“ Schnell drehe ich mich um und eile die Treppen hoch. So will ich verhindern, dass er vielleicht doch noch nachfragt. Ich weiß ja nicht einmal, wieso ich es Monica